Michael Crichton - Welt in Angst/State of Fear

  • Angst macht die Menschen regierbarer. Dafür hatte man früher entsprechende Herrscher und militärischer Feinde, Hexen, Dmämonen etc. Eine lange Zeit im 20. Jahrhundert hatten wir den Kalten Krieg und an dessen Ende musste das Angstvakuum in den Medien schnell wieder aufgefüllt werden.


    Dies ist eine sehr weitreichende Ideologie-, Gesellschafts- und Medienkritik, die jeder gelesen haben sollte, der sich ernsthaft an entsprechenden Diskussionen beteiligen möchte. Wer bereits an anderer Stelle gehört hat, dass es darum geht, die globale Erwärmung zu leugnen oder runterzuspielen und dies unüberprüft glaubt, fällt dann genau auf die Mechanismen herin, auf die hier hingewiesen wird. Ein Buch zum Nachdenken :scratch: - und ein spannender Thriller. :thumright: :thumleft:

  • K.-G. Beck-Ewe: Ich mag Crichton ja sehr und war bislang immer begeistert, wie spannend er fundiertes Wissen verpackt. Als ich etwa den Klappentext von Beute gelesen habe, habe ich sehr gezweifelt, ob das Thema was für mich ist, aber das Buch war klasse. Bislang meinte ich auch immer, Crichton recherchiere sehr gut.
    Nun habe ich andeutungsweise gehört, dass Wissenschaftler Welt in Angst stark kritisieren, weil die dort geschilderten Geschehnisse (frag mich nicht, was genau, ich hab das Buch noch nicht gelesen :roll: ) wissenschaftlich nicht haltbar seien.
    Kannst du etwas dazu sagen?
    Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen (Science-) Fiction, bin auch bei historischen Romanen nicht so pingelig (bei Romanen steht für mich persönlich die Unterhaltung im Vordergrund), nur weiß ich dann doch schon gerne, wo die Fiktion beginnt...


    Gruß,
    bonsai

  • Also, es geht in diesem BUch um ganz verschiedene Dinge. Einige der Dinge, die hier als terroristische Möglichkeiten aufgezeigt werden mögen ein wenig dichterische Freiheit beinhalten, aber die Einzelelemente gibt es und sind eben in der gegebenen Kombination noch nicht ausprobiert worden.


    Die Kritik an der Kliamdebatte läuft schon ewig und ich habe immer öfter Streit mit Leuten, die eine BILD-Zeitungstitelseite benutzen - oder eine SPIEGEL-Artikel - um über wissenschaftliche Themen zu reden, aber nie in eine wissenschaftliche Fachzeitschrift hineingesehen haben. Wenn Crichton sagt, dass Klimaerwärmung und ihre Ursachen zunächst einmal Theorien sind, die auf sehr fragmentarischen Daten beruhen, dann ist das sicherlich richtig. In der Fachliteratur laufen diese Diskussion, besonders seit die Strata-Archäologie immer mehr Bedeutung gewinnt und es mehr verlässliche Daten zu älteren - mehr als 120 Jahre alten - Wettergeschehnissen gibt. Die Frage ob es eine reale Erwärmung durch menschlichen Einfluss gibt ist gar nicht so wichtig, wie die meisten Leute meinen. Ich meine - auch wenn ich nicht wüsste, dass von rumliegenden Fäkalien Krankheiten ausgehen, lasse ich diese nicht in meinem Wohnzimmer rumliegen, weil es einfach übel riecht. Auch wenn wir zur Atmosphärenerwärmung nicht wirklich statistisch signifikant beigetragen haben, bedeutet es nicht, dass wir noch mehr Dreck in die Luft blasen sollten. Viele befürchten, dass ein Nachweis eines Nichtzusammenhangs - der Beweis eines Negativums ist eh´ wissenschaftlicher Blödsinn (An abscence of evidence is no evidence of abscence :wink: ). Im Moment ist auf Grund der Komplexität der Zusammenhänge jedes Klimamodell eben nur das: EIN MODELL. Und das macht dieser Roman deutlich. Es geht hier um den Umgang mit Wissenschaft und die Problematik, wie oft Glaubenssätze einzelner oder kleiner Gruppen zu sogenannten "wissenschaftlichen Wahrheiten" werden. Crichton hat das Buch mit einem relativ interessantem Leseapparat zum weiteren Studium versehen. Wer ihm widersprechen möchte - wozu er sogar einlädt - sollte diese Literatur zumindest in Teilen erst einmal wahrnehmen und sich damit auseinander setzen. Der Kernzielpunkt dieses Buchs - Wissenschaft in Medien und Politik - ist auf jeden Fall ein sehr sehr guter. Und darauf sollte man sich konzentrieren. Denn dies sagt eine Menge über unsere Welt heute aus. Ein Titel, den ich gerade versuche zu bekommen in diesem Zusammenhang ist von David Altheide "Creating Fear, News & the Construction of Crisis." Das ist das Thema. Die Klimaerwärmung ist nur ein Aufhänger dafür. Aber ein ziemlich signifikanter, mit einer Menge Widerhaken :mrgreen:

  • So, ich habe es nun ausgelesen (sorry, finde mich hier noch nicht ganz zurecht, da es so ganz anders aufgebaut ist wie im anderen Bücherforum. :uups: Falls es eher drüben passt, bitte einfach verschieben...
    Ach, *hüstel* wenn du es doch als Thriller einstufst @K.-G. Beck, warum ist es dann unter Si-fi? ;) )


    Das Buch haat mich wirklich gefesselt und das von Anfang an.


    Diese Aussage hier

    Zitat

    Angst macht die Menschen regierbarer. Dafür hatte man früher entsprechende Herrscher und militärischer Feinde, Hexen, Dmämonen etc. Eine lange Zeit im 20. Jahrhundert hatten wir den Kalten Krieg und an dessen Ende musste das Angstvakuum in den Medien schnell wieder aufgefüllt werden.

    finde ich wirklich sehr passend. Besser könnte ich es wohl auch nicht ausdrücken. :cheers: ;)


    Sorry, Rezis schreiben liegt mir nicht.... :uups: :uups: :cry:

    Wenn die Suche nach Wahrheit mit dem Eintreten für politische Interessen verwechselt wird, reduziert sich das Streben nach Erkenntnis auf das Streben nach Macht.


    Michael Critchon

  • Vielen Dank für die Vorstellung ... das Buch steht jetzt auf meiner Wunschliste :thumleft:


    LG, Steffi :cat:


    :study: gerade: Lucia Etxebarria, "Wir sind anders als die anderen Frauen"

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Endlich ist dieser Roman auch in einer deutschsprachigen Taschenbuchausgabe erhältlich.

  • Dieser Roman erzählt von Umweltorganisationen, die sich skrupellos Spendengelder ausnutzen, von falschen Prognosen, die die menschen erschrecken sollen und beinhaltet natürlich viel Action.
    Micheal Chrichton hat wirklich gut recherchiert und bringt seineHandlung wirklich glaubhaft zum Leser.
    Sehr empfehlenswert!!

  • Agatha


    Wie in einem anderen Thread bereits gesagt, deine Buchvorstellung(en) entsprechen nicht so ganz unseren Vorstellungen! Ich möchte ich dir daher unser REZI-MUSTER ans Herz legen, dort haben wir einige Punkte herausgearbeitet, die uns für eine gute Buchvorstellung wünschenwert erscheinen!


    Gruss Bonprix :wink:


    P.S. Das Buch wurde im Forum bereits besprochen; ich habe daher deinen Beitrag an den bestehenden Thread "angehängt".

  • Hier die Buchvorstellung nach dem REZI-Muster:


    Der Millionär und Lebemann George Morton kommt einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur. Die Umweltorganisation NERF, die er mit großzügigen Spenden unterstützt, macht gemeinsame Sache mit skrupellosen Ökoterroristen. Ihr neuester Plan: Durch ein künstlich ausgelöstes Erdbeben wollen sie ganz Kalifornien überfluten, um die Aufmerksamkeit der Welt auf die von NERF organisierte Klimakonferenz zu lenken. Morton setzt alles daran, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, doch die Terroristen sind ihm immer einen Schritt voraus....


    Die Handlung ist sehr spannend aufgebaut. Es werden mehrere Handlungsabläufe parallel beschrieben und im spannendsten Moment auf eine andere Szene geschwenkt. Die Figuren sind sehr real beschrieben.


    Ich denke, dass der Autor sehr gutes Hintergrundwissen besitzt und sich wirklich Gedanken gemacht hat zum Thema Klimawandel und Umweltschutz.

