Ilja Ilf/Jewgeni Petrow - Zwölf Stühle

  • Inhaltsangabe:
    Die Bezeichnung Schelmenroman, so wie man ihn von Fischart oder Grimmelshausen kennt, beschreibt ganz gut den Charakter des Buchs der beiden Russen aus dem Jahre 1928.
    Ilja Ilf und Jewgeni Petrow haben übrigens in den 20er Jahren zusammen mit Michail Bulgakow und Juri Olescha an satirischen Zeitungen gearbeitet (von Bulgakow hab ich hier im Forum ja schonmal was gelesen)


    Ein Beamter in einem kleinen russischen Städtchen, in vorsowjetischer Zeit war er andernorts Adelsmarschall, hatte sich eigentlich ganz gut mit seinem Leben abgefunden - doch am Sterbebett seiner wenig geliebten Schwiegermutter erfährt er von dieser, dass sie die Familienjuwelen in einem der zwölf Stühle seiner Salongarnitur versteckt hat. Er beschließt also den Schatz zu suchen. Dummerweise hat sie aber auch dem Priester des Ortes selbiges ebenso anvertraut und dieser sieht endlich die Möglichkeit gekommen um seine Geschäftspläne zu verwirklichen. Von Ippolit, dem Beamten, erfährt auch - durch einen dummen Zufall - ein anderer, Ostap Bender, der sich zuvor u.a. mit dem Gedanken trug als Heiratsschwindler sich sein Leben zu finanzieren, von der Existenz des Schatzes und macht sich natürlich auch mit auf die Jagd. Nicht ohne immer wieder aus allen Situationen den größtmöglichen Profit für sich herauszuschlagen...


    Ich hab jetzt gut ein Drittel des Buchs gelesen - bislang bin ich vollauf auf meine Kosten gekommen, gerade die ganzen humorvollen ironischen wie satirischen Anspielungen die in zahlreichen Nebensätzen und Nebenpersonen versteckt sind, oftmals doch recht untergründig, machen das ganze Buch überaus amüsant und meines Erachtens, was den "Humorgehalt" angeht, durchaus mit anderen Vertretern dieser Sparte ebenbürtig.

    Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
    - Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.

    - Erich Mühsam

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  • Ist auch eines meiner Lieblingsbücher- kenne es allerdings nur im Original- es wäre sehr interessant die deutsche Übersetzung zu lesen,weil die Sprache und Humor eigentlich sehr russisch-speziefisch sind, ich bin wirklich sehr gespannt wie DAS übersetzt worden ist...


    Es gab mal einen deutschen Film nach der Buchvorlage- den fand ich ganz grauenhaft,weil die Vorlage eher zu einer " turbulenten Komödie" mutiert ist...Es kann aber durchaus am Regisseur liegen,ich werde mir die deutsche Übersetzung auf jeden Fall mal vornehmen !
    Danke für den Tipp ! ;-)


    LG
    Simonja

  • Der Film mit Heinz Rühmann heißt "Dreizehn Stühle" - warum auch immer - aber das ist jedenfalls der Film zu dem Buch. Der Film wurde auch 1938 gedreht, da wars hierzulande geradezu selbstverständlich, dass man den Anspruch, den das Buch hat, komplett rausnimmt.

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    - Erich Mühsam

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  • Ja, das mit der Übersetzung ist schon so ne Sache - mir fehlt da leider einfach die Möglichkeit da entsprechende Vergleiche zu ziehen. Nichtsdestotrotz hab ich, mittlerweile hab ich das Buch auch zu Ende gelesen, mich bei dem Buch sehr gut amüsiert.


    Die Inhaltsangabe braucht ansich kaum ergänzt werden - interessant ist jedoch auch das Verhältnis der Hauptpersonen zueinander. Während anfangs ganz klar Ippolit die Hauptperson ist verändert sich das allmählich seit er Ostap Bender trifft (nicht nur erzähltechnisch, sondern auch mit seiner Bedeutung für die Handlung und für "sein Leben") über weite Abschnitte wird eindeutig wieder auf Bender als haupthandelnde Person geachtet, zum Ende jedoch, gerade als Ippolit nahezu durchgehend passiv war, wird er wieder aktiver Part.


    Die dritte Hauptfigur, das sagte der Einband und in etwa auch der erste von drei Teilen, wird zwischenzeitlich zum reinen Briefeschreiber reduziert, handelt dann schon wieder sichtlich gezeichnet und am Schluß taucht er nochmals in ner rasanten Szene auf, handelt, und wird völlig passiv. Und aus dem Geschehen genommen.


    Die zahlreichen Nebenfiguren, die immer wieder aufblitzen, den beiden Hauptfiguren desöfteren mal wieder begegnen und die in kurzen Abschnitten dementsprechend immer mal wieder handeln, oftmals ohne wirkliche Bedeutung für die Haupthandlung, aber sie sind eben durch die Begegnung mit den Hauptpersonen in den Roman getreten und verschwinden aus eben dem nicht.


    Ich glaub, daraus könnte man in der Tat nen interessanten Film oder nen Theaterstück machen.
    Das Buch wird auch mit der Zeit philosophischer und tiefgreifender, in dem gleichen Maße wie die Idee mit den Stühlen mehr und mehr Besitz ergreift von den Beiden Hauptfiguren. Gefällt mir auch außerordentlich gut.

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    - Erich Mühsam