Seite 1-100 vom 15.10 - 18.10.06

  • Nein,ich habe noch nicht so viel gelesen,dass ich einen Eindruck niederschreiben könnte.
    Ich wollte eigentlich nur kurz mitteilen,wie sehr mir der Eingangsspruch gefallen hat:


    Zitat

    Kein Buch wird jemals in der Lage sein,
    Tote wieder lebendig zu machen.
    Ein Buch jedoch ist durchaus dazu in der Lage,
    Lebende vor dem Tod zu bewahren.


    Das drückt wunderbar einen Glauben an die Macht der Literatur aus. Hat mich beeindruckt.
    :thumleft:

  • Zitat

    Original von Schoenchen
    Nein,ich habe noch nicht so viel gelesen,dass ich einen Eindruck niederschreiben könnte.


    Ich schon. :uups:
    Ich wollte mir eigentlich heute nur einen ersten Eindruck holen, bin dann aber hängengeblieben und habe sogleich den 1. Teil gelesen.


    Das Buch ist von Anfang an sehr bedrückend, die Atmosphäre ist eiskalt und nüchtern. Mir kommt sogar der Schreibstil irgendwie "militärisch" vor - kurze, prägnante, fast schon abgehackte Sätze, aufs Wesentliche reduziert. Da sind die Einwürfe der sportlichen Ereignisse (wer wann Fußballmeister wurde, etc.) direkt eine willkommene, erholsame Auflockerung des Stoffes.


    Was ich zuerst für eine Flucht hielt - Hugo erfindet einen Zwillingsbruder, um die körperliche Züchtigung auszuhalten bzw. immer einen Freund an der Seite zu haben - ist wohl auf eine regelrechte Schizophrenie zurückzuführen.


    Was mich allerdings ein wenig verwundert hat: Waren nicht zur damaligen Zeit männliche Nachkommen erwünschter als weibliche? Hugos Vater hatte sich wieder ein Mädchen gewünscht (er hat schon 2) und war regelrecht enttäuscht, als es ein Bub wurde :?:

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Zitat

    Original von Rosalita
    Was mich allerdings ein wenig verwundert hat: Waren nicht zur damaligen Zeit männliche Nachkommen erwünschter als weibliche? Hugos Vater hatte sich wieder ein Mädchen gewünscht (er hat schon 2) und war regelrecht enttäuscht, als es ein Bub wurde :?:



    Rosalita
    Hugo wurde am 31.12.1931 geboren, also zwei Jahre vor Hitlers Machtergreifung, und von daher denke ich, dass dieser Wunsch zum damaligen Zeitpunkt (noch) keine Rolle spielte..... :-k

  • Ich habe den ersten Teil auch beendet. Mir gefällt diese nüchterne Schilderung der Lebensumstände von Hugo und die Berichte über das allgemeine Geschehen zur Zeit der Handlung. Ich glaube dieser Stil wird uns Lesern, alles was noch kommen wird (besser gesagt, was ich auf Grund meiner Geschichtskenntnisse erwarte) besser vermitteln, als wenn es in einem sehr gefühlvollen Stil geschrieben wäre. Es passt zur damaligen Zeit, Zucht und Ordnung war angesagt, zack, zack. Gefühlsduselei lenkt ab von den großen Aufgaben, die die Nationalsozialisten für das deutsche Volk vorsahen.


    In diesem Buch habe große Schwierigkeiten, die Mutter zu verstehen. Denn sie wendet sich ja nach und nach auch von Hugo ab. Auch als Mensch kann ich sie noch nicht so richtig einordnen. Eigentlich weiß ich nur, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt meine Sympathien noch nicht besitzt.


    Dass Hugo seinen Zwillingsbruder erfunden hat, glaube ich nicht so ganz. Ich denke eher, dass er ihn vermisst. Er mag ihn vor der Geburt schon gespürt haben. Denn die Mutter hat ja nach einem Sturz den einen Zwilling, Fritz sozusagen, verloren. Das nimmt natürlich Ausmaße an, die keineswegs mehr als gesund anzusehen sind. Aber die Medizin steckte auf diesem Gebiet damals auch noch in Kinderschuhen.


