Seite 361-496 ab 26.01.07

  • Zitat

    Original von fensterfisch
    .. aber inzwischen denke ich an einen Gehirntumor. :-?
    Ja vermutlich male ich den schwarzen Peter an die Wand, aber der Gedanke kam mir eben..


    Das könnte es durchaus sein, fensterfisch. Aber mir kam auch der Gedanke, könnte es an dieser neuen Brille liegen? Also ich hatte mal mit einer Brille diese Beschwerden, sie war zu stark, ich bekam sie als ich eine Bindehautentzündung hatte :-k

  • Hallo Zusammen!


    Durch bin ich ja schon länger. So konnte ich den Nachtzug nach Lissabon in mir nachhallen lassen...


    Ich kann das Buch gar nicht so richtig zuordnen. Einiges hat mir gut gefallen, einiges auch nicht. Manchmal habe ich etwas dazugelernt, manchmal hat mich etwas gelangweilt. Und so ging es von Anfang bis Ende. Ich musste also weiterlesen.


    Abschließend kann ich nicht viel sagen, denn es hat sich an meiner Meinung nichts geändert. Das Buch ist zuweilen schön, interessant und doch auch langatmig und nervend.


    Gregorius ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich habe ihn verstehen gelernt. Prado war mir nicht sympathisch und ist es auch jetzt nicht. Die Übersetzungen waren anfänglich schön, aber zum Ende hin sehr zermürbend und schwierig zu lesen, weil ich immer schauen musste, von wem jetzt die Rede ist. Ich habe hier und da Personen durcheinander gebracht.


    Und doch weiß ich, dass ich von Mercier mehr lesen würde, auch wenn es letztlich wiedersprüchlich klingt. Das Buch hat also etwas, auch wenn es in gar keiner Weise mit Der Schatten des Windes zu vergleichen ist, meiner Meinung nach.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Hallo,
    auch ich bin schon seit einigen Tagen mit dem Buch fertig und habe es erst mal auf mich wirken lassen. Es passt ja in so gar keine Schublade. Das muß nicht unbedingt negativ sein, aber in dem Falle sind meine Gefühle sehr zwiespältig.
    Zunächst begann das Buch sehr spannend und Gregorius schlich sich in mein Herz.
    Allmählich musste ich aber einsehen, dass Amadeo de Prado die eigentliche Hauptperson dieses Romans ist. Gregorius ist nur die Verpackung und ermöglicht es dem Autor durch Prado seine Gefühls - und Gedankenwelt näher zu bringen. Da kam durchaus interessantes zur Sprache mit dem man sich beschäftigen konnte,was ich auch positiv bewerte, aber Prado war mir von Anfang an unsympathisch. Es gab einige Momente, die ihn in ein besseres Licht rückten (der Kauf der Apotheke für seinen Freund, seine Ausübung als Arzt gegenüber Armen und Benachteiligten usw.), aber liebenswert fand ich ihn trotzdem nicht. Es zog mich immer wieder zu Gregorius und da tat sich lange Zeit recht wenig. Seine ständigen Schwindelgefühle führen zu Spekulationen (Gehirntumor ging auch mir im Kopf herum, aber es kann durchaus auch eine ganz harmlose Ursache sein) und der Autor lässt das Ende offen. Auch Prados Geschichte findet keinen konkreten Abschluß - klar durch seinen Tod - ohne positive Erkenntnisse. Vielleicht ist das der Grund warum mir in diesem Roman etwas fehlt.
    Pascal Mercier ist ein unumstritten wortgewaltiger Erzähler, aber seine Geschichte hatte Lücken und war zum Ende hin nicht mehr so fesselnd.
    Darum würde ich sein Buch nur bedingt weiterempfehlen oder gar verschenken. Meine Sternchenvergabe liegt unter Berücksichtigung aller Punkte so zwischen drei und vier. Vielleicht sehen dies hier einige anders. Ich bin gespannt.
    Gruß Wirbelwind


    :study: Paul Murray, An Evening of Long Goodbyes

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Blödes Ende.
    Ich mag offene Enden nicht.


