Ich bin jetzt einigermaßen erstaunt, dass die Dinge, die in Kapitel 20 und 21 behandelt werden, bei Euch offenbar nicht jenen Eindruck hinterließen, wie bei mir.
Denn ansonsten wären sie wohl hier im Thread erwähnt worden.
Wie seht ihr die Handlungen und den Gewissenskonflikt von Amadeu in Bezug auf den "Schlächter von Lissabon", Mendes? Was hättet ihr an seiner Stelle getan?
Mendes sterben lassen und die Bevölkerung dadurch retten? Wie Adriana schon sagt, es hätte genügt einfach "NICHTS" zu tun. Er wäre gestorben.
Oder war seine Reaktion, Mendes' Leben zu retten, richtig?
Ich las das Bekenntnis Prados, seine Gedanken darüber, atemlos und voller Interesse! Der Kampf mit seinem Gewissen, ob er nun das Richtige getan hatte oder nicht, das Gegenüberstellen von Für und Wider. Ist der "hippokratische Eid" eine Ausrede, hinter der er sich versteckt?
Wäre er seines Lebens wieder glücklich gewesen, könnte er sich jemals wieder in den Spiegel schauen, wenn er ihn hätte sterben lassen?
Auf der anderen Seite hätte er die Bevölkerung befreien können. Hätte der "den Einzelnen für die vielen Einzelnen opfern sollen" (S. 231).
Würde er - hätte er die Gelegenheit - wieder genau so handeln?
Wo sich für mich gleich eine grundsätzliche ethische Frage aufwirft: Wieviel ist ein Menschenleben wert? Darf man ein Menschenleben töten, wenn dadurch viele anderen gerettet werden?
Also für mich ist Amadeu Prado eine sehr faszinierende, interessante Gestalt, und mich interessiert sein Schicksal viel, viel mehr als das von Gregorius (... aber das hatte ich schon mal gesagt... )