Lew N. Tolstoi - Anna Karenina

  • Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht besser wäre, sich das TB mit der neuesten Übersetzung zu holen...


    Das Gratis E-Book kenne ich nicht, aber es sollte doch vollständig sein. Das TB mit der neuen Übersetzung ist heute bei mir eingetroffen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Bist Du so lieb und berichtest bitte hier mal Deine Eindrücke wenn Du den Film Samstag gesehen hast ? Das würde mich sehr interessieren.

    Ich war heute in der nur mäßig besuchten Nachmittagsvorstellung. Interessanterweise waren noch einige Frauen in meinem Alter allein da. :wink:
    Insgesamt hat mir der Film gut gefallen, aber die Sache mit dem Theater als Szenerie hat mich - so originell sie auch war - weniger begeistert. Das war sicher ein besonderer Kunstgriff, aber mir persönlich sind herkömmliche Filme lieber.
    Da die Lektüre bei mir sehr lange her ist, kann ich die buchgetreue Wiedergabe nicht so beurteilen. Über Kitty und Lewin wurde meiner Meinung nach zu wenig berichtet. Wronski kam meiner Meinung nach "seriöser" rüber als im Buch, dort hatte ich ihn eher für einen "Bruder Leichtfuß" gehalten. Weshalb Anna immer zickiger wurde, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Dazu muss ich die vorgestern neu angeschaffte Ausgabe konsultieren. Auf jeden Fall habe ich gute Unterhaltung gehabt und einen Anreiz bekommen, den Roman nochmal zu lesen.
    Ich bin gespannt, was "Kenner" wie Karthause von dem Film halten, sie hat das Buch offenbar mehrfach gelesen und kann deshalb bessere Vergleiche zum Film ziehen.

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    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Ich habe mir für Samstag schon eine Karte reserviert. Mangels Literaturbeflissener in meinem Umfeld werde ich allein ins Kino gehen, aber das macht mir auch nichts aus.

    Ich würde mit Dir sehr gern mitgehen, bei mir ist das nämlich leider genauso.
    Alleine im Kino war ich allerdings noch nie

    Ich würde mich ja als Dritte im Bunde anschließen, aber ich fürchte, ich mache hier dann auch die dritte Himmelsrichtung auf 8-[ also werde ich wohl auch notgedrungen alleine ins Kino gehen - was mir aber nichts ausmacht, hab ich auch schon öfter getan :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Enigma
    Hast Du das Buch schon begonnen zu lesen ?


    Ich bin jetzt im zweiten Teil des Buches und mir gefällt es sehr gut ! Was mich manchmal schmunzeln lässt ist diese Dekadenz der reichen Schicht im zaristischen Russland.
    Ihre Nachfahren stehen dem heute in nichts nach ! :D

  • Hast Du das Buch schon begonnen zu lesen ?


    Ich lese es in den nächsten Wochen als Zweitbuch nebenher, werde aber nur langsam vorankommen, da ich ein Büchereibuch mit Abgabefrist und meinen Wälzer für die Dezember-Challenge noch beenden will. Ab dem 21.12. habe ich zumindest mehr Zeit zum Lesen. :wink:

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  • So, zum Jahresende folgt nun meine Bewertung des Buches.


    Anna Karenina war ein Buch, dass einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hat und es ist ein Buch, dass man nicht mal eben so weglesen kann, dafür sorgen die detaillierten Beschreibungen Tolstois, vor allem die langen Dialoge und Gedankengänge zu Religion, Politik und Philosophie. Manchmal war es ermüdend, auch wenn der Inhalt für mich schon interessant war.
    Das erste Drittel des Buches fand ich ziemlich spannend und man hat Schritt für Schritt einen Überblick über die Charaktere bekommen. Der größte Teil des zweiten Drittels hat sich für mich inhaltlich sehr gezogen, da ich die ganze Zeit dachte: "Gut, Anna hat eine Affäre - und? Was sind denn jetzt die Konsequenzen für sie?" Ich hatte über 200 Seiten in der Mitte das Gefühl inhaltlich auf der Stelle zu treten. Am Ende des zweiten Drittels wurde es dann wieder spannend, zumal auch die anderen Charaktere interessante Entwicklungen in ihrem Leben durchmachen. Zum Ende hin muss ich allerdings sagen, dass mir Anna immer unsympathischer wurde und ich ihre Gefühlsschwankungen teilweise doch sehr übertrieben fand, auch wenn ihre Lage in der Gesellschaft schlecht ist. Am meisten hat mich an diesem Gefühlschaos gestört, dass

