2. Teil: Kapitel VI. bis XIII.

  • Ich bin bei Kapitel XIII angelangt und es geht eigentlich weiter wie bisher vermutet.
    Die Brücke ist das Zentrum der Erzählung nun ändern sich Zeit und Teilnehmer in Abständen.
    Was mir dieser Abschnitt näher gebracht hat, ist das Interesse an der Stadt (vielleicht einmal die Gelegenheit zu nutzen um ein paar Urlaubstage auf den Spuren der Brücke zu verweilen)und ihren zum Teil skurilen Mitbewohnern.


    Eine durchgehende Handlung ist leider nicht zustande gekommen, wenn man den geschichtlichen Ablauf außen vor lässt. Da werden mittelalterlich Köpfe abgeschlagen, nach dem Motto "zur falschen Zeit am falschen Ort". Da werden Hochzeiten bzw. Beziehungskonflikte zwischen den Gruppen der Stadt benannt und zum Schluß kommt der "gute alte Deutsche" und sorgt für Ordnung, Sauberkeit, Bauordnung und Beamtentum. Hier mußte ich schon schmunzeln. :wink:


    Schade find ich das alle Personen zur Brücke "gezerrt" werden, um mit ihr wenigstens etwas zu tun zu haben. So musste Alihodscha an die Brücke genagelt werden und Milan spielte sein letztes Spiel gegen de "Teufel"ebenfalls auf der Brückenverbreiterung, der oft genannten Kapija.
    Das Buch ist flüssig geschrieben und trotz der etwas schwierigen Namen flüssig zu lesen (... die Namen wechseln ja auch laufend).
    Ich werde weiterlesen, aber ich bin echt gespannt wie Andric die andere Hälfte des Buches füllt.


    Und auf was ich ebenfalls gespannt bin ist Eure weitere Meinung.

    Seien Sie vorsichtig mit Gesundheitsbüchern - Sie könnten an einem Druckfehler sterben. #-o


    Mark Twain

    3 Mal editiert, zuletzt von alwin03 ()

  • Ich bin noch nicht so weit (Kapitel 8 fertig). Das Buch gefällt mir, wie ich schon geschrieben hatte, wegen dieses so völlig anderen Konzepts ein Bauwerk in den Mittelpunkt zu stellen. Dass das dazu führt wie Du schreibst, Alwin, dass Andric seine Figuren zum Bauwerk zerrt, ist vielleicht ein bisschen zwangsläufig, wenn auch sicher künstlich.
    Ich denke und hoffe mich damit abgefunden zu haben, keine zusammenhängende Handlung zu lesen zu bekommen; das bedeutet allerdings, dass ich das Buch eher langsam lesen werde.
    Mir gefällt, dass ich einen Landstrich kennen lerne, auch geschichtlich, von dem ich wenig bis keine Ahnung habe, und bin ein bisschen überrascht, wie orientalisch die Atmosphäre oft anmutet - klar, die lange Türkenherrschaft, heute ist das (vielleicht?!?) etwas anders. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich mich an 1001 Nächte erinnert fühle und die Episode in Kapitel 8 um die reiche, schöne, kluge Fata mildert das nicht gerade ab.


    Katia

  • Wie der Autor eine Geschichte webt um die Brücke welche während mehreren Jahrhunderten im Zentrum des Lebens der Stadt und des Landstriches steht, ist für mich faszinierend. Eine Brücke ist genaugenommen etwas statisches, indem sich jedoch alles was die Menschen bewegt, sei es nun mit Freude, Schmerz, Trauer, Wut verbunden auf der Brücke abspielt, bekommt sie etwas „lebendiges“, kein Ereignis welches nicht durch die Brücke geprägt ist.


    Zitat

    Alwin03
    Schade find ich das alle Personen zur Brücke "gezerrt" werden, um mit ihr wenigstens etwas zu tun zu haben. So musste Alihodscha an die Brücke genagelt…


    Ich betrachte dies nicht als „gezerrt“ indem der Autor das als Zwang beschreibt, sondern dies ist seine künstlerische Freiheit die er sich hier erlaubt – er zeigt auf, wie sehr die Menschen sich mit der Brücke verbunden fühlen.


    Die Brücke bedeutet auch eine Lebensader denn sie ist die Verbindung mit der Welt jenseits der Grenze – jenseits des Flusses.


    Oftmals wird in der der Literatur eine Brücke als erzählendes Element gewählt um ein hervorstechendes Ereignis zu beschreiben – bei Andric steht jedoch die Brücke im Zentrum des Geschehens und das macht dies Lektüre so einmalig.


