Christine - Immer im Kreis

  • Wie bei jeder dieser Geschichten gehen mir auch zu Kristine Tausende Gedanken durch den Kopf und es fällt mir schwer etwas relativ Sinnvolles dazu zu schreiben. Dazu kommt, dass ich die beiden letzten Beiträge des Buches auch schon gelesen habe und es jetzt schlecht trennen kann. Kristine ist meiner Meinung nach gar nicht so verschieden von den anderen. Sie hat nur in den Kindern einen Rettungsanker gefunden der ihr die Kraft gibt ein halbwegs geregeltes Leben zu führen. Nur frage ich mich, wie wird es sein wenn die Kinder groß sind und ihre eigenen Familien gründen. Wird dann der Absturz folgen, oder wird sie die Kinder tiefer in die Co-Abhängigkeit ziehen? Ihr Weg in die Sucht ist auch wieder begleitet von einer Trennung der Eltern und dem entsprechenden Verlust.
    ich weiß nicht wie ich es werten soll, dass man sie so jung nach London gehen lässt, denke aber dass der Vater total überfordert war mit seiner Verantwortung. Dieses Sprichwort „Müssiggang ist aller Laster Anfang“ bekommt bei ihr die volle Bedeutung, denn sie hat im Prinzip doch nichts was sie irgendwie hält oder leitet. Ohne eine sinnvolle Aufgabe ist sie immer nur Anhängsel und kaum eine eigenständige Person, auch wenn sie selbst das bestimmt anders gesehen hat. Das ihre Mutter sich dann um sie kümmert, hat mich eigentlich überrascht, da ich sie in den Fängen einer Sekte wähnte. Darüber weiss ich aber auch nicht genug um mir ein Urteil erlauben zu können. Ihre Therapien sind der Beschreibung nach ja der reinste Hohn. Wobei mich besonders diese Klostertherapie in Thailand überrascht hat, da ich sie aus Fernsehberichten ganz anders dargestellt kannte. Ich habe mich aber auch nie wieder damit beschäftigt.Ihre Aufenthalte auf Korfu und Maui stellen meiner Meinung nach so eine Art Zäsur da, hier stellt sich heraus, dass sie es einfach nicht schafft dauerhaft anders zu leben. Ihre Beziehungen zu den Vätern ihrer Töchter sind ihr auch keine Hilfe gewesen. Das sie die Therapie in der Villa Lilly dann so ohne Erfolg verlässt hat mich irgendwie enttäuscht , da ich irgendwie das Wunschdenken habe, dass jedem geholfen werden kann.
    Ich hätte jetzt die Angst, dass die Konflikte mit Marie vielleicht schon in nicht allzu ferner Zukunft etwas auslösen, was sie nicht will und auch nicht beherrschen kann. Wenn es dann mal um mehr geht als einen schwarzen Punkt auf einem Rattenkopf.

  • Ich denke auch, dass Christine nur auf Zeit spielt und der nächste Schub eigentlich nur eine Frage der Zeit ist. Die Kinder werden grösser und sie wird irgendwann alleine sein und vielleicht zu allem Unglück noch eine ihrer Töchter erleben die, nach ihrem Vorbild, ebenfalls in die Sucht abdriften wird. Das würde ihr schließlich völlig den Boden unter den Füssen wegziehen.
    Christines Geschichte war für mich persönlich sehr intensiv, weil ich mich wegen meiner eigenen Geschichte sehr gut in sie hineinversetzen konnte; nur das meine Geschichte relativ gut ausging... Auch ich bin mit 15 von zu Hause abgehauen und dieses Gefühl der Heimat und der Geborgenheit habe auch ich erst in Ecstasy wiedergefunden.
    Normalerweise ist Ecstasy ja eine Partydroge, bei mir war es immer ein Beruhigungsmittel, fast eine Meditation. Ich habe mich in mein Bett verkrochen und einfach dieses Gefühl, dass alles perfekt ist ausgekostet, bis ich einschlief. Und wie gesagt wäre ich fast aus einen dieser Schläfchen nicht mehr erwacht, wegen heftiger Atemapnoe. Es hat mich daher sehr betroffen gemacht, als Christine nach ihrem ersten Mal Heroin, auch dieses Gefühl von Heimat und Ankunft empfunden hat. Retrospektiv betrachtet eine ziemlich traurige Sache.
    Ich weiß auch, wie wichtig Kinder sind und wie viel sie bewirken können, aber letztendlich sollte man seine gesamte psychische Entwicklung nicht nur auf ihnen basieren. Das ist ziemlich viel Last auf deren Schultern. Christine sollte ihre Entscheidungen für sich selbst treffen lernen und nicht immer nur für andere existieren, sonst würde ich wirklich mein anfangs beschriebenes Ende der Geschichte prognostizieren.

