Per Petterson - Pferde stehlen / Ut og stjæle hester

  • Kurzmeinung

    Sarange
    Abgebrochen nach ca. der Hälfte - ich fand das Buch leider total langweilig.
  • Kurzmeinung

    Marie
    eine ruhig und doch lebhafte Geschichte auf zwei Zeitebenen, Ende könnte "runder" sein
  • Originaltitel: Ut og stjæle hester


    Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger


    Der Autor:
    Per Petterson, geboren 1952 in Oslo, ist ausgebildeter Bibliothekar und arbeitete als Buchhändler und Übersetzer, bevor er sich als Schriftsteller etablierte.
    Weitere Romane, die in Deutschland erschienen sind: Sehnsucht nach Sibirien, Im Kielwasser


    Klappentext:
    Norwegen im Sommer 1948: Der fünfzehnjährige Trond verbringt mit seinem Vater die Ferienwochen in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze. Es ist eine Gegend, in der man Pferde stehlen kann, zum Beispiel mit dem gleichaltrigen Jon von nebenan. Abseits vom Dorf, am großen Fluß kommt Trond dem in den Jahren des Krieges entbehrten Vater wieder näher. Als in der Nachbarsfamilie ein schreckliches Unglück geschieht, entdeckt der Junge das wohlgehütete Lebensgeheimnis seines Vaters. In den Kriegsjahren hatte dieser zusammen mit Jons Mutter politisch Verfolgte über den Fluß ins sichere Schweden gebracht. Und sich dabei für immer in diese Frau verliebt. Noch ahnt der Sohn nicht, daß er seinen Vater nach diesem gemeinsamen Sommer nie wiedersehen wird.
    Fünfzig Jahre später hat sich Trond eine ähnliche Hütte an einem Fluß im Norden gekauft. Nach dem Tod seiner Frau will er hier, allein mit seinem Hund, seinen Lebensabend verbringen. Bis ein Nachbar auftaucht, der ihm bekannt vorkommt, und die Ereignisse jenes Sommers ihn wieder einholen.


    Meine Meinung:
    Der 67-jährige Trond zieht mit seinem Hund Lyra in eine einsame Hütte, um auf den Tod zu warten. In die Beschreibung des Alltags mischen sich Erinnerungen an das Jahr 1948.
    Dieses Buch ist unaufgeregt und leise, dabei aber wunderschön geschrieben. Absolut kein Buch um es schnell wegzulesen, sondern man möchte es langsam, ja sogar laut lesen, um die rhythmische Prosa zu genießen. Obwohl ich kein Hörbuch-Freund bin, da ich entweder einschlafe oder meine Gedanken abschweifen, kann ich mir sehr gut vorstellen, daß man das Buch auch sehr gut hören kann.


    Sicher ein Buch, das ich nochmals lesen werde. Für mich ein absolutes Highlight. :thumleft: Alle möglichen Sterne und noch zwei dazu…

  • Hallo Herbstsonne,


    das scheint ein wunderbares Buch zu sein. Es hat mich sofort angesprochen.


    Vielen Dank für die Vorstellung. Ich werde es ziemlich weit oben auf dem SUB platzieren und freue mich schon sehr aufs Lesen. Das wäre bestimmt auch ein schönes Leserundenbuch gewesen.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


    Einmal editiert, zuletzt von Tanni ()

  • Ich habe dieses Buch gerade fertig gelesen und auch ich bin begeistert. Das Buch ist von einer Ruhe begleitet, die einen sofort ansteckt. Die Art, wie Erinnerungen dargestellt werden und wie die gut ausgearbeiteten Charaktere dargestellt werden ist einfach wunderbar. Ich werde es auf jeden Fall wieder lesen.