    Zitat

    Mir gefällt, dass ich einen Landstrich kennen lerne, auch geschichtlich, von dem ich wenig bis keine Ahnung habe, und bin ein bisschen überrascht, wie orientalisch die Atmosphäre oft anmutet - klar, die lange Türkenherrschaft, heute ist das (vielleicht?!?) etwas anders.


    Der Balkan ist eine sehr interessante Gegend, wunderschöne Landschaften, teilweise noch sehr orientalisch, besonders in den Bergregionen.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Kapitel X


    Die Österreicher haben den Landstrich in Besitz genommen, und jetzt zieht die "Moderne" ins Land, sprich die Zivilisation. Die Besitznahme ging unblutig von statten, das hat mich schon beeindruckt. Keine Fragen zur Religionsangehörigkeit, ganz leise und klanglos. Das Chan wird wieder aufgebaut, Kanäle verlegt, gekehrt, und nächtliche Beleuchtung eingeführt; alte Holzbaracken werden eingerissen, und Gebäude aus Stein werden gebaut.
    Die Bewohner nehmen es eher gelassen auf, wollen aber dem Neuen auch keine rechte Chance geben. Vielleicht sind sie nur zu verunsichert über Machthaber? Oder wollen einfach ihre Kultur nicht preisgeben?

  • Kapitel 12 beendet.
    Tatsächlich sind die Zeitsprünge weniger geworden, der Beginn der österreichischen (schwäbisch :lol: ) Besatzungszeit wird ausführlicher erzählt; auch wenn nicht alle Episoden damit zu tun haben (Milos).
    Ich bin unschlüssig, wie ich die Besetzung aufnehmen soll: einerseits bringen die Österreicher viele zivilisatorische Errungenschaften, die ich als Mitteleuropäerin positiv sehe, andrerseits wird hier aber auch eine Kultur zerstört. Sehr prägnant zeigt Andric dies am Chan, diesem traditionellen, wenn auch verfallenen Bauwerk, das in eine Kaserne verwandelt wird - das ehemals gastfreundliche Bauwerk, das für alle Fremden da war, wird nun von den Fremden genutzt, um die Bewohner zu besetzen (ich weiß nicht, ob ich von Unterdrückung sprechen soll).


    Katia

  • Zitat

    Original von Katia
    Sehr prägnant zeigt Andric dies am Chan, diesem traditionellen, wenn auch verfallenen Bauwerk, das in eine Kaserne verwandelt wird - das ehemals gastfreundliche Bauwerk, das für alle Fremden da war, wird nun von den Fremden genutzt, um die Bewohner zu besetzen (ich weiß nicht, ob ich von Unterdrückung sprechen soll).


    Stimmt Katia, an diesem Gebäude sieht man sehr gut das Verhalten der jeweiligen Kultur. Denn die Türken haben dieses einst so prächtige Gebäude zerfallen lassen, als sich keiner mehr dafür verantwortlicht sah, das ist so ganz typisch. Und die Europäer packen direkt an, sehen das gute Fundament und bauen wieder auf.
    Dass sie aus einer Herberge eine Kaserne bauen, das spricht wieder für das fehlende Fingerspitzengefühl.


    Ich bin durch mit diesem Teil :thumleft:

  • Ich bin auch durch mit Teil 2 :D
    Kapitel 13, wie so viele, erzählt halb die Geschichte einer Einzelperson (hier des Soldaten Fedun), halb treibt es die Handlung und Zeit voran, hier mit der Erzählung der Rekrutierungen. Diese erinnern an die Entführungen der kleinen Jungen durch die Türken - eine Erinnerung, die ich gut fand, da man inzwischen fast vergessen hatte, dass auch die Türken nicht die ursprüngliche Bevölkerung von Stadt und Land waren.


    Insgesamt haben sich die letzten Kapitel wieder etwas flotter gelesen, weil zeitlich zusammenhängender. Immer noch mag ich das Buch, und immer noch aus den selben Gründen - diese Geschichte eines Landstrichs an einzelnen Epsioden ist ein interessantes Konzept, das ich so noch nicht gelesen habe :thumleft:


    Katia

  • Ich bin noch nicht durch mit diesem Teil ( :uups:), doch bin froh mit der Erzählweise! Gerne lese ich so von anderen Ländern und Landstrichen und glaube, dass ich selber zumindest auf diese Weise mehr von einem Land, bzw. den Menschen, lerne als durch ein reines Geschichtsbuch.