  • Hier fällt es mir wirklich am schwersten etwas sinnvolles zu schreiben, da mir bei dieser Geschichte fast schon viel zu viele Sache durch den Kopf gehen.
    Denn ich weiss nicht so recht was ich von Kristines Geschichte halten soll. Mich hat sie ehrlich gesagt ein wenig wütnd gemacht. Dbei steht vorallem die Tatsache im Vordergrund das sie Drogen nimmt und 2 Töchter hat. Ich konnte ihr Verhalten - seit sie Mutter - ist irgebdwie überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Gerade wenn man Kinder hat ist dies doch der Beste Grund mit Drogen aufzuhören.
    Für mich stellt sich auch die Frage was später einmal aus den Töchtern wird? Werden sie einmal dem Beispiel der Mutter folgen?
    Auf der anderen Seite tut sie mir auch sehr leid, denn ich denke auch das wenn die Kinder einmal groß sind ihr das vollkommen den Boden unter den Füssen wegzieht.


    Ich bin momentan noch total zwiegespalten.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

    Einmal editiert, zuletzt von Suspiria ()

  • Kristines Geschichte war für mich irgendwie auch die, bei der ich am wenigsten Mitleid mit der Hauptperson hatte. Natürlich ist ihr Schicksal schlimm, sie tut mir auch Leid, aber beim Lesen dachte ich immer wieder auch an ihre beiden Kinder... ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sie ihre Sucht wirklich unter Kontrolle hat. Ich bin mir auch nicht sicher, wie viel die Kinder nicht soch vom Drogenkonsum der Mutter mitbekommen...


    Marie hat mich in der Situation irgendwie an Laura erinnert, die sich für ihren alkoholkranken Vater schämte und deswegen nie jemanden nach Hause mitbrachte und so weiter... ich hoffe nur, dass es Marie und Klara erspart bleibt, so zu empfinden. Und dass sie nicht auch irgendeiner Sucht erliegen - ihre Mutter kann ihnen ja kein "gutes Vorbild" sein. Ich war schockiert, als Marie zu ihrer Mutter sagte: "Andere schaffen es auch, damit aufzuhören [...]. Wieso schaffst du das nicht?" (S. 258 ) Irgendwie klingt aus dieser Aussage schon so viel Schmerz - und das bei einer Zwölfjährigen... :pale:

  • Zitat

    Original von Strandläuferin
    Ich war schockiert, als Marie zu ihrer Mutter sagte: "Andere schaffen es auch, damit aufzuhören [...]. Wieso schaffst du das nicht?" (S. 258 ) Irgendwie klingt aus dieser Aussage schon so viel Schmerz - und das bei einer Zwölfjährigen... :pale:


    Ja, das dachte ich auch. :pale:. Und ich denke die Kinder bekommen viel mehr von der Sucht ihrer Mutter mit als sie denkt. Ich finde sie "verharmlost" das ganze irgendwie


    ...und wenn ich den Faden mal weiterspinne... ich hab auch daran gedacht was hätte passieren können wenn die Kinder (ob jetzt oder als sie kleiner waren) das Zeug in die Hände bekommen hätten. Ich meine, nichts ist unmöglich.

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  • Zitat

    Original von Suspiria
    Hier fällt es mir wirklich am schwersten etwas sinnvolles zu schreiben, da mir bei dieser Geschichte fast schon viel zu viele Sache durch den Kopf gehen.
    Denn ich weiss nicht so recht was ich von Kristines Geschichte halten soll. Mich hat sie ehrlich gesagt ein wenig wütnd gemacht. Dbei steht vorallem die Tatsache im Vordergrund das sie Drogen nimmt und 2 Töchter hat. Ich konnte ihr Verhalten - seit sie Mutter - ist irgebdwie überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Gerade wenn man Kinder hat ist dies doch der Beste Grund mit Drogen aufzuhören.
    Für mich stellt sich auch die Frage was später einmal aus den Töchtern wird? Werden sie einmal dem Beispiel der Mutter folgen?
    Auf der anderen Seite tut sie mir auch sehr leid, denn ich denke auch das wenn die Kinder einmal groß sind ihr das vollkommen den Boden unter den Füssen wegzieht.


