Ralf Rothmann - Rehe am Meer

  • 12 Erzählungen


    ZUM BUCH:
    Da die Kurzbeschreibung (nach Amazon und Klappentext) wirklich mal sehr gut ist will ich sie fast ganz übernehmen: Neue Erzählungen von Ralf Rothmann, ob er nun von den Nöten einer Zwölfjährigen schreibt, die sich nach dem Tod der Mutter verantwortlich fühlt für die Familie, ob er einen Polterabend mit ostdeutschen Bauarbeitern schildert oder von einer Krankenschwester in der Uckermark erzählt, die ihr Haus westdeutschen Feriengästen überläßt, während sie mit ihrem Sohn im Garten campiert; ob er uns einen arbeitslosen Alkoholiker vorstellt, der seiner Frau auf die Schliche kommt, oder einen Zirkushelfer, der die Mißhandlung der Tiere nicht mehr erträgt – immer ist die Liebe das Wasserzeichen dieser Geschichten. Mit Eleganz und Eros und einer spannungsvollen Sprache schärft Ralf Rothmann uns die Sinne für die Mystik des Alltags, und wenn er uns nach einer scheinbar gewöhnlichen Zugfahrt Richtung Glücksburg den Boden unter den Füßen wegzieht, fühlen wir endgültig, daß ein Leben ohne Poesie und Leidenschaft nur das halbe wäre. Und das ist – so der Autor in seiner Dankesrede zum Heinrich- Böll-Preis – immer schwerer zu tragen als das ganze


    ZUM AUTOR:
    Ralf Rothmann (* 10. Mai 1953 in Schleswig) ist ein deutscher Schriftsteller. Er wuchs im Ruhrgebiet in der Umgebung von Oberhausen auf. Nach der Volksschule und einem kurzen Besuch der Handelsschule machte er zunächst eine Lehre als Maurer. Später schlug er sich mit verschiedenen Jobs durchs Leben, arbeitete als Fahrer, Koch, Drucker und als Krankenpfleger. Seit 1976 lebt er in Berlin, wo er 1984 sein literarisches Erstwerk veröffentlichte, den Lyrikband Kratzer, für den er 1986 das Märkische Stipendium für Literatur erhielt. Sein erster Roman Stier erschien 1991. 1999/2000 war Rothmann poet in residence an der Universität Essen. Er lebt heute als freier Autor mit seiner Frau in Berlin-Friedrichshagen am Müggelsee. Er erhielt für sein Werk verschiedene renommierte Literaturpreise (u.a. 2005: Heinrich-Böll-Preis; 2006: Max-Frisch-Preis). (Quelle: Wikepedia)


    Weitere sehr gute Infos zum Werk und zum Autor auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Ralf_Rothmann


    MEINE MEINUNG:
    Von der ersten Lesebegegnung mit Rothmann an nimmt mich sein Schreiben gefangen. Woran das aber liegen mag? Vielleicht immer wieder dieses Gefühl: Ja, so ist Leben, das kennst Du; so empfinden Menschen. Und man erahnt auch, dass hier einer nicht nur nach grossen intelektuellen Anstrengungen was niedergeschrieben hat, sondern auch aus eigenem Erleben heraus schreibt. Sein wechselreiches Leben schlägt sich auch in diesen Erzählungen nieder, z.B. manchmal durch die Einfärbung durch eine bestimmte Sprache eines Milieus. Immer steht der Mensch im Vordergrund, “einfache” Menschen zumeist. Nun, in mehreren Geschichten, auch die Erfahrung des Todes, einer Trennung, eines Abschieds. Auch versetzt sich Rothmann teils gut als “Ich-Erzähler” in komische, oder gar unsympathische, selbstherrliche Figuren. Ich hatte viel Freude an dieser Sammlung von 12 Erzählungen. Wäre schön, wenn ihn noch einige entdecken könnten. Er erinnert mich übrigens – für jene, die gerne Vergleiche suchen – ein wenig an Peter Stamm (In fremden Gärten)…, ist aber vielleicht noch “menschlicher”, lichter?!

  • Lange Jahre bin ich um Rothmanns Bücher nur herum geschlichen, ohne mich daran zu wagen. Und das, obwohl eine gute Freundin diese in ihrem Regal stehen hat und mir immer dazu geraten hat. Womöglich waren es die Umschlaggestaltungen, die ich zwar ästhetisch finde, die aber, in Kombination mit den Titeln, auf leicht verschwurbelte Lektüre hindeuten könnten.


    Erst die Kommentare einiger meiner „Vertrauenslektürebewerter“ hier im BT haben mich motiviert, Rothmann eine Chance zu geben und seit letztem Jahr ist dies Buch Nummer fünf von ihm, das ich gelesen habe.


    Von verschwurbeltem Stil kann bei dem gebürtigen Ruhrpottler keine Rede sein. Die Geschichten sind sprachlich bodenständig und trotzdem nicht simpel. Inhaltlich, wenn man so will, „dem Volk aufs Maul geschaut“.
    Frustierte Bauarbeiter, pubertierende Kinder, trauernde Familienangehörige begleitet Rothmann auf ihren steinigen Wegen. Dabei gibt es auch Humorvolles, wie die letzte Geschichte über einen mitreisenden Schaustellergehilfen.
    Die Erzählung über eine Frau Mitte 40, deren Mann nach langer Krankheit stirbt, und die merkt, dass sich die Welt um sie herum dennoch unerbittlich weiter dreht, habe ich einer Freundin vorgelesen, die sich daraufhin das Buch besorgte und es wiederum einer weiteren Bekannten erfolgreich empfohlen hat.
    Einzig die Geschichten „Der zweibeinige Bäcker“ und „Tausend Mönche“ lassen mich etwas ratlos zurück. Dort thematisiert Rothmann die sexuelle Anziehungskraft von Kindern/Jugendlichen auf Erwachsene bzw. beschreibt, wie ein sehr junges Mädchen, eigentlich noch ein Kind, mit einem älteren Mann flirtet. Dies ist ein Thema, das ich bisher in einigen seinen Bücher vorgefunden habe und wo mir persönlich seine inhaltliche Auseinandersetzung damit nicht immer zu 100 Prozent einleuchten will.