    Gerne hätte ich noch Euren Eindruck gehabt von dem dramatischen Ausgang dieser eingefädelten Heirat... Man mag ja zuerst mal ganz allgemein einfach ein Heiratsarrangement kritisieren und sagen, dass die "arme Braut" sich todunglücklich in den Tod stürzte. Aber - ich las diese Stelle zweimal aufmerksam durch - geht es viel mehr um (verdrehte) Auffassungen vom Einhalten eines Wortes, eines Spruches. Fata will nicht dem Versprechen des Vaters widerstehen, KANN aber (oder meint nicht zu können) nicht ihr eigenes Wort zurücknehmen, dass sie, vielleicht sogar eher flopsig und, so wird's gesagt, stolz dem Brautanwärter vor den Kopf geschmissen hat.
    Vielleicht wird in dieser kleinen Geschichte deutlich, welchen Stellenwert in diesen Kulturen eine gewisse Auffassung von der "Ehre" spielt. Ich glaube, dass ein Verstehen dieser "Mechanismen" und Handlungsmotive manches vom Balkan (und anderen Ländern) verständlicher machen würde?!

  • Zitat

    Original von tom fleo
    Gerne hätte ich noch Euren Eindruck gehabt von dem dramatischen Ausgang dieser eingefädelten Heirat... Man mag ja zuerst mal ganz allgemein einfach ein Heiratsarrangement kritisieren und sagen, dass die "arme Braut" sich todunglücklich in den Tod stürzte.


    Eben, so war es eben nicht ;)
    Dieser Heiratszwang, denke ich, da haben sich die jungen Mädchen einfach mit abfinden müssen, und haben es auch nicht als ... aufgefasst. Fata hätte diesen Burschen schon geheiratet. Warum sie sich umgebracht hat, lag einfach an ihrem gesprochenen Wort und der Ehre. Ich fand das auch sehr beachtlich, und war erstaunt, wie ernst sie ihre Worte nahm.

  • Zitat

    Heidi Hof
    Dieser Heiratszwang, denke ich, da haben sich die jungen Mädchen einfach mit abfinden müssen, und haben es auch nicht als ... aufgefasst

    Diese arangierten Heiraten sind nicht ein "alter Zopf" der vergangen Jahrhunderten, im Balkan(allerdings nicht nur im Balkan ), (hat jedoch nichts zu tun mit dem Islam als solches) sondern werden heute noch praktiziert.

    Zitat

    Heidi Hof
    Warum sie sich umgebracht hat, lag einfach an ihrem gesprochenen Wort und der Ehre. Ich fand das auch sehr beachtlich, und war erstaunt, wie ernst sie ihre Worte nahm

    . Ja, wir haben ja gelesen wie stolz Fata war, und ich denke da sie sich ihrem Vater beugen musste - war das der einzige Ausweg für sie.


    Zitat

    tom fleo
    Vielleicht wird in dieser kleinen Geschichte deutlich, welchen Stellenwert in diesen Kulturen eine gewisse Auffassung von der "Ehre" spielt. Ich glaube, dass ein Verstehen dieser "Mechanismen" und Handlungsmotive manches vom Balkan (und anderen Ländern) verständlicher machen würde?!

    Diese Wervorstellung heisst in der orientalischen Gesellschat "Namus" was soviel bedeutet wie Wert, Achtung, Respekt, Ehre und Würde und nimmt innerhalb der Familie einen grossen Stellenwert (Patriachat) ein.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    ...die Türken haben dieses einst so prächtige Gebäude zerfallen lassen, als sich keiner mehr dafür verantwortlicht sah, das ist so ganz typisch. Und die Europäer packen direkt an, sehen das gute Fundament und bauen wieder auf.
    Dass sie aus einer Herberge eine Kaserne bauen, das spricht wieder für das fehlende Fingerspitzengefühl.


    Ich stehe dem, vielleicht ähnlich wie Katia, gespalten gegenüber. Um beim Bild des Baus zu bleiben: Hier wird ja komplett "abgetragen" und abgebaut. Okay, man benützt dann die SELBEN Ziegel wieder neu, aber wie frustrierend muss das eine Gemeinschaft empfinden. Wird es ein Nebeneinander? Ein Miteinander?
    Ein schmerzliches Thema, das immer wieder auftaucht.


    Was für viel von uns aus der westlichen Kultur als normal und befreiend erfahren wird (z.B. in diesen Kapiteln das Säubern der Strassen, Ausmessen, Regulieren, Aktiv sein etc... durch die Österreicher) stimmt einen "östlich, balkanisch, slawischen" Menschen vielleicht eher ab. DiesesEinschreiten des Menschen, dieser Aktivismus hat etwas Steriles an sich, das uns im Westen oft nicht auf den ersten Blick so erscheint...

