Haruki Murakami: Hard-boiled Wonderland

  • Ich hab mit "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" von Haruki Murakami ein höchst eigenartiges, aber ebenso fesselndes Buch zu lesen begonnen.


    Inhalt laut Amazon:
    Tokyo, ferne Gegenwart. Es herrscht Datenkrieg. Das System, die Organisation der- gar nicht so guten- ewig Guten, entwickelt immer ausgeklügeltere Verschlüsselungstechniken, die von der Fabrik, einer Art Datenmafia, immer wieder geknackt werden. Ein genialer greiser Wissenschaftler, der Professor, entwirft dem System jedoch ein absolut sicheres Kodierverfahren: Einer Gruppe professioneller Datenwäscher, allesamt Mitarbeiter des Systems, isoliert er die Persönlichkeitsstruktur, den "Psychokern", und implantiert ihn einigen Versuchspersonen als jederzeit per Kodesignal aufzurufende Black Box ins Gehirn. Ver- und Entschlüsselungen können nur im Unterbewusstsein stattfinden, jeder unerwünschte Zugriff auf Daten wird verhindert. Doch nur der 35jährige coole Held und Ich-Erzähler überlebt die Prozedur und findet sich zwischen allen Fronten. Auf seinen parallelen Reisen durch das mehr oder weniger reale Tokyo und die phantastische Stadt in seinem Kopf, erlebt der hirnmanipulierte Yuppie wundersame Abenteuer.


    Meine Meinung bis jetzt:
    Ich bin noch ziemlich am Anfang, kann also noch nicht allzu viel sagen. Das Buch ist in zwei Ebenen geteilt: Harboiled Wonderland auf der einen Seite und Das Ende der Welt auf der anderen. Die Geschichten scheinen bis jetzt noch nicht zusammenzuhängen und wechseln sich kapitelweise ab. Es hat jedoch stark den Anschein, als ob es sich um 2 unterschiedliche Realitätsebenen handeln würde, vielleicht auch nur im Gehirn des Protagonisten.. Bis jetzt versteh ich eigentlich nur Bahnhof. Und trotzdem fesselt mich Murakamis Schreibstil sowie die höchst eigenartige Story so sehr, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Abschlussmeinung folgt.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Klingt, ehrlich gesagt, ziemlich abschreckend (pardon, Azrael), obwohl ich Murakami ansonsten gern mag.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Marie: Ja, das dachte ich auch, als ich den Klappentext gelesen hab. Ich hab das Buch dann auch nur im Rahmen einer Leserunde in die Hand genommen und bin jetzt wirklich froh darüber. Dann auch wenn´s nicht so klingt: es liest sich nämlich wirklich flüssig und gut!

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Ich schulde euch ja noch meine Schlußbemerkung:


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Die Story an sich ist höchst eigenartig, Murakamis Stil fantastisch. Der Autor verpackt so viel Wissen in seine Romane, das aber nie "oberlehrerhaft" rüberkommt, sondern interpretierbar. Somit regt es immer wieder zum Nachdenken und Grübeln an. Bei Hardboiled Wonderland vereint er verschiedene Elemente: das Buch hat streckenweise utopische Elemente, er bringt Psychologie ins Spiel, die Seele ist ein fortwährendes Thema. Und es weckt den detektivischen Ehrgeiz im Leser: wer hat es wirklich auf den Erzähler abgesehen?


    Mich hat das Buch gefesselt und begeistert und dazu animiert, noch vieles mehr von Murakami zu lesen.


    Marie: bitte nicht vom Thema abschrecken lassen, es lohnt sich nämlich wirklich, es zu lesen!!!!

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Zwei Jahre lang bin ich um das Buch herumgeschlichen, hatte es in der Bücherei immer wieder in das Hand und wurde doch immer wieder vom Klappentext und dem fürchterlichen Cover (einer vergriffenen Ausgabe) in marzipanschweinchenrosa mit psychedelischen Mustern abgeschreckt.


    Jetzt habe ich es mitgenommen und zu lesen versucht. Ich habe in das Buch nicht hineingefunden. Die mit "Hard-boiled Wonderland" überschriebenen Kapitel schienen mir zu Science-Fiction-ähnlich (ein Genre, das ich nicht mag), die eher fantasymäßigen Kapitel "Das Ende der Welt" haben mich auch nicht angesprochen.
    Irgendwie war mir das Buch "zu hoch".


    Kurz vor Seite 100 (mit der Aussicht auf weitere 430) erinnerte ich mich an den Satz des Professors (S. 52) "... und der normale wissenschaftliche Dummkopf kann meiner Theorie gar nicht folgen" und beschloss, mich als wissenschaftlichen Dummkopf zu bekennen.


