Georg - Gehirn wegsprengen

  • Bei dieser Geschichte bin ich ja schon sehr auf Janmaats Beitrag gespannt und halte mich mal bewusst zurück. Nur eines : Ich war nach dem Lesen gestern wieder fix und fertig und dann irgendwie auch sehr froh mit der Geschichte durch zu sein.

  • :shock: :pale: Jetzt bin ich aber doch sehr geschockt, wenn ich ehrlich bin! Dabei war das Ende der Geschichte sicher nicht happy, aber ließ einem doch Raum zum Hoffen. Gerade weil Georgs Geschichte so anschaulich und auch recht ausführlich geschrieben wurde, ist mir fast als hätte ich ihn ein wenig gekannt. Ich habe über seinen Tod gerade im Netz noch mal nachgelesen. Das macht mich doch jetzt schon sehr betroffen.
    Als Kind hatte ich immer diesen wunderbaren Glauben, dass alles zum Schluss sich zum Guten wendet. Es war sehr schmerzhaft für mich, wenn das Leben mir knallhart beibrachte, dass dies eben nicht immer so ist. In der Geschichte von Georg wurde es mir wieder deutlich vor Augen geführt und ich merke, dass es auch heute noch immer wieder weh tut.

  • Eigentlich war ich schon auf dem Weg ins Bett und hätte heute wahrscheinlich gar nicht mehr weitergelesen. Aber dann habe ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, keine Beiträge zu lesen bevor ich nicht selbst das Stück gelesen habe, in diesen Thread geschaut und die Todesnachricht hat mich dann dazu bewogen die Geschichte noch zu lesen.
    Dies ist ein Terrain, welches mir dann doch sehr vertraut ist und viele der Gedanken, welche Georg bewegten konnte ich durchaus nachvollziehen. Er beschreibt ja recht anschaulich gleich zu Anfang wie die Euphorie, welche nach einer gelungenen Therapie oder bei ihm einem gelungenen Schlussstrich vorhanden ist irgendwann verblasst und der Alltag wieder einkehrt. Das wiederum ist etwas worauf ich schon während meiner Therapie vorbereitet wurde. Die Suchtgeschichte verläuft bei jedem Alkoholiker irgendwie gleich, ob er nun gezwungen ist sich Verstecke für seinen Alkohol zu suchen oder nicht. Auf jeden Fall ist er immer gezwungen sich zu verstellen und denkt in den meisten Fällen auch noch dass es ihm sehr gut gelingt. Auch diese ständigen Abstürze sind mir bekannt, wenn auch in anderer Form, da ich in meinem Job Angst hatte, dass sich durch meine Sauferei irgend jemand anders verletzte oder noch schlimmeres passierte. Ich hatte dann die letzten 2 - 3 Jahre vor meiner Therapie und meinem finalen Absturz wirklich nichts mehr an Bord getrunken, so lange wir auf See waren jedenfalls. Danach folgte dann auch bei mir wieder das Muster mit Saufen und Abstürzen. Was mir aufgefallen ist, war die Arroganz (denke ich jedenfalls) die Georg hatte. Dieses vermeintliche Unterfordertsein in der Therapie in den Geprächsgruppen ist meines Erachtens einfach Angst die eigene Sucht wirklich aufzuarbeiten. Denn meiner Meinung nach sind diese Gespräche, wenn man sich einer Gruppe relativ Fremder öffnen muß, der eigentliche Schüssel zu einer erfolgreichen Therapie. Das Schwierige ist nicht einmal so viele private Sachen an andere weiterzugeben, sondern der Zwang der daraus folgt sie einmal bis zu Ende zu durchdenken. Das hat mich zum Heulen gebracht, mir aber auch die im Buch beschriebene Kapitulation gebracht. Bei Georg spielt die Familie sicher eine grosse Rolle, dass sein Vater als Chirurg so verstockt gegen eine Therapie ist, kann ich mir kaum erklären.
    So, das sind jetzt meine ersten Gedanken zu dieser Geschichte.

  • Ich bin gerade mitten in der Geschichte. Meine Gedanken dazu folgen...


