"Die Dreizehnte Geschichte": So lautet der Titel eines nicht veröffentlichten Werks der berühmten britischen Autorin Vida Winter. Um diese ranken sich Gerüchte, Geschichte und Autorin sind in aller Munde. Umso mehr verwundert ist Margret, Tochter eines Antiquars, als eben diese Autorin sie eines Tages darum bittet, ihre Biografin zu werden.
Margret, in sich selbst und all die Bücher um sich herum zurückgezogen, schreibt leidenschaftlich gern über die Leben anderer Menschen. Widmet sich denen, die nie besonders beachtet, denen niemals große Bedeutung beigemessen wurde.
Margret entschließt sie sich dazu, der gealterten Winter ihren Wunsch zu erfüllen. Wohnt und lebt während der Schreibphase auf dem Anwesen der Autorin, wodurch sie mehr und mehr in den Bann dieser düsteren, dramatischen Geschichte gerät, die Winters Leben einst war.
Winter beginnt ihre Erzählung in den Jugendjahren ihrer Mutter, die mit Zwillingen schwanger wurde und sie an ihre Haushälterin abgab. Winters Kindheit verlief erschreckend: Erzogen von einem Vater, der mit der Zeit seinen Verstand verlor. Umgeben von einer mit der Zeit erblindenden, immer tattriger werdenden Haushälterin und einem in seine Arbeit vertieften, für das Geschehen um ihn herum blinden Gärtner. Gouvernanten kamen und gingen, das Haus verfiel langsam aber sicher. Die Zwillinge sträubten sich gegen jeglichen äußeren Einfluss. Weigerten sich, vernünftig zu sprechen, sondern entwickelten ihre ganz eigene Sprache aus Mimik, Gestik und unverständlichen Lauten.
Den Höhepunkt erreicht Winters Erzählung, als sie von dem großen Brand berichtet, der ihr Haus komplet vernichtet hat, sie sich ins Freie retten konnte und ihrer Schwester hilflos zusehen musste, wie sie im Haus umherirrte.
Der Höhepunkt des Romans ist es jedoch noch lange nicht. Der wird bis zuletzt hinausgezögert. Und lässt den Leser auch erst dann wirklich richtig durchatmen.
Margrets Lieblingsbücher waren "Jane Eyre" und "Sturmhöhe". Wer diese britischen Klassiker ebenso fasziniert und gebannt verschlungen hat, könnte "Die Dreizehnte Geschichte" ohne Bedenken neben Bronte ins Bücherregal stellen..