    Respekt für Katia (Haruki Murakami: Hard-boiled Wonderland and the End of the World) und Azrael, die offenbar keine wissenschaftlichen Dummköpfe sind. :thumright:


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Da ich mich zu einem Murakami-Fan entwickelt habe, darf auch dieses Buch in meiner Sammlung nicht fehlen. Und jetzt gibt es die Neuauflage auch als TB.


    Ob ich das Buch ganz verstanden habe, bezweifle ich stark. Trotzdem fand ich den Stil faszinierend, auch wenn ich lange im Unklaren war, was diese zwei getrennten Handlungen zu bedeuten haben.
    Die beiden Figuren, der Kalkulator und der Traumleser, dazu der Schatten, der Professor, seine Enkelin, die beiden Bibliothekarinnen, der Wächter, der Oberst - alle sind irgendwie miteinander verwoben. Stellenweise erinnerte es an Hänsel und Gretel (nur das hier Büroklammern statt Brotkrumen verstreut wurden).
    Es ist auf jeden Fall ein Buch, das Zeit und Geduld erfordert.


    Bei der Passage, die Marie bereits zitiert hat (wissenschaftlicher Dummkopf) habe ich allerdings auch gedacht, ok., dann bin ich halt ein wissenschaftlicher Dummkopf. ;)

  • ich habe das Buch schon vor einiger Zeit gelesen. Und obwohl ich es auch seltsam fand konnte ich es nicht weglegen. Ich fand wenn man bis zum Ende durchhält dann klären sich einige Fragen. :flower:

  • Ich habe das Buch zu Weihnachten bekommen. Leider bin ich erst auf S.47, da ich sowohl im schulischen als auch im privaten sehr eingespannt bin, und somit keine Zeit habe, weiterzulesen.


    Bisher fasziniert mich an diesem Buch vor allem das Wirsche. Allein die zwei Handlungsstränge machen das Buch für mich reizend. Ich hoffe, dass ich bald weiterlesen kann ;-)


    LG kampfguerkchen


    P.S. Mein Cover ist schöner als eure ;-)

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • kampfguerkchen: Ich habe auch das hardcover, sieht wirklich schmuck aus :wink:


    Hard boiled wonderland hab ich schon vor einer ganzen Weile gelesen und auch wenn ich es sicher toll fand gehört es für mich eher zu den schwächeren Murakami-Büchern.
    Irgendwie baut sich durch die dualen Handlungsstränge nicht die gleiche, typische Murakami-Atmosphäre auf, wie in den anderen Büchern.
    Die Story war mir dann auch für ein Murakami-Buch etwas sehr skurril und abgedreht.


    Nichtsdestotrotz finde ich das Buch gelungen und angenehm anders - auch wenn es eben nicht mit den anderen brillianten Murakamis mithalten kann.

    "Wenn ich einer Untergrundkultgemeinschaft beitrete, erwarte ich Unterstützung von meiner Familie!" (Homer Simpson)


    :montag:

  • Hui, dank einer Mandelentzündung hatte ich endlich Zeit, das Buch durchzulesen.


    Ich finde das Buch keinesfalls zu wissenschaftlich. Wenn der Professor irgendwas erklärt hat, das ich nicht ganz verstand, habe ich einfach weitergelesen. Es war schließlich nicht zwingend notwendig, um den Plot der Geschichte weiterhin nachvollziehen zu können. Das Buch ist sehr philosophisch, und es regt dazu an, das eigene Leben mal genauer zu betrachten. Egal, in welcher der beiden Geschichten man sich gerade befand, die eigene Seele, Wahrnehmung, Erinnerung und Vergessen spielten immer eine große Rolle. Ich liebe solche Bücher, und deshalb hat es mich letztendlich so gefesselt, dass ich jegliche Nahrungsaufnahme vergaß. (Desweiteren war ich das erste mal in meinem Leben begeistert, dass das Wartezimmer meines Hausarztes zum Bersten voll war, und ich 1u1/2 Stunden warten musste)
    Begeistert war ich auch von dem "Detektivspiel" innerhalb der beiden Geschichten. Die Parallelen waren faszinierend und exakt so auffällig, dass sich nicht störten, man aber auch keine Ausbildung zum Kriminalhauptkomissar benötigte.


    Mein Fazit: Dieses Buch ist für jene, die gerne aus dem Fenster schauen, für jene, die sich gern über das eigene Leben Gedanken machen, und für jene, die eine Seele haben!


    Liebe Grüße
    kampfgerkchen

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Ich habe gerade ein dreiviertel des Buches hinter mir. Es hat mich bis jetzt total gefesselt, leider musste ich es dann doch für einige Zeit auf die Seite legen. Irgendwie sind mir die Erklärungen vom Professor zu langatmig, obwohl ich total faziniert davon bin wieviel sich der Autor da ausgedacht hat und das er nicht irgendwann den Überblick verloren hat. Man muss sich aber ziemlich konzentrieren um nicht den Faden zu verlieren, sicher kann man das quasi einfach überlesen, aber das ist nicht meine Art, ich will das jetzt auch verstehen :roll: .