    Ich bin momentan noch total zwiegespalten.


    Um ehrlich zu sein geht es mir fast genauso.
    Ich war teilweise wirklich verwirrt wenn ich gesehen habe was für die die Beweggründe sind aufzuhören und das sie es immer nur für enorm kurze Zeit durchgehalten hat um dann wieder rückfällig zu werden.
    Ich hatte tweilweise das Gefühl, dass sie eigentlich gar nicht wirklich aufhören will!
    Was mich sehr schockiert hat war, als sie Marie offen auf ihre Sucht angesprochen hat! Als aufgezählt wurde wie sie ihren Tag organisiert und strukturiert war ich wirklich gespannt mit welcher Sucht sie wohl zu kämpfen hat, als dann erwähnt wurde das sie sich noch immer Heroin spritzt wurde ich binahe wütend.
    Denn ihre Tochter hat sie auch wirklich ganz offen auf das Heroin spitzen angesprochen :pale:
    Ich war auch erstaunt wie oft sie mit ihrer Tochter umgezogen ist und das ja nicht nur in Deutschland sondern immer wieder in andere Länder. Sie ist zwar irgendwie immer bemüht um ihre Kinder, aber ideal war das sicher nicht!
    Naja, sie kann einem natürlich auch Leid tun. Leider hatte sie nicht das Glück in einer "heilen" Familie aufzuwachsen und hat dann ja recht früh einiges mitgemacht. Auch die Tatsache das sie irgendwie an die falschen Männer gerät ist sicher nicht zu vernachlässigen, aber letztendlich bin ich doch ein "wenig enttäuscht" das sie es für ihre Kinder nicht schafft.
    Und wenn die groß genug sind un ev. auch frühzeitig ausziehen, kommt sicher der nächste Absturz!

    Liebe Grüßle
    Halbengelchen


    Momentan :study: Black Dagger - rauf und runter!


    Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt!(Albert Einstein)

  • Kristine geht einem genau aus diesem Grund nicht aus dem Kopf - wenn ich eure Einträge lese, sehe ich, dass ihr das so seht wie ich. Wie kann sie ihren Kindern das antun? Warum ist sie nicht stark genug?


    Vielleicht ist genau das der Knackpunkt an der Geschichte... weil hier ganz deutlich wird, was Sucht eben bedeuten kann. Dass man nicht unbedingt aufhören kann, dass man sich selbst sagt, kontrollierter Konsum sei ja in Ordnung, weil man es nicht schafft, ganz ohne zu leben. Und die lahme Argumentation, die sie mit ihrer Tochter hat, bei der man denkt, dass Kristine ihrer Tochter argumentativ unterlegen ist. Als wären die Rollen vertauscht...
    ich finde ihr Verhalten so falsch, mache mir Gedanken um ihre Kinder, und doch frage ich mich auch, ob es richtig ist, das so zu "verurteilen". Denn wirklich in ihre Situation hineinversetzen kann ich mich nicht.


    Irgendwie ein Text, mit dem es schwer ist, umzugehen... :-k

  • @ Strandläuferin


    Da muss ich dir recht geben, als ich eben meinen Text verfasst habe und ihn dann nochmal durchgelesen habe sind mir fast die gleichen Argumente durch den Kopf gegangen!
    Ich finde wenn man ihre Geschichte liest und sich seine Gedanken, im speziellen im Bezug auf die Kinder macht, dann fällt einem -zumindest mir- erstmal Unverständins ein. Mir schwirren Fragen durch den Kopf: Warum hat sie nicht mit den Drogen aufgehört als sie Schwanger wurde? Sie wusste doch sicher was für Risiken das birgt. Warum kann sie sich nicht zusammenreißen und stark genug sein um für ihre Kinder aufzuhören? etc.


