Cormac McCarthy - Die Straße / The Road

  • Zum Inhalt:


    Ein Vater und sein Sohn wandern durch ein verbranntes Amerika. Nichts bewegt sich in der zerstörten Landschaft, nur die Asche im Wind. Es ist eiskalt, der Schnee grau. Ihr Ziel ist die Küste, obwohl sie nicht wissen, was sie dort erwartet. Sie haben nichts als einen Revolver mit zwei Schuss Munition, ihre Kleider am Leib, eine Einkaufskarre mit der nötigsten Habe - und einander. "Die Straße" ist die bewegende Geschichte einer Reise, die keine Hoffnung lässt, nur die verzweifelte Liebe des Vaters zu seinem kränkelnden Sohn. Es ist ein Roman über die letzten Dinge, über das Schlimmste und Beste, zu dem die Menschheit fähig ist: ultimative Zerstörung, verzweifeltes Durchhaltevermögen und, nicht zuletzt, die Zärtlichkeit und Zuneigung, die Menschen im Angesicht der Vernichtung Kraft zum Überleben geben. (amazon)


    Meine Meinung:


    Man friert, wenn man dieses Buch liest. Man sieht die verbrannten Wälder, die ausgeplünderten Städte und die verwahrlosten hungernden Menschen; die Sonne ist nur noch eine vage Ahnung hinter einem ewig grauen Himmel, und Tiere gibt es nicht mehr. Hin und wieder muss man von dem Buch aufschauen, um sich zu vergewissern, ob die Welt, wie man sie kennt, überhaupt noch existiert. Und wenn man dann Stunden später wieder nach draußen geht - denn natürlich kann man das Buch nicht weglegen, bevor man am Ende angelangt ist - hält man das Sonnenlicht und das Vogelgezwitscher, die blühenden Bäume, die Cafés und Supermärkte auf einmal für nicht mehr ganz so selbstverständlich wie sonst. So gut ist dieses Buch.


    Meine Empfehlung :thumleft:


    viele Grüße von blackbird

  • Ich habe lange überlegt, ob ich mir dieses Buch kaufen soll oder nicht. Immerhin - Pulitzerpreis ausgezeichnet, das hört sich für mich nach schwerer Literatur an. Aber die Kritiken in den Zeitungen waren immer allesamt ausgezeichnet, sodaß ich es nun doch gewagt habe.


    Ich sage nur UFFFF --- ich habe selten ein so dunkles, düsteres und hoffnungsloses Buch gelesen; und gleichzeitig ist es unglaublich fesselnd und interessant und ohne Zweifel genial.


    Eigentlich alles in der Geschichte bleibt (zumindest soweit ich jetzt bin) im Dunklen: Warum ist Amerika und wohl die ganze Welt nahezu ausgestorben bis auf ein paar einzelne Menschen? Wer sind Vater und Sohn? Wie alt sind sie?


    Und dennoch wird man von der Geschichte angezogen und gefesselt. Kanibalismus steht an der Tagesordnung; so viel Gewalt (alles nie direkt beschrieben, immer nur in einem kurzen Bild gezeigt), eigentlich nur Hoffnungslosigkeit und dennoch Lebenswillen - wenn auch natürlich nicht immer.


    FAZIT: EIN WIRKLICH AUSSERGEWÖHNLICHES BUCH!! Unbeschreibbar. Unglaublich. Unglaublich gut!

  • Ich habe mir das Buch heute in der Bücherei gekrallt und wurde auch gleich von der Bibliothekarin vorgewarnt, dass es sich um ein seeeehr düsteres Buch handelt.
    Ich kann kaum erwarten, es zu beginnen, denn seit dem ersten Kommentar, den ich über dieses Buch gelesen habe, bin ich der Meinung, dass es ein Buch genau für mich ist! Hoffentlich sind jetzt meine Erwartungen nicht zu hoch!
    Aber, ich werde mich in den nächsten Tagen hier an dieser Stelle wieder melden!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

    Einmal editiert, zuletzt von Rosalita ()

  • Das hört sich aber wirklich interessant an. Unsere Bücherei bietet das Buch leider nicht an :(
    Ich bin auf deine Meinung gespannt, Rosalita :wink:

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Ein Vater und sein Sohn wandern durch eine zerstörte, verbrannte Welt. Es ist kalt, wenn es nicht regnet, dann schneit es, sie haben nur die Kleider am Leib und finden, wenn sie Glück haben, in den verbrannten, ausgeplünderten Ruinen, die mal Häuser waren, Lebensmittelkonserven, Kerzen oder Decken. Es gibt keine Tiere mehr, die Sonne versteckt sich hinter einer grauen Schicht aus Asche und Staub. Sie sind in Richtung Süden auf einer großen Straße unterwegs, in der Hoffnung, dass es dort wärmer ist und sie so den anstehenden Winter überleben können. Sie leben von einem Augenblick zum nächsten, in ständiger Angst vor den „Bösen“, die ihr Unwesen treiben, vor Kannibalen, die auf Menschenjagd gehen und davor, einfach erfrieren oder verhungern zu müssen.


    Wer oder was diese Katastrophe verursacht hat, bleibt ungewiss, ist aber in diesem Fall nebensächlich. Kurze Gedankenblitze erinnern an eine Welt, so wie wir sie kennen, doch Näheres erfahren wir nicht. Wie lange die beiden schon unterwegs sind, wie alt sie sind, bleibt ebenso offen wie nebensächlich.
    Es bedarf nicht vieler Worte, in beeindruckender, unendlich beklemmender und verstörender Wortkargheit schildert McCarthy dieses Endzeitszenario, dem Leser bleibt oftmals die Luft weg und die schütteren Dialoge der beiden verursachen Gänsehaut.
    Und wenn man nach dem Zuschlagen dieses Buches einen Blick aus dem Fenster wirft, dann erscheinen einem die Wiesen ein bisschen grüner als sonst, die Blumen intensiver und der Himmel blauer, sogar an einem Regentag wie heute.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • @ Rosalita,


    das hört sich an, als habe dich das Buch beeindruckt. Ein wenig erinnern mich eure Erzählungen an "Die Wand" von Marlen Haushofer. Kann man die Bücher vergleichen?

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Rita: ja, mir hat das Buch sehr gut gefallen. Mich sprechen Bücher in nüchternem, sachlichen Stil mehr an als blumige Umschreibungen und wortreiche Schilderungen.
    Irgendwo wurde dieses Buch im gleichen Atemzug mit "Die Wand" oder auch "Die Arbeit der Nacht" erwähnt. Meine Lektüre von "Die Wand" liegt schon sehr lange zurück, aber es ist wohl von der Thematik her vergleichbar. Allerdings habe ich die Athmosphäre von "Die Wand" als nicht so bedrückend und beklemmend empfunden.
    Mit Thomas Glavinics "Die Arbeit der Nacht" ist für mich das Buch nicht vergleichbar. "Die Straße" ist viel realistischer und beängstigender.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • @ Rosalita,


    danke für deine Ausführungen. Das Buch von Thomas Glavinics kenne ich gar nicht. Obwohl es schon recht lange her ist, seit ich "Die Wand" gelesen habe, kann ich mich noch sehr gut daran erinnern (was bei mir sehr ungewöhnlich ist :)).
    Nun hast du mich neugierig gemacht und ich werde mal schauen, ob ich "Die Straße" irgendwo bekomme.

    Liebe Grüße,
    Rita


    ~Ich wäre lieber ein armer Mann in einer Dachkammer voller Bücher als ein König, der nicht lesen mag.~
    Thomas Babington

  • Zur obigen Diskussion und dem Vergleich "Die Wand" von Marlen Haushofer:


    Ich würde die beiden Bücher nicht wirklich miteinander vergleichen. Die Umstände sind komplett anders; einzig vergleichbar: das teilweise offene Ende und die Einsamkeit. In "Die Straße" gibt es noch andere Menschen, aber kein Leben, in "Die Wand" gibt es keine anderen Menschen, aber dafür hat die Protagonistin ihre Tiere, die Umwelt, Sonne. Sie ist weitaus besser dran, wie Vater und Sohn.