    Warum Adolf Hassel so absolut keinen Sohn haben wollte, ist mir auch nicht klar. Wollten Männer nicht schon seit jeher ihre Stammhalter? Vielleicht erfahren wir noch etwas darüber. Vielleicht versteckt sich auch darin der Grund, weswegen er den Jungen so misshandelt. Einen Schürhaken zur Züchtigung zu benutzen, da fehlen mir die Worte. Und die Mutter schaut zu...


    Sehr sympathisch fand ich den Juden Mutzmann, der wohl als einziger Hugo Zuneigung im sonst so lieblosen Umfeld entgegenbringt

  • Also,ich denke, warum Adolf Hassel keinen Jungen will, kann man aus der Art, wie er mit seinem Sohn umgeht sehr gut erkennen.
    Wahrscheinlich fühlt er sich bei Jungen dazu genötigt, und leider gleichzeitig auch völlig damit überfordert,diesen mit Härte zu drillen und zum Mann zu erziehen (Man möchte das Wort ja in diesem Falle kaum benutzen).Adolf Hassel müsste ja von Alter her auch den ersten Weltkrieg erlebt haben und damit auch, das Jungen beziehungsweise Männer im Krieg fallen,vielleicht hatte er auch Angst davor ?
    Ich fand seinen Wunsch nach einem Mädchen zumindest nicht ungewöhnlich.
    Meine Oma hatte,auch in diesen Jahren, 7 Kinder, und der sechste war erst ein Junge und Stammhalter.Von Erzählungen her, war dies aber nie ein dringendes Thema bei meinen Großeltern jetzt endlich den Stammhalter zu gebären.


    Die Schilderung von Hugos Kindheit hat mich, als Mutter zweier Söhne in diesem Alter,beim Lesen sehr bedrückt und wütend gemacht.
    Keiner steht ihm in irgendeiner Form zur Seite,ausser dem Onkel Mutzmann,der auch nur Schaden begrenzen kann.
    Die Mutter ist ziemlich klassisch in der Frauenrolle dieser Zeit gefangen, total dem Manne untergeordnet und schwach, einfach schauerlich.Die Geschwister leben scheinbar in ihrer eigenen Welt.
    Ich habe oft darüber nachgedacht,ob Hugos Krankheit durch ein liebevolles Umfeld auch in dieser Ausprägung zu Tage getreten wäre.Viele Kinder haben doch fiktive Spielpartner oder Freunde,die irgendwann verschwinden.
    Wäre es mit Mutzmanns Art mit Fritz umzugehen auch so gekommen?

  • Zitat

    Original von Schoenchen
    Ich habe oft darüber nachgedacht,ob Hugos Krankheit durch ein liebevolles Umfeld auch in dieser Ausprägung zu Tage getreten wäre.Viele Kinder haben doch fiktive Spielpartner oder Freunde,die irgendwann verschwinden.


    Ja, das meinte ich in meinem ersten Beitrag mit "Flucht".


    Ich denke, dass wir wohl noch etwas erfahren werden, warum der Vater keinen Sohn wollte. Mein Gedanke war weniger der des "zukünfitgen Soldaten", als viel mehr der des "Stammhalters". Und Adolf Hassel macht mir nicht den Eindruck, als wäre er mit der Erziehung überfordert bzw. würde er sich damit näher beschäftigen.


    Ja, sympathische Figuren sind nicht viele zu finden. "Onkel Mutzelmann", den finde ich klasse, er zeigt sich sehr menschlich und weiß auch, mit "Fritz" vernünftig umzugehen. Doch sein Schicksal konnte man schon nach den ersten Seiten erahnen...


    Wen ich zwar noch nicht eindeutig einordnen kann, für mich aber auch eine begleitende Rolle zu spielen scheint, das ist der Lehrer Freiherr von Mengen. Er scheint doch auch die Gefahren der Zeit zu erkennen und gibt Hugo zumindest menschlichen Beistand.


    Zu der körperlichen und seelischen Züchtigung möchte ich gar nichts sagen, mir fehlen die Worte.


    Wie wir aus der Geschichte ja wissen, wird sich die Schlinge zuziehen und Hugos Schicksal wird seinen Lauf nehmen ....

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Zitat

    Original von Rosalita
    Und Adolf Hassel macht mir nicht den Eindruck, als wäre er mit der Erziehung überfordert bzw. würde er sich damit näher beschäftigen.


