Ernest Hemingway - Der alte Mann und das Meer / The Old Man and the Sea

  • "Der alte Mann und das Meer" ist das erste Buch, das ich von Hemingway gelesen habe. Leider konnte mich die Geschichte überhaupt nicht fesseln. Das liegt zum einen an dem sehr tockenen, knappen Schreibstil des Autors. Die spröde Wortwahl habe ich als so sperrig empfunden, dass ich nicht richtig in den Lesefluss kam und spätestens nach 20 Seiten eine Pause brauchte.
    Ich nehme an, dass ich das Buch nicht überinterpretiere, wenn ich behaupte, dass das von Hemigway auch so gewollt ist. Seine Aussagen eignen sich nciht dazu, einfach überflogen zu werden.


    Der andere Punkt, der mir Schwierigkeiten bereitet hat, waren alle Begriffe und Details, die mit dem Boot und der Fischerei zu tun hatten. Das hat zusätzlich dazu beigetragen, dass das Geschehen für mich nicht greifbar wurde, weil ich mir unter all dem überhaupt nichts vorstellen konnte. Überlesen konnte ich es aber auch nicht und so hing ich selbst wie ein Fisch völlig verheddert in all diesen Leinen :uups:
    Trotzdem kann ich nachvollziehen, was die Faszinationn der Geschichte ausmacht. Passend zu seinem Schreibstil besteht Hemingways Geschichte nur aus ganz wenigen Elementen- ein Mann, ein Boot, ein Fisch und ein Ozean. Hiermit gelingt es ihm tiefgreifende Lektionen über das Leben zu formulieren, über Ehrfurcht, Demut, Gottvertrauen, Willenskraft, Durchhaltevermögen, Mut... und so vieles mehr. Es ist unglaublich wie viel Aussagekraft in jeder noch so kleinen Bemerkung steckt.


    Auch wenn es für mich kein wirkliches Lesevergnügen war, würde ich daher dieses Buch weiterempfehlen an alle, die gerne tief in den Text abtauchen und Freude daran haben jeden Satz genau unter die Lupe zu nehmen und darüber zu philosophieren. Von mir leider nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    "We're all stories in the end. Just make it a good one." - The Doctor


    2019 gelesen: 0 gehört: 0 (2018: 25/13) aktiver SUB: 75

  • Es ist schon lange her, dass ich "der alte Mann und das Meer" gelesen habe, und damals mit ungefähr 17 Jahren fand ich es sehr langatmig und schwierig. Jetzt habe ich gerade "Wem die Stunde schlägt" gelesen und bin begeistert mit welcher Präzision Hemingway den spanischen Bürgerkrieg beschreibt und das Ambiente so spannend und detailliert kreiert, dass man das Gefühl hat man wäre selbst dort in den Pyrenäen in ende der dreissiger Jahre. Ich glaube ich musste etwas älter werden um mich auf Hemingway einzulassen.

    Bei mir ist es auch schon eine Weile her, dass ich "Der alte Mann und das Meer" gelesen habe. Es war auch damals im Englisch-Kurs, also auch noch in der Originalsprache, was das Verständnis der vielen Gedankengänge des alten Mannes nicht unbedingt leichter macht. Und ich glaube, dass man mit 17 (ich war auch so in dem Alter) einfach noch zu jung ist, alles zu verstehen, was Hemingway uns sagen möchte. Obwohl mir auch damals schon die Tränen gekommen sind, als der alte Mann endlich wieder an Land ankommt und von seinem großen Fisch nichts mehr übrig ist. Find ich witzig, dass du danach "Wem die Stunde schlägt" gelesen hast. Ich hab meine Sammlung von Hemingway nämlich auch danach mit diesem Buch erweitert. Hab es aber leider noch nicht gelesen. Vor Autoren wie Hemingway, Dickens und auch Kafka hab ich immer viel Respekt. Da brauch ich eine Weile bis ich mich an die Bücher wirklich rantraue. :uups: Dabei ist mir natürlich klar, dass man die drei nicht unbedingt miteinander vergleichen sollte :drunken: Dickens und Kafka haben lediglich gemeinsam, dass sie alle bei Jasper Fforde in seinen Thursday Next Romanen irgendwie erwähnt werden... :cheers: Soweit ich mich erinnern kann, kommt Hemingway nicht vor...
    Liebe Grüße
    Tim

