Peter - Der Dämon im Kopf

  • Diese Geschichte hat gesessen! Ich habe gestern kaum ein Auge zu machen können, weil mir so viele Gedanken durch den Kopf schwirrten.
    Diese Geschichte ist für Böckem sicher eine Schlüsselgeschichte, weil sie so intensiv erzählt wird und auch seiner persönlichen Geschichte ähnelt. Ich kann mir vorstellen, dass sie für ihn eine Art Vision oder Warnung war, wie seine Geschichte hätte ausgehen können, wenn er, wie Peter in der Geschichte, nicht die Kraft aufgebracht hätte der Sucht Paroli zu bieten. Dies glaube ich, an der Art wie die Geschichte erzählt ist, herauslesen zu können.
    Eine sehr traurige Geschichte für mich. Ich hätte, wie wahrscheinlich Peter auch selber, nicht gewußt wie dem Mann zu helfen ist. Ich kann Andrea in ihrer späteren Flucht vor Peters Dämon und ihre Ablehnung sehr gut nachvollziehen. Sie hat so oft versucht mit ihm den Entzug zu schaffen und ist immer wieder gescheitert. Was blieb ihr letztlich noch als sich selbst zu retten?
    Ich kann allerdings auch Peter sehr gut verstehen, der sich hoffnungslos in diesem fatalen Strudel der Sucht verloren hat und einfach nur noch laut nach Hilfe ruft und sich an jeden vermeintlichen Strohhalm als Rettung vorm Ertrinken festkrallt ( so z. B. der Kinderwunsch). Er fühlte sich unverstanden, verraten und verlassen.
    So grüble ich immer noch, ob und wie Peter zu helfen gewesen wäre...
    Vielleicht hätte ihn seine Familie früher fallen lassen müssen, um ihm seine bescheidene Situation zu verdeutlichen? Ich habe mich schockierenderweise sogar gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er seinen ersten Selbstmordversuch nicht überlebt hätte... :shock:


    Ich muss wirklich an dieser Stelle nochmals den Stil des Autors positiv erwähnen.
    Kurze Sätze, harte Fakten (die einem heftig um die Ohren sausen), authentische Szenarien und trotzdem (oder gerade deswegen) sehr ergreifend.

  • Man kann es nicht passender beschreiben: Die Geschichte hat gesessen!!! Und wie. :shock:
    Ich habe die Geschichte grad zuende gelesen und weiss mit meinen Gedanken momentan garnicht wohin.


    Mein erster Gedanke zu diesem Zeitpunkt:
    Ich kann Andrea verstehen. Ich hätte an ihrer Stelle sicher genauso gehandelt. Kling jetzt vielleicht etwas egoistisch, aber ich hätte ein Zusammenleben mit Peter auch nicht mehr ausgehalten. Und sie hat wirklich viel mitgemacht. Aber ich denke irgendwann ist dann mal ein Punkt erreicht wo man einfach nicht mehr kann. Nicht mehr helfen kann und nicht mehr zusehen kann. Für mich waren dabei 2 Dinge ausschlaggebend. Die Sache mit der Hochzeitsreise und das er in Andreas Buchladen Geld unterschlagen hat um sich Drogen zu kaufen. Dann ständig Entzug, Rückfall, Entzug, Rückfall.



    Sicher hat wie Schoenchen schon gesagt auch auch Peter nach Hilfe geschrien. Er hat sicher auch nicht genug Hilfe bekommen ABER er hat selbst auch nicht viel dazu beigetragen. Bei ihm hat der besagt "Eiserne Wille" gefehlt. denn davon habe ich in der Geschichte nichts mitbekommen...das er aufhören WILL. Ich denke dzu war er zu dem Zeitpunkt noch nicht weit genug am Boden. Auch ein Kind hätte daran meiner Meinung nach recht wenig geändert. Vielleicht hätte ihn seine familie wirklich fallen lassen sollen aber gerade Peters Familie hat reichlich wenig dazu beigetragen Peter zu helfen. Die Vorwürfe nach Peters Tod an Andrea fand ich besonders schlimm.
    Aber ich muss auch sagen das er mir leid tat. Sehr leid.
    Über seine Kindheit und seinen Polizeidienst wird ja recht wenig gesagt, aber vielleicht waren das für ihn auch ausschlaggebende Punkte, denn was mich verwundert hat ist der Selbstmordversuch kurz nachdem die Poizei bei ihm zuhause war.
    Warum ein Selbstmordversuch zu diesem Zeitpunkt?


