Andrzej Szczypiorski - Die schöne Frau Seidenman

  • Andrzej Szczypiorski, Die schöne Frau Seidenman
    Originaltitel "Poczatek" (Der Anfang)


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    Dieser Roman handelt von der Rettung der Irma Seidenman, einer blauäugigen, schlanken und schönen Polin, und einer Vielfalt von Gestalten und Geschichten, die der Autor in einer großartigen Komposition um sie herum gruppiert. Ein Roman wie ein unvergleichliches Gemälde, voller Poesie und leisen Humors, scharf beobachtet und unsentimental."Szczypiorski belegt, daß der Roman keineswegs tot ist, daß menschliche Schicksale im doppelten Sog der Geschichte und der Zeit noch immer auf höchstem Niveau in der Romanform darstellbar sind." (Neue Zürcher Zeitung)


    Die Jüdin Irma Seidenman, Witwe eines angesehenen Röntgenarztes, lebt zur Zeit des Warschauer Gettos von der Verfolgung durch die Nazis unbehelligt aufgrund ihres Aussehens (blond, blauäugig) und guter falscher Papiere. Bis sie eines Tages auf der Straße erkannt und an die Gestapo ausgeliefert wird; sie kann allerdings gerettet werden. Aber Ende der 60er jahre wird Irma Seidenman aus Polen ausgewiesen.
    Ein Roman, der eine fortlaufende Handlung erzählt, ist dieses Buch nicht. Frau Seidenman steht zwar im Mittelpunkt, um sie herum gruppieren sich aber zahlreiche Personen, die wieder mit anderen Personen in Verbindung stehen. Das Buch ist ein Epiosenroman, wobei eine Episode jeweils einer Person gewidmet ist.
    Mit den Augen des allwissenden Erzählers wird eine Art Biographie dieser Figur geschildert, ausgehend von ihrem Leben zur "jetzigen" Zeit mit Rückblenden und Vorgriffen auf die Zukunft und vor allem den Tod.


    aus: Das Buch der 1000 Bücher:
    Andrzej Szczypiorski zeichnet in seinem Roman Die schöne Frau Seidenman biografische Porträts von Polen, Juden und Deutschen vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. Jenseits von Nationalitätenschranken, Freund-Feind-Schemata und Schwarzweißmalerei werden gewöhnliche Menschen, Opfer und Täter, Gleichgültige und Mitfühlende, Mutige und Feige, Egoisten und Selbstlose, Helden und Verbrecher vorgestellt. Die Tragödie der Vernichtung der polnischen Juden erweist sich für die Porträtierten als Prüfstein, der ihre wahre Gesinnung zum Vorschein bringt, der Gut von Böse, Menschlichkeit von Unmenschlichkeit, Anstand von Barbarei scheidet. Darüber hinaus zwingt der Autor seine Landsleute, sich mit dem in Polen latenten Antisemitismus auseinander zu setzen.


    Es geht also nicht darum, was im Einzelnen hinter den Mauern des Ghettos passierte, sondern um das, was auf "der besseren Seite der Mauern" passierte, wobei Gefühle der Bedrohung und Angst immer gegenwärtig sind. Was Tragik und Schwere des Themas etwas leichter macht, ist das gelegentlich Augenzwinkern, mit dem der Autor seine Figuren betrachtet und handeln lässt. Und die Gerechtigkeit, die er ihnen zuteil werden lässt.


    Ein empfehlenswertes Buch des polnischen Autors, der am Warschauer Aufstand teilgenommen und im KZ Sachsenhausen interniert war. In den 70er Jahren gehörte der zu den Oppositionellen, was ihn wiederum in Haft brachte. Er starb 2000 in Warschau.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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