  • Sicherlich bin ich eher europäisch angesiedelt, habe aber dennoch genug Einsicht um andere Kulturen auch zu verstehen. Den Chan so zu zerfallen sehen zu müssen, hätte mich als Anwohner schwer getroffen, nichts destotrotz ist das deren Mentalität, die mir bewusst ist.

  • Wie Tom schon gesagt hat, stehe ich diesem westlichen Eingreifen kritisch gegenüber. Allerdings: auch die Türken waren auf dem Balkan ursprünglich Aggressoren, Besetzer, weder sie noch die Österreicher sind die "eigentliche" Bevölkerung des Landes.
    Schlimm finde ich nicht, dass der verfallene Chan wieder aufgebaut wird, schlimm finde ich, dass all diese Entscheidungen über die Köpfe der Bevölkerung hinweg getroffen werden.
    Wenn es allerdings um Fata und ihr Ehrgefühl geht, dann fehlt mir jegliches Verständnis - sich wegen eines flapsigen Spruchs umzubringen, ist mir wenig nachvollziehbar. Ich weiß (und akzeptiere!) dass "Ehre" im orientalische Raum und auch auf dem Balkan anders verstanden und gelebt wird als bei uns, aber wenn es solche Blüten treibt, dann tut es mir um dieses Menschenleben einfach nur leid.
    Ich glaube tatsächlich, dass ich diese Episode verdrängt habe, bis Tom sie ansprach, ich habe sie gelesen und wahrgenommen, aber in die "1001 Nacht" Schublade gesteckt, wie auch Andric das öfteres schreibt: solche Geschichten verändern sich mit dem Erzählen, insbesondere mit der Zeit.


    Katia

  • Zitat

    Original von tom fleo
    Was für viel von uns aus der westlichen Kultur als normal und befreiend erfahren wird (z.B. in diesen Kapiteln das Säubern der Strassen, Ausmessen, Regulieren, Aktiv sein etc... durch die Österreicher) stimmt einen "östlich, balkanisch, slawischen" Menschen vielleicht eher ab. DiesesEinschreiten des Menschen, dieser Aktivismus hat etwas Steriles an sich, das uns im Westen oft nicht auf den ersten Blick so erscheint...


    ... Sehe ich genauso - und nicht nur auf dem Balkan oder im slawischen Raum. Ich bin zwar noch nicht so weit, kann mir aber schon gut vorstellen, wie die Österreicher "anpacken" um aufzuräumen.


    Gruß
    Leseratte

    ...Dann sagte ein Lehrer: Sprich uns vom Lehren.
    Und er sagte:
    Niemand kann Euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern Eures Wissens schlummert.


    Khalil Gibran
    Der Prophet

  • Zitat

    Original von Katia
    Allerdings: auch die Türken waren auf dem Balkan ursprünglich Aggressoren, Besetzer, weder sie noch die Österreicher sind die "eigentliche" Bevölkerung des Landes.
    Katia


    Gute Erinnerungshilfe - danke.
    Nach einiger Zeit - Jahrhunderten?-zehnten? - erscheinen so viele einst von außen Hinzugekommenen als die ewig Herrschenden, als ob sie ein Anrecht von je her auf eine Erde hätten...
    Eigentlich - wenn man wirklich lange zurückgeht, fällt es sehr schwer, in Europa und sonstwo von DER ursprünglichen Bevölkerung zu reden...


    Off-Topic: Wenn wir uns alle auch "bei uns" in gewisser Weise als "Fremde" wissen würden... gäbe es nicht die falschen Überheblichkeiten, Selbstverständlichkeiten und Nationalismen und...

  • Mich hat jetzt noch interessiert, wie die Verteilung der Religionen im heutigen Bosnien ist und wie immer hat die Wikipedia geholfen. Tatsächlich ist fast die Hälfte der heutigen Bevölkerung muslimisch, ein gutes Drittel christlich. Serbien dagegen ist rein christlich.


