Arto Paasilinna - Im Wald der gehenkten Füchse

  • Originaltitel: Hirtettyjen kettujen metsä


    Inhalt laut Klappentext:
    Der kleine Gauner Juntunen hat bei seinem größten Coup eine enorme Menge Gold erbeutet; seine Komplizen hat er auffliegen lassen. Doch er fürchtet, dass zumindest einer von ihnen, ein berüchtigter Mörder, ihn nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis aufspüren wird. Sicherheitshalber zieht sich Juntunen mit seinem Gold in die Einöde Nordfinnlands zurück. Dort trifft er den zum Säufer gewordenen Major Remes, der sich nach einem völlig chaotischen Manöver vom Dienst hat suspendieren lassen. Beide beschließen, eine Zeit gemeinsam in der nordfinnischen Einöde zu verbringen.



    Zunächst führt der Autor die beiden Hauptpersonen ein, indem er Juntunens genialen Goldraub schildert und Remes' militärisches Manöver, das unter dem Einfluss von Pomeranzenschnaps zu einem Kriegsspiel wird, bei dem Finnland sowohl gegen Russland als auch gegen die Westmächte siegt.
    Als die beiden Männer aufeinandertreffen, wird zunächst gelogen und betrogen; Juntunen, arbeitsscheu und überheblich, macht sich Remes zum Diener. Beide richten sich in einer alten Holzfällerhütte mit Juntunens Gold komfortabel ein und bereiten sich auf den langen, dunklen finnischen Winter vor.


    Bis dahin plätschert das Buch locker, aber nicht begeisternd vor sich hin und bringt einmal mehr den Beweis, dass Zwei-Personen-Stücke in Romanform nicht immer der große Wurf sind.
    Dann verschwindet in der Gegend Naska, eine 90jährige Frau, als sie mit rabiater Gewalt in ein Altersheim gebracht werden soll, und sie stößt zufällig auf die Hütte.
    Jetzt kommt das Buch in Fahrt, v.a. nachdem sich die Männer zwei Prostituierte einfliegen lassen und sie Naska gegenüber als Ehefrauen ausgeben.


    "Witzig und rührend" wären die Begriffe, die passend für den weiteren Verlauf der Handlung sind. Witzig, weil man sich die Stimmung, die in dem Haus herrscht, wunderbar vorstellen kann (dank Juntunens Gold besitzt man von der Badewanne über einen Generator bis zum Tafelsilber jeden erdenklichen Hausrat). Und rührend, wie sich die alte Frau als Hausfrau und Matriarchin in der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft etabliert und wie sie von allem geachtet und umsorgt wird.


    270 Seiten flottes, leichtes Lesevergnügen für ein paar Stunden unbeschwerte Unterhaltung mit Stimmungsbildern der nordfinnischen Wälder in Schnee und Eiseskälte.



    zum Autor: Arto Paasilinna


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ja, dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Den Anfang habe ich etwas anders empfunden. Braucht es den nicht als Basis um über das anfängliche Ticken des Gauners Juntunen und des Majors Remes zu erfahren ? Und wie es sich auf wundervolle Weise ändert, weit weg jeglicher Zivilisation als auf manchmal wundervolle Weise die Wohngemeinschaft um allerhand Gestalten wächst. Leichtes, flottes Lesevergnügen mit reichlich finnisch grotesken Humor.

  • der Autor:
    Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden.


    meine Meinung:
    Eine typische Paasilinna-Geschichte voller skurriler, schrulliger Figuren und mit jeder Menge finnischem makabrem und teilweise schwarzem Humor. :lol:
    Die beiden anfangs so unterschiedlichen Charaktere Juntunen (ein schlauer und trickreicher Gauner und Gewohnheitsverbrecher auf der Flucht vor seinen geprellten Kumpanen) und Remes (ein auf Grund seines ständigen Alkoholrausches beurlaubter Major) verändern sich im Laufe ihres Zusammenlebens in der Wildnis Lapplands und leben recht harmonisch zusammen.
    Sie bauen sich mit Hilfe des gestohlenen Goldes gemeinsam ein recht luxuriöses Leben auf und müssen feststellen, dass die tiefste Wildnis doch recht oft von den verschiedensten Menschen heimgesucht wird. Angefangen mit Naska, der flüchtigen ältesten Skolt-Samin der Welt, bis hin zu leichten Mädchen, Wildhütern und Soldaten. Naska wird zu einem festen „Familien“-Mitglied und schmeißt dort den Haushalt. Die beiden leichten Mädchen sorgen dann erst recht für noch mehr Schwung in der Bude. :wink:
    Aber da es in jeder Geschichte einen Spielverderber geben muss, naht am Ende dann doch noch einer der geprellten Komplizen Juntunens und das Schicksal nimmt seinen (kuriosen und bitterbösen) Lauf. :twisted:


    Bewertung:
    Dies war nach „Die Giftköchin“ mein zweites Buch des Autors und ich wurde wieder bestens unterhalten.
    Man muss den trockenen, teilweise bösen Humor mögen und sich auf das „typisch finnische“ des Autors einlassen. Wer dies mag, wird auch an dieser Geschichte seine Freude haben. Außerdem darf man die Geschichte und seine Charaktere nicht allzu ernst nehmen. Das sind sie nämlich nicht. :wink:
    Eine ideale Unterhaltung für zwischendurch.
    Ich vergebe gerne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Liebe Grüße von Pippilotta :-) :winken:


    Fernsehen bildet. Immer wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese.
    Groucho Marx

    Ich :study: gerade:
    Barry Jonsberg - Das Blubbern von Glück
    Bill Bryson - Eine kurze Geschichte von fast allem