    Das sehe ich anders.In der Szene,in der Adolf auf die drei Kinder aufpassen soll,ich glaube Hugo ist 8 Monate alt,und Hugo weint hat Magenschmerzen,lässt sich nicht beruhigen durch zureden,ist er definitiv überfordert.Er möchte das Kind beruhigen,macht es damit allerdings nur noch schlimmer,er weiss sich schliesslich mit nichts anderem als Schlägen zu helfen,er ist mit der Situation doch merklich überfordert,sonst hätte er nicht zu Mitteln wie dem Schürhaken gegriffen.
    Sind Eltern,die ihre Kinder schlagen, allgemein nicht fast immer mit der Situation einfach überfordert ?

  • Schoenchen und Rosalita


    Ich möchte mich eher Rosalitas Meinungs anschließen. Adolf Hassel hat sich doch gar keine Gedanken gemacht, wie er den Jungen beruhigen kann oder was er überhaupt hat. Über Erziehung denkt er nicht nach. Er ist der Mann im Haus, er bestimmt, da hat auch der kleine Sohn zu folgen. Er fühlte sich nur in seiner persönlichen Ruhe gestört. Über die Züchtigung des Sohnes wolle er dann die Ruhe und Ordnung in seinem Leben wieder herstellen.

  • Mir wäre diese Erklärung zu einfach.Er ist halt ein böser Despot,Schluss aus?
    Ich weigere mich auch in bösen Menschen,nur das Monster zu sehen.Mich interessiert immer auch der Hintergrund.
    Ich denke Adolfs Aggression resultiert aus seiner eigenen Frustration, nicht im gewollten Maße, die Kontrolle über sein Leben zu haben und er hat eine ziemlich niedrige Toleranzgrenze in Punkto Frust.Und nun funktioniert das Kind nicht,wie es soll und er hat weder das Wissen,noch das Selbstvertrauen an diesem Punkt,um das Problem anders zu lösen,als mit Gewalt.
    Über Erziehung denkt er nicht nach,richtig,er hat es wahrscheinlich nie gelernt zu erziehen und es ist in seinem Leben auch nicht vorgesehen.Kindererziehung ist Weibersache!
    Ich kenne es auch noch von Erzählungen,daß der Vater mehr oder weniger nur der Ernährer und "Bestrafer" oder "Vollstrecker" in der Familie war,ansonsten wenig mit der Familie am Hut hatte.

  • Hallo ihr Lieben,


    Zitat

    Original von Karthause
    Ich habe den ersten Teil auch beendet. Mir gefällt diese nüchterne Schilderung der Lebensumstände von Hugo und die Berichte über das allgemeine Geschehen zur Zeit der Handlung. Ich glaube dieser Stil wird uns Lesern, alles was noch kommen wird (besser gesagt, was ich auf Grund meiner Geschichtskenntnisse erwarte) besser vermitteln, als wenn es in einem sehr gefühlvollen Stil geschrieben wäre. Es passt zur damaligen Zeit, Zucht und Ordnung war angesagt, zack, zack. Gefühlsduselei lenkt ab von den großen Aufgaben, die die Nationalsozialisten für das deutsche Volk vorsahen.


    Ich denke auch, dass eine gefühlsbetontere Sprache nicht zur Thematik passen würde.
    Ich hatte beim Lesen der ersten Lebensjahre mehrfach eine Gänsehaut und einen dicken Kloß im Hals. Diese Brutalität hat mich schockiert. Wobei ich auch noch nicht dahinten gestiegen bin, warum der Vater sich nicht über Hugo freut. Überhaupt finde ich die Familiensituation sehr bedrückend, das Verhältnis der Mutter zu den Kindern oder auch das der Geschwister untereinander.


    Soweit erstmal von mir.
    LG,
    Casoubon.

  • Zitat

    Original von Schoenchen
    Mir wäre diese Erklärung zu einfach.Er ist halt ein böser Despot,Schluss aus?
    Ich weigere mich auch in bösen Menschen,nur das Monster zu sehen.Mich interessiert immer auch der Hintergrund.


    Ich sehe ihn auch nicht als bösen Despoten oder Monster. Für mich ist er einfach ein Mann im Jahre 1931. Wenn ich mich mit meiner Mutti (Jahrgang 1924) über diese Zeit unterhalte, kommt das ihren Beschreibungen recht nahe.

