Walker Percy - Der Idiot des Südens

  • Original: The last gentleman (englisch: USA)


    ZUM BUCH:
    Der Südstaatler William Barrett lebt relativ ziel- und sorgenlos in New York, immer auf der Suche nach sich selbst. Eines Tages will er im Central Park einen Wanderfalken mit dem Teleskop beobachten. Zufällig sieht er, wie eine Frau eine Nachricht in einer Parkbank versteckt. Sein Interesse ist geweckt, und tatsächlich wird wenig später der »tote Briefkasten« von einer jungen Frau geleert, in die sich William auf den ersten Blick verliebt. Mit der Familie der jungen Frau kehrt er, als Betreuer von deren todkrankem Bruder, in seine Heimat zurück. Mit dieser Heimkehr ist seine Suche nach der Wahrheit über sich jedoch nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Er muß sich, in seiner zurückhaltenden Art, gegen die zahlreichen Möglichkeiten, sich in der ziellosen Geschäftigkeit der Gegenwart zu verlieren, behaupten. (Kurzbeschreibung nach Amazon)


    ZUM AUTOR:
    Walker Percy (* 28. Mai 1916 in Birmingham, Alabama; † 10. Mai 1990 in Covington, Louisiana) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Nach dem Selbstmord seines Vaters und dem Unfalltod seiner Mutter wuchs er mit seinen beiden Brüdern bei einem Cousin in Greenville (Mississippi) auf. Er studierte zunächst Chemie und nach seinem Abschluss 1937 Medizin (Psychologie und Pathologie) an der Columbia University in New York. 1942 erkrankte er an Tuberkulose und musste seinen Arztberuf aufgeben. In einem Sanatoriumsaufenthalt beschäftigte er sich mit philosophischen und religiösen Fragen und konvertierte schließlich zur katholischen Kirche. 1950 ließ er sich in Covington, Louisiana nieder. Dort lebte er bis zu seinem Krebstod 1990. Sein Erstlingswerk „The Moviegoer“ erhielt 1962 den National Book Award. (nach Wikepedia, gekürzt)


    EIN PAAR GEDANKEN:
    Wie dieser Roman zwischen ernsten Gedanken und einer teils urkomischen, originalen Sprache (ich las es auf Englisch, doch sicherlich wird Herrn Handke bei der deutschen Übersetzung einiges eingefallen sein!), zwischen allgemein bekannten „typisch“ modernen und andererseits ganz eigenen Charakteren spielt und hin- und hersaust war für mich ein echtes Leseerlebnis.
    Der „Techniker“, Will Barrett, hat eine Psychoanalyse hinter sich, lebt leicht innerlich verschoben zum Hier und Jetzt. Einerseits wunderbar frei, ist er doch auch wie ein Spielball im Willen der Menschen, die ihn mal hier, mal dahinschicken. Kein Wunder, das der deutsche Titel vom „Idioten“ des Südens spricht, während der Originaltitel den „Gentleman“ vorstellt. Was in unseren Augen wie eine Unmöglichkeit erscheint, Percy gelingt es: Dieser Will vereint in sich Unschuld und Verstrickung in „Unheil“, ist vorbildhaft, aber auch in mancherleis Augen ein Idiot, wie es eben auch im Buch einmal heißt. Und man kann nicht umhin sich zu fragen, ob Percy als Dostojevskikenner und –liebhaber nicht wie eine moderne Version seines berühmten Romans schreiben wollte... Die Fahrt in den heimatlichen Süden als Begleiter eines sterbenskranken Jungen wird zu einem Roadmovie, zu einer Suche nach der eigenen Wahrheit. Ohne vorgreifen zu wollen: Percy gelingt es in meinen Augen meisterhaft, am Ende des Buches dem Menschen der Moderne eine Tür zum „Heil“ zu öffnen, nämlich wie er von „einer gewöhnlichen Minute zur nächsten leben kann“. Es kommt dabei fast zu einem Duell mythischer Klasse bei „O.K. Corral“: Wie leben in einer Welt „ohne Gott“? Die Andeutungen von Percy erinnerten mich an eine wundersame Versöhnung von Autoren wie Camus, Dostojevski, und Dietrich Bonhoeffer!


    Beeindruckend! Nur mit einer bestimmten Erwartungshaltung zu geniessen!


    Für eine englische Ausgabe:
    Percy, Walker – The last gentleman
    Paperback: 416 pages
    Publisher: Picador USA; 1 edition (Sep 1999)
    Language English
    ISBN-10: 0312243081
    ISBN-13: 978-0312243081