Bernd - Aus dem Himmel in die Hölle

  • Au weia! Das ist ja nun eindeutig die abgedrehteste Geschichte, irgendwie zum Lesen auch die anstrengendste. Mir ist noch ganz blümerant zu Mute vor lauter Trips und Wahn!


    Bei dieser Geschichte haben mich eigentlich am meisten die Eltern von Bernd aufgeregt, besonders diese elende Typ von Vater. Das der spiel- und alkoholkrank ist kann ich verstehen, aber das er seinen Sohn von einem Tag auf den anderen komplett fallen lässt und nur noch seine neue Familie kennt, es ihm sogar egal ist ob der Sohn lebt oder stirbt, hat in mir echte Hassgefühle geweckt. Wenn ich dem Typ begegnen würde... :twisted:
    Auch der Stiefvater und die Mutter stehen nicht hoch im Kurs bei. Das erinnert mich doch alles zu sehr an den Vater meines Mannes, der auch seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn hat und auch seine Enkel nicht kennt; auch der wollte nur noch für seine neue Familie da sein und hat den Kontakt zu meinem Mann, aus fadenscheinigen Gründen, gänzlich abgebrochen. Solche Eltern kann ich einfach nicht verstehen, ich frage mich warum manche Menschen Kinder bekommen. Was es für sie bedeutet Kinder zu haben... Ernähren, in die Schule schicken und fertig?
    So, jetzt geht es mir besser... :lol:


    Bernds Geschichte ist für mich die personifizierte Horrorvision. Vor LSD hatte ich immer Respekt eben aus diesen Gründen. Es gab da im entfernteren Bekanntenkreis auch jemanden, der eingewiesen werden musste wegen drogeninduzierter Psychose. Wer weiß was aus dem geworden ist... Wie gesagt : Horror!
    Ich habe ja nun auch selber einige Male Pappen genommen. Der erste Trip war so lustig, dass ich mich wirklich stundenlang schlapp gelacht habe. Der zweite war schon irgendwie abgedrehter, aber noch gut. Danach kam ein heftiges Negativerlebnis, das ich jetzt nicht im Detail schildern brauche, das aber ziemlich heftig war. Das war dann auch der letzte Trip, ein zum Glück heilsames Schockerlebnis ohne Folgen... Schwein gehabt!
    Bernd hatte das leider nicht, man sieht die Folgen! LSD für mich eine der gefährlichsten Drogen, eben wegen dieses Risikos.

  • Die Geschichte von Bernd war wirklich abgedreht. Ich habe sie gerade beendet und mir schwirren so viele Gedanken im Kopf umher das ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll.


    Ich sitze jetzt geschlagene 8 Minuten vor diesem Fenster und weiß nicht was ich sagen soll. Ich könnte mich stundenlang über die Eltern aufregen, besonders über den Vater. Soetwas kenne ich aus meiner Familie nur zu gut. Meine Großeltern haben zu meinem Onkel seid gut 23 Jahren den Kontakt abgebrochen und niemand weiß wo er ist und wie es ihm geht. Er war als Kind schwer Erziehbar und hat dann auch angefangen Drogen zu nehmen. Soweit ist weiß war er 19 und extrem Drogensüchtig als er weggezogen ist. Aber die interessiert es auch nicht was mit ihm ist. [-( Was ich echt nicht verstehen kann.


    Ich hoffe sehr das Bernd seinen weggehen wird und das das Thema Drogen für ihn ein für alle mal abgeschlossen ist.

  • Puh, diese Geschiche ist heftig. :shock:
    Und anstrengend zu lesen durch diese Psychosen und Erlebnisse.
    Ich weiß im Moment gar nicht, was ich dazu sagen soll... werde mich später nochmal hier melden!

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Ja, diese Geschichte nimmt einen mit. Dabei muss ich ehrlich sagen, dass ich in erster Linie seine Exfreundin Alexandra bewundere. Was diese auf sich genommen hat und mit ihm durchgestanden hat, kann wahrscheinlich niemand ausser ihr selbst richtig ermessen. Also meine Hochachtung hat sie jedenfalls. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es für sie eine Erleichterung war als Bernd sich von ihr trennte, wie sie ja auch sagte. Eigentlich hatte sie ja wohl einiges nachzuholen. Diese Odyssee Bernds durch die verschiedenen Kliniken, habe ich glaube ich nicht so ganz begriffen. Oder war das teilweise wirklich so, dass er medikamentiert wurde als wäre er ein Neuzugang, ohne das die Mediziner sich seiner (Kranken)-Geschichte sicher waren? Wie wurde er überhaupt behandelt? Als Obdachloser, denn wenn er auf eine Versicherungskarte behandelt worden wäre, wäre es doch möglich eine Krankengeschichte zu erfahren, oder nicht?