  • Mit einer klaren und direkten Sprache, die ohne unnötige Umschweife auskommt, erzählt Hemingway die Geschichte eines alten Fischers, der 84 Tage lang keinen einzigen Fisch gefangen hat. Am 85. Tag schließlich beißt ein gewaltiger Fisch an, was zu einem kräftezehrenden Kampf zwischen dem alten Mann und seiner Beute führt.
    Besonders fasziniert hat mich hierbei, dass die Geschichte sich auf zwei Ebenen betrachten lässt. Einerseits liest man eine erstaunlich spannende Geschichte über einen alten Mann und seinen Kampf mit dem Fisch, andererseits lassen sich viele Passagen wunderbar interpretieren. Für mich gab es vor allem zwei Möglichkeiten der Deutung, die mir beim Lesen in den Sinn kamen: Zum einen die wohl am meisten verbreitete Version, die besagt, dass 'The Old Man and the Sea' eine Parabel für den Kampf zwischen Mensch und Natur ist. So steht der Mann dem Fisch mit Respekt gegenüber und bezeichnet diesen gar als seinen Bruder, schlussendlich ist es aber die Natur, die ihm den großen Fang wieder entreißt, als wolle sie ihm sagen: 'So sehr der Mensch sich auch für den Gewinner hält, am Ende hat doch die Natur das letzte Wort.'
    Auf der anderen Seite finde ich persönlich, dass sich der Roman auch sehr gut als Parabel für das Leben im Allgemeinen verstehen lässt, mit der See, bzw. dem Meer als Verbildlichung des Lebens, von deren/dessen Schönheit und Macht der alte Mann fasziniert ist. Andererseits lässt ihn das Meer auch wochenlang ohne Fang auskommen und verwickelt ihn schließlich in einen ermüdenden Kampf mit einem Fisch, in dem sich der Mann zwar bewähren kann, er jedoch auch der schlussendliche Verlierer ist. Denn als er den Fisch endlich gefangen hat, kommen die Haie und zerbeißen das, was ihn so viel Kraft gekostet hat, sodass lediglich das unschöne Skelett dieses glorreichen Fangs übrig bleibt. Obwohl die erste Interpretation diejenige ist, die ein Lehrer wohl lieber sehen würde, funktioniert meine persönliche Interpretation zumindest für mich auch sehr gut. Außerdem wäre es doch mehr als schade, wenn man sich auf eine einzige Deutungsmöglichkeit festlegen müsste.
    Im Vorfeld hatte ich Befürchtungen, dass mich der Roman etwas langweilen könnte, dem war aber nicht so, denn der Kampf mit dem Fisch ist sehr eindrücklich beschrieben. Erst vor kurzem habe ich Hemingways 'A Farewell to Arms' gelesen, im direkten Vergleich zu diesem lässt sich anmerken, dass in 'The Old Man and the Sea' zwar immer noch dieselbe, knappe Sprache vorzufinden ist, diese jedoch um einiges reifer wirkt.
    Fazit: Für mich ist 'The Old Man and the Sea' ein kurzer, aber würziger Klassiker, der viele interessante und gut durchdachte Aspekte beinhaltet, jedoch auch spannend zu lesen ist, besonders in der zweiten Hälfte. Daher erhält er von mir 4.5 von 5 Punkten. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "I slept with faith and found a corpse in my arms on awakening;

    I drank and danced all night with doubt and found her a virgin in the morning."


    —Aleister Crowley

  • Ein toller Klassiker, der von der ersten bis zur letzten Seite Spaß macht, sodass man ihn kaum aus der Hand legen kann. Wunderbare Beschreibungen des Meeres und seiner Fische, sowie der Gedankengänge des alten Mannes lassen einen tief in die Handlung eintauchen und aus der Geschichte lernen. Ein bemerkenswerter Roman.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Buchinfo:


    "
    Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 1953, ein Jahr später ausdrücklich von der Nobelpreis-Jury erwähnt:



    Hemingways
    faszinierende Novelle über den kubanischen Fischer Santiago. Allein
    fährt er in einem kleinen Ruderboot aufs Meer. Vierundachtzig Tage hat
    er nichts gefangen. Sein junger Helfer wurde auf ein anderes Boot
    geschickt – der alte Mann sei vom Unglück verfolgt, sagen die Eltern.
    Doch nachdem Santiago wieder einen ganzen Tag lang umsonst gewartet hat,
    beißt ein sehr großer Fisch an und zieht ihn und das Boot hinaus aufs
    offene Meer. Ein ungleicher Kampf beginnt.



    Eine der berühmtesten Erzählungen der modernen Weltliteratur in neuer Übersetzung."


    Hab das Buchheut angefangen und in einem rustch durchlesen können. Okay es sind nur 151 Seiten, aber Seiten die gut un schnell zu lesen sind!


    Hat mir recht gut gefallen! :)

    :musik: Hörspiele und oder Podcasts um nebenbei einiges Erledigen zu können :wink:


    :study: Christian von Aster - "Schnitter, Gevatter und Sensenmann - Allerlei Geschichten zum Tod"


    :study: Cixin Liu - " Die drei Sonnen"

  • Hab das Buchheut angefangen und in einem rustch durchlesen können.

    deswegen hab ich Deinen Beitrag an die Rezension angehängt :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • deswegen hab ich Deinen Beitrag an die Rezension angehängt :wink:

    Ah super danke! Sowas hatte gescuht und icht gefunden!