    Darüberhinaus hatten manche Passagen einen starken sakralen Charakter auf mich, bei denen ich auch nicht ganz wusste, ob man das wirklich so empfinden kann.


    Insgesamt gebe ich dem Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: , da es ein gutes Buch ist, wenn auch für mich nicht rundum gelungen.

    ~Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.~
    - Heinrich Heine -

  • Ich lese jedes Jahr auch ein paar Klassiker. Dieses Jahr möchte ich mich mal an Anna Karenina rantrauen (oder Krieg und Frieden).
    Ich denke ich möchte es auch eher nebenbei lesen und mir das Jahr dafür Zeit nehmen. Wie lange brauchtet ihr so für das Buch?


    Aber so ganz habe ich mich noch nicht getraut es zu kaufen. Ausleihen kommt bei so einem Buch für mich nicht in Frage, da man denke ich schon Stolz sein kann, wenn man so einen dicken Wälzer gelesen hat. So ein Buch begleitet einem ja dann schon eine ganze Weile und gehört mit allen Lesespuren ins Regal.


    Ah :-? ...irgendwas hindert mich noch.

    Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.


    -Heinrich Heine-

  • Ich werde das Buch zur März Challenge lesen und kann es kaum erwarten :) Den Film mit Keira Knightley hab ich leider noch nicht gesehen, das nehm ich mir aber auch vor, vielleicht sogar noch vor dem Buch. Allein schon wegen Macfadyen :love:

    Jedermann kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühle aufbringen.


    Es bedarf aber eines wirklich edlen Charakters, um sich über die Erfolge eines Freundes zu freuen.


    Oscar Wilde

  • Dieses Buch stand schon eine ganze Weile in meinem Bücherregal und jetzt habe ich endlich geschafft es zu lesen.
    Ich habe eine Taschenbuchausgabe mit der Übersetzung von Hermann Asemissen, die ca 1200 Seiten hat. Die Übersetzung finde ich sehr gut, es hat sich leicht und auch sehr flüssig gelesen.
    Bei solchen dicken Schmökern habe ich oft Angst, dass es irgendwann zu langwierig wird. Dem war nicht so.
    Es ist ziemlich komplex und viele Themen ( Politik, Religon, Bildung der Frauen etc. )werden angeschnitten.
    Mir hat es wirklich gefallen, auch die Langweile hat mich nie überrannt.
    Das einzige was ich mich während des lesens wirklich oft gefragt habe, ob es nicht den falschen Titel hat. Wenn es nur um Anna's Geschichte gehen würde, wäre es mindestens um die Hälfte kürzer, außerdem finde ich dass Lewin einen viel größeren Teil des Buches ausmacht und er eigentlich im Vordergrund steht.
    Ansonsten, sehr interessant und lesenswert. :D

  • @Tine87


    So ein Zufall, dass sich hier im Rezensions-Thread ein brandaktueller Eintrag - und zwar Deiner - findet. Ich wollte Dich fragen, ob Du auch so viel & ganz unverhofft lachen mußtest. Tolstoi kann total witzig sein, wie ein Kobold versteckt er eine Pointe am Ende einer Passage.


    Bei der Figur Alexej Karenins konnte ich immer ganz laut das Knacken seiner Finger - sein nerviges Markenzeichen - hören.