    Ich habe so ein gespaltenes Gefühl momentan das ich garnicht richtig beschreiben kann.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Diese Geschichte war wirklich sehr krass. :shock: Ich habe sie gestern gelesen aber ich konnte nicht sofort etwas dazu sagen, ich musste erstmal Abstand gewinnen und meine Gedanken ordnen.


    Mein erster gedanke war auch der, dass ich Andrea gut verstehen kann. Und ich habe mich gefragt wie sie es so lange ausgehalten hat. Immer wieder steht sie ihm bei dem Entzug bei, versucht ihm zu vetrauen. Das muss sie doch selber dermaßen belastet haben, dass sie sich da noch um Peter kümmern konnte. Respekt!


    Ich denke auch das Peter vielleicht "aufgewacht" wäre wenn seine Familie ihn falle gelassen hätte, oder es ihm zumindest glauben lassen hätte. Oder er wäre dann noch mehr in das ganze hinein gerutscht. Aber die Vorwürfe gegen Andrea fand ich ziemlich heftig, vorallem weil sie ja nicht kampflos aufgegeben hat. Sie hat um ihn gekämpft und hat versucht ihm zu helfen. Was hätte sie denn noch tun sollen?

  • Das trifft es wohl ziemlich genau: „Das hat gesessen.“ :thumright:
    Mir ist beim Lesen der Geschichte ziemlich viel durch den Kopf gegangen. Einerseits die distanzierte Schreibweise Jörg Böckems, ohne zu bewerten. Irgendwie hatte ich immer im Hinterkopf, jetzt muss er doch aber einmal schreiben wer etwas falsch macht oder so in der Art. Aber das war wohl nicht seine Vorstellung, als er dieses Buch schrieb.
    Andererseits ist die Geschichte natürlich sehr berührend. Für mein Empfinden hat Andrea schon fast zu lange gebraucht um sich von Peter zu lösen. Die Reaktionen seiner Schwester kann ich mir eigentlich nur mit ihrer eigenen Hilflosigkeit erklären. Dabei sehe ich auch, dass Peter seine Rehabilitation nach seinem „Unfall“ schon auf Lügen aufgebaut hat. In seiner Lage zwar verständlich, aber es wird dadurch nicht leichter. „Sein Arbeitgeber, der einem Alkoholiker Hilfe anbieten würde und einem Drogenabhängigen wie ihm nur Strafe.“ Das erklärt einiges, aber ich frage mich ist das wirklich so oder war das nur seine Angst. Das wirft dann natürlich auch Fragen zum Polizeidienst allgemein auf. Dann geht es in der ganzen Geschichte natürlich immer wieder um Vertrauen, welches Peter in seiner Drogenkarriere eigentlich nie gerechtfertigt hat. Für mich stellt sich die Frage, in wie weit sollte und kann man einem Süchtigen vertrauen? Daraus folgt dann aber auch wieder: Wie stark muss ein Ex-Junkie sein, um mit ewigem Misstrauen zu leben?
    Dann würde mich auch noch interessieren wie es bei uns im Strafvollzug ist, haben die Häftlinge die Möglichkeit eine Therapie zu machen oder im Anschluss an ihre Haftzeit?
    Irgendwie hat die Geschichte mehr Fragen aufgeworfen, als Antworten zu geben, aber auf alle Fälle genug Stoff zum Nachdenken geliefert.

  • Zitat

    Original von Suspiria
    Man kann es nicht passender beschreiben: Die Geschichte hat gesessen!!! Und wie. :shock:
    Ich habe die Geschichte grad zuende gelesen und weiss mit meinen Gedanken momentan garnicht wohin.