  • bernds geschichte hat mich extrem fasziniert, vor allem, weil es ihm gelungen ist, mir einen sehr plastischen eindruck in einen völlig fremden zustand und form der wahrnehmung zu vermitteln. anstrengend, und wie, aber wie ich finde sehr eindrucksvoll.


    bernd hat letztes jahr geheiratet, eigentlich hat er sich in den vergangenen jahren sehr gut geschlagen. wir haben sogar eine lesung in hannover gemeinsam absolviert.
    vor einem monat habe ich dann eine sms von ihm bekommen "bin total manisch und wieder in der psychiatrie. mir gehts großartig!" in seiner welt ist die sms leider völlig schlüssig.


    auch wenn das thema drogen für ihn wohl beendet ist - seine psychiotischen und manisch-depressiven phasen werden ihn wohl für den rst des lebens in der einen oder anderen form begleiten.

  • Zitat

    Original von Autor
    vor einem monat habe ich dann eine sms von ihm bekommen "bin total manisch und wieder in der psychiatrie. mir gehts großartig!" in seiner welt ist die sms leider völlig schlüssig.


    In der Tat sehr schlüssig, denn die Manie scheint ja für ihn das Größte... Das nenne ich mal positives Denken ! :wink: Im Ernst, es ist schon bewundernswert, wie Bernd mit seiner Krankheit umgeht. Habe ich das richtig verstanden, dass die Drogen sozusagen nicht der einzige Ursache für die Psychose waren, sondern auch genetische Disposition und Erfahrungen/Erlebnisse? Hätte es also auch sein können das Bernd ohne die Drogen in die Psychose abgedriftet wäre?

  • Ich fand die Geschichte auch echt abgedreht. Nach dem Lesen dieser Geschichte mussté ich erstmal eine kleine Pause einlegen, denn ich hatte das Gefühl gerade von einer Achterbahnfahrt gekommen zu sein, so rasant hat sich das gelesen.


    Während der ganzen Geschichte tat Bernd mir eigentlich nur leid. Viele sagen vielleicht"selber Schuld" er hätte die Drogen ja nicht nehmen brauchen, aberIch habe eigentlich nur Mitleid empfunden, da ich es mir vorallem schrecklich vorstelle solche Psychosen zu haben.
    Ich kenne jemanden der unter Panikattacken leidet und weiss daher wie schlimm solche "Anfälle" sein können. An dieser Stelle auch meinen Respekt vor Alexandra.


    Allerdings freue ich mich für ihn das es ihm den Umständen entsprechend gut geht und er sogar geheiratet hat. Ich denke das ihm das den nötigen Halt gibt, den er braucht. Hoffentlich behält seine Frau die Kraft um ihn die nötige Stärke zu geben.
    Nur traurig ist das er die Psychosen nicht mehr los bekommt.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • die drogen waren wohl tatsächlich der erste auslöser, aber die krankheit wurzelt tatsächlich im gehirnstoffwechsel (deshalb ist ohne medikamente auch kaum was zu machen) und die möglichkeit, dass auch andere faktoren die psychose hätten auslösen können, ist hoch. von "selber schuld" kann keine rede sein (wie im übrigen bei keinem der im buch portraitierten), zum einen kann er für seine neurale disposotion ja nix, zum zweiten ist mit so einer reaktion nach drogenkonsum wohl kaum zu rechnen. ich denke auch, dass bernd das beste aus seiner situation macht.

  • Nein, damit ist wohl wirklich kaum zu rechnen. Bei dem Sohn einer Kolllegin funktioniert dieser Gehirnstoffwechsel auch nicht mehr. Bei ihm kam diese Krankheit praktisch "über Nacht". Er hat seitdem schwere Depressionen. Der Auslöser dafür - so vermuten die Ärzte - war wohl Stress auf Arbeit. Ich denke bei Bernd hätte die Krankheit auch irgendwann durch einen anderen Faktor ausgelöst werden können.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Bernd ist ja wohl einer der extremeren Fälle, wobei ich mir nicht sicher bin, ob seine diversen Zustände wirklich nur durch die Drogen entstanden sind. Ich glaube fast, dass da schon einiges in den Genen vorhanden war und die Drogen dann einfach der Auslöser für die Krankheitszustände waren.


    Auch in diesem Fall waren ja die Familienverhältnisse sehr desolat und wie es ja häufig vorkommt, geben sich Kinder, die von einem Elternteil verlassen werden, fast immer selbst die Schuld daran. So auch Bernd, der eigentlich den Weggang des Vaters nie richtig verarbeitet und sich immer verlassen gefühlt hat und der Stiefvater passt ja dann auch genau ins Bild. Bewundernswert fand ich seine Ex-Freundin Alexandra, die total hinter ihm gestanden ist und ihm sehr viel geholfen hat, was ich mir übrigens auch etwas mehr von der Mutter gewünscht hätte.


    Erstaunt war ich übrigens über die detaillierte Erzählung von Bernd, dass er sich bei den vielen „Ausfällen“ noch so an alles erinnern konnte. Nach wie vor ganz hervorragend Jörg Böckem, der das alles unglaublich neutral zu Papier bringt, was ja in seiner Situation nicht so einfach sein dürfte. Kommen da nicht wieder eigene Erinnerungen hoch?


    Mich wundert bei diesen einzelnen Geschichten nur, dass niemand richtig körperlichen Schaden durch die Drogen davongetragen hat. Üblicherweise kämpfen doch fast alle mit einer Gelbsucht, Leberleiden und auch kaputten Zähnen, etc., aber niemand hat etwas in dieser Art erwähnt. Irgendwie habe ich bei Bernd das Gefühl, dass er es nie ganz schaffen wird, aus diesem Dilemma herauszukommen, obwohl ich es ihm natürlich sehr wünschen würde.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Zitat

    Original von Suspiria
    Ich fand die Geschichte auch echt abgedreht. Nach dem Lesen dieser Geschichte mussté ich erstmal eine kleine Pause einlegen, denn ich hatte das Gefühl gerade von einer Achterbahnfahrt gekommen zu sein, so rasant hat sich das gelesen.


    Genau so ging es mir auch, zeitweise dachte ich sogar, dass mich das eher an einen Roman denn an eine Geschichte über einen drogensüchtigen Mann erinnert.
    Es ist wirklich recht anstrengend zu lesen gewesen, allerdings auch äußerst eindrucksvoll.



    Es ist wirklich fast unglaublich was die Drogen alles auslösen können, wobei es eigentlich logisch ist, dass sie Auslöser sein können da sie für den Körper Stress bedeuten.



    Zitat

    Original von jannmaat
    Ja, diese Geschichte nimmt einen mit. Dabei muss ich ehrlich sagen, dass ich in erster Linie seine Exfreundin Alexandra bewundere. Was diese auf sich genommen hat und mit ihm durchgestanden hat, kann wahrscheinlich niemand ausser ihr selbst richtig ermessen. Also meine Hochachtung hat sie jedenfalls. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es für sie eine Erleichterung war als Bernd sich von ihr trennte, wie sie ja auch sagte. Eigentlich hatte sie ja wohl einiges nachzuholen.


    Du sprichst mir aus der Seele.
    Ich fand es die ganze Zeit während dem Lesen total erstaunlich, dass sich seine Eltern v.a. dieser furchtbare Vater -auf den ich lieber nicht genauer eingehen möchte, da ich mich Stunden aufregen würde- von ihm abwenden und seine Freundin so toll hinter ihm steht! Hut ab =D>
    Ich kann allerdings genauso gut nachvollziehen, dass sie eine Art Erleichterung verspürt hat, als es sich von ihr getrennt hat!
    Ich finde es toll das er eine neue Freundin, die ja mittlerweile seine Frau ist, gefunden hat und hoffe das er mit ihr glücklich wird.
    Eventuell ist es für sie beide etwas leichter, da sie ja ebenfalls an Depressionen leidet und so gut nachvollziehen kann, was er durchmacht.

    Liebe Grüßle
    Halbengelchen


    Momentan :study: Black Dagger - rauf und runter!


    Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!(Albert Einstein)

  • Bernds Geschichte war wirklich eindrucksvoll. Die Halluzinationen, die er geschildert hat, werde ich nicht so schnell vergessen, und auch die Ideen, die er so hatte, gerade was seine "Verbindung" zu Westernhagen und anderen Stars betrifft... Es muss hart sein, über so etwas offen zu reden und es nicht nur sich, sondern auch anderen offen einzugestehen.
    Denn von außen betrachtet denkt man wirklich schnell, dass er einfach "ein bisschen durchgeknallt" ist.


    Seine Freundin Alexandra habe ich auch bewundert. Dass sie sich so aufgeopfert hat und ihm quasi die Familie ersetzte, finde ich absolut bewundernswert.


    Man kann Bernd nur wünschen, dass er es jetzt schafft und dass er den Halt findet, den er braucht. Einen sehr mutigen Schritt hat er durch das Erzählen seiner Geschichte ja schon gemacht! :)