    Beim Lesen habe ich nie an Die Wand gedacht - vieleher daran, daß es, wenn gewisse Szenen mehr ausgeschmückt worden wärem, ein Stephen King Buch sein könnte.

  • Zitat

    Original von Rosalita
    Rita: ja, mir hat das Buch sehr gut gefallen. Mich sprechen Bücher in nüchternem, sachlichen Stil mehr an als blumige Umschreibungen und wortreiche Schilderungen.


    Hallo Rosalita,


    das Buch würde mich auch sehr stark interessieren.
    Bücher sollten für mich Botschaften beinhalten, welche Botschaft übermittelte Dir dieses Buch?


    Gruß pd

    :study: Arnaldur Indridason: Nordermoor


    Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde. - Jean Paul

  • Zitat

    Original von powerdream
    Bücher sollten für mich Botschaften beinhalten, welche Botschaft übermittelte Dir dieses Buch?


    Diese Frage ist schwer zu beantworten. Das Buch ist eine Botschaft.
    Am eindringlichsten - neben der zerstörten Umwelt - war für mich, wie sehr man am Leben hängt. Die beiden haben nichts mehr, nur sich selber. Sie haben noch genau 2 Kugeln in ihrem Revolver, der Gedanke, damit dem Leben ein Ende zu setzen kommt immer wieder auf, und trotzdem hängen sie an diesem Leben, das so offenbar gar nichts Schönes mehr zu bieten hat. Das war für mich eigentlich die eindringlichste Botschaft.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Man friert, wenn man dieses Buch liest. Man sieht die verbrannten Wälder, die ausgeplünderten Städte und die verwahrlosten hungernden Menschen; die Sonne ist nur noch eine vage Ahnung hinter einem ewig grauen Himmel, und Tiere gibt es nicht mehr. Hin und wieder muss man von dem Buch aufschauen, um sich zu vergewissern, ob die Welt, wie man sie kennt, überhaupt noch existiert. Und wenn man dann Stunden später wieder nach draußen geht - denn natürlich kann man das Buch nicht weglegen, bevor man am Ende angelangt ist - hält man das Sonnenlicht und das Vogelgezwitscher, die blühenden Bäume, die Cafés und Supermärkte auf einmal für nicht mehr ganz so selbstverständlich wie sonst. So gut ist dieses Buch.


    Ich habe heute mehr als das halbe Buch in einem Stück verschlungen. Ich habe es auf meinem wunderschönen von Grün umgebenen Balkon gelesen und musste in den kurzen Pausen, die ich eingelegt habe, und in denen ich den Blick auf diese schöne Umgebung schweifen lies, wirklich oft denken ... wie schrecklich, wenn das hier plötzlich alles weg wäre. Das Schicksal von Vater und Sohn ist erschreckend und so verdammt aussichtslos. Das Buch ist ein Besonderes. Bedrückend und düster, aber eben ganz besonders :applause:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ich habe das Buch gestern Abend beendet und bin der Meinung, etwas ganz Besonderes gelesen zu haben. Die Erzählung hat mich so berührt ... in der letzten Nacht hatte ich einen fürchterlichen Traum. Die Welt war zerstört, alles radioaktiv zerstrahlt ... ich mit meinem Liebsten mittendrin ... das Ende könnt Ihr Euch sicher vorstellen. "Die Straße" ist wirklich harter Stoff, aber wundervoll geschrieben. Die Liebe zwischen Vater und Sohn, die Verzweiflung, die Hoffnung (auf was?) ... das Ende bleibt relativ offen. Man kann sich überlegen, dass die Suche nach Rettung ewig weitergeht (nun mit neuen Gefährten - den Guten, die der Junge jetzt endlich gefunden hat bzw. sie ihn) oder dass es wirklich irgendwo noch ein Flecken Erde gibt, der es wert ist, weiter zu leben ...