    Genauso gehts mir auch gerade... :-?
    Ich denke mir gerade, ich kann irgendwie jeden verstehen...


    Die Vorwürfe gegen Andrea finde ich auch nicht gerechtfertigt.
    Sie hat ihm geholfen, mit ihm einiges durchgestanden. Hat immer wieder an eine Zukunft geglaubt, seine Beteuerungen ernst genommen. Sie hat ihn sogar lange gedeckt, als er Geld unterschlagen hat, privat und von ihrer Buchhandlung. Erst viel zu spät hat sie ihm meiner Meinung nach die Kontovollmachten und dergleichen (Aufgaben in der Buchhandlung etc.) entzogen.
    Sie hat ihm damit geholfen, aber hat ihm das wirklich geholfen?


    Zitat

    Original von Lovely
    Ich denke auch das Peter vielleicht "aufgewacht" wäre wenn seine Familie ihn falle gelassen hätte, oder es ihm zumindest glauben lassen hätte. Oder er wäre dann noch mehr in das ganze hinein gerutscht.


    Das habe ich mir auch überlegt. Andrea hat ihn nicht fallen lassen, sondern ihm nach dem Auszug nicht mehr so geholfen wie früher. Und er ist daraufhin noch mehr abgerutscht... Hatte dann gar keine Kraft mehr, sich auch nur ein kleines bisschen zu befreien.


    Anfangs war er denke ich noch selbst von seinen Beteuerungen überzeugt, die Sucht überwinden zu können. Mit jedem Rückfall ist er noch weiter in diesen Sumpf geraten und konnte irgendwann nicht mehr aus. Trotz Therapie, das finde ich so schade...
    Schade, dass es nicht mehr zum geplanten Umzug in die Nähe seiner Mutter kam, was er ja selbst so wollte.

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

    Einmal editiert, zuletzt von Süße ()

  • Zitat

    Original von jannmaat
    Für mich stellt sich die Frage, in wie weit sollte und kann man einem Süchtigen vertrauen? Daraus folgt dann aber auch wieder: Wie stark muss ein Ex-Junkie sein, um mit ewigem Misstrauen zu leben?
    Dann würde mich auch noch interessieren wie es bei uns im Strafvollzug ist, haben die Häftlinge die Möglichkeit eine Therapie zu machen oder im Anschluss an ihre Haftzeit?


    Ich werde dazu mal meine Mutter befragen, die arbeitet in Berlin in der Alkohol- und Medikamentenentwöhnung, vielleicht kann die ein paar Fragen fachkundig hierzu beantworten? Ich rufe heute mal an...

  • Zitat

    Original von Schoenchen


    Ich werde dazu mal meine Mutter befragen, die arbeitet in Berlin in der Alkohol- und Medikamentenentwöhnung, vielleicht kann die ein paar Fragen fachkundig hierzu beantworten? Ich rufe heute mal an...


    Schoenchen
    Ich bin zwar nicht jannmaat, aber mich würde das auch interessieren. :wink: Das wäre super - vielen Dank schon mal!

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  • für mich ist peters geschichte tatsächlich eine schlüsselgeschichte, einmal wegen des extremen doppellebens und weil hier extrem deutlich wird, dass wir uns vom gängigen junkieklischee verabschieden müssen, zum anderen, weil die fatalen verstrickungen von co-abhängigkeit so deutlich werden. peters sucht hat nicht nur sein, sondern beinahe das seiner gesamten familie zerstört.


    zum strafvollzug - in deutschland gibt es für jeden, der wegen vergehen gegen das betäubungsmittelgesetz oder beschaffungskriminalität verurteilt ist, die möglichkeit einer stationären therapie statt strafvollzug. die therapiezeit wird auf die haftzeit angerechnet und der rest nach ende der therapie zur bewährung ausgesetzt. (ist allerdings nur möglich, wenn die haftstrafe nicht zu lang ist)


