1. Teil: Kapitel I. bis V.

  • Ich habe erst Kapitel I gelesen und eine Weile gebraucht in meinem Kopf die richtige Lage von Brücke, Stadt und Umgebung zu bringen. Überhaupt sind meine Geographiekenntnisse auf dem Balkan nicht so berauschend - was ich heute ein bisschen nachgeholt habe. Dabei bin ich auf diese Seite gestoßen, wo man einige Bilder der Brücke, der Stadt und der Umgebung sehen kann.


    Soweit man das nach diesen wenigen Seiten sagen kann, gefällt mir das Buch, ich mag es, wenn der Autor seine Örtlichkeiten erst mal genau beschreibt und ich ein Bild im Kopf habe. Und da hier die Brücke und Stadt eine große Rolle spielen, finde ich diesen Einstieg sehr gelungen.


    Heidi: Na, dann bin ich ja schon gespannt auf Kapitel 3,.


    Katia

  • Hallo Katja,
    vielen Dank für die Bildersuche. Ich fand zwar die Beschreibung im Buch schon sehr gelungen aber die natura Aufnahmen runden das ganze natürlich noch ab.


    Viele Grüße
    Leseratte

    ...Dann sagte ein Lehrer: Sprich uns vom Lehren.
    Und er sagte:
    Niemand kann Euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern Eures Wissens schlummert.


    Khalil Gibran
    Der Prophet

  • Zitat

    Original von Katia
    Soweit man das nach diesen wenigen Seiten sagen kann, gefällt mir das Buch, ich mag es, wenn der Autor seine Örtlichkeiten erst mal genau beschreibt und ich ein Bild im Kopf habe. Und da hier die Brücke und Stadt eine große Rolle spielen, finde ich diesen Einstieg sehr gelungen.


    Ich weiß es noch nicht ob ich das Buch mag oder nicht, es erreicht mich nämlich noch nicht. Die ersten 3 Kapitel werden von einer zurückgezogener Erzählperspektive heraus beschrieben, also einen Erzähler, den man auch noch nicht einordnen kann, von oben betrachtet. Figuren kommen erst spät auf, und werden nur karg charakterisiert. Ich kann das Buch noch nicht fassen.
    Die Beschreibungen sind sehr ausführlich, Landschaften entstehen vor meinen Augen, die Lage der Stadt, die Brücke natürlich. Eine Beschreibung hätte er sich sparen können, wirklich, das hat noch nicht einmal Hilsenrath gemacht, obwohl dieser Akt dort auch praktiziert wurde.


    So, ich schau jetzt mal, ob das Buch mich heute erreicht :thumleft:

  • Heidi,
    da ich das alles schon gelesen habe, dass Forum etwas kenne und weiß, dass es sich um viele weibliche Leser handelt, bin ich um so mehr gespannt wie das Kapitel rezensiert wird.


    Aber beginnen wir von vorn.


    Ungewöhnlich ist, der Protagonist ist eine Brücke, ohne Namen.
    Bisher ist das Buch eher eine Biographie, eben dieses Bauwerkes, der Brücke.
    Das Bauwerk an sich, habe ich mir viel höher vorgestellt. Die umliegenden Berge kommen mir im Buch viel näher und steiler vor. Ich war fast enttäuscht als ich die Bilder gesucht und gefunden hatte.
    Danke Katia für die gegoogelte Seite, aber wo sind die vielen Holzhäuser hin? :wink: :lol:
    Im zweiten Absatz ist übrigens von elf Bögen die Rede. Bei den Bildern sind es immer zwölf. Will nicht glauben, dass nach ihrer Zerstörung, die Brücke komplett neu gebaut wurde und wir nur einen "Neubau" auf den Bildern bewundern.


    Wir werden in das Mittelalter, zur Zeit der Enstehung der Brücke, zurückgeführt.
    Dies mit allem Wohl und Wehe. So auch Kapitel III und es ist schon etwas gewöhnugsbedürftig sich die ...... vorzustellen.


