Charles Dickens - Oliver Twist


  • Und damit auch gleich eines in Originalsprache. :wink:


    Du hast recht, Mara. :uups: Ich vergess immer, dass ja viele die Bücher nur auf Deutsch lesen.
    Wer's auf Englisch mag, den kann ich die genannte Ausgabe absolut empfehlen. Weil ich schon mal dabei bin, hier noch ein paar Infos dazu, was u. a. zusätzlich zum Originaltext (455 Seiten) darin enthalten ist:


    :arrow: List of Illustrations (ja, die Ausgabe ist illustriert)
    :arrow: A Dickens Chronology (viele Infos über den Autor Charles Dickens, sein Leben und Wirken)
    :arrow: Introduction (eine Einführung mit Infos zur Entstehungsgeschichte von Oliver Twist)
    :arrow: Further Reading (weitere Sekundärliteratur zum Buch)
    :arrow: A Note on the Text (Infos zum vorliegenden Text)
    :arrow: Anmerkungen des Autors zur Third Edition des Textes (von 1841)
    :arrow: Glossary of Thieves' Cant and Slang and Some Unusual Words (Erklärungen zur verwendeten Diebessprache und anderen Ausdrücken)
    :arrow: List of Chapters
    :arrow: Map of London in 1837
    :arrow: Selected Textual Variants (ausgewählte Textänderungen, die mit der Zeit gemacht wurden)


    Das Buch beinhaltet also nicht nur den Originaltext, sondern bietet auch sehr viele Informationen außen herum. Wer sich also für Dickens und die Hintergründe zum Buch interessiert, ist mit der Ausgabe gut bedient.

  • Ich bin ein grosser Fan von Charles Dickens und ich habe als Kind fast alle Bücher von ihm gelesen, ausser "Oliver Twist". Ich hab mir das Werk vor einigen Wohen geauft und freue mich schon darauf.Ich libe due Atmosphäre die Dickens in seinen Romanen schafft.

  • Inhalt (Amazon.de)


    Als Findelkind im Armenhaus einer englischen Kleinstadt aufgewachsen, flüchtet sich der junge Oliver Twist aus den Fängen seines brutalen Lehrherrn nach London. Doch im Moloch der Großstadt gerät er bald an den skrupellosen Hehler Fagin, der ein seltsames Interesse daran zu haben scheint, Oliver in die Welt des Verbrechens hineinzuziehen


    Meine Meinung


    Neben vielen, weiteren Klassikern der Literatur fand auch dieses Werk seinen Weg in meine Sammlung. Diesen Status hat sich "Oliver Twist" durchaus zu Recht verdient, denn Charles Dickens erweckt hier die Straßen eines Londons vergangener Zeiten auf eindrucksvolle Weise zum Leben. Man sieht die verdreckten Straßen der Hauptstadt Englands während des Lesens vor dem inneren Auge und nimmt Dickens die Verkommenheit die von ihr und den meisten ihrer Bewohner ausgeht ab.
    Apropos Figuren: Ich wurde selten Zeuge, wie ein Autor eben diese mit so wenigen Worten so greifbar macht: Man leidet mit den Figuren (allen voran natürlich Oliver, der für all das, was ihm geschieht nichts kann), denen Leid widerfährt mit. Auf der anderen Seite ist es eine Freude, die Figuren zu Hassen, die Leid bringen. Dies alles erzählt Dickens aber nicht ohne (schwarzen) Sinn für Humor und ein wirklich großartiges Gespür für Dialekte.
    In diesem Sinne: Klare Buchempfehlung von meiner Seite.

  • Oliver Twists Leben steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Wer sein Vater ist, weiß man nicht, seine Mutter, ein junges Mädchen noch, stirbt bei seiner Geburt, und Oliver landet schließlich im Armenhaus und muss, wie seinerzeit üblich, noch vor seinem zehnten Geburtstag anfangen zu arbeiten.


    Eines Tages hält er es nicht mehr aus und läuft davon, geht tagelang zu Fuß, will in London sein Glück versuchen. Kurz vor seinem Ziel macht er die Bekanntschaft eines Jungen, der ihn mit nach Hause nimmt und ihm Arbeit in Aussicht stellt.