    wie weit kann man einem süchtigen vertrauen? schwierige frage! auf der einen seite ist das gefühl, nicht fallengelassen und wie ein schwerkrimineller behandelt zu werden für jeden süchtigen immens wichtig. zum anderen ist kontrollverlust wesentlicher bestandteil der krankheit sucht. ich denke, das wichtigste für angehörige ist es, klare eigene grenzen zu ziehen. gerade weil süchtige in der regel große probleme mit grenzen haben - eigenen und anderen - ist es hilfreich, wenn der andere klar ist. bis hier her kann ich dir helfen, und da ist schluß. wo die grenze liegt, muß jeder für sich herausfinden. in der regel gilt - ausstiegsorientiertes verhalten unterstützen, süchtiges eher nicht aber da sind die grenzen manchmal fließend - in meinem fall hat es mir in sachen suchtausstieg geholfen, dass in der phase vor der therapie freunde mich im job gedeckt haben und auch geld für drogen geliehen, wenn keins da war. aber zu dem zeitpunkt war für michschon klar, dass ich in therapie gehen würde. wie gesagt, schwierig.

  • Zitat

    Original von Autor


    zum strafvollzug - in deutschland gibt es für jeden, der wegen vergehen gegen das betäubungsmittelgesetz oder beschaffungskriminalität verurteilt ist, die möglichkeit einer stationären therapie statt strafvollzug. die therapiezeit wird auf die haftzeit angerechnet und der rest nach ende der therapie zur bewährung ausgesetzt. (ist allerdings nur möglich, wenn die haftstrafe nicht zu lang ist)


    Wollte ich eben gerade schreiben, aber das hat Jörg mir netterweise abgenommen. :thumright:

  • Zitat

    Original von Autor
    zum strafvollzug - in deutschland gibt es für jeden, der wegen vergehen gegen das betäubungsmittelgesetz oder beschaffungskriminalität verurteilt ist, die möglichkeit einer stationären therapie statt strafvollzug. die therapiezeit wird auf die haftzeit angerechnet und der rest nach ende der therapie zur bewährung ausgesetzt. (ist allerdings nur möglich, wenn die haftstrafe nicht zu lang ist)


    Ich finde das eine gute Lösung, denn ich glaube nicht das ein Häftling der wegen Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz im Knast clean werden würde. Man hört ja sehr oft das Drogen dort (insbesondere in Frauengefängnissen) an der Tagesordnung sind. Bzw. manche Häftlinge auch erst im Knast mit drogen anfangen.
    Von daher finde ich das eine gute Idee. Allerdings finde ich müsste dann noch mehr für die Betreuung danach getan werden.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

    Einmal editiert, zuletzt von Suspiria ()

  • Leider komme ich zu diesem Beitrag auch erst heute, aber ab morgen bin ich dann wieder für längere Zeit da.



    Nun zu Peter. Das ist eine ganz furchtbare Geschichte, aber leider ist der Verlauf in den meisten Fällen genau so. Man kommt aus diesem Hexenkessel einfach nicht mehr heraus und man wird auch immer wieder rückfällig, es ist sozusagen eine Katze die sich in den Schwanz beisst wie wir sagen, also ein ewiger Kreislauf, genau wie bei Alkohol.


    Dazu kommt dann natürlich mit der Zeit auch die Kriminalität, weil einfach das Geld ausgeht und man nicht mehr weiß, wo man welches auftreiben soll. Der Drogenkonsum wird ja außerdem auch immer höher. Ich persönlich finde, Andrea hat genau das Richtige gemacht, in dem sie sich von ihm trennte, sonst wäre sie noch auf der Straße gelandet, weil der Buchladen wäre mit Sicherheit weg gewesen. Ich denke auch, dass man Peter nicht hätte helfen können, solange er nicht wirklich selbst den Willen dazu aufbringt. Eine ganz, ganz schwierige Situation, der man leider hilflos gegenübersteht.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Peters Geschichte hat mich wirklich schockiert, vielleicht gerade, weil man schon von der Überschrift her wusste, dass er es nicht geschafft hat.
    Die Co-Abhängigkeit von Andrea wird in der Geschichte sehr deutlich und ich habe mich beim Lesen die ganze Zeit über gefragt, wie sie das nur ausgehalten hat. Ich konnte es teilweise gar nicht glauben, wie viel Kraft diese Frau für ihren Mann aufgebracht hat. Immer wieder Therapien, immer wieder diese Geheimnisse, dass sie mit niemandem reden konnte und sich immer allein gefühlt hat.