  • Ach, das hört sich nach einem richtig guten, anspruchsvollen Buch an! Ich bin heute mit "Herrenjahre" fertig geworden, und da ich niemals zwei Bücher gleichzeitig lese, werde ich erst heute mit "Der unwerte Schatz" beginnen, mich dann aber bald dazu äußern.

  • Ich glaube, wir machen es uns zu einfach bei dieser Geschichte nach dem Schwarz/Weiß
    Schema zu urteilen.
    Adolf Hassel hatte doch fast keine andere Wahl, als sich auf das Angebot des Herrn Henschel einzulassen, wenn er sich und seine Familie über Wasser halten wollte.
    Und so ging er den Weg des geringsten Widerstandes und wurde so einer von vielen tausenden Mitläufern, die es dem damaligen Regime ermöglichten, ihr braunes Netzwerk so erfolgreich auszubauen.
    Den Mißhandlungen seinem Sohn gegenüber stehe ich wie Ihr auch ziemlich fassungslos
    gegenüber. Hier kann auch eine persönliche Überforderung nicht als Entschuldigung gewertet werden.


    Gruß
    Richard

    "Erst die Möglichkeit einen Traum zu verwirklichen, macht unser Leben lebenswert."


    Paul Coelho


    :study:John Irving - Owen Meany

  • Hallo!


    Ich sehe in Adolf Hassel durchaus nicht das "Monster", ich sehe ihn auch, wie Karthause schon erwähnte, als Mann im Deutschland der 30-er Jahre.
    Er steht natürlich unter Druck, muss er doch eine 5-köpfige Familie ernähren und ist wohl froh um jede Arbeit, für die er bezahlt bekommt.


    Allerdings gefällt mir sein Enthusiasmus nicht, ebenfalls nicht, wie er seine Laune abhängig macht von den Wahlerfolgen bzw. -niederlagen der Partei. Hat die Partei Stimmen verloren, gibts zuhause eine größere Portion Schläge. :evil:
    Nein, wenn wir schon bei Schwarz-Weiß-Malerei sind, da sehe ich im Falle des Adolf Hassel eigentlich nur schwarz!


    Allerdings ist mir noch eine - für mich offene - Frage eingefallen. Henschel wurde verhaftet? Warum? War er nicht von Anfang an bei der Partei dabei? :?:

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Zitat

    Original von Rosalita
    Allerdings ist mir noch eine - für mich offene - Frage eingefallen. Henschel wurde verhaftet? Warum? War er nicht von Anfang an bei der Partei dabei? :?:


    Henschel war in der SA und wurde in Folge des Röhm-Putsches verhaftet (Röhm - Stabschef der SA - wollte die SA zu einer eigenständigen Armee ausbauen, die die Reichswehr vertreiben sollte) und hingerichtet (S. 34 ff.).



    LG,
    Casoubon.

  • Casoubon: Danke, für die Nachhilfe. Ich habe die SA doch als - wenn auch ein "milderes" - Standbein der NSDAP gesehen, und deshalb meine Frage. Hatte ich gar nicht gewusst, dass so rigoros mit den Leuten umgegangen wurde....

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Zitat

    Original von Welf
    Den Mißhandlungen seinem Sohn gegenüber stehe ich wie Ihr auch ziemlich fassungslos
    gegenüber. Hier kann auch eine persönliche Überforderung nicht als Entschuldigung gewertet werden.


    Das sehe ich genauso.
    Ich hoffe und denke doch nicht,dass eine/r mich so verstanden hat,dass ich Adolf verteidigen oder entschuldigen will. :shock:
    Ich versuche nur zu verstehen...


    Ansonsten bin ich mit dem ersten Teil auch durch.Eine sehr fesselnde Lektüre,muss ich sagen.Sprache,Stil und Inhalt harmonieren sehr gut miteinander und fesseln einen an die Geschichte.Hugos Schicksal kann einen nicht kalt lassen.Besonders schlimm fand ich auch

    Ich hatte eine echte Gänsehaut. :pale:


    @Hemmi:Ausserdem ist nicht unbemerkt geblieben,wieviel geschichtliche Recherche in diesem Buch steckt.Hut ab!