    Tom hat sicher recht, dass nach einer Zeitspanne eine Besetzung nicht mehr als solche empfunden wird. Kann man z.B. auch an den USA sehen, wo die Fremdbevölkerung sehr schnell ein Heimatgefühl entwickelt hat - natürlich unter anderen Vorzeichen: hier hat nicht eine Macht eine Bevölkerung erobert, sondern eine Bevölkerung ein Land. Tatsächlich scheint es aber doch so zu sein, dass oft auch unter jahrelanger Fremdherrschaft ein Nationalgefühl erhalten bleibt, zumindest in Serbien scheint das während der türkischen Besatzung der Fall gewesen zu sein. Vielleicht spielt hier die Religion eine wichtige Rollen, Serbien war christlich und wohl weniger assimiliert als Bosnien an das osmanische Reich?!?


    Katia

  • Hallo,
    ich finde bei solchen Konflikten immer interessant, wie lange diese schon gehen - oft Jahrhunderte. Das wird in der heutigen Zeit oft vergessen. Wir lesen oder hören in den Medien von solchen Problemen auf der ganzen Welt und neigen dazu, immer nur das jetzt zu sehen. Wir müssen aber manchmal in ganz anderen zeitlichen Kategorien denken um soetwas auch nur andeutungsweise verstehen zu können.


    Viele Grüße
    Leseratte

    ...Dann sagte ein Lehrer: Sprich uns vom Lehren.
    Und er sagte:
    Niemand kann Euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern Eures Wissens schlummert.


    Khalil Gibran
    Der Prophet

  • Zitat

    Heidi Hof
    Die Österreicher haben den Landstrich in Besitz genommen, und jetzt zieht die "Moderne" ins Land, sprich die Zivilisation. Die Besitznahme ging unblutig von statten, das hat mich schon beeindruckt.

    Ich nehme hier nur einen Gedanken auf, der auch von den andern Mitlesern aufgegriffen wurde.
    Persönlich bereitet es mit ein grosses Unbehagen wenn ich lese wie andere Nationen sich anmassen in fremde Länder "einzumarschieren" um "Ordnung herzustellen".
    Denn Österreich hat nicht „uneigennützig“ gehandelt um den Menschen Ruhe und Frieden zu bringen. Die Interessen am Balkan war schon länger vorhanden, und nun da das „osmanische“ Reich nach Jahre langen Machtkämpfen schwächer war –wie wir gelesen haben durch eigene Schuld – war es ein leichtes für die Österreicher mit dem Krieg zu drohen, sollte der Sultan nicht nachgeben.


    Zitat

    ,,war es den Österreichern nur wichtig, daß man pünktlich und in voller Höhe seine Steuern zahlt. Wer das tat und nicht anderweitig auffiel, hatte seine Ruhe.

    Ich frage mich wer gibt "UNS" das Recht zu bestimmen was für andere richtig ist und was nicht?


    Zitat

    tom fleo
    Was für viel von uns aus der westlichen Kultur als normal und befreiend erfahren wird (z.B. in diesen Kapiteln das Säubern der Strassen, Ausmessen, Regulieren, Aktiv sein etc... durch die Österreicher) stimmt einen "östlich, balkanisch, slawischen" Menschen vielleicht eher ab. DiesesEinschreiten des Menschen, dieser Aktivismus hat etwas Steriles an sich, das uns im Westen oft nicht auf den ersten Blick so erscheint

    Dieses Ausmessen, Regulieren ...usw. , scheint mir manchmal wie eine "Manie" zu sein der wir unterworfen sind - Z. B. können wir nicht mal mehr einem Bach seinen natürlichen Lauf lassen - nein er muss "reguliert" werden.
    Und genau so wird oftmals mit den Menschen aus anderen Kulturen verfahren - assimilieren - nennt sich das.


    Zitat

    tom fleo
    Off-Topic: Wenn wir uns alle auch "bei uns" in gewisser Weise als "Fremde" wissen würden...

    Ja wir sollten uns mehr mit solchen Gedanken befassen - vielleicht (ich glaube zwar kaum) - hätte die "gesamte Menschheit" viel weniger Probleme, miteinander und nebeneinander in Ruhe und Frieden zu leben.
    :uups:Bin zwar etwas von der eigentlichen Lektüre abgekommen, jedoch kann ich dieses Buch nicht lesen, ohne mir diesbezüglich Gedanken zu machen.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Zitat

    Original von serjena
    :uups:Bin zwar etwas von der eigentlichen Lektüre abgekommen, jedoch kann ich dieses Buch nicht lesen, ohne mir diesbezüglich Gedanken zu machen.


    Ich finde es prima :thumleft:, wenn man in DEM Sinne seinen Gedanken freien Lauf lässt. Für mich geht es nicht nur um eine rein buchbezogene "'Analyse", sondern um dadurch geweckte Querverbindungen, Gedankenanstösse etc...