KLR: Kapitel 1 + 2

  • @ Susannah


    Ich vermute auch, Lydia könnte nach Lisa Matthias Vorbild entstanden sein, vor allem weil er zu dieser Zeit mit Matthias in Läggesta wohnte. Matthias schrieb ja selber „Ich war Tucholskys Lottchen“, vielleicht aber auch ein bisschen Lydia?!


    Und Tucholsky ist der Peter, einer von seinen Pseudonymen Peter Panther.


    Frau Adriani könnte seine tyrannische Mutter darstellen. Er hatte ein sehr schlechtes Verhältnis zu seiner Mutter und musste wahrscheinlich das irgendwie verarbeiten.


    Ehrlich gesagt, ist das mein erstes Buch von Tucholsky :uups: und ich finde es super.
    Eben diese Leichtigkeit des Inhalts neben der wunderbaren Sprache macht das Buch großartig.
    „Rheinsberg“ steht ab sofort auf meiner Liste! :bounce:


    Zitat

    Weiß jemand, wer mit C. P. gemeint ist?


    Keine Ahnung, wen Tucholsky mit C.P. gemeint hat. Ich dachte, letztendlich liebte er Mary Gerold. :-?

  • Zitat

    Original von DaDi
    Keine Ahnung, wen Tucholsky mit C.P. gemeint hat. Ich dachte, letztendlich liebte er Mary Gerold. :-?


    Natürlich, deshalb schreibt er ja "Dies betrifft nicht C. P.", mich würde nur interessieren, wen er da so vehement ausschließt, dass nur ja keine Mißverständnisse aufkommen.


    Ich habe meinen Bruder, der ein echter Tucho-Experte ist, gerade interviewt, aber zu "C.P." fällt ihm spontan auch nix ein.


    An sein Pseudonym Peter Panther habe ich auch gedacht, aber veröffentlicht hat er "Schloß Gripsholm" unter dem Namen Ignaz Wrobel.


    Wenn du dich so sehr für sein Leben interessierst, lies seine Briefe. Die "Politischen", die "Briefe aus dem Schweigen" und die an Mary Gerold. Ich habe mal gelesen, dass letztere die Briefe, die sie an Tucholsky geschrieben hat, nach ihrem Tod veröffentlichen lassen wollte. Ich weiß nicht, ob das inzwischen geschehen ist, sie würden mich aber schon sehr interessieren! Immerhin ist sie 1987 gestorben.

  • Ich habe zwar nicht mitgelesen, kann jedoch sagen
    Susannah

    Zitat

    Ich habe meinen Bruder, der ein echter Tucho-Experte ist, gerade interviewt, aber zu "C.P." fällt ihm spontan auch nix ein.


    wer damit gemeint ist.
    Else Weil, genannt "Claire Pimbusch"


    1920 - Ehe mit Else Weil
    1924 - Scheidung von Else Weil


    Noch eine Anmerkung:
    Tucholsky taufte Else Weil - "Claire Pimbusch"; - diesen Namen hatte er aus dem Roman von Heinrich Mann "Im Schlaraffenland", in welchem die Claire Pimbusch als "das verkörperte Laster" beschrieben wird.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

    Einmal editiert, zuletzt von serjena ()

  • Die Frauen in den beiden Erzaehlungen Tucholskys sind nicht eindeutig zu verifizieren. Sie sind eine Mischung aus seinen realen Frauenbekanntschaften, ertraeumten Frauen und sehr viel Tucholsky selbst.


    Die weibliche Hauptperson in "Rheinsberg" heisst Claire und ist Medizinstudentin. Es scheint sich also um Else Weil zu handeln. Das Buch ist aber den Initialen dreier Frauen gewidmet: M.W., K.F. und G.P.
    M.W. war die Freundin des Malers und Zeichners Kurt Szafranski, der das Buch illustriert hatte, K.F. war Kitty Frankfurter, mit der Tucholsky sich kurze Zeit darauf verlobte, und C.P. war die Medizinstudentin Else Weil, die er acht Jahre spaeter heiratete.


    "Schloss Gripsholm" ist einer Autonummer gewidmet, naemlich IA 47 407. Das war der Wagen der Journalistin Lisa Matthias, mit der Tucholsky nach der Trennung von seiner zweiten Frau Mary liiert und mit der auch in Schweden war. In einem privaten Brief an Alfred Stern schreibt er aber, dass nur fuer Karlchen ein vages Vorbild existiere, aber sonst alles erfunden sei - vom Briefwechsel mit Rowohlt bis leider, leider auch zu Lydia.


    Wen es interessiert: Ueber Tucholskys erste Frau Else Weil weiss man so gut wie gar nichts, weil keine Photos oder andere Lebenszeugnisse von ihr aufzufinden sind. Es ist nur bekannt, dass sie nach der Scheidung weiter als Aerztin in Berlin gearbeitet hat, dann vor den Nazis nach Paris geflohen ist, wo sie spaeter von der Gestapo verhaftet wurde und vermutlich im KZ umgekommen ist.


    Und schliesslich noch eine nette Sache: Mit Kurt Szafranski hat Tucholsky eine Zeit lang eine "Buecherbar" am Berliner Ku'damm betrieben. Dort gab es nicht nur billige und gute Buecher, man bekam auch fuer jedes Buch, das man kaufte, einen Schnaps. Dort trafen sich auch erstmals Tucholsky und sein spaeterer Verleger Ernst Rohwolt, der sich gerne an die froehlichen Gespraeche ueber Buecher in den dazu aufgebauten Klubsesseln erinnerte.


    Ja, das waren noch Zeiten!


    Gruss mofre

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















    Einmal editiert, zuletzt von mofre ()

  • Ja stimmt: "Schloß Gripsholm" war Lisa Matthias gewidmet, was nicht bedeutet, dass sie auch Vorlage für "Lydia" war. Immerhin hat sie ihre Autobiographie "Ich war Tucholskys Lottchen" genannt... Finde ich schon etwas seltsam...


    Hier sitzt sie auf ihrem Auto mit der Nummer, die in der Widmung aufscheint.


    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e0/LisaMatthiasWagen.jpg/180px-LisaMatthiasWagen.jpg]


    Ich bin mit Kurt Tucholsky vom 27. Januar 1927 bis Herbst 1931 so intim befreundet gewesen, wie man das als Frau mit einem Mann sein kann. Ich war ihm - seinen eigenen Worten nach - Mutter, Wiege, Kamerad.
    Während dieser Jahre sind viele seiner besten Arbeiten entstanden. Seine Sammelbände, die „Sommergeschichte“ Schloß Gripsholm, die mir gewidmet ist. Auf der ersten Vorsatzseite steht: „Für IA 47407“ - das war meine Autonummer.
    (Lisa Matthias: Ich war Tucholskys Lottchen, Hamburg 1962, 15)


    Und weiter:


    Wenn mein voller Name in der Widmung vorkam, würde unser Verhältnis - dieses nun schon halb verkümmerte Verhältnis - aller Welt offenbar. Ich hatte daran kein Interesse. Um Tucholsky aber nicht direkt vor den Kopf zu stoßen, schlug ich ihm vor, meine Autonummer zu erwähnen.


    Hier noch ein nettes Foto aus dem Familienalbum... :)
    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/78/TucholskyMatthiasLaeggesta.jpg/230px-TucholskyMatthiasLaeggesta.jpg]