  • Mir hat das Buch leider überhaupt nicht gefallen, obwoh ich mir auch viel davon versprochen hatte. Handlung ist so gut wie keine vorhanden, sowas liegt mir ienfach nicht so. Und ich fand auch den Erzählstil nicht so umwerfend, dass es die extrem reduzierte Handlung für mich ausgeglichen hätte.
    In meinem Blog hab ich ein bisschen mehr darüber geschrieben, was mir an dem Buch nicht gefallen hat - wer mag, kann reinschauen :)

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Eine tolle, sehr ruhige Erzählung. Im Gegensatz zu LilliBelle fand ich, das es durchaus Handlung gegeben hat. Ich habe mir allerdings auch den Klappentext nicht durchgelesen, so das ich kaum wußte, was auf mich zu kommt. Das war bei dem Buch goldrichtig. ;)

  • Mir hat das Buch so gut gefallen, dass ich mir von dem Autoren noch ein anderes Buch (Im Kielwasser) ertauscht habe.
    Sicher, es ist ein ruhiges Buch - aber die Sprache hat mir sehr gefallen.
    Die Landschaft konnte ich mir gut vorstellen - schließlich war ich schon mal in Norwegen


    :winken:

  • @LilliBelle
    Stimmt, kommt immer drauf an. Wenn ich in der richtigen Stimmung bin dann lese ich sowas schrecklich gerne. :wink:


    Conor
    Ich habe auch ein bißchen geguckt, was es sonst noch von dem Autor gibt. "Im Kielwasser" klang sehr schön - hast du es schon gelesen?

  • Herbstsonne (danke für die Vorstellung des Buches!) hat ganz in meinem Sinne oben vom Buch und seinen leisen Tönen geschwärmt! Der stille Anfang: ein alter, oder zumindest älterer Mann (67 Jahre alt) ein paar Wochen vor der Jahrtausendwende irgendwo in relativer Abgeschiedenheit im Winter Norwegens - seine Gedanken und Beobachtungen waren für mich ein toller Einstieg! Schade, dass oben angegebener Klappentext (ich selber las eine französische Übersetzung mit einem diskreteren Covertext) wieder einmal zuviel zu verraten scheint.


    Was hier chronologisch eventuell ja am Anfang steht wird erzähltechnisch erst nach und nach enthüllt und entfaltet! Petterson lässt die Erzählung von der „Gegenwart“ (November 1999) zur Vergangenheit (einem Sommer 1948) und einem noch weiteren Rückblick auf den gerade vergangenen Krieg hin- und herpendeln. Themen überschneiden sich, Dinge und Personen der verschiedenen Zeitebenen verweisen aufeinander und ergeben trotz des Springens einen Erzählfluss.


    Der Mensch in der Natur, Widerstand im Norwegen des II. Weltkrieges, eine Kindheit, das Verhältnis zum Vater zwischen Dasein und Abwesenheit, Umgang mit Erinnerung, Älterwerden und manches mehr sind die Themen dieses Buches.


    Die anfängliche Einladung der Jugendlichen „Pferde zu stehlen“ erweist sich nicht nur als Burschenabenteuer eines Morgens, sondern taucht später als Motiv erneut auf als



    Leise Töne – ja; aber doch auch Handlung, wie Hermia sagte! Allerdings mag der Rhythmus für manche Leser zu zaghaft sein? Schade, wenn man solche Rhythmen nicht mehr oder aber noch nicht zu schätzen weiß!


    Für mich gibt es für dieses Buch eindeutig 5 Sterne!


    Ein anderes Buch wurde hier von Conor: Per Petterson - Im Kielwasser schon besprochen, wenn auch weniger enthusiastisch.
    Ein Bekannter sprach sehr positiv von „Sehnsucht nach Sibirien", was nach dieser ersten schönen Entdeckung dieses Autors auf meine Wunschliste gelandet ist.

  • Ich grabe hier wohl gerade den nächsten etwas, nun ja sagen wir nicht mehr ganz so aktuellen Thread aus aber das muss jetzt einfach sein.


    Pferde stehlen hat mich ein wenig überrascht, vom Titel allein hätte ich etwas mehr in die Richtung von The Border Trilogy von Cormac McCarthy erwartet (Entschuldigung für den englischen Titel, ich hab es im Original gelesen, auf jeden Fall sehr empfehlenswert) aber dem ist nicht so.



    Über den Plot als solches will ich gar nicht allzu viel schreiben, das kann man ja nachlesen eher mehr über die Eindrücke die ich davon gewonnen habe und ein Gewinn war es tatsächlich. Es ist ein leises Buch, keines das man mal eben verschlingen oder quer lesen kann. Zumindest sollte man das nicht. Das Buch braucht seine Zeit um sich zu entfalten. Ich hab mich ja schon auf den ersten Seiten in die Atmosphäre davon verliebt, weniger in die Geschichte selbst die auf dem ersten Blick relativ simpel ist, sondern mehr in das "wie" Per Petterson seine Story erzählt.



    Seine Sprache ist spärlich gehalten aber dennoch sehr, sehr präzise und vor allem schafft er es in einzelne Sätze eine Menge an Informationen "reinzupacken" ohne sie zu überladen. Ein wenig distanziert aber dennoch mit Wärme beschreibt er sehr auch kleinste Details und genau diese Sprachsicherheit fand ich beim Lesen einen echten Genuss.



    Es gibt sehr viele Beobachtungen und Gedanken, teilweise ganz trivial aus dem Alltagsleben heraus aber eben auch "große" Reflexionen über das Leben als solches, was einen Menschen ausmacht, wie man wird wer man ist.



    Für mich hat Per Petterson ein sehr privates, sehr intimes Buch geschrieben. Es hat eine Leichtigkeit in Sprache und Bildern. Nur diese Leichtigkeit bitte nicht mit "leicht" im Sinne von "leichter Kost" verwechseln, sondern tatsächlich mit dem Beherrschen von Sprache. Nichts erscheint gezwungen sondern natürlich, wie ein Fluss der gemütlich dahinfließt. Was wie ich meine sehr zutreffend ist, denn auch die Natur ist nicht einfach nur im Hintergrund vorhanden sondern dient dazu die Emotionen schärfer herauszuheben und dies geschieht auf eine sehr sensible, poetische Art und Weise.



    Im Hauptcharakter Trond vereinen sich auch zwei konträre Stimmen, die des ältereren Trond in der Gegenwart und diejenige von Trond in Erinnerung versunken. Ersterer verwendet relativ kurze, aussagekräftige Sätze, der noch dazu ein Talent hat für das Einfangen von schwer fassbaren Gedankengängen. (Ich bleibe hier mit Absicht ebenso "schwer fassbar" bei dieser Aussage :D ) Lakonisch aber mit durchwegs schweren Unterton, als ob er sich selbst von seiner eigenen Realität überzeugen will (und ich bezweifle das das immer gelingt).



    Der retrospektive Trond auf der anderen Seite ist zwar immer noch spärlich und präzise in seinen Worten aber heller, mit mehr Licht oder sagen wir Hoffnung in der Stimme. Dieser spür- und erlebbare Kontrast macht auch die Geschichte selbst mehr verständlich.



    Eines meiner liebsten Bücher die ich im vergangenen Jahr gelesen hab.

  • Zwei Monate sind es noch bis zur Jahrtausendwende. Der 67- jährige Trond hat sich im Norden Norwegens nahe der schwedischen Grenze eine Hütte gekauft. Drei Jahre zuvor war seine zweite Frau bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, den er selbst nur knapp überlebte. Trond ließ sich nach diesem Unglück pensionieren und suchte nach einem Ort, wo er sich zusammen mit seinem Hund niederlassen und für den Rest seiner Tage noch etwas glücklich sein könnte. Seinen beiden Kindern aus erster Ehe erzählt er davon nichts, er bricht mit seinem Wegzug den Kontakt zu ihnen vollständig ab.


    Bei seiner Suche nach einer Hütte im Norden als Ort für seinen Lebensabend leitet ihn bewusst oder unbewusst eine Erinnerung, die er doch auf seine alten Tage gerade nicht heraufbeschwören will. Denn der Ort und die Gegend, in die es ihn nach langer Suche schlussendlich verschlägt, ist jenem Ort täuschend ähnlich, an den ihn 1948, also genau 50 Jahre zuvor, sein Vater ohne die Mutter und die Geschwister in die Ferien mitgenommen hatte,



    „Pferde stehlen“

    ist ein großartig geschriebener Lebensbericht von Menschen, die es sich nicht leicht gemacht haben in ihrem Leben. Die Sprache dieses Buches glänzt von einer Poesie, wie man sie in anderen Romanen selten findet.
    Die Beschreibung der Lebens- und Erfahrungswelt der Menschen, die sprachliche Abbildung von Naturphänomenen ist einzigartig.
    Die Lektüre lässt den Leser zurück mit dem nachdenklichen Bewusstsein, wie zerbrechlich das Leben ist, und welche wunderbaren Schönheiten und Erfahrungen es dennoch jeden Tag bereithält, an dem die Sonne aufgeht.
    Und es ist ein Buch von der tiefen Weisheit, daß alles Verdrängte wieder an die Oberfläche zurückkehrt- und sei es nach 50 Jahren – und bearbeitet, bewältigt – ja, gelebt werden will.


    „Im Erinnern liegt das Geheimnis der Versöhnung“, sagt eine alte jüdische Weisheit. Dieses wunderbare Buch ist voll davon.

  • Vielen Dank noch mal für den Lesetipp @bittersweetlight im "365-Tage-Thread"! Ein perfektes Buch für mich. Wunderbar melancholisch in der Stimmung, trotz allem das Leben bejahend und ein ruhiger Erzählfluss. Das sind meine Leseeindrücke von dem Buch. Über den Inhalt wurde hier ja schon mehrmals geschrieben, deshalb spare ich mir das jetzt.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Vor ein paar Tagen habe ich ebenfalls mit diesem Autor Bekanntschaft gemacht. Ein sehr schönes ruhiges Buch. Allgemein finde ich die Schreibweise der skandinavischen Autoren sehr ruhig, sogar bei Krimis. Mir gefällt diese Bedächtigkeit und Gemächlichkeit.


    Den o.g. positiven Eindrücken kann ich mich nur anschliessen. Die Beziehung Sohn-Vater hat mich sehr berührt. Ich fand auch viel Bescheidenheit in diesem Buch, was mich nach dem Lesen sehr zufrieden zurückliess. Die Sprache ist schön, detailliert, tiefgründig und bildhaft. Wirklich empfehlenswert :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    @Marie, ich könnte mir vorstellen, dass es Dir auch gefallen würde :)

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Auch beim zweiten Lesen nach einigen Jahren Abstand ein wunderbares Buch, auf das ich nochmals aufmerksam machen will. Ich verweise auf obige Rezis und Kommentare.


    Da ist - wie gesagt - Ruhe, Beschaulichkeit UND Drama, Verlust sowohl in der fernen Vergangenheit als auch in der (Erzähl-)Gegenwart. Ich meine, dass Petterson hier sein bestes Werk geschrieben hat.


    Das Original auf Norwegisch kam schon 2003 heraus: "Ut og stjoere hester"

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Per Petterson: Pferde stehlen“ zu „Per Petterson - Pferde stehlen / Ut og stjæle hester“ geändert.
  • Leider haben das Buch und ich nicht zueinander gefunden und so habe ich heute nach einem weiteren und nunmehr letzten Versuch beschlossen, es abzubrechen. Es hat mich einfach nur gelangweilt - und ich habe noch nicht einmal Lust, noch mehr Gedanken und Sätze auf die Frage zu verwenden, warum und wieso. Kommt halt vor im Leseleben. :lol:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)