    Ich war zu Tolstoi sehr höflich, wenn er mich mit Lewin gelangweilt hat - habe einfach diese Kapitel überblättert. Ja, meiner Meinung nach ist Tolstoi selber schuld. Ich bin durch seine Titelwahl darauf programmiert, dass Anna Karenina die Hauptfigur ist, und deswegen gehört die Lewin-Familiensaga in Tolstois Roman "Lewin"...

  • Ich habe ja sehr lange gebraucht, um mich an das Buch heranzuwagen, aber jetzt habe ich es endlich geschafft. Habe zwar bis jetzt erst ca. 450 Seiten gelesen. Aber es gefält mir wirklich gut. Ich finde es auchs ehr schön, dass es nicht nur um Anna und Wronskij geht sondern auch Lewin und Kitty oder auch Dolly und Stepan Arkadjewitsch. Lewin zählt auch zu meinen Lieblingscharakteren - bei Anna bin ich mir da nicht so sicher. So unsympathisch Alexej Alexandrowitsch sein kann - manchmal tut er mir echt Leid.
    Die Dekadenz der russischen "High Society" ist echt extrem. Ich kenn mich ja mit russischer Gesellschaft/ Kultur nicht aus. Aber wie die eine richtig zugibt, sich nur zu langweilen. Auf all den Veranstaltungen ud Eiladungen....
    Aber was mich einfach immer irritiert, sind die Zeitangaben. Da wird jemand zum Mittagessen um 5 Uhr (17?) eingeladen? Wann stehen die denn auf und wann essen die denn zu Abend. Irgendwie seltsam.


    Mal sehen, wie sich das ganze noch weiter entwickelt. :thumleft:

    Bücher lesen
    heißt wandern gehen
    in ferne Welten,
    aus den Stuben,
    über die Sterne.
    Jean Paul


    Books are a uniquely portable magic. - Stephen King

  • Aber was mich einfach immer irritiert, sind die Zeitangaben. Da wird jemand zum Mittagessen um 5 Uhr (17?) eingeladen? Wann stehen die denn auf und wann essen die denn zu Abend. Irgendwie seltsam.


    Da kann ich dir weiterhelfen, denn das hatte mich beim lesen auch erst irritiert. :) In meiner Ausgabe sind ja noch Anmerkungen der Übersetzerin dabei, die ich sehr hilfreich fand und über das "dejeunieren ... dinieren" steht folgendes, ich zitiere:


    Zitat

    Die Essenszeiten in der damaligen vornehmen Gesellschaft unterscheiden sich von heutigen Gepflogenheiten. Nach einem kargen Frühstück, oft nur einer Tasse Kaffee oder Tee mit Brot und Butter (z.B. einem Kalatsch), folgt um die Mittagszeit ein leichtes Dejeuner. Die Hauptmahlzeit, das aus mehreren Gängen bestehende Diner, findet um 17 oder 18 Uhr statt. Später, nach 21 Uhr, nimmt man noch eine Tasse Tee zu sich, dazu Kuchen oder Süßes. Nach Bällen oder ähnlichen Anlässen gibt es spät in der Nacht noch ein Souper.


    Ich wünsche dir noch viel Spaß bei deiner Lektüre :thumleft:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • So, ich bin gerade auf dem letzten Seiten dieses Buches und habe heute beim Mittagessen mit meiner Frau darüber gesprochen.


    Ich muss sagen, das ist eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe!


    Anfänlich habe ich mich schwer getan, sowohl mit den Charakteren als auch mit deren Namen. Wie irgendjemand bereits geschrieben hat, ist es sehr zu empfehlen die Liste der Handlungspersonen aus Wikipedia zur Hand zu nehmen, das vereinfacht das ganze ein bisschen.
    Zur Geschichte selbst ist in den vorangegangenen Beiträgen bereits genügend geschrieben worden.