    :musik: Hörspiele und oder Podcasts um nebenbei einiges Erledigen zu können :wink:


    :study: Christian von Aster - "Schnitter, Gevatter und Sensenmann - Allerlei Geschichten zum Tod"


    :study: Cixin Liu - " Die drei Sonnen"

  • Zum Jahrestag darf man das Buch vielleicht hier noch mal in Erinnerung rufen. Ich denke, es gehört zu den Büchern, die man gelesen haben muss. Und ich halte es auch für ein Meisterwerk. Diese lakonische reduzierte Sprache, die hier die Geschichte verdichtet war und ist revolutionär. Und es war ja auch damals eine Zeit, als Nobelpreise für Literatur noch mit viel Sorgfalt und Liebe zur Literatur vergeben wurden. Da hatte das Komitee die Zeichen der Zeit erkannt und eine neue andere Literatur in den Vordergrund geschoben. Lobenswert nobelswert.

    Auch hier wieder ein Buch, das klar eine Geschichte erzählt, in dem aber auch die Sprache eine große Rolle spielt und hinter der Geschichte das ganz große Gefühl.

  • Ich hatte vor dem Lesen nur eine einzige Info eines Freundes über das Buch: "Das Buch handelt von einem Fischer der auf das Meer rausfährt."

    Mit dem Zusatz der kürzesten Kurzgeschichte der Welt: "Babyschuhe zu verkaufen, ungetragen." (egal ob das jetzt von Hemingway sein soll oder nicht)

    Diese Art des Schreibens mit wenigen Infos und viel Fantasy des Lesers machte mich neugierig.


    Der Einstieg viel mir im Gegensatz zu anderen Büchern schwer. Jedoch hatte ich nie vor das Buch wegzulegen. Als Santiago dann am Meer und alleine war, war ich fasziniert vom Buch. Von diesem Zeitpunkt an zählten nur mehr seine Gedanken, wie er sich damit bei Sinnen halten und trotzdem den Schmerz ausblenden möchte. Zusammen mit der Aktion den gefangenen Fisch, so gut es geht, an Land zu bringen war es für mich eine tolle Geschichte.


    Ich finde es sehr gelungen und habe deshalb danach mit "Fiesta" begonnen.

    "We can't help everyone, but everyone can help someone."


    "You cannot break this love with hate." :musik:

  • Die Verfilmung mit einem großartigen Spencer Tracy in der Hauptrolle, auch schon älteren Datums, hat mir ebenfalls gut gefallen.


    Der dritte Versuch war die so gerühmte Verfilmung mit Spencer Tracy: da bin ich eingeschlafen


    noch viel mehr der Film mit Spencer Tracy.

    Hat von euch denn keiner die umwerfende Verfilmung mit Anthony Quinn gesehen? Mindestens genausogut wie die mit Spencer Tracy.

    https://www.spielfilm.de/filme…er-alte-mann-und-das-meer

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Das Buch hat mir auch sehr gut gefallen ... und ich wundere mich gerade, warum ich seinerzeit meine Meinung hier gar nicht kundgetan hatte. Dann eben jetzt:


    Santiago, ein betagter Fischer auf Kuba, hat seit fast drei Monaten keinen einzigen Fisch mehr gefangen, doch er fährt Tag für Tag erneut hinaus. Angespornt wird er dabei von einem Jungen, der ihm im Heimathafen gerne zur Hand geht und der unerschütterlich daran glaubt, dass sein Freund bald einen richtig großen Fang machen wird.


    Und tatsächlich, eines Tages fährt Santiago weit hinaus und hat einen sagenhaft großen Schwertfisch am Haken, ein rekordverdächtiges Riesenexemplar, das fast zu groß ist für den alten Mann und sein kleines Boot.


    Es ist ein weiter Weg zurück in den Hafen, und der alte Mann hat nicht nur mit seinen eigenen nachlassenden Kräften, Hunger und Durst zu kämpfen, sondern auch mit den Haien, die sich immer wieder auf seine Beute stürzen wollen. Aber Santiago gibt nicht auf.


    In schlichten Worten schildert Hemingway den spektakulärsten Fischzug des alten Mannes, was genau dem Charakter des Fischers entspricht, der zwar über vieles nachzusinnen pflegt, aber nicht gerne viele Worte macht, und auch zu seiner klar umrissenen, überschaubaren Welt passt. Viel gibt es nicht in seinem Leben außer der Arbeit, seiner kleinen Hütte und dem Fischerboot.


    Wie der Fischer in seiner winzige Nussschale mit ihrer begrenzten Ausrüstung den Gefahren auf dem Meer trotzt und bei allen Widrigkeiten nie aufsteckt, obwohl der große Fang schon bald verloren scheint, wird ganz sachlich und ohne Effekthascherei erzählt. Santiago nimmt das Leben, wie es kommt, und erträgt Rückschläge klaglos, gibt aber auch nicht einfach auf ohne zu kämpfen.


    Vordergründig wirkt das Buch wie ein auf stille Weise spannendes Ein-Mann-Abenteuer auf dem Meer, zwischen den Zeilen klingt jedoch noch viel mehr durch.