    Bisher bin ich noch beim "einlesen" und es wird weder langweilig noch super interessant. Andric holt nun für jeden Zeitabschnitt die interessantesten Leute zur Brücke und erzählt ihre Geschichte. Eigentlich die Geschichte von Menschen in der Nähe der Brücke, nicht aber Geschichte der Brücke. Genauso könnte der Roman auch "Die Geschichte von Visegrad" heißen.
    Sicher ist die Brücke nur ein Standort für die Geschichten. Bin aber gespannt welche Geschichten die Brücke in den nächsten Kapiteln erzählen kann und welche Eindrücke IHR von den Geschichten habt. :bounce:

    Seien Sie vorsichtig mit Gesundheitsbüchern - Sie könnten an einem Druckfehler sterben. #-o


    Mark Twain

  • Ich habe auch erst das erste Kapitel komplett gelesen. Die geographichen Beschreibungen sind für mich selber fast immer sehr schwer vors innere Auge zu bringen, während die Brückenbeschreibung (dann auch dank der schönen Bilder von Alwin und Katia!) mir leichter vorstellbar wird. Ja, es ist noch ein "Einschreiben", oder?
    Zumindest im ersten Kapitel ist wohl doch die Brücke echter Mittelpunkt: die Geschichten werden von ihr her bezogen, inspiriert. In dem Zusammenhang ist es für mich sehr interessant, wie EIN Ort, EIN Gebäude (oder in anderen Romanen zB. eine Person, ein Ereignis) Anlass geben kann zu weitreichenden Assoziationen. Natürlich kann man immer zu ausschweifend werden, doch es stimmt, dass manchmal solch ein "Ausgangspunkt" zum Dreh- und Angelpunkt der Welt wird, ähnlich wie es im ersten Kapitel also von der Brücke heisst: alles traf sich dort, Leben und Tod, alles spielte sich dort ab. (In anderen Städten gab es vielleicht Marktplätze, oder Waschhäuser etc.)
    Es gibt Anspielungen auf die kindlichen Phantasien (gut beobachtet!), die um die Brücke kreisen, und alles mögliche "sehen": so um ein "Loch" und den "Schwarzen Mann". Da fiel mir unser Kinderspiel ein "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?" - ob es da einen Zusammenhang geben kann?

  • Hallo,
    ich bin jetzt beim dritten Kapitel und habe das Buch auch als Gesammtbiographie der Menschen von Visegrad verstanden. Ich empfinde es sogar als sehr interessant, hier die Brücke als Leitfaden zu nehmen. Der Brückenbau hat die Stadt geprägt, sie überhaupt erst zu dem gemacht, was sie auch heute noch ist.


    Viele Grüße
    Leseratte

    ...Dann sagte ein Lehrer: Sprich uns vom Lehren.
    Und er sagte:
    Niemand kann Euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern Eures Wissens schlummert.


    Khalil Gibran
    Der Prophet

    Einmal editiert, zuletzt von leseratte4 ()

  • Zitat

    Original von alwin03
    Genauso könnte der Roman auch "Die Geschichte von Visegrad" heißen.


    Der Untertitel lautet auch "Eine Wischegrader Chronik".


    Zu Kapitel 3: Vom Allgemeinen kommen wir ins Spezielle, jetzt wird die Entstehung der Brücke beschrieben. Ich fand dabei Mehreres bemerkenswert; erstens gefällt mir, dass Andric die Geschichte mit den Zwillingen mit teils gleichen Worten, aber diesmal mit ihrem "wahren" Kern erzählt. Zweitens zeigt er sehr klar die Machtstrukturen, die herrschen: Jeder hat vor seinem direkten Vorgesetzten, vor Bloßstellung, vor Verlust der Stellung Angst - eine Kette der Angst, die zur geschilderten Unterdrückung, Zwangsarbeit führt und zu



    Übrigens erinnern mich Erzählweise an "1001 Nacht", natürlich auch wegen des orientalischen Flairs.
    Inzwischen weiß ich auch, was mich anfangs an der Schilderung der Örtlichkeiten durcheinander gebracht hat: Unter "rechtes Flußufer" würde ich "rechts wenn man Richtung Mündung blickt" verstehen - hier ist es genau andersrum.