    Für mich ist dieses Buch weit mehr als nur die Beschreibung einer reinen Handlung bzw. der Beziehungen zwischen Personen. Für mich ist die Beschreibung der Gedankengänge, der Landschaften, bestimmter Begebungen wie beispielsweise dieses Pferderennens deutlich wesentlicher als die Beziehungen der handelnden Personen. Für viele mögen diese Ausführungen langweilig, anstrengend und schwere Kost sein. Für mich waren aber gerade das die entscheidenen Punkte des Buchs.
    Natürlich spiegeln die Handlungen auch einen Teil der damaligen Gesellschaft wieder und Tolstoi hat es imo geschafft, in den Personen die unterschiedlichen Gesellschaftsrichtungen in seinem Werk hervorragend zu verarbeiten und darzustellen.
    Ich bin überrascht, wie viele Gedankengänge sich auch noch auf unsere heutige Gesellschaft übertragen lassen und auch hier noch ganz wesentlich festzustellen sind - auch rund 140 Jahre später.


    Insgesamt hat mich dieses Buch wie kein anderes in letzter Zeit zum Nachdenken über unsere Gesellschaft gebracht. Dies hätte ich in dem Maße nicht erwartet. Ich habe vor etwa einem Jahr "Die Buddenbrooks" gelesen, war von diesem Werk ebenfalls richtig angetan, aber im Moment steht "Anna Karenina" noch eine Stufe höher auf der Treppe der mich beeindruckenden Bücher.


    Noch ein Wort zu meiner Ausgabe:
    Ich habe das Werk als ebook gelesen und diese Ausgabe von Mobileread genommen. Insgesamt sehr verständlich geschrieben und die links der Fransösich-Übersetzungen haben mir geholfen, da meine Schulkenntnisse schon sehr lange her sind.
    Trotzdem bin ich über einige Rechtschreibfehler gestolpert, insbesondere was die Trennung mancher Worte anging. Aber man kann damit leben :wink: .


    Wenn ich könnte, dann würde ich dem Buch auf alle Fälle 5 Sterne vergeben. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Grüße
    Thomas


    Edit: Diesem Post kann ich absolut nur zustimmen.

    „Dümmer wird man durchs Bücherlesen jedenfalls nicht“
    Christine Nöstlinger

    Einmal editiert, zuletzt von julibito ()

  • Ich habe dieses Buch schon vor einer Weile gelesen.
    Ich hatte noch eine schöne gebundene Ausgabe aus der DDR von meiner Mama. Da war das Buch auf zwei Bücher aufgeteilt.


    Ich war wirklich sehr fasziniert von diesem Buch, wie detailreich Tolstoi das ganze schildert.
    Gut einiges hätte er auch weg lassen können z. B. die elendig lange Beschreibung der Feld bewirtschaftung, aber auch das war für das Buch wichtig weil es um die Gesellschaft in Russland geht.
    Es war auch schön mit anzusehen wie die Denkweisen der verschiedenen Figuren auseinander gingen. Wenn man die vom Land und die aus der Stadt vergleicht. Ein Verständnis beiderseits war eher selten.


    Ich finde die Tatsache eher erschreckend das es für Tolstoi gar kein Liebesroman war so wie es heut ausgelehgt wird. Er hat die weiblichen Figuren eher als Randpersonen gesehen, da er der Meinung war Frauen sind in der Gesellschaft nicht so hoch angesehen. Was zu dem Zeitpunkt ja auch richtig war.
    Doch so hat sich das Bild im Laufe der Jahre verändert und Anna Karenina rückt in den Mittelpunkt genau so wie Kitty mit ihrem geliebten Lewin.

    "Glaub mir, Bücher sind wie Fliegenpapier. An nichts haften Erinnerungen so gut wie an bedruckten Seiten." (Tintenherz)


  • Der erste Satz:


    Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise.


