Michael Wildenhain - Erste Liebe Deutscher Herbst

  • Inhaltsangabe nach Amazon:
    Deutschland im Herbst 1977: RAF-Anschläge, Entführungen, gewalttätige Demonstrationen. Als sich der junge Erzähler in seine vom Berufsverbot bedrohte Lehrerin verliebt und mit einer linksradikalen Mitschülerin schläft, wird er in die politischen Kämpfe hineingezogen. Mitreißend erzählt Wildenhain von den Wirrungen der ersten Liebe in einer bewegten Phase der deutschen Geschichte.


    Die "Nach 68er-Generation" brachte nichts zustande außer politisch-gewalttätigen Auseinandersetzungen mit jeder Form von Obrigkeit. Sie schwänzte die Schule und das Studium, warf Arbeits-und Ausbildungsplatz hin, verdreckte Wohnungen und missachtete die Freiheit Andersdenkender. Man wusste meist nicht, wofür man kämpfte, Hauptsache, dass man Parolen brüllen, Flugblätter unters Volk bringen konnte und ordentlich Zoff bekam.


    Dieses Eindruck könnte jemand bekommen, der sich mit diesem Buch dem Lebensgefühl der Heranwachsenden jener Zeit nähern möchte. Sämtliche geschilderten Personen sind in irgendeiner Weise mitleiderregend, aber keine hat ein klar umrissenes Profil. Der Ich-Erzähler schliddert in die Szene, weil er Leute kennt, die aktiv politisch arbeiten (wobei der konkrete Hintergrund dieser Arbeit fehlt) und bedauert seine Feigheit in entscheidenen Moment. Sein Freund Schöpp ist manisch-depressiv, er taucht auf, taucht ab. Freundin Barbara steht an erster Front und wird verhaftet, ... Über dem ganzen Buch liegt eine düstere, feindliche Stimmung, und gefeiert wird mit Alkohol, Haschplätzchen und Tüten. So wie es scheint waren Lachen, Freude oder Vergnügen generell verboten.



    Von einem Autor, der 1958 geboren ist, hätte ich mehr erwartet, zumindest eine stärkere Differenzierung als diesen Roman, der im Grund alle Vorurteile bestätigt, die man damals schon in der entsprechenden Presse lesen konnte.
    Dass Wildenhain für dieses Buch den Alfred-Döblin-Preis im Jahr 1997 erhielt (einen Preis, der von Günter Grass gestiftet wurde !!!), ist mir ein Rätsel.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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