    Also ich hoffe doch das ist dann irgendwann vorbei und es geht spannend weiter...

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.
    Charlie Chaplin

  • Lange Zeit habe ich mir nicht an dieses Buch rangetraut, aber wie mein Orakel es nun mal so wollte, "musste" ich da jetzt durch. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, bin ich nun gut drin in der Geschichte und finde sie einfach klasse.
    Die Story ist ziemlich schräg und strange, aber mir gefällt das sehr. Ich habe als vergleich zwar "nur" 1Q84 aber mir gefällt die Schriftsprache von Murakami sehr. Sie hat etwas ganz Eigenens.
    Beide Stränge haben ihren ganz speziellen Reiz und finde sie beide spannend und ich möchte auf beiden wissen, wie es weiter geht. Zwar hab ich hier und dort so meine Spekulationen, wie sie zusammen hängen könnten, aber meistens liege ich mit sowas eh total daneben und von daher bin ich einfach sehr gespannt auf die Auflösung.
    Ich muss sagen, dass ich den Protagonisten aus Hard-boild Wonderland etwas sympathischer finder. Was ich nicht mal zwingend erklären kann.
    Auf jeden Fall ist mir mit diesem Buch eine tolle Geschichte in die Hände gerutscht, mit der ich wirklich Spaß am Lesen habe. :thumleft:

    Allergikerinformation:
    Der Beitrag kann Spuren von Nüssen, sowie Ironie und Sarkasmus enthalten.


    Aktzeptiere die Welt nicht so, wie sie zu sein scheint.
    Habe den Mut sie zu sehen, wie sie sein könnte.

  • Das ist auch mein Lieblings-Murakami, auch wenn es schon ewig her ist, dass ich das Buch zuletzt gelesen habe. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, dass der Roman so wissenschaftslastig war, aber vielleicht habe ich die Passagen auch nur überflogen wie so mancher hier ;-) Denn eigentlich gehöre ich auf jeden Fall zur Gruppe der "wissenschaftlichen Dummköpfe".


    aber mir gefällt die Schriftsprache von Murakami sehr. Sie hat etwas ganz Eigenens.

    Das Sprachliche gefällt mir bei Murakami auch sehr. Teilweise schreibt er zwar erschreckend banal (und mir teilweise zu geschwätzig), aber dann sind da wieder so tolle Formulierungen dabei (z.B. als er im Buch die undurchdringliche Schwärze beschreibt).


    Ich glaube aber, dass wir da auch viel der gelungenen Arbeit der Übersetzerin zu verdanken haben, die mehrere seiner Bücher ins Deutsche übertragen hat. In einem Kurzgeschichtenband von Murakami (ich glaube "Der Elefant verschwindet") findet sich eine Szene aus - soweit ich mich erinnern kann - "Mr. Aufziehvogel", die dort von jemand anders übersetzt wurde und sich erschreckend lustlos geschrieben las, während mir genau diese Szene im Roman sehr gut gefallen hat (ich habe die Übersetzung mal Wort für Wort verglichen, als ich noch beide Bücher besaß).

  • Ihr macht mir Lust darauf, "Hard-boiled Wonderland" endlich einmal zu Ende zu lesen! Im Jahr 2011 hatte ich das gemeinsam mit meinem damaligen Schwarm begonnen zu lesen (ja, gegenseitig abends am Telefon vorgelesen, das war schon eine feine Sache... :uups: ) - aber als wir dann den Kontakt beendet haben, habe ich auch den Roman nicht mehr alleine weitergelesen. Die arme Geschichte, die dafür ja gar nichts kann! Das erste Viertel hatte mir sehr gut gefallen, ich fand das Eintauchen in Murakamis Welten völlig faszinierend und fesselnd.
    Also, das klingt eindeutig nach einer 2. Chance für den Roman.... Danke, dass ihr mir wieder Lust darauf gemacht habt! :thumleft:

    „Für die Leute, die einen zum ersten Mal besuchen, eine imposante Bibliothek entdecken und nichts Besseres zu sagen wissen als: "Haben Sie das alles gelesen?“, kenne ich mehrere Antworten. [...] Die erste ist: "Nein. Das sind nur die Bücher, die ich nächste Woche lesen muss. Die, die ich schon gelesen habe, sind in der Universität." Die zweite Antwort lautet: "Ich hab keins dieser Bücher gelesen. Warum würde ich sie sonst hier aufbewahren?“

    — Umberto Eco