Edgar Noske - Der Fall Hildegard Von Bingen

  • Zitat

    Original von Missundercover
    Vor kurzem habe ich gesehen, das es aber wohl auch ein Buch gibt, in der die Heilmittel von ihr angepriesen werden.....glaub das war beim Weltbildverlag.....soooo schlecht kann das alles ja nciht sein :?: :!:


    Nein, die Heilmethoden von Hildegard von Bingen sind mit Sicherheit nicht schlecht, aber dieses Buch ist wirklich übel! :shock:
    Würde ich auch auf keinen Fall zur Recherche über Hildegard von Bingen für eine Prüfung empfehlen, da gibt es bestimmt bessere Lektüre, mit der Du Dich vorbereiten kannst! :)

    "Die Welt muss daran erinnert werden, dass gute Kinderliteratur mindestens ebenso wichtig und wahrscheinlich wichtiger ist als alle anderen Arten von Literatur." (Erlend Loe, norwegischer Schriftsteller)

  • Nach dem Tod ihres Sekretärs, nimmt der Benediktinermönch Wibert von Gembloux 1177 die Stelle an der Seite der berühmten Hildegard von Bingen ein. Als auf dem Gelände des Klosters Rupertsberg die Knochen eines Unbekannten entdeckt werden, stellt Wibert gegen den Willen der Äbtissin Nachforschungen an. Bevor er sich allerdings mehr mit der Identität des Toten beschäftigen kann, legt Hildegard vor ihm ein Geständnis ab. Gleichzeitig soll Wibert das Erzählte festhalten um der Nachwelt beweisen zu können, dass selbst eine Nonne, die mit göttlichen Visionen gesegnet wurde, nicht unfehlbar ist. Sie berichtet von ihrer Zeit in der Klause des Klosters Disibodenberg, der Klostergründung auf dem Rupertsberg, den mehrfachen Auseinandersetzungen mit Abt Kuno und was zum Tod des Mannes unterhalb der Klostermauer geführt hat…

    Eigentlich erwartete ich, wie auf dem Cover angepriesen, einen spannenden Krimi vor historischen Kulissen. Leider entpuppte sich „Der Fall Hildegard von Bingen“ als eine hauptsächlich fiktive Abhandlung über Hildegard von Bingens Leben und Wirken in den Jahren 1147 bis 1177.

    Die Geschichte wird auf zwei zeitlichen Ebenen erzählt. In der Gegenwart von 1177 lauscht Wibert gespannt Hildegards Erzählungen, was sich vor dreißig Jahren in ihrem Leben zugetragen hat. Schon zuvor gab es immer wieder Auseinandersetzungen mit Abt Kuno vom Kloster Disibodenberg, zu dem die Frauenklause gehörte, deren Vorsteherin Hildegard war. Nachdem bekannt wurde, dass diese ihr eigenes Kloster auf dem Rupertsberg zu gründen gedenkt, ist Kuno jedes Mittel recht um dieses Vorhaben zu verhindern, da Hildegard seinem Kloster Popularität verschaffte. Doch nicht nur Kunos Intrigen machten Hildegard zu schaffen, sondern auch finanzielle Engpässe und die Sorge um ihre Mitschwester und engste Vertraute Richardis, die sich offenbar in einen Mann verliebt hat.

    Historisch belegte Persönlichkeiten, die in diesem Buch eine größere Rolle spielen, sind neben Hildegard von Bingen, ihr Schreiber Wibert von Gembloux, Probst Volmar, die Nonne Richardis von Stade und Abt Kuno. Mit der Charakterisierung hat es sich der Autor recht einfach gemacht. Hildegard und ihre Schwestern spielen, bis auf eine, die Guten, die Mönche des Disibodenbergs verkörpern die Bösewichte der Geschichte. Kunos Pläne laufen regelmäßig schief, er wird als geizig, hinterhältig und dumm beschrieben, sorgt mit seinem Adlatus ab und an für komische Szenen, die scheinbar witzig sein sollen, doch gerade dadurch verliert die Geschichte viel an Authentizität. Bei Hildegard liegt Noskes Augenmerk vor allem auf ihren Visionen. Sie selbst wird als entschlossene, robuste Frau dargestellt, die für jedes ihrer Schäfchen stets ein offenes Ohr hat, der aber auch die Menschlichkeit mit den damit verbundenen Fehler nicht fremd ist, da Hildegard selbst nicht davor gefeit ist. Trotzdem wirkte die Protagonistin während des ganzen Buches sehr distanziert auf mich und ich hätte gerne mehr über ihre medizinischen Behandlungsmethoden erfahren, die hier nur sporadisch am Rande erwähnt werden.

    Edgar Noskes Schreibstil ist zwar angenehm zu lesen, doch manche verwendeten Begriffe und Aussagen von Personen passen vom Stil her absolut nicht zu einem Roman, der in der Mitte des 12. Jahrhunderts angesiedelt ist. Die Glaubwürdigkeit ging dadurch noch mehr verloren. Mit seiner Darlegung der Charaktere wird der Autor meiner Meinung nach den historischen Persönlichkeiten nicht gerecht und es macht auf mich auch den Eindruck von schwacher Recherchearbeit. Mit fiktiven Personen wären Autor und Leser wohl besser bedient gewesen.

    Die Bezeichnung „Krimi“ ist bei diesem Roman alles andere als zutreffend, entsprechend werden auch die Erwartungen enttäuscht. Abgesehen von den Kritikpunkten, von denen es ja meiner Ansicht nach nicht wenige gibt, war „Der Fall Hildegard von Bingen“ zumindest noch halbwegs unterhaltsam - aber auch schon nicht mehr.


    :bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Geschichte heisst der Teil der Wahrheit,auf den man sich geeinigt hat.

    Noskes Art der Geschichtsbetrachtung ist das sowohl intelligente wie witzige Geschichtenerzählen.

    Die Heilkunde des MA war im Abendland geprägt von der Lehre des Paracelsus und Galen sowie überlieferter Kräuterrezepturen.Über den Transfer antiker Literatur und Übersetzungen aus dem Arabischen(Ibn Sina)gelangte medizinisches Wissen auch in die christlichen Klöster.Somit waren die Klöster in dieser Zeit die Avantgarde des Wissens und der Technologie.

    Das stellt Noske durchaus richtig heraus.

    Überdies ein echter Lesespass mit Lerneffekt.

    Alle Noskefiguren,auch in seinen anderen Romanen,sind so herrlich wenig unfehlbar.Der Autor ist eine echte Bereicherung in dem sonst wenig vergnüglichen Dickicht ''historischer"Romane.Darum fünf Sterne.

  • Ihr Lieben,nun nehmt doch das MA nicht immer so beim Wort.(Oder wörtlich).

    Kein Mensch weiss,wie genau man sich damals unterhalten hat,wie die Alltagssprache wirklich war.

    Viel schlimmer ist es doch in unzähligen "historischen" Romanen,wenn im MA lebende Personen in ihrer Weltanschauung schon als mit allen geistigen Segnungen der Aufklärung versehen dargestellt werden.Liberal,tolerant und fern jeden Aberglaubens.Nur so etwas bereitet mir Unbehagen.Da ist Noske noch einer der Erträglichsten,der hat wenigstens Humor.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Edgar Noske: Der Fall Hildegard Von Bingen“ zu „Edgar Noske - Der Fall Hildegard Von Bingen“ geändert.