    Wenn man sich dann aber nochmal, ev. mit ein bisschen Abstand Gedanken dazu macht, dann merkt man wie schnell man Kristine verurteilt hat (ohne es eigentlich zu wollen)!
    Denn ich sehe es wie du auch, sie macht es ja nicht absichtlich um jemanden zu quälen sondern ist in ihrer eigenen Sucht gefangen!
    Ich denke das Problem an dieser Sicht den Dinge ist, das man sich schlecht vorstellen kann wie es ist mir dieser Sucht zu leben, wenn man selbst noch keine Erfahrung mit so einer Form von Sucht gemacht hat.


    Das war für mich eigetlich bei allen Geschichten recht schwer, sich in diese Sucht hineinzuversetzen :-?


    Ich finde auch, dass man mit dieser Geschichte am wenigsten gut umgehen kann. Im speziellen weil die meisten doch recht sensibel reagieren wenn Kinder im Spiel sind :-k

    Liebe Grüßle
    Halbengelchen


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  • dass kristines geschichte ambivalente reaktionen auslöst, kann ich verstehen. aber es ist tatsächlich leider so, dass es wenigen süchtigen gelingt, nur aus rücksicht oder verantungsgefühl für geliebte menschen den ausstieg zu schaffen. ich denke, hier liegt kristines großes dilemma - sie hat für sich selbst einfach noch keinen lebensentwurf ohne drogen gefunden. drogen sind auch medikation, und kristine fühlt sich leider außerstande, ohne diese medikation zu leben. wahrscheinlich wird der auszug der töchter tatsächlich eine krise auslösen, möglicherweise aber eine, die ihr hilft, ihr leben für sich selbst ohne die krücke methadon/heroin in den griff zu bekommen. bei allem mitgefühl für die töchter sollte man aber die enorme leistung, die kristine seit jahren vollbringt, nicht unterschätzen. als heroinabhängige den kindern einen größtenteils "normalen" alltag zu gewährleisten und verantwortung für ihre schulbildung und erziehung zu übernemen ist längst nicht selbbstverständlich.

  • Kristines Geschichte ist ein ewiges auf und ab. Ganz schlimm ist natürlich, dass Kristines Mutter die Famiie verlassen hat, vor allem die Kinder zurückgelassen hat. Das war mit Sicherheit ein sehr einschneidendes Erlebnis, obwohl sie sich ja dann später doch immer wieder um Kristine gekümmert hat.


    Ganz traurig finde ich, dass die Kinder die Drogenprobleme ihrer Mutter so miterleben müssen, obwohl sie immer versucht sie zu verheimlichen, aber Marie, mit ihren 12 Jahren weiß schon sehr gut darüber Bescheid und ist natürlich traurig darüber und schämt sich ihrer Mutter auch.


    Auch hier eben wieder als Grundlage die Familienverhältnisse in der Kindheit, dann ihre beiden Männer, die eine ähnliche Laufbahn haben. Ich glaube auch nicht, dass sie es jemals ganz aufgeben wird können und hoffe sehr, dass die Kinder dadurch nicht auch einmal damit anfangen. Es ist ja eigentlich schon ein Wunder, dass die Kinder in der Schwangerschaft nichts abbekommen haben, wobei ich mir auch da nicht so ganz sicher bin. Man weiß ja auch von Raucherinnen, dass die Kinder nach der Geburt Entzugserscheinungen haben.


    Man kann ihr nur wünschen, dass sie das weiterhin so hinbekommt - dafür muss man ihr trotz allem Hochachtung zollen - auch mit ihrer Arbeit, weil sie muss ja Geld verdienen, und vor allem ihr Körper das noch lange mitmacht.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Diese Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht.
    Die Sucht und ihre vielen Versuche, sie zu besiegen. Für sich, für die Kinder. Und dann jedesmal wieder der Rückfall. :(



    Zitat

    Original von Autor
    bei allem mitgefühl für die töchter sollte man aber die enorme leistung, die kristine seit jahren vollbringt, nicht unterschätzen. als heroinabhängige den kindern einen größtenteils "normalen" alltag zu gewährleisten und verantwortung für ihre schulbildung und erziehung zu übernemen ist längst nicht selbbstverständlich.


    Das mag sein. Ich habe mich teilweise schon gewundert, wie sie so einen normalen Alltag schafft, mit ihren Kindern und ihrer Arbeit.
    Trotzdem ist es einfach schade, wenn die Kinder die Drogensucht so miterleben. Natürlich versucht sie es zu verheimlichen, aber die Kinder bekommen es trotzdem mit... :-?

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.