Donna Leon - Blutige Steine

  • Inhalt nach Amazon (gekürzt, weil der gesamte Inhalt verraten wird):
    Blutige Steine, der vierzehnte Fall, spielt im venezianischen Winter und beginnt mit einem eiskalten Mord auf dem Weihnachtsmarkt. Ein vucumprà, ein illegaler afrikanischer Straßenhändler, wird von zwei Weißen erschossen -- ja regelrecht hingerichtet. Brunetti und seine Leute tappen zunächst völlig im Dunkeln. Wer waren die Mörder? Handelten sie im Auftrag? Wer war überhaupt das Opfer? Immer neue Fragen tauchen auf, Brunetti stößt auf Mauern des Schweigens, bei den anderen vucumpràs ebenso wie bei den Behörden. Als schließlich der Vorgesetzte Patta ihm weitere Recherchen verbietet, weiß der Commissario, dass Politik im Spiel ist. Außenministerium? Innenministerium? Nach seiner Einschätzung "wetteifern die beiden Ministerien seit zehn Jahren darum, wer das Problem der illegalen Einwanderung am besten ignorieren könne". Natürlich hält sich Brunetti nicht an das Verbot.


    Mit Nostalgie und Bedauern habe ich in den letzten Tagen die Beiträge Donna Leon - Venezianisches Finale , Donna Leon - Endstation Venedig und Donna Leon - Venezianische Scharade gelesen. Damals, als Donna Leon noch Krimis schrieb.


    Inzwischen scheint es ein Muss, dass jedes Jahr ein neuer Brunetti-Roman auf den Markt kommt, und es kommt mir vor, als brauche Donna Leon ihre alljährliche Portion Brunetti, um ihren Frust über die Welt, die Politik und speziell Italien herauszulassen.
    Sicher, auch in den ersten Bänden ging es um Korruption, Gewalt und Machtmissbrauch, und auch dort spielten die Familie Brunetti und Vice-Questore Patta eine wichtige Rolle. Aber inzwischen sind genau die Elemente, die früher spritzig und originell waren, zum Selbstzweck verkommen.
    Familie Brunetti gart im eigenen Saft ohne Höhen und Tiefen und ohne Entwicklung. Seit wievielen Bänden befinden sich die Kinder schon im Pubertätsalter? Signor und Signora unterhalten sich seitenlang über pädagogische Mittel, seine Kinder zu Nicht-Rassisten zu erziehen. Ob sie damit den Leser unterhalten ist ohne Bedeutung (und das sollte ihre eigentliche Aufgabe sein).


    Der Fall selbst beginnt interessant und ließ mich zunächst Hoffnung schöpfen. Aber dann wird Brunetti von Patta zurückgepfiffen (nichts Neues), ermittelt auf eigene Faust (wie immer), der Rest ist heiße Luft. Dazu kommen eine Menge lose Fäden, die Brunetti nicht aufgreift, und widersprüchliche Hintergrundschilderungen der Autorin (einmal wird Brunettis Vater als großer Erzähler seiner Kriegstaten dargestellt, ein paar Seiten weiter heißt es, er sei ein zurückhaltender Mann gewesen, der lieber schwieg und zuhörte als zu reden). Auch das bestärkt mich in der Annahme, dass Donna Leon ihre Bücher so schnell herunterschreiben muss (will?), dass zum Nachdenken keine Zeit mehr bleibt.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hallo Marie,
    ich teile deine Meinung bezüglich der Brunetti-Reihe. Ich höre mittlerweile die Hörbücher von Leon und lese sie nicht mehr, auch dieses habe ich vor einiger Zeit gehört.
    Dabei konnte man prima seinen Haushalt machen (Es macht nichts aus, wenn man mal kurz den Raum verlässt oder das Wasser in den Putzeimer laufen lässt), auch zum Einschlafen eignete es sich bestens. Doch wie du bereits irgendwo an anderer Stelle geschrieben hast, liegt darin ja nicht gerade der Sinn eines Krimis.
    Doch immerhin bin ich noch nicht so weit, dass ich ihre Bücher beim Staubsaugen höre :mrgreen: , es gibt also noch genügend Spielraum nach unten.


    grüße von missmarple

  • Hallo Marie,


    ich habe "Blutige Steine" auch gelesen und teile Deine Meinung, allerdings lese ich trotzdem noch immer ganz gerne diese Reihe :-? Wobei ich gar nicht weiß warum? Vielleicht bin ich ein bisschen nostalgisch und erwarte mir wieder so einen richtigen "Reisser" von Donna Leon??


    Lg. Gabi

    Liebe Grüße
    Gabi


    "Welchen Kummer deiner Seele du auch ertränken willst,
    deine Bibliothek ist der beste Keller!"
    Jean Cocteau

  • @ Gabi,


    geht mir auch so. Während ich andere Reihen, die von ihren Autoren auch talabwärts geschrieben wurden, nicht weiter lese, leihe ich mir dennoch die Brunetti-Bände immer wieder aus.


    Vielleicht liegts an den Verfilmungen mit Uwe Kockisch, der mir bei der Lektüre immer im Kopf erscheint. Und so ein paar Stunden allein mit einem schönen Mann ... :drunken:


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Zitat

    Original von Gabi5
    Hallo Marie,


    ich habe "Blutige Steine" auch gelesen und teile Deine Meinung, allerdings lese ich trotzdem noch immer ganz gerne diese Reihe :-? Wobei ich gar nicht weiß warum? Vielleicht bin ich ein bisschen nostalgisch und erwarte mir wieder so einen richtigen "Reisser" von Donna Leon??


    Lg. Gabi


    Stimmt, irgendwie ist es immer das gleiche...und trotzdem kaufe ich immer wieder das Neueste.
    Das die Kinder immer noch in der Pubertät sind, hat mich diesmal auch sehr erstaunt, ist mir früher irgendwie nicht aufgefallen.
    Für alle, die das Buch trotzdem kaufen wollen: Gibt es jetzt auch als Taschenbuch.

  • Wie schon in den vorhergehenden Postings beschrieben, wiederholt sich alles immer wieder: Ein Mord, Brunetti ist mit der Aufklärung beschäftigt, Patta macht ihm Schwierigkeit, Korruption bis in die Regierungsebene, zu Hause seine Frau und die Kinder, in diesem Fall seine Tochter, die eine Äußerung über den Toten macht die nicht angebracht ist und dadurch dicke Luft herrscht.


    Auf jeden Fall werde ich in nächster Zeit keine Bücher von ihr lesen.

    Ohne ein Wort :study: Linwood Barclay
    Mein SuB: 30

    Meine Bücher 2013: 56
    Seiten: 26.603