    Als beschrieben wird, wie sie bei der Hochzeitsreise plötzlich ein Schniefen aus dem Badezimmer hört und daraufhin Peters Jackett untersucht, konnte ich ihr dieses "bitte nicht!"-Gefühl echt gut nachfühlen. Es war ein echter Schock. Und dann diese Gedanken, dass er bei der Hochzeit auf Drogen gewesen war, dass sie alle ihre Träume und Hoffnungen aufgebaut hat und alles umsonst war...
    Dass sie so lange durchgehalten hat, finde ich sehr tapfer von ihr.
    Man kann ihr auf gar keinen Fall Vorwürfe machen, schließlich hat sie alles getan, um Peter zu retten und ihm Halt zu geben.


    Ich fand schon, dass man bei Peter auch den Willen gespürt hat, von den Drogen loszukommen, aber sie waren eben stärker als er. Vielleicht liegt das auch daran, dass er sich selbst immer als Fall von außen betrachtet hat? Vielleicht war ihm gar nicht so klar, dass es um sein eigenes Überleben ging? Oder vielleicht war das alles nur Selbstschutz?


    Trotzdem finde ich an der Geschichte vor allem das Schicksal von Andrea so mitreißend und aufwühlend, weil sie zeigt, wie sehr sich das Leben eines Menschen verändert, auch wenn er selbst nicht abhängig ist, wenn der Partner oder ein Angehöriger Drogen nimmt.

  • Ich hab die Geschichte von Peter und Andrea gestern abend beendet und ich kann nur sagen, mir geht es wirklich ziemlich genau wie meinen Vorrednern.
    Ich fand diese Geschichte wirklich sehr heftig und berührend, ich musste das Buch wirklich erstmal weglegen und meine Gedanken sammeln.


    Ich persönlich, habe wie gesagt noch keine Erfahrungen mit Drogen oder drogensüchtigen Menschen gemacht, und war deshalb zunächst erstmal total geschockt und auch verblüfft wie "einfach" (zumindest zu anfang) dieses Doppelleben zu sein scheint.
    Ich kann auch nicht so genau erklären inwiefern ich mir das vorgestellt habe, aber ich dachte das die Menschen die drogensüchtig sind einfach viel auffälliger sind 8-[
    Das er sogar im Polizeidienst arbeiten konnte und trotzdem nicht aufgeflogen ist oder das seine Freundin die ihn ja schon lange kennt und mit der er auch zusammen lebt eifach nicht bemerkt hat oder vielleicht auch nicht bemerken konnte, dass er wirklich drogensüchtig ist.
    Auch irre fand ich, dass er immer wieder rückfällig wurde, ohne das es aufgefallen ist ... ich hab mir das Verbergen von diesem Doppelleben einfach "schwieriger" vorgestellt.
    Ich hoffe ich gehe da nicht zu naiv dran, aber das fand ich wirklich erstaunlich!



    Zum anderen war ich auch erstaunt wie diese Co-Abhängikeit tatsächlich aussieht.

    Zitat

    Original von Strandläuferin
    Die Co-Abhängigkeit von Andrea wird in der Geschichte sehr deutlich und ich habe mich beim Lesen die ganze Zeit über gefragt, wie sie das nur ausgehalten hat. Ich konnte es teilweise gar nicht glauben, wie viel Kraft diese Frau für ihren Mann aufgebracht hat. Immer wieder Therapien, immer wieder diese Geheimnisse, dass sie mit niemandem reden konnte und sich immer allein gefühlt hat.


    Genau das hab ich auch immer wieder gedacht!