    Aber ansich hat mir das Buch schon gefallen - es tat sich für mich nie die Frage auf, ob ich aufhören solle mit Lesen.
    Die Geschichte von Prado war interessant, etwas traurig zwar aber dennoch interessant.
    Gregorius ist mir bis zum Ende hin auch nicht wirklich näher gekommen, besonders das Ende fand ich daher enttäuschend, dass es selbst in diesem Falle keine Aufklärung gab.
    Prados Texte waren.. viel.. es war viel Inhalt, viel zum drüber nachdenken, was ich bei Romanen nicht immer erwarte und will.. aber es waren schon schöne Ansätze dabei.
    Wie bei Wirbelwind auch schwankt das Buch zwischen 3 bis 4 Sternchen...
    Irgendwie bin ich dennoch froh das Buch beendet zu haben.. oder zumindest ist gerade meine Stimmung etwas taub. Vielleicht aufgrund der langen Geschichte, aufgrund der langen Zeit die ich mit Gregorius gereist bin, wieviele Menschen sich auftaten, und dem so nüchternem offenem Ende.


    Edit: Jetzt nach dem Lesen finde ich den Klappentext des Buches auch ziemlich übertrieben. Gregorius würde etwas erkennen, dass ihn schließlich sein Leben kosten könne. Das klingt nach Krimi, nach Action und allem - aber davon habe ich im Buch nichts bemerkt.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

    Einmal editiert, zuletzt von fensterfisch ()

  • Offene Enden stören mich nicht, ich spekuliere gerne. Prados Geschichte wird fast vollständig geklärt, Gregorius Zukunft bleibt im Dunkeln, dieses Ungleichgewicht finde ich ganz passend. Der Klappentext, nun ja, da schließe ich mich an, das passt nun gar nicht, und stört mich auch deswegen, weil es eine Interpretation des offenen Endes nahelegt, gegen die ich mich wehre, auch wenn ich öfters beim Lesen daran denken musste: auch Gregorius könnte ein Aneurysma haben.


    Von mir bekommt das Buch drei Sterne..


    Katia

  • Ich weiß, solche Spekulationen gehören sich nicht, aber irgendwie treibt es mich bei diesem Buch dazu. Hat Gregorius nun einen Tumor, ein Aneurysma, oder liegt es an der Brille.
    Persönlich tendiere ich dazu, und vermute ganz wild und spekulativ, nein es lag nur an der Brille, er fährt zurück nach Lissabon und schreibt wirklich Prados Bio :--o
    Ich hatte Mundus zum Schluss so lieb gewonnen, es wäre einfach schade um ihn!

  • :lol:Ich befürchte dieses Ende hätte wohl auch nicht so ganz zum Buch gepasst, aber ich gestehe genauso (kitschig?) hätte ich es mir für Gregorius gewünscht. :loool:
    Gruß Wirbelwind


    :study: Paul Murray, An Evening of Long Goodbyes

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ich finde das Ende gut so wie es ist und hätte kein anderes als ein offenes Ende haben wollen. So kann sich jeder nach Herzenslust seinen ganz persönlichen Spekulationen hingeben. ;)


    Ich denke, Gregorius geht zurück nach Salamanca zu Estefania.


    "Es ging auf Mitternacht. Gregorius wollte nicht gehen. Bern, die Eisenbahn, der Schwindel - alles war weit weg. Er fragte, wie aus dem Latein lernenden Postmädchen eine Professorin geworden sei. Ihre Auskünfte waren kapp, fast abweisend. Das gab es: dass jemand sich ganz öffnete, was die ferne Vergangenheit anlangte, aber versiegelt blieb, wenn es um das Spätere und um die Gegenwart ging. Intimität hatte ihre Zeit."


    Ich kann mir gut vorstellen, dass er bei ihr, dem "Latein lernenden Postmädchen", aus dem eine Professorin geworden war, so etwas wie eine innere Heimat, eine verwandte Seele findet - und ein Gespür für die Zeit hat, die Intimität braucht. Wünschen würde ich es ihm von Herzen. O:-)


    Herzliche Grüße
    Siebenstein ;)

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • Spät - aber doch - habe ich nun auch die letzten Seiten gelesen.


    Großartig wiederum die Einschübe und Gedanken zu grundlegenden philosophischen und ethischen Themen, z.B. über die "Würde des Menschen" .


    Das Ende hat mir gefallen, ich hätte nichts anderes erwartet. Die von Siebenstein bereits zitierte Textstelle mitsamt ihrer Schlussfolgerung könnte eine Lösung sein.


    Gregorius' Widerwillen, in die Schweiz zurückzufahren, wie er jede Gelegenheit sucht, nicht so schnell zurückzukehren (langsamer Zug, Zwischenstation in Salamanca, etc) erinnerten mich deutlich an die ersten Stunden seiner Hals-über-Kopf-Abreise. Es sucht nach einem Fluchtweg, er versucht, dem Unangenehmen - was diese Untersuchung sicher sein wird - irgendwie aus dem Weg zu gehen.