  • Also, ich bin momentan auf Seite 253 und kann die o.g. Begeisterung nicht teilen. Ich habe mich auf den ersten 200 Seiten wirklich gequält und wollte das Buch schon einige Mal abbrechen. Ab ungefähr Seite 200 wird es langsam spannend aber (noch) kann ich mich immer nicht recht entscheiden, wie ich die Geschichte finde. Da ich das Thema aber höchst interessant finde, werde ich weiterlesen und abschließend sicher noch zu einem Urteil kommen 8-[

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ich habe mich mich bis auf Seite 170 durchgekämpft.


    Eigentlich ein sehr spannendes und fesselndes Buch- nur: ich habe die ganze Zeit das Gefühl, als würde ich Buch schon kennen! Habe ich es schon gelesen oder gibt es so ein ähnliches Buch :scratch: Ich glaube, ich werde alt!

  • Etwa vor einem Jahr habe ich das Buch auch gelesen.
    Leider, hat es mir nur mittelmäßig gefallen, obwohl ich seine Bücher mag.
    Das Thema war zwar interessant, aber irgendwie hat es mich doch nicht so gefangen genommen, wie ich es erwartet habe.
    Was ich besonders sympathisch beim Crichton finde, ist, dass er sich mit dem Thema gut auskennt, seine Romane gut recherchiert und die Fähigkeit besitzt seine Geschichten sehr glaubhaft zu vermitteln.

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Etwa vor einem Jahr habe ich das Buch auch gelesen.
    Leider, hat es mir nur mittelmäßig gefallen, obwohl ich seine Bücher mag.
    Das Thema war zwar interessant, aber irgendwie hat es mich doch nicht so gefangen genommen, wie ich es erwartet habe.
    Was ich besonders sympathisch beim Crichton finde, ist, dass er sich mit dem Thema gut auskennt, seine Romane gut recherchiert und die Fähigkeit besitzt seine Geschichten sehr glaubhaft zu vermitteln.


    Mein Lieblingsbuch von ihm ist Prey, das fand ich sehr, sehr spannend. Ich habe glaube ich so langsam alle Bücher von Crichton durch- was ich sehr bedauere, denn in diesem Genre (Umwelt-Verschwörung-Technik, weiß nicht, wie man das nennen soll :D ) ist er der beste, den ich kenne.

  • Mein Lieblingsbuch von ihm ist Prey, das fand ich sehr, sehr spannend. Ich habe glaube ich so langsam alle Bücher von Crichton durch- was ich sehr bedauere, denn in diesem Genre (Umwelt-Verschwörung-Technik, weiß nicht, wie man das nennen soll :D ) ist er der beste, den ich kenne.


    "Prey" hat mir auch wahnsinnig gut gefallen, ich kann mich noch daran erinnern, wie spannend das Buch war. Ich konnte es nicht aus der Hand lesen.
    Bei mir stehen noch vier oder fünf Bücher von ihm auf der Wunschliste. Da habe ich noch was vor mir :)

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    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Nun, über die Zuweisung Bester kann man streiten, denn es gibt solche Autorinnen und Autoren seit den 70er Jahren im SF-Bereich zuhauf (z. B. Norman Spinrad, Kate Wilhelm, Michael Coney, Ursula LeGuin, Bob Stickgold um nur einige zu nennen), die ebenfalls überaus forschungsfest gewesen sind und gleichzeitig ihre Charaktere ein wenig griffiger gestalten konnten. Das "war" bezog sich lediglich auf die Tatsache, dass er verstorben ist. 8)

  • K.-G. Beck-Ewe
    Leider sind die Autoren, die du genannt hast, weniger unter nicht SF- Lesern bekannt.


    Die mögen zwar genau so gut sein, wie der Crichton, nur schreiben die auch in etwas anderen Thematik, und zwar wirklich mehr SF und
    weniger Wissenschaftsthriller.


    Ich habe versucht beim Amazon was passendes von der Thematik, wirklich Crichton ähnliches zu finden, den ich würde schon gerne,
    so einen ähnlichen Autor für mich entdecken :wink: Leider, war beim Amazon nichts passendes dabei.


    Vielleicht, kannst du mir was empfehlen, was weniger Sience Fiction oder Fantasy (also eher auf der Erde und in unserer Welt statt findet) ist?

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