    Ich hab während der ganzen Zeit sehr mit Peter mitgelitten und gehofft das er da irgendwie rausfindet - wo er ja auch das Glück hat, eine Frau (und später eine ganze Familie) zu haben die so hinter im steht.
    Aber auch mit Andrea hab ich mitgefühlt und ich finde sie hat ein fast so schlimmes Schicksal.
    Sie hat ihren Freund bzw. Mann die ganze Zeit unterstützt und ihm immer wieder geholfen, ihn immer wieder gedeckt und hat so viel Kraft für ihn aufgebracht.
    Dadurch das Peter nicht wollte das irgendjemand etwas mitbkommt, hatte sie meiner Meinung nach ein doppelte Belastung, da sie ja mit niemandem drüber sprechen konnte oder sich gar Rat und Hilfe holen konnte.
    Ich konnte ihre Entscheidung nur zu gut verstehen, dass sie irgendwann an eine Grenze gekommen ist, ich finde sie hat ja auch wirklich lange durchgehalten.
    Deshalb tat sie mir am Schluss umso mehr Leid, als sie von Peters Familie so ausgegrenzt wurde, sie hätten das alles mal richtig reflektieren sollen um zum Schluss zu kommen, dass Andrea alles Mögliche für Peter getan hat!


    Ich möchte nun auch noch erwähnen wie gut ich die Erzählweise von Jörg Böckem finde, trotz dieses sensiblen Thermas ist es absolut flüssig und angenehm zu lesen =D>

    Liebe Grüßle
    Halbengelchen


    Momentan :study: Black Dagger - rauf und runter!


    Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!(Albert Einstein)

  • Ich fand die Geschichte auch sehr heftig.
    Unglaublich, dass er die Drogensucht so lange so gut verstecken konnte. Besonders Andrea gegenüber, mit der er ja zusammen gewohnt hat.
    Ich kann aber Andreas Flucht am Schluß sehr gut verstehen und finde es schade, dass sie da nicht mehr Unterstützung von Peters Familie hat. Schließlich hat sie schon Peters Entziehungsversuche und Rückfälle vorher miterlebt, als seine Familie noch gar keine Ahnung hatte. Peter zerstörte sein Leben, musste es da unbedingt sein, dass er Andreas gleich mit zerstört (nicht nur ihre Buchhandlung, sondern auch ihre psychische Gesundheit stand auf dem Spiel). Irgendwann kam einfach der Punkt, an dem sie sich selbst retten musste.
    Irgendwo habe ich mal gehört, dass man Drogensüchtige am besten zu einem Entzug bringen kann, indem man sie fallen lässt. Erst wenn sie so richtig im Sumpf leben, niemand ihnen raushilft, ihnen Geld leiht ect., würde ihnen klar, dass sie unbedingt clean werden müssen und nur wenn sie es wirklich wollen, gibt es eine wirkliche Chance für sie, von den Drogen los zu kommen. Ich weiß nicht, ob das stimmt und man kann das sicher nicht verallgemeinen. Vielleicht weiß es jemand, der solch eine Situation schon mal erlebt hat.
    Wobei ich gleich sagen kann, dass dies eine unglaubliche Leserunde ist und ich möchte mich bedanken und meine Bewunderung für alle aussprechen, die Erfahrungen mit Drogen gemacht haben und hier so offen und ehrlich darüber berichten.
    Danke auch an Bonprix, dass sie mal wieder so eine tolle Leserunde mit Autor in die Wege geleitet hat. Und vielen Dank an den Autor, dass er sich bereit erklärt hat mitzumachen.
    Ein bisher wirklich tolles, bewegendes Buch und ich bin gespannt auf die noch folgenden Geschichten und Diskussionen.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Zitat

    Original von Pandämonium
    Wobei ich gleich sagen kann, dass dies eine unglaubliche Leserunde ist und ich möchte mich bedanken und meine Bewunderung für alle aussprechen, die Erfahrungen mit Drogen gemacht haben und hier so offen und ehrlich darüber berichten.
    Danke auch an Bonprix, dass sie mal wieder so eine tolle Leserunde mit Autor in die Wege geleitet hat. Und vielen Dank an den Autor, dass er sich bereit erklärt hat mitzumachen.
    Ein bisher wirklich tolles, bewegendes Buch und ich bin gespannt auf die noch folgenden Geschichten und Diskussionen.


    Dem schließe ich mich an. =D>