"Der Untergang der Pamir" von Fritz Müller-Scherz

  • Am 21.September 1957 sinkt im Hurrican das deutsche Segelschulschiff „Pamir“ mit 86 Menschen an Bord. Nur sechs werden nach Tagen gerettet. Das Unglück beendet die jahrhundertelange Ära der Frachtsegelnden Schulschiffe für immer. Das Schwesternschiff der „Pamir“, die „Passat“, wurde außer Dienst gestellt.


    Die Tragödie beginnt banal mit einem Rinnstein. Der erfahrene Kapitän der „Pamir“ stolpert und bricht sich den Oberschenkel. Reeder Ohlenburg ist in der Zwickmühle: woher einen Kapitän nehmen, der Erfahrung mit einem Großsegler hat? Aber segeln muß das schiff, jeder Tag Verzögerung kostet Geld. Ohlenburg entscheidet sich für Ludwig Lewerenz, der einen Posten an Land hat, zumindest aber schon eine Brigg gesegelt hat. Lewerenz nimmt das Angebot an und auf geht es nach Buenos Aires, Gerste laden. Aber das Unglück hält an: erst fällt ein Matrose aus dem Wanten und stirbt, dann streiken in Buenos Aires die Hafenarbeiter. Ohlenburg tobt und verlangt von Lewerenz Entscheidungen. Der läßt die Gerste als Schüttgut von Armeerekruten laden und um den Reeder lieb Kind zu sein, läßt er auch die für die Stabilität des Schiffes so wichtigen Tieftanks mit Gerste füllen. Als sein erster Offizier davon erfährt, legt er Prostet ein. Lewerenz droht, ihn unter Arrest zu stellen und so läuft die „Pamir“ aus. Einer Hurricanwarnung mißt Lewerenz keine Bedeutung zu, er will sogar unter allen Segeln in den Ausläufern des Sturmes schnell vorankommen. Sein Erster plädiert vergebens für einen Ausweichkurs. Doch dann ändert der Hurrican „Carrie“ seine Richtung...


    Eine wahre Tragödie mit fiktiven Gestalten nacherzählt:


    Da ist Bootsmann Acki Lüders, der seine Frau und seinen Sohn im Kindbett verloren hat, seiner Tochter versprach, an Land zu bleiben und dabei doch so wenig zum Bauern taugt.


    Der erste Offizier Hans Ewald, der immer wieder in Konflikt mit dem Kapitän gerät und laut diesen zu sehr mit der Mannschaft packelt.


    Der zweite Offizier Gleiters, der nur darum bemüht ist, dem Kapitän zu gefallen.


    Kadett Carl Friedrich von Krempin, der seine letzte Nacht an Land mit seiner Freundin verbrachte und fast die Ausfahrt der Bark verpaßte. CF schreibt Gedichte und mißfällt dadurch Bernd Ahlers, der auf großen Macker macht.


    Oder auch der Funker „Globus“ Nissen, der seinem „Puddelchen“ kurz vor der Ausfahrt einen Heiratsantrag gemacht hat und der nun voller Angst vor der telegraphische Antwort ist, die ihn in Buenos Aires erwartet.


    „Der Untergang der Pamir“ ist ein sehr lesenswerter, spannender Abenteuerroman mit sehr realem Hintergrund.


    lg
    Strix

    Wat dem een sien Uhl, ist dem annern sien Nachtigall!
    :study: Ich lese gerade: "Dunkle Halunken" von Terry Pratchett

  • Ich habe den Film gesehen und war davon sehr angetan. Ist er genau dem Buch entsprechend in seiner Handlung?
    Leider gibt es ja viele Verfilmungen, die mit der Romanvorlage nur wenig Ähnlichkeit haben... :evil:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Zitat

    Original von €nigma
    Ich habe den Film gesehen und war davon sehr angetan. Ist er genau dem Buch entsprechend in seiner Handlung?


    Ja. Denn Fritz Müller-Scherz hat auch das Drehbuch geschrieben. Ich habe den Film auch gesehen und finde das Buch noch viel besser. :thumleft: Es sind auch Fotos und Informationen vom und zum Dreh drinnen und auch die Geschichte der Pamir samt den technischen Daten.


    lg
    Strix

    Wat dem een sien Uhl, ist dem annern sien Nachtigall!
    :study: Ich lese gerade: "Dunkle Halunken" von Terry Pratchett