John Fowles - Der Sammler

  • Inhalt:
    Ein junger Mann, dessen einziges Glück in der Jagd und dem Sammeln von Schmetterlingen liegt, gewinnt im Lotto. Die unverhoffte Einnahmequelle beschert ihm ein neues Selbstbewusstsein. Was er nicht kaufen kann, das nimmt er sich. So wie die schöne Kunststudentin Miranda, die zu besitzen schon lange eine Obsession des Sammler ist.


    Autor:
    John Fowles wurde 1926 in Leigh-on-Sea (Essex) geboren. Er studierte in Edinburgh und Oxford, bevor er an verschiedenen Orten unterrichtete. Seit 1963 widmete er sich ganz der Schriftstellerei. Mit William Golding und Muriel Spark zählt er zu den bedeutendsten englischen Romanautoren seit 1950.


    Meine Meinung:
    Es fällt nicht schwer dieses Buch in einem Rutsch durchzulesen. Fowles erzählt aus zwei Perspektiven eine faszinierende Geschichte. Zu einem erzählt der Entführer, und zwischen diesen beiden Erzählsequenzen des Entführers, lesen wir was Miranda in ihr geheimes Tagebuch geschrieben hat. Diese beiden verschiedenen Sichtweisen machen das Buch unter anderem auch zu einem beeindruckenden Leseerlebnis.
    Während ihrer Gefangenschaft setzt sich Miranda auch mit ihrem bisherigen Leben auseinander, sie denkt sehr intensiv über ihr Verhältnis zum Maler G.P. nach. Immer wieder schwankt sie auch zwischen Hass, Mitleid und Gleichgültigkeit zu ihrem Entführer. Vor allen Dingen sein ausgeprägtes Misstrauen lassen sie letztendlich nicht näher an ihn herankommen. Fluchtversuche scheitern und auch ein Verführungsversuch endet in einem Fiasko. Hier Parallelen zu tatsächlichen Ereignissen in der jüngsten Vergangenheit herzustellen mag nahe liegen, wird diesem Buch aber nicht gerecht. Das Buch ist weitaus mehr. Zeigt es doch das sehr sensible Verhältnis zwischen Entführer und Opfer, beschäftigt es sich ausführlich mit den verschiedenen Mentalitäten der beiden handelnden Personen und auch die für Miranda kaum verständliche Psyche des Entführers wird eingehend behandelt, gerade auch durch sein eigenes Erzählen.
    Dieses Buch reicht vielleicht nicht ganz an den „Magus“ heran, trotzdem aber hat es einen Spitzenplatz in der neueren britischen Literatur verdient. Fowles hat ein wirklich packendes Buch geschrieben und lässt uns in die Abgründe menschlichen Denkens schauen.
    Auch wenn in diesem Buch sehr viel gefesselt und geknebelt wird, so dürfte es für Bondage-Liebhaber wohl eher eine Enttäuschung sein. Das Buch kann uneingeschränkt empfohlen werden. Ohne Wenn und Aber!

  • Auch ich konnte das Buch in fast einem Rutsch durchlesen. Die Erzählweise hätte mir zwar besser gefallen, wenn abwechselnd der Teil des Entführers und der des Opfers geschildert worden wären, und nicht so erst in einem Rutsch alles vom Entfüherer, und dann hintereinander weg das Tagebuch des Opfers. Aber da hat sicherlich jeder seine eigenen Vorlieben.
    Denn besonders nach dem 1. Kapitel, dem Teil des Entführers, hatte das Buch enorm an Spannung gewonnen, da nun ein Schnitt kam und im Prinzip wieder von vorne beschrieben wurde, nur eben vom Opfer. Am liebsten hätte ich in dem Moment diesen Teil übersprungen, nur um herauszufinden was denn nun am Ende pasiert.
    Und das Ende, oder besser der Epilog, auch wenn es nicht so genannt wird, fand ich grandios und unerwartet.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)