    Der grundehrliche Oliver ist entsetzt, als er begreift, dass Fagin, sein neuer Herr, ein Hehler und Chef einer jugendlichen Bande von Dieben ist. Verzweifelt sucht er nach einem Ausweg, doch Fagin und seine Spießgesellen sind nicht so einfach bereit, Oliver vom Haken zu lassen.


    Die bewegte Geschichte des kleinen Oliver Twist dürfte zu Dickens‘ bekanntesten und beliebtesten Werken gehören, macht es dem Leser aber zu Beginn nicht leicht. Bevor es richtig losgeht mit der Handlung, muss man sich zunächst einmal durch verschlungene, verschwurbelte, ellenlange Bandwurmsätze voller philosophischer Betrachtungen kämpfen, doch es lohnt sich, das zu tun.


    Dickens ist natürlich kein Mann der knappen Worte, er erzählt ausschweifend, schildert gerne und detailliert die Umgebung und die Menschen und baut das Buch unerwarteterweise so auf, dass Oliver selbst gar nicht so stark im Mittelpunkt steht, wie man es vielleicht erwarten würde, und der Erzählfokus auch oft auf wichtigen Nebenfiguren liegt. Somit erhält der Leser nicht nur ein deutliches Bild der Londoner Armenviertel und des Kleinkriminellenmilieus, sondern blickt auch in gehobenere Gegenden und noble Häuser.


    Sprachlich ist die Originalversion insbesondere für heutige Leser anspruchsvoll und manchmal ein wenig umständlich, aber besser verständlich, als ich befürchtet hatte. Die umfangreichen Fußnoten in der Penguin-Ausgabe helfen zusätzlich, Anspielungen oder altmodische Ausdrücke zu verstehen. Die ebenfalls enthaltenen Originalillustrationen sind wohl eher interessant als schön zu nennen.


    Ein wenig schwarzweiß kommt der Roman manchmal daher und kann auch schwülstig wirken, was sicherlich mit an der Entstehungszeit liegt. Ebenso stechen die Einstellung zu Frauen und insbesondere die Charakterisierung Fagins, der Jude ist, heutigen Lesern unangenehm ins Auge. Da war Dickens, wie viele andere, ein Kind seiner Zeit (und es wäre wohl eher unrealistisch, Mitte des 19. Jahrhunderts etwas anderes zu erwarten).


    Dafür besticht er an vielen anderen Stellen durch seine Gesellschaftskritik, die er nicht selten in herrlich beißenden Spott kleidet. In dieser Deutlichkeit hatte ich das nicht erwartet.


    Alles in allem ein lesenswerter Klassiker, der auch heute noch einen hohen Unterhaltungswert besitzt.


    (Ich habe übrigens die Clothbound-Classics-Ausgabe gelesen, sehr hübsch! Leider kriege ich sie nicht verlinkt, mit der ISBN kommt eine andere Ausgabe.)

  • Dafür besticht er an vielen anderen Stellen durch seine Gesellschaftskritik, die er nicht selten in herrlich beißenden Spott kleidet.

    genau das finde ich so genial an Dickens und auch ich hatte das nicht erwartet. @Nungesser und ich haben zusammen "Bleak House" gelesen und uns köstlich amüsiert und Dickens beißenden Spott genossen. Aber auch bewundert, wie leicht er mit wenigen Sätzen Atmosphäre schaffen konnte, er brauchte dazu nicht viel. :applause:

  • ich habe das Buch zweimal gelesen und jedesmal mit ziemlich großem Vergnügen. Ich war auch erstaunt über die Hellsichtigkeit Dickens´ , was gesellschaftliche Probleme anbelangt. Da zeigt er satirische Qualitäten.
    Mich störte in dem Zusammenhang allerdings die Auflösung, dass Oliver eben doch aus der höheren Gesellschaftsschicht stammt. Hier wird dann plötzlich ein Dünkel deutlich, den ich sehr schade fand. War es doch das edle Blut, dass ihn zu einem guten Menschen machte.
    Ich finde das Buch trotzdem sehr gut.