Irvine Welsh - Trainspotting

  • Klappentext:


    Mietskasernen, Arbeitslosigkeit, miese Pubs, viel Alkohol und jede Menge Drogen; das ist der Alltag in Leith, einem heruntergekommenen Vorort and der Peripherie von Edinburgh. Das ist auch der Alltag von Renton, Spud, Begbie, Sick Boy und Dianne, einer Clique von jugendlichen Außenseitern, in deren Leben sich fast alles um Drogen dreht. Wer kein Junkie ist, wird bald einer werden oder war einer oder wird bald wieder einer sein. Neben Stoff, Rausch, Entzug, Sex, Frust und Gewalt gibt es aber auch noch die Musik. Und wenn diese Anti-Helden schon alle den Blues haben, so doch zumindest mit 160 beats per minute.


    Inhalt:


    Wie der Klappentext schon aussagt, geht es in diesem Buch um Menschen, die Drogen verfallen sind. In diesem Fall dreht es sich meist um Heroin, Alkohol oder Speed. Um sich Drogen beschaffen zu bekommen braucht man Kontakte und Geld, und auch darum geht es in diesem Buch, Geldbeschaffung mittels hintergehen des Staates, Kontakte die man nicht leiden kann, die man aber braucht um seine Sucht stillen zu können. Es geht um Gewalt, um zerüttelte Familien, um Aufhören, Therapien, Jobs hinschmeißen, wieder Anfangen, Geld beschaffen, Verrat...


    Aufbau:


    Das Buch ist in 6 Kapitel mit mehreren Unterkapiteln aufgeteilt, und es ist immer ein wenig schwierig zu verstehen wer gerade berichtet, aber das ist nicht besonders schlimm, man gewöhnt sich an dieses unpersonalisierte Lesen und Verstehen. Denn im Grunde geht es nicht darum, wem was passiert, sondern darum, dass es vielen so geht und ob die Geschichte nun Begbie oder Spud passiert ist, spielt nur eine nebensächliche Rolle.


    Meine Meinung:


    Am Anfang war es schwierig die Personen auseinanderzuhalten, denn normalerweise will man das ja immer um so gut wie möglich alles zu verstehen. Nach einer Weile bemerkte ich aber, dass es nicht so viel bringt sich alles einzuprägen. Denn wiegesagt geht es nicht darum die Geschichte eines Menschen zu erzählen, sondern von vielen Menschen. Nachdem ich das begriffen hatte las sich das Buch auch besser und leichter.
    Mit diesem Hintergrundwissen werde ich das Buch auf jeden Fall später einmal noch mal lesen.


    Ich war sehr erstaunt, dass es über dieses Buch und über den Schriftsteller noch keinen Thread gibt, weswegen ich jetzt diese Lücke fülle.
    Buch bekommt von mir 4 Sterne.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Habe mir nun vor ein paar Tagen auch den Film nocheinmal angesehen.
    Gut teilweise ist er abstoßend, aber eben doch immer nur wieder um eben dieses Leben der Junkies und Entzugserscheinungen zu verdeutlichen - man könnte das durchaus noch schlimmer darstellen - deswegen hat mich das nicht gestört.
    Schade finde ich, das manches entwas abgeändert wurde, und insbesondere der Schluss des Filmes besser bzw. netter dargestellt wird als das Buchende eigentlich ist.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Leider hatte ich bisher keine Gelegenheit das Buch zu lesen. :-?
    Ich muss gestehen, dass ich auch erst vor einem Monat den Film angeschaut habe, da damals mein bester Freund mich förmlich dazu nötigte! :mrgreen:
    Er ist begeistert von dem Film und ich muss gestehen, dass ich ihn - trotz einiger wirklich ekliger Szenen - auch sehr gelungen finde. Es war mal eine andere Art Junkies und ihre Welt darzustellen und Ewan McGregor's schauspielerische Leistung fand ich hervorragend! :thumleft:
    Ist der Schluss des Films denn stark abgeändert worden? Da ich das Buch so schnell wohl nicht lesen werde (keine Zeit und wenn Zeit, dann für andere Bücher, die "noch in der Schlange stehen") kannst du mir ja den Schluss vom Buch verraten, damit ich weiß, was du meinst. Ich sags auch keinem weiter. :-$