    Das Einzige, was mich am Ende etwas verwirrt hat, war die Aussage von dem Mann, der Vater und Sohn findet "Wir dachten schon, wir hätten Euch verloren und würden Euch nicht mehr finden!" (nicht der genaue Wortlaut, weil ich das Buch jetzt hier nicht im Büro habe - aber sinngemäß). Das hörte sich so an, als hätten der Mann und die Frau die beiden gesucht - davon war aber im Buch nie die Rede, erst ganz am Schluss. Habe ich da etwas nicht verstanden? Wollte der Autor damit etwas Besonderes ausdrücken? Weil auch kurz von Gott die Rede ist :-k


    Für mich ein besonderes Lesehighlight und damit 5 Sterne ***** :applause:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ich habe das Buch gerade ausgelesen.
    Uff, harter Tobak, den man erst einmal "sacken" lassen muss.
    Mich hat "Die Straße" auch sehr berührt und auch ich habe das Gefühl etwas besonderes gelesen zu haben. Und ich glaube, ich habe noch nie so lange für so ein kleines Büchlein gebraucht. Ich konnte es einfach nicht in einem Rutsch lesen, sondern immer nur Stückchenweise.
    Der Schreibstil von Cormac McCarthy ist einmalig. Er schafft eine ganz Besondere, vorallem ganz besonders düstere Atmosphäre, die einen beim lesen frösteln lässt und einfach Gänsehaut verursacht. Dabei geht er nicht zimperlich, z.b. bei der Beschreibung der Leichen, um.
    Die Protagonisten werden nie mit Namen genannt. Das fand ich gut, so wird eine gewisse Distanziertheit gewahrt - jedenfalls hatte ich das Gefühl. Auch bleibt viel von der Handlung offen. Warum ist die Welt verbrannt ? etc. So kann sich jeder sein eigenes Bild machen, was passiert sein könnte. Ganz klasse gemacht. :thumleft:


    Weitere Bücher von Cormac McCarthy stehen auf meiner Wunschliste und ich freue mich schon auf mer Lesestoff von dem Autor.


    @ Steffi
    Zu dem Ende...
    Wenn ich es richtig verstanden habe...

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:


  • @ Steffi
    Zu dem Ende...
    Wenn ich es richtig verstanden habe...


    Hallo Suspiria ...


    Ich muss die Stelle nochmal lesen :-,


    Karthause: Ein wirklich empfehlenswertes Buch ... wir werden aus dem Bücherbesprechen gar nicht mehr rauskommen :wink::winken:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ich muss die Stelle nochmal lesen


    Ja, lies mal auf Seite 233 den untersten Absatz nochmal. :thumright:
    Ich glaube

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Ich habe das Buch eigentlich nur gekauft und gelesen, da ich ein absoluter Fanatiker von Endzeitromanen aller Art bin. Allerdings hatte ich bisher eigentlich nur mit der Action/Sci-fi/Horror-Variante zu tun. Selten habe ich aber Düsternis, Hoffnungslosikeit und Zerstörung so krass dargestellt bekommen wie in "Die Straße". Und mittendrin Vater und Sohn, zwei Personen ohne Namen und Alter, die nichts haben, nur die bedingungslose Liebe füreinander. Sehr schön zu lesen sind die immer wiederkehrenden Dialoge der beiden, die ohne "Gänsefüsschen" auskommen. Absolutes Spitzenbuch, es wird auf Ewig einen Platz in meiner persönlichen Bestenliste haben.

  • Ich habe das Buch vor ein paar Wochen gelesen und fand es sehr beeindruckend. Wie oben bereits erwähnt, ist es unglaublich, wie sehr Vater und Sohn am Leben hängen, wo es doch eigentlich nichts mehr gibt, was dieses Leben so lebenswert macht, außer dass sie sich gegenseitig noch haben.
    Auf jeden Fall ein Buch, das ich sicher noch einmal lesen werde.

  • Soeben las ich in einem anderen Forum, daß die Verfilmung des Buches bereits fertig ist. Release Datum 16.10.09.


    Bei IMDB gibts auch einige Bilder : http://www.imdb.com/title/tt0898367/


    Die Darsteller überraschen mich: Charlize Theron als Mutter, Viggo Mortensen als Vater -- ich weiß nicht, ob ich mir das so vorstellen kann. Trotzdem glaube ich, daß ich den Film sehen möchte.