    Tom: Reine Spekulation, aber ich würde den Zusammenhang mit unserem "Schwarzen Mann" nicht so deutlich sehen. Ich denke "schwarze Männer" sind Kinderschreck in vielen Kulturen.


    Katia

  • Hallo Zusammen


    Vielleicht war es falsch von mir, dass 3. Kapitel zu erwähnen, und meine Gefahrenwarnung. Denn ich bin noch unvorhergenommen an dieses Kapitel rangegangen, fand natürlich diese entstandenen Legenden, und die tatsächlichen Episoden amüsant. Und dann traf mich diese Schilderung so überraschend, dass der Autor das bis ins Kleinste schildert, entsetzlich!
    Die Machtstrukturen, Türken, und sehr vieles, z. B. Moslems, Christen und Juden, die in diesen Ländern gemeinsam leben, dieses Gefühl man liest 1001 Nacht, all das erinnert mich stark an Hilsenrath "Das Märchen vom letzten Gedanken". Doch Hilsenrath macht es meiner Meinung besser, angenehmer für den Leser, weil er durch seine Ironie `es ist alles nur Märchen` die Grausamkeit ein wenig auffängt. Er beschreibt im Roman auch eine Köpfung, auch vom Pfählen, und zum Schluss als die Armenier abgeschlachtet werden, das ist ziemlich grauslich, wirkt authentisch beim Nachsinnen, aber nur indirekt beim Lesen.
    Hier erzählt uns ein Erzähler die Geschichte einer Brücke, und das Leben um und an der Brücke. Außer dem Wesir, jetzt als Legende, ist keine Figur im Roman, die irgendwelche Emotionen abmildern könnte. Ich persönlich finde den Roman dadurch sehr kalt, die Folterungen treffen mich wie ein Schlag, ich weiß nicht was ich vom Werk halten soll. Ich frage mich wirklich, ob ich nicht lieber ein Geschichtsbuch darüber lesen würde.

  • Heidi: Du hast mit Sicherheit recht, dass ich das Kapitel 3 nach Deiner Warnung anders gelesen habe - schon während der Jagd auf die Brücken"attentäter" war mir klar, dass es um eine Folterung oder Hinrichtung eines der Beteiligten gehen wird. Von daher war natürlich kein so starker Schockeffekt bei mir vorhanden. Falsch fand ich Deine Gefahrenwarnung trotzdem nicht.


    Es stimmt auch, dass Andric seine Charaktere eher distanziert beschreibt, wobei der Wesir doch eigentlich die fernste aller Gestalten ist, er tritt ja nie direkt auf.
    Ich finde den Roman aber nicht kalt, sicher die Folterung ist grausam, aber gerade die Tatsache, wie sehr wir bei ihr mitleiden, zeigt, dass der Autor nahe und authentisch am Geschehen ist. Abmildern könnte man das nur durch eine weniger eindringliche Schilderung, wären die Figuren ausgearbeiteter wäre es wahrscheinlich noch schlimmer zu lesen.
    Ich finde es auch gelungen, wie er die kurz- und längerfristigen Auswirkungen beschreibt - es ist nämlich keine blanke Sensationslüsternheit beim Publikum (wie man das manchmal von mittelalterlichen Hinrichtungen suggeriert bekommt), sondern das Entsetzen, das wir empfinden, empfinden auch die meisten Augenzeugen.


    Katia

  • Leider ist mein Buch noch nicht eingetroffen, ich hoffe allerdings dass es spätestens am Montag im Briefkasten ist, damit ich konkret mitlesen kann.


    Zitat

    Heidi Hof
    Er beschreibt im Roman auch eine Köpfung, auch vom Pfählen, und zum Schluss als die Armenier abgeschlachtet werden, das ist ziemlich grauslich, wirkt authentisch beim Nachsinnen, aber nur indirekt beim Lesen.