  • Zitat

    Original von FallenAngel
    Ist der Schluss des Films denn stark abgeändert worden? Da ich das Buch so schnell wohl nicht lesen werde (keine Zeit und wenn Zeit, dann für andere Bücher, die "noch in der Schlange stehen") kannst du mir ja den Schluss vom Buch verraten, damit ich weiß, was du meinst. Ich sags auch keinem weiter. :-$


    PN ist unterwegs :pirat:

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Das Buch ist extrem widerlich für mich zu lesen gewesen: zum einen die ganzen Fäkalien- und sonstigen Ekelschilderungen, und zum anderen dieses entnervende geistige Limit, dem die Protagonisten in Trainspotting aufgrund des sozialen und kulturellen Hintergrunds unterliegen. Andererseits fände ich es furchtbar, große philosophische Erkenntnisse und tiefsinnige Weisheiten in der Darstellung eines dreckigen und versifften kleiner Fixerlebens aufgetischt zu bekommen. Im Gegenteil, es wirkt absolut schlüssig, wie der Protagonist Rents sich selbst vorzumachen versucht, dass er die Entscheidung für sein Leben selbst getroffen hat, dass er sich eben ganz bewusst und aktiv gegen ein übliches Dasein in der Gesellschaft entschieden hat. Ich meine damit nicht, dass dieses hohle Entscheidungsgequatsche auf mich überzeugend wirkt, aber die Figur des Protagonisten wirkt überzeugend.

    Ich kenne mich mit Drogenkonsum nicht aus, kann keine eigenen Erfahrungen dagegenhalten, ich kann also nicht sagen, ob Irvine Welshs literarische Darstellung korrekt sein könnte oder nicht. Ich verstehe das Buch jedenfalls nicht als einen Versuch der Unterhaltung oder um für Verständnis oder Mitleid für Drogenabhängige zu werben, sondern nur als Darstellung des Drogenmilieus aus einem ganz konkreten Blickwinkel heraus. Deshalb halte ich die Kompromisslosigkeit des Autors bezüglich Struktur und Stil für durchaus angebracht; allerdings gibt es ein Kapitel, in dem jemand Rache an einem Schuldigen in einem Ansteckungsfall nimmt, was ich als merkwürdig und unglaubwürdig empfand, weil die Rache ziemlich elaborate Vorbereitungen erforderte, die ich mit dem restlichen Bild der Drogenszene, die Welsh zeichnet, nicht in Einklang bringen kann.


    Fazit: Trainspotting ist zwar keine Lektüre, die mich unterhalten oder mir gefallen hat, die ich aber dennoch als gut und berechtigt empfinde. Von mir: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Zum Film: ich habe mir ein paar Szenen auf Youtube angesehen und muss sagen, dass mir zum einen Ewan McGregor als viel zu gesund und fit aussehend vorkommt und dass ich mir zum anderen die ganze Siffe nicht unbedingt auch noch visuell antun möchte - muss echt nicht sein.

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Heftiges, schnelles Buch in sehr derber gewöhnungsbedürftiger Sprache geschrieben.
    Welsh gewährt tiefe Einblicke in die Drogen- speziell in die Heroinszene ohne selbst zu urteilen, das Urteil kann jeder Leser für sich selbst fällen.
    Man liest darüber wie eine Gruppe junger Menschen dem Heroin verfällt und wie die Droge nach und nach die Jugendlichen kaputt macht.
    Man erkennt das die Drogenszene eine eigene Parallelgesellschaft ist in der völlig andere Regeln gelten welche von Außenstehenden wohl niemals restlos verstanden werden können.
    Einen halben Stern ziehe ich ab weil das Buch aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird (so weit so gut, da kann man sich leichter einen objektiven Überblick verschaffen) man aber nicht immer genau weiss welcher der Protagonisten gerade aus dem Nähkästchen plaudert. Ich hätte es besser gefunden bei jedem Perspektivwechsel am Anfang einen kurzen Hinweis darauf zu geben wer nun gerade erzählt.


    Das war erst das zweite Buch von Welsh das ich gelesen habe aber ich bin mir sicher das weitere folgen werden ;o).