Margaret Atwood - Katzenauge/Cat's Eye

  • Originaltitel: Cat's eye


    Kurzbeschreibung (Amazon):
    Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood schildert in ihrem Roman die Kindheit und Freundschaft zweier Frauen. Mit acht Jahren begegnen sich Elaine und Cordelia zum ersten Mal. Dreißig Jahre später kehrt Elaine als erfolgreiche Malerin, anläßlich einer Ausstellung, in ihre Heimatstadt Toronto zurück. Sie erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend und an ihre Freundschaft mit Cordelia, eine Freundschaft, die in Haßliebe ausartete und sogar die Männergeschichten im Leben der beiden Frauen in den Schatten stellte


    Ein berührender Entwicklungsroman, der angeblich autobiographisch gefärbt ist, was wohl vor allem auf die Schilderung der unsteten, abenteuerlichen Jahre der frühen Kindheit zutrifft – Elaines Vater ist, wie Atwoods Vater, Insektenforscher und die unkonventionelle Familie ist ständig auf Forschungsreisen in der Wildnis. Um so schwieriger ist es dann natürlich später für das Mädchen sich in der alltäglichen Welt und der Gemeinschaft Gleichaltriger zurecht zufinden.
    Im Mittelpunkt des Romans steht die wechselhafte Freundschaft oder eher Hassliebe zwischen Elaine und Cordelia. Die (typische) Gruppendynamik der Mädchenclique ist psychologisch gut beobachtet – die coole Anführerin Cordelia mit ihren Mitläuferinnen, die um ihre Gunst buhlen und Elaine, die Außenseiterin, die drangsaliert und „erzogen“ wird. Diese grausamen Machtspielchen unter kleinen Mädchen, die Unsicherheiten und dieses Bedürfnis einer Gruppe anzugehören, kennen wohl viele in ähnlicher Weise aus ihrer eigenen Kindheit ...


    Was diesem dicken Roman aber ein bisschen fehlt, ist ein roter Faden, ein Plot der sich aufbaut und auf einen Höhepunkt zusteuert, denn der zweite Teil über Elaines Studentenjahre, wirkt ein bisschen ziellos und hätte ruhig gestrafft werden können, (dafür hätte ich gerne noch mehr über Cordelias späteren Werdegang erfahren).
    Trotzdem, gelangweilt habe ich mich nie, es ist vor allem der Schreibstil der Autorin, der mich so anspricht. Atwood kann einfach wunderbar erzählen, sie trifft für mich persönlich einfach den richtigen Ton - klar und flüssig zu lesen, aber auch poetisch und stimmungsvoll; melancholisch und dunkel, aber auch immer mit einem gewissen Sarkasmus gewürzt. Und mit Elaine hat sie wieder eine Frauengestalt geschaffen, die mir gleich vertraut war.


    Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass natürlich auch das Thema Kunst eine große Rolle im Roman spielt.


    Zum Aufbau: Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben und springt zwischen Rahmenhandlung in der Gegenwart und den (längeren) Erinnerungspassagen hin und her.

    Gruß Bibliomana :cat:
    "Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!"

  • Mmh, ich habe - als massiver Atwood-Fan - nun auch endlich in dieses Frühwerk hineingeguckt. Und die vielen autobioagraphischen Bezüge sind zwar nett zu sehen, aber insgesamt konnte mich dieses Buch in vielen Teilen nicht wirklich begeistern. Es ist zu langatmig erzählt und die Relevanz vieler Passagen ist nicht wirklich die meine. Nachdem ich heute von meiner Frau hörte, dass sie nach 30 bis 50 Seiten abgebrochen hat, bin ich nun stolz auf Seite 280 und sage: Genug. Aber was soll's? Da sind noch so viele andere Bücher da draußen.

  • Margaret Atwood - Katzenauge


    Eine mit altem Grauen verbundene Rückkehr



    Elaine, eine Malerin, reist nach Toronto, in die Stadt ihrer Kindheit. Einst hatte sie sie verlassen, wegen dem darin erlebten Grauen. Nun kommt sie zurück wegen einer Ausstellung über ihr Werk, ein äußerst interessantes Werk, ein bedeutendes Werk einer irgendwie faszinierenden Malerin. Und zurück sind auch die Erinnerungen.


    Erzählt wird in zwei Handlungssträngen, einmal wird das Geschehen um die Ausstellungseröffnung geschildert und zum anderen erfolgen Rückblicke in die Vergangenheit.


    Eine Vergangenheit, die es in sich hat! Die junge und mit ihren Eltern und ihrem Bruder etwas zurückgezogen lebende Elaine, die Familie fährt im Sommer in die kanadische Wildnis, die Eltern sind Biologen, lernt die etwas ältere und erfahren wirkende Cordelia kennen. Elaine und ihre beiden bisherigen Freundinnen Grace und Carol bilden schnell mit Cordelia eine befreundete Mädchengruppe. Schnell wird klar, dass das keine Freundschaft ist, die manipulative Cordelia beherrscht bald das Geschehen. Cordelia zieht gekonnt alle Strippen und lenkt die drei ihr nicht gewachsenen Mädchen, dabei geht das Ganze in meinen Augen deutlich über Mobbing hinaus, wird zu einem Psychoterror, dessen Opfer jedoch meist Elaine ist. Bis eines Tages der Bogen überspannt wird und das genannte Gefüge auseinanderbricht. Trotzdem wird natürlich klar, dass das Geschehen Folgen für Elaine haben wird, denn die erlittenen Traumata machen etwas mit ihr. Trotzdem sie die Beziehung zu Cordelia mehr oder weniger erst einmal beendet, spukt Cordelia nach wie vor in Elaines Kopf herum und beherrscht eigentlich ihr weiteres Leben.


    Ich habe mich etwas schwer getan mit diesem Buch, das Feuer sprang nicht sofort über. Die Sprache klang so anders, so kühl, so emotionslos, so kalt. Aber hier schaut ja Elaine zurück, Elaine spricht und Margaret Atwood legt in ihr Geschriebenes den Charakter der Elaine und das gelingt ihr geradezu meisterhaft. Aber das wurde mir erst sehr spät klar.


    Gleichzeitig ist dieses Buch auch ein Blick zurück, ein Blick zurück in vergangene Zeiten und damit verbunden natürlich eine Gesellschaftskritik. Wie könnte es auch anders sein, es ist schließlich ein Atwood-Buch und die Atwood lässt hier selbst Erlebtes mit einfließen, also was den Blick in eine vergangene Zeit betrifft!


    Und ich kann wieder einmal nur sagen, lest dieses Buch, einerseits ein absolut gelungenes Psychogramm einer gepeinigten Seele und andererseits ein gelungener Blick in eine vergangene Zeit und eine darin enthaltene interessante Gesellschaftskritik!