    Der Klappentext:


    Anna Karenina ist eine wundervolle junge Frau. Sie scheint alles zu besitzen, was glücklich macht, lebt
    aber seit Jahren in einer unerfüllten, monotonen Ehe. Als der glanzvolle Offizier Graf Wronski in ihr Leben
    tritt, begegnet sie in ihm ihrer großen Liebe. Dafür ist sie bereit, alles zu opfern. Doch ihre Leidenschaft
    wird auf eine harte Probe gestellt, und das erträumte Leben mit dem Geliebten rückt in immer weitere Ferne.

    Die Tragödie einer Frau zwischen gesellschaftlichem Ansehen und glühender Leidenschaft zeichnet ein
    unerbittliches Gesellschaftsporträt und zugleich ein Charakterbild von unerreichter psychologischer
    Feinheit. Der Roman zählt neben Effi Briest und Madame Bovary zu den großen Schicksalsromanen der Weltliteratur.


    Meine Meinung:


    Eine Dame von Welt


    Die Handlung dieses 1227 Seiten umfassenden Wälzers findet in Russland des 19. Jahrhunderts statt.
    Gesellschaftliches Ansehen, Konventionen, Liebe, Betrug, Familie, Ehe und der Sinn des Lebens sind
    die Hauptthemen, die dieser Roman behandelt.

    Genauer geht es, wie der Titel schon sagt, unter anderem auch um Anna Karenina. Eine faszinierende
    Frau mit Ausstrahlung, die bewundert und geachtet wird, eine Dame von Welt.
    Ihr Ansehen muss sie aber schon sehr bald einbüßen, denn als verheiratete Frau verliebt sie sich in den
    Grafen Alexej Wronski, und das wird von der Gesellschaft natürlich nicht gebilligt. Nun hat Anna Karenina
    ein erschwertes Leben, geplagt wird sie von Sorgen, Ängsten und ihrer teilweise unbegründeten Eifersucht.

    Für mich als Leserin war es erfreulicherweise total spannend Anna Kareninas Entwicklung mitzuverfolgen,
    die sowohl von Hochs, glücklichen Momenten, aber von ebenso vielen Tiefs geprägt war. Hochinteressant
    fand ich auch Vergleiche von damals und heute, das gesellschaftliche und persönliche Denken betreffend,
    zu ziehen. Denn die Unterschiede waren größtenteils gar nicht so klein, wie gedacht.

    Neben Anna Karenina gab es klarerweise noch ein paar andere Charaktere, die ich liebgewonnen habe,
    und die diesen Roman ebenfalls zu einem Genuss gemacht haben. Ganz besonders erwähnen möchte ich
    hier Lewin und Kitty, ein wirklich herzerwärmendes Paar, von dem ich so gerne gelesen habe.

    Nicht ganz so gut gefallen haben mir ein paar wenige Kapitel, in denen viel über Politik, Wahlen, Gesellschaft
    und Landwirtschaft die Rede war. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich Langeweile empfunden habe
    und phasenweise auch abgeschweift bin.

    Ansonsten bin ich restlos begeistert von diesem großen Stück Weltliteratur. Für mich hat es sich gelohnt.
    Das Buch war gute Unterhaltung, aber auch lehrreich, deswegen möchte ich es hiermit uneingeschränkt
    weiterempfehlen.


    5 Sterne gibt's von mir!

  • Es ist schwierig eine Rezension zu verfassen, die diesem Klassiker gerecht wird, aber ich werde es nach bestem Wissen und Gewissen versuchen.


    Dieser Roman verläuft in zwei Handlungssträngen, die nebeneinander herlaufen, aber auch gekonnt miteinander verflochten werden.
    Der erste erzählt von Anna, die sich in der oberen Gesellschaftsschicht bewegt, glücklich verheiratet ist und ein ruhiges, besonnenes Leben führt und ein einnehmendes Wesen hat..bis, ja bis sie auf den Offizier Graf Wronski trifft, sich unsterblich in ihn verliebt und die Dinge ihren Lauf nehmen.
    Diese Handlung beinhaltet Betrug, Eifersucht, Drama und Depression, welche von Tolstoi in psychologischer Feinstarbeit beschrieben und aufgezeigt wird. Hier erhält der Leser vor allem Einblicke in die damalige russische Oberschicht.