  • Nun möchte ich mich zum ersten Mal melden. Die Diskussion ist sehr interessant und gleicht denen, die ich auf Lesungen erlebe. Tatsächlich, in diesem Buch stecken zehn Jahre tiefgründiger Recherche. Es beruht auf wahren Tatsachen - und das in 220 Fällen. Die Lesungen beginne ich stets mit einem Auszug aus dem Epilog (als Hinweis - man versteht dann vieles besser).
    Zum Vater: Adolf leidet persönlich. Er erleidet ein Schicksal, dass auch in unserer heutigen Zeit vielfach verbreitet ist. Die Arbeitslosigkeit führt ihn zum Selbstmitleid, zum Ersticken in der gesellschaftlichen Nutzlosigkeit. Eltern, auf die man heute mit den Fingern zeigt, die verhaftet und eingesperrt werden, ohne dass die Ursachen bekämpft werden, unter denen schlussendlich viele Kinder leiden (Beispiel Kevin). Häufig beobachten Psychologen, dass sich "von der Gesellschaft ausgestoßene Menschen" einen Prügelknaben suchen. Die einen ziehen als Skeenhead verkleidet durch die Straßen und prügeln auf Ausländer ein, die anderen nehmen sich Kinder. Aggressionsbewältigung auf den Rücken der Schwächeren.
    Hugo baut die zweite Persönlichkeit Fritz auf, als Schutzschild vor dem, was da kommt. Wissenschaftlich betrachtet heißt dieser Zustand multiple Identitätsstörung. Damals behaupteten viele, es handle sich um Schizophrenie, womit dieser psychologische Zustand des Kindes aber rein gar nichts zu tun hat. Im Grunde genommen ist Hugo kerngesund. Es wuder bereits das Beispiel "virtueller Spielkameraden" genannt, die von unzähligen Kindern erfunden und wahrgenommen werden.
    Als ich dieses Buch schrieb, legte ich sehr großen wert auf die Monologe und Traumsequenzen, die Hugos Zustand hervorbringt. Darüber stolperten einige Rezensenten, bezeichneten diese Stellen als "pathetisch". Eine Psychologin, die sich Zeit ihres Lebens mit der multiplen Persönlichkeitsstörung beschäftigte, nannte diese Stellen "einmalig gelungen". So differenziert können die Meinungen sein.
    Wer in der Nähe der Stadt Leipzig wohnt, den lade ich gern am Mittwoch, dem 18. Oktober 2006 in den Verein Frauen & Kultur e.V. in der Kreativ-Apotheke, Antonienstraße 41 in Leipzig ein. Ab 19 Uhr lese ich dort aus dem "Unwerten Schatz".
    Ich bin auf die Entwicklung dieser Leserunde sehr gespannt.
    Tino Hemmann

  • Hemmi:
    Erstmal danke für Deinen Beitrag.Das Du Dir die Zeit nimmst ist Klasse!


    Zitat

    Original von Hemmi


    Hugo baut die zweite Persönlichkeit Fritz auf, als Schutzschild vor dem, was da kommt. Wissenschaftlich betrachtet heißt dieser Zustand multiple Identitätsstörung. Damals behaupteten viele, es handle sich um Schizophrenie, womit dieser psychologische Zustand des Kindes aber rein gar nichts zu tun hat.



    Ich habe mich auch schon gewundert über diese Form der "Schizophrenie",bis dato habe ich immer nur von Schizophrenie gelesen,bei der man Absencen hat und sozusagen vollends in eine andere Identität wechselt.Dies ist ja bei Hugo nicht der Fall, er hat ja nur einen Beistand oder eben Schutzschild in Fritz.
    Im Internet habe ich über diese Störung ein wenig nachgelesen,dort wird sie wiefolgt beschrieben:


    Zitat

    Das wohl bekannteste Beispiel für die Dissoziative Identitätsstörung ist die Schilderung des Wechsels von Dr. Jekyll und Mr. Hyde....
    ...Oft werden in der Alltagssprache Multiple Persönlichkeitsstörung und Schizophrenie fälschlicherweise gleichgesetzt: Während es bei Schizophrenen im Rahmen eines Größenwahns zu einer Identifikation mit einer anderen Person kommen kann, existieren bei der Dissoziativen Identitätsstörung zwei oder mehr Persönlichkeiten in einer Person.


    Quelle : www.onmeda.de


    War für mich sehr interessant zu erfahren!