    Woran er leidet, was seine Schwindelgefühle verursacht, das ist eigentlich nebensächlich. Da aber immer wieder diese neue Brille erwähnt wird (auch auf der vorletzten Seite "Gregorius wartete auf ein ärgerliches Erstaunen wegen der neuen Brille. Doch der Grieche kniff nur einen Augenblick lang die Augen zusammen, [...] und ließ sich alles über die neue Brille und den Schwindel erzählen. ), finde ich die Idee, dass der Schwindel damit zusammenhängt (in Kombination mit den vielen Erlebnissen und Erfahrungen der letzten Tage und Wochen) gar nicht so abwegig, ganz im Gegenteil.


    Wichtig für ihn und sein weiteres Leben sind die Erfahrungen, die er gemacht hat, das Kennenlernen seiner ureigensten Person, das Hören auf seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche.


    Dennoch ist mir die Person des Amadeu viel sympathischer, viel nachvollziehbarer und berührender als Gregorius. Amadeus' Geschichte ist mir in sich schlüssig, von seinem Charakter bekommen wir ein vollständiges Bild während mir Gregorius' Leben sehr konstruiert vorkommt.


    Mein Abschlussfazit schreibe ich dann im Rezensions-Thread

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Möchte auch nochmal abschliessend einiges mitteilen.
    Der Abschied von Lissabon war ja schon sehr herzergreifend. Irgendwie hat man ja auch die ganzen Nebencharaktere lieb gewonnen und man merkte welche Lücken Gregorius hinterlassen wird.
    Das Ende des Buches habe ich als stimmig empfunden, ich hätte es anders nicht erwartet. Natürlich mache ich mir Sorgen um Gregorius und wünsche ihm das Beste, wo er doch so viel an sich gearbeitet hat, verdient er es auch die Früchte dessen noch zu geniessen, oder?
    Ich denke auch er wird zurück zu Estefania gehen, diesbezüglich schienen seine Pläne ja oft durch. Das wäre für mich ein sehr schönes Ende.


    Amadeus Geschichte habe ich als sehr bedrückend und traurig empfunden, irgendwie haben ihm seine Intelligenz, sein Hinterfragen, seine seelischen Selbstgeiselungen nur Unglück beschert.


    Ein tolles Buch insgesamt, auch wenn mir Prados Exkurse zum Schluss etwas anstrengend erschienen, aber ich habe das Buch ja noch hier und kann bei Bedarf noch mal reinschauen. Auf jeden Fall empfehlenswert!

  • Nachdem ich ja ein wenig getrödelt habe, bin ich gestern Abend doch noch auf der letzten Seite angelangt.
    Nun sitze ich hier bei einer Tasse Pfefferminztee und versuche die richtigen Worte für dieses unzweifelhaft gute Buch zu finden.
    Zu der Geschichte und den Hauptdarstellern finden sich im Fortgang der Geschichte immer mehr Parallelen im Leben von Prado und Gregorius.
    Beide sind im Laufe ihres Lebens irgendwann an einem Punkt angelangt, an dem sie Ihr bisheriges Leben in Frage stellten.
    Prado macht in seiner inneren Zerissenheit mehr und mehr seine Eltern für den bisherigen Verlauf seines Lebens verantwortlich, was meiner Meinung nach relativ deutlich aus seinen Briefen hervorgeht. Ein so wacher Geist wie er hätte doch genügend Rückgrat haben können, um sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.


    Gregorius handelt, als er die verpassten Chancen seines Lebens erkennt, unverzüglich und macht sich auf den Weg nach Lissabon, obwohl er sich in dem Moment eigentlich noch nicht über die Tragweite seiner Entscheidung im klaren ist.


    Alles in allem ein wirklich schönes Buch, das aber haupsächlich von seinen in die Geschichte eingebauten philosophischen Denkanstössen lebt.
    Ich glaube, um wirklich Spaß an diesem Buch zu haben, muß sich der Leser komplett auf die Geschichte und der mit ihr transportierten Botschaft einlassen und so manchen Gedanken für sich selbst und sein Leben anwenden und seine eigenen Schlüsse ziehen.


    Für mich letztendlich kein absoluts Muß, aber in jedem Fall ein sehr beindruckendes Buch von Pascal Mercier.


    Gruß
    Richard

    "Erst die Möglichkeit einen Traum zu verwirklichen, macht unser Leben lebenswert."


    Paul Coelho


    :study:John Irving - Owen Meany