    Der zweite Handlungsstrang erzählt von Lewin. Hierbei kommt zwar auch die Liebe vor, dieser ist aber meiner Meinung nach viel tiefsinniger als der von Anna und steht auch im vollkommenen Kontrast zu ihrer Tragödie.
    Lewin verabscheut die städtische Hektik mitsamt seiner Gesellschaft, deren Intrigen und Korruption und er zeigt dies auch offen. Ein kleiner Revoluzzer sozusagen. Er ist ein sehr nachdenklicher Mensch, der lieber auf seinem Gut auf dem Land lebt und das unverdorbene, unkomplizierte und einfache Leben bei seinen Bauern liebt.
    Hier erhält der Leser Einblicke in das Leben der Bauern und deren Ansichten. Russland befindet sich da gerade im Umbruch, da zur damaligen Zeit gerade die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben wurde.


    Dies sind die beiden Hauptcharaktäre, welche auch die größte Wandlung durchmachen. Nebenbei gibt es auch viele, ja seehr viele Nebencharaktere (die russischen Namen kamen mir nicht nur einmal durcheinander), deren Persönlichkeit Tolstoi gekonnt herausgearbeitet hat und an den Leser bringt. Man begegnet dem kühlen Politiker und Geschäftsmann, einigen Lebemännern vom Feinsten, einer davon betrügt seine Frau im großen Stil, ihr das weder verheimlicht noch ein schlechtes Gewissen hat, Philosophen, etc.
    Trotzdem ist bei Tolstoi niemand nur gut oder böse, nichts ist nur schwarz oder weiß. Er schafft es, dass sich der Leser in jeden dieser Personen hineinversetzen kann und auch ein gewisses Verständnis für denjenigen aufbringt.


    In diesem Roman wird die politische und philosophische Thematik direkt angesprochen, Dinge die damals die großen, wie kleinen Leute beschäftigt haben (und auch heute noch tun) - der Sinn des Lebens, Liberalismus, Kapitalismus, Religion, soziale Ungerechtigkeit,...
    Vor allem im Handlungsstrang Lewins werden diese Themen aufgegriffen. Daher ziehen sich manche Stellen in diesem Bereich etwas. Wenn man sich da jedoch durchbeißt, erhält man als Leser interessante Einblicke in das Leben der damaligen russischen Verhältnisse und auch in die Gedankenwelt Tolstois, der in Lewin viel biographisches einfließen ließ.
    Er selbst verachtete soziale Ungerechtigkeit, war von der Gleichheit der Menschen überzeugt, egal welcher Gesellschaft sie angehörten. Wenn man Lewin kennenlernt, lernt man auch Tolsoi kennen, der für die damalige Zeit ein bereits sehr modernes Denken an den Tag legte.


    Fazit:
    Auch wenn dieser Roman einige Längen aufweist, möchte ich diese nicht missen. Manchmal denke ich mir, ohne Ausschweifungen und Längen, ohne philosophischer und politischer Gedankengänge, ist ein Klassiker kein Klassiker.
    Und Tolstoi schafft es trotzdem mich zu fesseln. Er zeichnet die Persönlichkeiten seiner Charaktere wie kein anderer, die Landschaftsbeschreibungen sind überwältigend und die Einblicke in das russische 19. Jahrhundert interessant und informativ.


    Ich kann mich hier den Worten Thomas Mann's nur anschließen, der "Anna Karenina" als den größten Gesellschaftsroman der Weltliteratur bezeichnete.
    Dies ist ein anspruchsvoller Klassiker, der wie kein anderer aufzeigt, dass jeder Mensch auf der Suche nach etwas Höherem, nach dem Sinn des Lebens und der Liebe ist - damals wie heute.
    Es lohnt sich auf jeden Fall sich die Zeit und Muse zu nehmen, sich über diesen Wälzer zu trauen.

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted: