Diane Setterfield - Die Dreizehnte Geschichte / The Thirteenth Tale

  • Falls es so ähnlich ist wie "The haunted Bookshop", ist es nicht für mich, denn das habe ich aus gähnender Langeweile nach der Hälfte abgebrochen.

    Das Buch kenne ich nicht - ich würde aber tatsächlich nicht danach greifen trotz meiner Vorliebe für "haunted" und Bücher. Normalerweise lasse ich die Finger von Romanen, in denen Bücher thematisiert werden. Ich finde, dass Bücher etwas Neues erzählen sollten und nicht alte Klassiker in den Himmel rühmen oder sich darüber auslassen, was für ein toller und magischer Ort eine Bibliothek ist - das wissen wir Bücherwürmer ohnehin.


    In "Die dreizehnte Geschichte" werden zwar auch Klassiker zitiert, und manchmal nervt Margaret mit ihrer Liebe zum geschriebenen Wort und ihrem Interesse für "tote" Personen, aber angesichts ihrer Lebenssituation macht es irgendwie schon Sinn, dass sie ein wenig sonderbar ist. Die Handlung könnte dir gefallen, denn ich finde, dass sie originell ist und der Stil flüssig zu lesen.


    Wenn du es dir ausleihen kannst, riskierst du nichts - bis auf die Möglichkeit, dich in der Angelfield'schen Familiensaga zu verlieren. :wink:


    Ein kleiner, hilfreicher Spoiler für dich, der eigentlich keiner ist (Öffnen auf eigene Gefahr):


  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:
    'Ein großartiges, magisches, wunderbares Buch!', wurde mir vorgeschwärmt 'Total öde, langatmig, voller endloser Beschreibungen!', wurde mir vorgejammert. Aber nach bestimmt drei Jahren, in denen dieses optisch wunderschöne Werk in meinem Regal ungelesener Bücher Staub sammelte, war es an der Zeit, mir meine eigene Meinung zu bilden.


    Und während ich definitiv dazu tendiere, der ersten Meinung zuzustimmen, kann ich doch verstehen, warum zumindest ein kleiner Teil der Leser enttäuscht zur zweiten Meinung kommt. Ich denke, es ist zum großen Teil eine Frage der Erwartungen, die man an das Buch hegt.


    Es ist spannend – aber es ist keine rasante Thrillerspannung, sondern eine unterschwellige, die sich in gemessenem Tempo aus den menschlichen Abgründen der wichtigsten Charaktere nährt. Düster, ja. Perfide. Aber auch philosophisch, und manchmal sogar schön. Es wirft Fragen auf, die es nicht alle beantwortet, und beantwortet dafür Fragen, bei denen man erst ganz am Schluss begreift, dass sie die ganze Zeit im Raum standen.


    Das Buch erzählt eine außergewöhnliche Familiengeschichte: der Wohnsitz der Angelfields ist wie eine Parallelwelt, ein abgesonderter Mikrokosmos, in dem menschliche Gepflogenheiten und Moralvorstellungen nur bedingt Gültigkeit haben. Ein Großteil meiner Faszination lag daher auch in den Charakteren begründet, die alle nicht ganz der gesellschaftlichen Norm entsprechen; von Generation zu Generation setzt sich etwas fort, das an Wahnsinn grenzt (oder darüber hinausgeht?), und dennoch fand ich die Charaktere glaubhaft und überzeugend, wenn auch nicht unbedingt sympathisch. Es geht viel um die Dynamik verschiedener Geschwisterpaare: Charlie und Isabelle, verbunden durch Obsession und eine gemeinsame Veranlagung zur Grausamkeit. Adeline und Emmeline, Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten – wild, aggressiv und beinahe animalisch die eine, sanftmütig und liebevoll die andere.


    Im Mittelpunkt steht Vida Winter, die wohl berühmteste Autorin ihrer Zeit, über deren Vergangenheit jedoch rein gar nichts bekannt ist. In jedem Interview spinnt sie eine neue Wahrheit und erzählt Geschichten, die sich dann doch als Fiktion erweisen. Aber jetzt sieht sie das Ende ihres Lebens nahen und erwählt eine Biografin, Margaret, der sie die ungeschminkte Wahrheit diktieren will. Unter anderem die, dass sie Adeline Angelfield hieß, bevor sie zu Vida Winter wurde...


    Ihre Figur fand ich unglaublich gut geschrieben, und man fragt sich das ganze Buch über, wie und wann aus Adeline, dem verrohten, vernachlässigten Kind, die kultivierte Vida wurde. Es ist jedoch auch eine Geschichte über die Macht der Literatur, den manchmal fließenden Übergang zwischen Wahrheit und Fiktion.


    Das Buch hat eine dieser unerwarteten Wendungen zu bieten, bei denen man am liebsten direkt noch einmal auf der ersten Seite beginnen würde, um herauszufinden, wo man möglicherweise Hinweise überlesen hat – auf einmal ist alles ganz anders, aber eigentlich hat man die Puzzleteile nur die ganze Zeit falsch zusammengesetzt. Mir sind direkt ein paar Szenen eingefallen, die mit dieser neuen Informationen einen ganz anderen Sinn ergaben! Sehr geschickt konstruiert.