    Dies jedoch weiss ich genau, war die Realität, so schrecklich es auch klingen mag

    Zitat

    Die Arbeiten begannen und die Christen wurden ohne Rücksicht zur Zwangsarbeit rekrutiert. Wer sich dem widersetzte, wurde auf einem extra dafür eingerichteten Platz gehängt, gepfählt oder enthauptet

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Zitat

    Original von serjena



    Dies jedoch weiss ich genau, war die Realität, so schrecklich es auch klingen mag


    Ich weiß, ich weiß, das ist die Realität und authentisch :uups: Aber ich kann sowas nicht lesen :uups: Es zu lesen ist für mich tausendmal schlimmer als es in der Glotze zu sehen, dann sind es nämlich meine eigenen innere Bilder und nicht die gegebenen. Ich kann da sehr schlecht mit umgehen, ich finde das ganz grauslich :uups:

  • Diesen Teil habe ich beendet. Mein Eindruck bisher ist zwiespältig - einerseits gefällt mir die Idee einer Brückenbiographie (und der Menschen drumherum), die Sprache und orientalische Erzählweise, andrerseits sind viele Kapitel (wie Nr. 5) eher blutleer und episodenhaft, es fehlt mir eine durchgängige Handlung. Kapitel 3 unterschied sich davon wohltuend, ich meine damit die längere Geschichte, die erzählt wurde (trotz ihrer Grausamkeiten).
    Ich bin gespannt, ob das 400 Seiten so weitergeht, oder ob es noch Handlungsstränge geben wird, die länger als ein paar Seiten umfassen ...


    Katia

  • Zitat

    Original von Katia
    Diesen Teil habe ich beendet. Mein Eindruck bisher ist zwiespältig - einerseits gefällt mir die Idee einer Brückenbiographie (und der Menschen drumherum), die Sprache und orientalische Erzählweise, andrerseits sind viele Kapitel (wie Nr. 5) eher blutleer und episodenhaft, es fehlt mir eine durchgängige Handlung. Kapitel 3 unterschied sich davon wohltuend, ich meine damit die längere Geschichte, die erzählt wurde (trotz ihrer Grausamkeiten).
    Ich bin gespannt, ob das 400 Seiten so weitergeht, oder ob es noch Handlungsstränge geben wird, die länger als ein paar Seiten umfassen ...


    Mir geht es ganz genauso.
    Ich habe mich in den zweiten Teil hinein gelesen, aber das Buch erreicht mich überhaupt nicht. Aus diesem Grund habe ich heute noch eine Lektüre begonnen, ich brauchte einfach Figuren.

  • Zitat

    Original von Heidi Hof


    Mir geht es ganz genauso.
    Ich habe mich in den zweiten Teil hinein gelesen, aber das Buch erreicht mich überhaupt nicht. Aus diesem Grund habe ich heute noch eine Lektüre begonnen, ich brauchte einfach Figuren.


    Kann Euch nur beipflichten. Die Hinrichtung war die längste zusammenhängende Episode. Vortan wechseln die Beteiligeten. Ich frag mich ebenfalls wie man ohne Geschichte bis auf Seite 423 (meine Ausgabe) kommen will.

    Seien Sie vorsichtig mit Gesundheitsbüchern - Sie könnten an einem Druckfehler sterben. #-o


    Mark Twain

  • Ein bisschen Off-Topic: Inzwischen habe ich endlich wirklich begriffen woher meine geographische Verwirrung kam: Die Drina fließt ja gar nicht in die Adria, sondern nach Norden in die Donau - deswegen habe ich die Flussseiten verwechselt #-o Jetzt muss ich meinen Kopf nur noch dazubringen, die Fließrichtung umzudrehen und die Hochwasser von Süden kommen zu lassen ...


    Alwin: Ja, genau sowas hab' ich mir auch schon gedacht. Ich denke allerdings, dass es schon noch längere Episoden geben wird.


    Katia

  • Hallo, liebe Leserunde!


    Ich hinke wieder einmal etwas hinten nach, habe jetzt Kapitel 3 beendet.


    Bis jetzt gefällt mir das Buch sehr gut. Ich kann mich nicht erinnern, einmal ein Buch gelesen zu haben, das diesen Landstrich zum INhalt hatte.
    Die Beschreibungen rund um die Brücke haben durch die Bilder von Alwin und Katia noch mehr an Vorstellungskraft gewonnen. Besonders gut gefallen haben mir die Schilderungen rund um die Brücke. Die Kinder, die dort ihre Phantasien auslebten, der Aberglaube, der genauso Niederschlag findet wie Sagengestalten.


    Die Entscheidung, diese Brücke zu bauen, reißt dieses Dorf aus einer Lethargie, aber auch aus einer Zufriedenheit mit sich und der Welt heraus. Plötzlich herrschen Machtkämpfe, Neid, Zwietracht, Schuldzuweisungen, Unzufriedenheit, Geltungswahn. MIr fiel dazu immer der Begriff der "Globalisierung" ein, die Neuerung bringt Vorteile, aber auch viele, viele Nachteile und die Menschen müssen erst lernen, damit umzugehen.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Zitat

    Original von Rosalita
    Die Entscheidung, diese Brücke zu bauen, reißt dieses Dorf aus einer Lethargie, aber auch aus einer Zufriedenheit mit sich und der Welt heraus. Plötzlich herrschen Machtkämpfe, Neid, Zwietracht, Schuldzuweisungen, Unzufriedenheit, Geltungswahn.


    Es stimmt schon, dass Machtkämpfe, Unzufriedenheit und Geltungswahn beschrieben werden, und auch gewiss in dieser Zeit das politische Bild prägten. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass es im Zusammenhang mit der Brücke stand. Die Brücke an sich hat dem Dorf eigentlich nur positives beschert, die Menschen plauderten auf ihr, tranken ihren Raki, feierten dort. Und insgesamt durch den wirtschaftlichen Vorteil, gaben die Bewohner auch gerne ihr Geld aus. Eigentlich hat sie die Leichtigkeit des Lebens gebracht.
    Das was du meinst kam von außen und von oben, also die Zeit und ihre Machthaber, aber nicht von der Brücke.

  • Wie Rosalita (uff, ich danke Dir!) bin ich auch erst mit dem dritten Kapitel zuende, das - wie Ihr alle ja auch sagtet - die bislang längste zusammenhängende Episode ist. Ich stimme Euch in so vielem zu, insbesondere Katia mit ihren treffenden Bemerkungen über die "Machtstrukturen", die da offen gelegt werden. Ich dachte auch an das Prinzip der "Hackordnung": Autorität, Gewalt von oben nach unten weitergegeben; Ohnmacht von unten nach oben hin erfahren; und das von Großwesir über Effendi über Abida über Priwljak über Sejmen bis zu den Fronarbeitern. Das ist überaus gut geschildert.


    Am Anfang des Kapitels wird deutlich, wie eben die Fronarbeiter und Bauern dieses vielleicht später zum Zentrum der Stadt werdende Gebilde (siehe erstes Kapitel) als Fluch verstehen. Insofern muss ich also Heidis letztem Eintrag widersprechen.
    Leider sind wirklich viele "Brücken" oder sonstige wegweisende, zentrale Bauten auf dem Blut von Menschen erbaut, die Opfer wurden... Da denke ich dann sofort an Brechts Gedichte über die "Baumeister der Pyramiden" etc...


    Die Pfählung ist schon unerträglich durch seinen Realismus, natürlich. Aber wegen einer solchen Beschreibung würde ich nicht ds Buch beiseite legen, denn dieser Realismus gibt dem Traum von der "schönen Brücke" eine echte Relativisierung. Leider - wie einige schon anmerkten - gehörten (und hier und da GEHÖREN) diese Praktiken zum Unterdrückungskatalog... Hart zu hören, aber vielleicht notwendig? Auf jeden Fall hier nicht einfach Gewalt um der Gewalt willen, bzw. Gewaltverherrlichung!