    Was mich nur bis jetzt total schockiert sind die Mengen die Georg trinkt. Wahnsinn. Das musste ich jetzt irgendwie einmal los werden. :pale:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Ich bin nun auch mit dieser Geschichte durch und bin natürlich auch über die Todesnachricht sehr schockiert, aber irgendwie hatte ich schon ein komische Gefühl das so etwas kommen musste da er ja schon einige Selbstmordversuche gemacht hat. :pale:. Trotzdem war ich geschockt :pale:
    Okay, zur Geschichte:
    Wie ich ja schon geschrieben hatte haben mich ja am meisten die Mengen Alkohol schockiert die er so konsumiert hat. Das hat sich mir immer die Frage gestellt. Wie viel hält ein Körper aus? Echt Wahnsinn.
    Dann auch an dieser Stelle Hut ab vor Monika die ja auch sehr sehr viel mit Georg durchgemacht hat.
    Besonders krass fand ich jedes Mal seine "Abstürze" dazu fallen mir auch im Moment nicht die richtigen Worte ein.
    das schlimme hier ist das Alkohol so allgegenwärtig ist und keiner davor gefeit ist auch in diese Art der Abhängigkeit zu geraten. Auch ich hatte mal in meiner jugendlichen Sturm und Drang Zeit Phasen wo ich recht viel Alkohol konsumiert habe. Ich kenne auch diese "Black outs" wenn es doch mal zuviel war. Wie müssen dann erst solche Abstürze sein?


    Das wären auch von mir erstmal meine ersten Eindrücke und Gedanken...

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  • Gerade diese Abstürze haben für mich diese Geschichte so intensiv miterleben lassen. Denn auch bei mir war das Timing manchmal schlecht und das sind dann schlimme Erfahrungen. In seinem ersten Buch hat der Autor einmal geschrieben: "Drogensucht macht die Zeit zum Feind."
    Wenn ich einen wichtigen Termin hatte und mein Timing war schlecht, dann ging es mir ganz genau so wie es Georg oft ging. Noch 2-3 Bier und dann schlafen. Aber durch das schlechte Gewissen und die eigentliche Gewissheit, dass es ein Fehler ist , reicht das dann nicht, da man keine Ruhe findet und dementsprechend mehr trinken muss um sich zu betäuben. Das Wissen, dass man diesen Fehler macht und trotzdem nichts dagegen tun kann gab mir dann immer erst den richtigen Schub um mir das "Gehirn wegzusprengen", wie Georg es ausdrückte.
    Diese Hilflosigkeit zusammen mit der Angst um meinen Arbeitsplatz gaben mir dann den Anstoss in die Therapie zu gehen.

  • Georgs Geschichte ist mir irgendwie besonders an die Nieren gegangen. Vielleicht, weil der Vater einer Freundin von mir auch Alkoholiker war (er ist vor wenigen Jahren dann an Nierenversagen gestorben).


    Die Geschichte habe ich in eins gelesen und konnte sie überhaupt nicht aus der Hand legen. Immer wieder dachte ich, das gibt es nicht, so viel KANN ein Mensch nicht trinken, das geht nicht... und diese Geschichten, dass er aus dem Zug geworfen wurde und so, das war schon heftig... wie man so seine Selbstachtung verlieren kann, kann man wahrscheinlich gar nicht begreifen, wenn man nicht in so einer Situation ist oder war.
    Ich fand es schlimm, das alles zu lesen, zu sehen, wie sehr sich alle bemüht haben, ihm zu helfen, und wie es doch nicht gelungen ist.


    Dass Georg sich nun das Leben genommen hat, macht mich wirklich betroffen. Ich hatte - genau wie andere hier - gehofft, dass er es doch noch geschafft hat.
    Irgendwie sah es aus, als gäbe es für ihn noch Hoffnung.


    Ich denke auch, dass die Geschichte von Georg auch deshalb so aufwühlend ist, weil man selbst ja auch mit Alkohol konfrontiert wird und sich oft gar nicht so viele Gedanken darüber macht. (In dem Zusammenhang fand ich auch das Interview mit Dr. Jungaberle sehr interessant, aber dazu an anderer Stelle mehr...)

  • Auch ich habe die Geschichte inzwischen beendet und habe sie auch in einem Rutsch durchgelesen, da ich sie so "fesselnd" fand und das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte!


    Ich muss zugeben, dass ich während dem Lesen auch recht erstaunt war wieviel ein Mensch trinken kann und v.a. das man schon morgens solche Mengen zuich nehmen kann?! Allerdings fand ich auch irgendwie faszinierend wie man seinen Körper trainieren kann. Er ist ja einige Male in betrunkenem Zustand zu einem Termin etc. gegangen und konnte sich so gut verstellen, dass es seine Mitmenschen nicht mitbekommen haben.


    Was ich irritierend fand, war die Tatsache, dass Georg es immer wieder geschafft hat über mehrere Tage nichts oder nur sehr wenig zu trinken und an anderer Stelle schon nach wenigen Stunden unheimliche Entzugserscheinungen erlitten hat. Kann man das teilweise wirklich noch so kontrollieren?


    Irgendwie war ich auch erstaunt, dass er trotzdem ein relativ strukturiertes Leben geführt hat, bei dem das regelmäßige laufen und trainieren sehr wichtig waren und in dem er trotz des Alkohols ziemlich erfolgreich im Beruf war!


    Ich war auch bei der Geschichte wieder erstaunt wie aufopfernd eine Freundin sein kann und find es echt toll wie die doch im Vergleich recht junge Monika hinter ihrem Freund gestanden ist und ihm wirklich viel geholfen hat. Hut ab!
    Leider konnte Georg die Chance die ihm dadurch ermöglicht wurde nicht richtig nutzen!


    Umso betroffener macht mich die Todesmeldung!

    Liebe Grüßle
    Halbengelchen


    Momentan :study: Black Dagger - rauf und runter!


    Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!(Albert Einstein)

  • Auf diese Geschichte war ich schon sehr gespannt, nachdem ich aus der Medienbranche komme, war mir Georg natürlich ein Begriff, habe ihn sogar vor Jahren einmal zufällig im „Wortner“ gesehen und ich wusste auch bereits, dass er in der Nacht vom 29.6. auf 30.6.07 Selbstmord begangen hat.


    Es ist natürlich eine Wahnsinnsgeschichte, die einem total mitnimmt, aber leider auch der typische Verlauf eines Alkoholikers. Der einzige Unterschied zu Drogen ist beim Alkoholiker, dass es sich Jahrzehnte dahinziehen kann, bis der Körper gar nicht mehr mitmacht und es sind natürlich alle Mittel recht um die Sucht zu stillen.


    Von einer Freundin der Ex-Mann ist Alkoholiker und der Verlauf ist fast der gleiche, nur dass der noch mehr schlecht als recht lebt. Sie hat das auch jahrejang mitgemacht, bis sie einfach nicht mehr konnte und sich scheiden ließ, sonst wäre sie auch daran zerbrochen.


    Bei Georg kommt noch dazu, dass er ja, bis auf einige Male, immer gute Arbeit abgeliefert hat und das als Schauspieler hinzubekommen ist ja schon eine Leistung, aber es war auch eine Gratwanderung. Und wie er auch selbst sagte, war er einfach besessen vom Sieg, daher auch immer wieder die kurzen Beziehungen, die ihm dann irgendwann nichts mehr abverlangten.


    Sein Vater als Vorbild und selbst Alkoholiker und das als Chirurg, den er auch immer verdammte, hat ihm natürlich auch hier von Kind auf den Weg zum Alkohol vorgelebt, was natürlich nicht heißt, dass er nicht auch so Alkoholiker geworden wäre. Der Selbstmord hat sich ja auch schon abgezeichnet, er hatte es ja schon einmal in Erwägung gezogen. Ich hoffe, er hat jetzt seine Ruhe gefunden.


    Hier ein paar Infos aus den damaligen Nachrichten:


    http://oe1.orf.at/inforadio/77947.html?filter=5
    http://www.nachrichten.at/kultur/566655?PHPSESSID=l
    http://www.georgstaudacher.com/

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Auch von mir vielen Dank für die links. Besonders gut hat mir die Homepage von Georg gefallen. Mir geht es jetzt wie Strandläuferin, mich hat die ganze Sache auchumso betroffener gemacht wenn man eine "reale" (und dazu noch recht sympathische) Person dazu sieht. :(. Mich hat es total traurig gemacht. Was mich allerdings gewundert hat das nie o richtig gesagt wird dass es Selbstmord war. Glaub auf nachrichten.at schreiben sie das er aus dem Fenster gefallen ist? Das hat mich schon verwundert.