    Der Schreibstil ist einfach ein Gedicht, die Autorin hat eine ganz besondere, außergewöhnliche Ausdrucksweise. Sie liest sich lyrisch, beinahe poetisch, und das auch dann, wenn sie Schmutz und Verfall beschreibt, und die Atmosphäre ist immer so dicht, dass man sie schneiden könnte.


    Fazit:
    Diane Setterfield erzählt eine originelle, abgründige Familiengeschichte, die vor allem von ihren ungewöhnlichen Charakteren und dem wunderbaren Schreibstil lebt. Wer das Buch lesen möchte, sollte der Atmosphäre (viel!) Zeit geben, sich zu entfalten, und damit leben können, dass manche Fragen unbeantwortet bleiben.

  • Ich habe des Buch heute morgen endlich ausgelesen. Das war so gar nicht mein Fall [-(


    Mir war leider keine einzige der vorkommenden Personen sympathisch, ganz im Gegenteil: ich war von den meisten regelrecht abgestoßen. Daher konnte ich überhaupt nicht mitfühlen. Die ganze Geschichte war für mich vollkommen abstrus und wirr und ebenso abstoßend wie die Personen. Ehrlich gesagt glaube ich auch, dass ich einiges vielleicht nicht wirklich verstanden habe, denn die Geschichte hat mich so gelangweilt, dass ich vielleicht irgendwann nicht mehr ganz bei der Sache war. Aber zum Abbrechen war ich dann schon zu weit und dachte, am Ende würde sich meine Meinung zu dem Buch noch verändern, wenn die erwartete Wendung käme. Die Wendung kam auch, hat mich aber auch nicht mehr interessiert als der Rest. Beim Lesen habe ich mich meist auch unwohl gefühlt, da das Buch eine sehr merkwürdige Atmosphäre verbreitet, mehr als nur düster.

    Der Schreibstil ist jedoch sehr gut.


    :bewertung1von5::bewertung1von5: gibt es von mir.

  • Mir war leider keine einzige der vorkommenden Personen sympathisch, ganz im Gegenteil: ich war von den meisten regelrecht abgestoßen. Daher konnte ich überhaupt nicht mitfühlen. Die ganze Geschichte war für mich vollkommen abstrus und wirr und ebenso abstoßend wie die Personen. Ehrlich gesagt glaube ich auch, dass ich einiges vielleicht nicht wirklich verstanden habe, denn die Geschichte hat mich so gelangweilt, dass ich vielleicht irgendwann nicht mehr ganz bei der Sache war. Aber zum Abbrechen war ich dann schon zu weit und dachte, am Ende würde sich meine Meinung zu dem Buch noch verändern, wenn die erwartete Wendung käme. Die Wendung kam auch, hat mich aber auch nicht mehr interessiert als der Rest. Beim Lesen habe ich mich meist auch unwohl gefühlt, da das Buch eine sehr merkwürdige Atmosphäre verbreitet, mehr als nur düster.

    Der Schreibstil ist jedoch sehr gut.

    Ohhh, das tut mir ja in der Seele weh. Aber damit muss man leben. Ich habe es ja auch oft, dass mir ein Buch so gar nicht gefällt, das von vielen bejubelt wird. Aber es ist doch wirklich mal erfrischend, eine ganz gegensätzliche Meinung zu lesen.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)

  • Biografiefan, vielleicht kannst du mir eine Frage zu dem Buch beantworten, die für mich noch offen geblieben ist.


    Ich setze mal sicherheitshalber den Spoiler:


    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)


  • Wenn das so ist, dann warte ich Mal auf deine Rückmeldung. Viel Spaß beim Reread :)

  • Biografiefan, vielleicht kannst du mir eine Frage zu dem Buch beantworten, die für mich noch offen geblieben ist.

    Ich habe den Roman vor Kurzem gelesen und sehe es folgendermaßen:

    Biografiefan Mittlerweile liegt der letzte Beitrag hier über fünf Jahre zurück, aber für den Fall, dass dich diese Diskussion interessiert, erwähnte ich dich trotzdem mal.

  • Biografiefan Mittlerweile liegt der letzte Beitrag hier über fünf Jahre zurück, aber für den Fall, dass dich diese Diskussion interessiert, erwähnte ich dich trotzdem mal.

    Vielen Dank. Im Großen und Ganzen weiß ich noch, um was es geht und das Buch gehört immer noch einem meiner Lieblingsbücher. Aber was gerade die offene Frage betrifft, da habe ich jetzt nicht mehr den Einblick und kann leider auch nicht Deine Erklärung nachvollziehen. Was aber alleine an mir liegt.


    Irgendwann lese ich es noch einmal, dann schau ich hier noch mal rein.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)