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    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

    Einmal editiert, zuletzt von Suspiria ()

  • Ich habe gerade doch noch etwas Zeit gefunden um euch zu schreiben. Habe die Geschichte gestern Abend gelesen, auch mich hat sie sehr getroffen. Und Helga, vielen dank für die links!!


    Während ich gelesen habe wurde mir bewusst was in dem Kopf eines Alkoholikers los ist und ich war auch sehr erstaunt wieviel ein Mensch zu sich nehmen kann.


    Meine Tante trinkt so lange ich denke kann. Früher war es nur in maßen aber es wurde immer schlimme. Sie war oft Mittags schon besoffen. Vor gut 12 Jahren wäre sie fast gestorben weil ihre Leber das nicht mehr mitgemacht hat, meine Mutter und ich haben gesehen wie sie da in ihrem eigenem Blut lag, dass Bild werde ich wohl nie vergessen. Danach war sie dann 7 Jahre trocken aber als meine Cousine von zuhause auszog hat sie wieder angefangen Alkohol zu trinken, zu Anfang waren es dann nur 1 oder 2 Gläser Wein am Abend. Und als mein Cousan auch ausgezogen ist und nun eine eigene Familie hat, wurde es immer schlimmer. Sie trinkt täglich aber wegen ihren Enkelkindern hält sie sich etwas zurück, am Wochenende kommt es jedoch sehr oft vor das sie meistens Donnerstags anfängt und erst Montags Morgen wieder aufhört zu trinken. Ihre "Abstürze" habe ich sehr oft miterlebt, da wir ein Doppelhaus hatten wo wir zusammen drin wohnten. Oft hat sie dadurch Familienfeiern kaputt gemacht. Nun habe ich so gut wie gar keinen Kontakt mehr zu ihr, aber sie ruft ständig an wenn sie mal wieder zu viel intus hat.


    Als ich hier las das Georg sich umgebracht hat, war mir irgendwie mulmig zumute.:pale: Ich hätte ihm sehr gewünscht das er es in den Griff bekommt. Wenn man seine Geschichte liest kommt man ihm so nahe und dann das zu lesen. :( Jedoch hoffe ich das er jetzt seine Ruhe gefunden hat.

  • Zitat

    Original von Suspiria
    Was mich allerdings gewundert hat das nie o richtig gesagt wird dass es Selbstmord war. Glaub auf nachrichten.at schreiben sie das er aus dem Fenster gefallen ist? Das hat mich schon verwundert.


    nein, offiziell wurde immer von einem tödlichen sturz gesprochen. aber an einen unfall kann ich nicht wirklich glauben, die umstände und seine vorgeschichte weisen in eine andere richtung. aber letztenendes ist es natürlich meine spekulation, ich hätte in meinem eintrag genauer sein sollen, sorry. mir ist georgs tot auch sehr nahe gegangen, zumal wird auch privat engeren kontakt hatten. vor zwei jahren haben meine damalige freundin und ich ein langes wochenende mit georg und seiner familie in wien verbracht.

  • Zitat

    Original von Autor
    nein, offiziell wurde immer von einem tödlichen sturz gesprochen. aber an einen unfall kann ich nicht wirklich glauben, die umstände und seine vorgeschichte weisen in eine andere richtung. aber letztenendes ist es natürlich meine spekulation.


    Na ja, das liegt ja auch nahe. Ein erwachsener Mensch stürzt ja nicht einfach so aus dem Fenster.
    Aber wie auch immer, es ist einfach ein schreckliches Ende. Man schließt Georg so ins Herz, der Text über ihn macht ihn trotz all seinen Problemen so sympathisch, und man hätte sich einfach gewünscht, dass er glücklich wird. :(

  • Zitat

    Original von Strandläuferin


    Na ja, das liegt ja auch nahe. Ein erwachsener Mensch stürzt ja nicht einfach so aus dem Fenster.
    Aber wie auch immer, es ist einfach ein schreckliches Ende. Man schließt Georg so ins Herz, der Text über ihn macht ihn trotz all seinen Problemen so sympathisch, und man hätte sich einfach gewünscht, dass er glücklich wird. :(


    Dito!

    Liebe Grüßle
    Halbengelchen


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