Michail Bulgakow - Die weiße Garde

  • Michail Bulgakow – Die weiße Garde (Original "Belaja Gardija")


    Über den Autor:


    Michail Bulgakow wurde am 15. Mai 1891 in Kiew geboren und starb am 10. März 1940 in Moskau. Nach einem Medizinstudium arbeitete er zunächst als Landarzt, zog aber dann nach Moskau, um sich ganz der Literatur zu widmen. Er gilt als einer der größten russischen Satiriker und hatte zeitlebens unter der stalinistischen Zensur zu leiden. Seine zahlreichen Dramen durften nicht aufgeführt werden, seine bedeutendsten Prosawerke konnten erst nach seinem Tod veröffentlicht werden.


    Zum Inhalt:


    Die autobiographisch geprägte Geschichte dreier Geschwister (Alexander, Helena und Nikolka) im Dezember 1918: In Russland herrscht Bürgerkrieg. Die Truppen des kaiserlichen Deutschland haben weite Teile der Ukraine besetzt. Kiew wird zum Sammelbecken für die „Weißen“: Bankiers, Adlige, Halbweltdamen auf der Flucht vor der „roten Gefahr“. Unter dem Ansturm der nationalistischen Truppen des Petljura fliehen Deutsche und mit ihnen Verbündete, so der „Hetman“. Doch bis zur Ankunft der Roten Armee im Februar 1919 werden nur zwei Monate vergehen. Das „persönlichen“ Geschichten der drei Hauptfiguren sind eingebettet in das Treiben der „großen“ Geschichte: Helena wird von ihrem Mann „sitzen gelassen“, da er mit den Hetmannsleuten flieht. Alexander (in mancherlei Hinsicht Bulgakows Alter Ego) wird sich als Arzt zu Verfügung stellen und verwundet werden. Nikolka steht im Gefecht, während Helena in Bangigkeit daheim wartet. (Quellen: siehe auch Amazon)


    Persönliche Eindrücke:


    Große Verwirrung prägte die Situation im Lande in diesen Jahren um die Oktoberrevolution. Man erahnt ein wenig, dass der Umsturz in Russland eben nicht eine Angelegenheit von einem Tag war, sondern, dass die Konflikte und Frontverschiebungen sich hinzogen und andauerten. Und manchmal waren mehr als „zwei Parteien“ an den Auseinandersetzungen beteiligt! Ich bin dankbar, durch dieses Buch ein wenig die Komplexität der Revolutionsjahre zu erahnen. Es bleibt ungeheuerlich, durch welches Chaos dieses Land teils gegangen ist.


    Dieses Buch ist nicht von derselben stark satirisch geprägten Art anderer Bücher Bulgakows, auch wenn es ebenso hier ab und zu recht groteske Situationen gibt. Im Zentrum, mitten in der „großen Geschichte“, steht doch der einzelne Mensch, bzw. diese drei Geschwister Turbin (ein Familienname müttterlicherseits bei B.) mit ihren allernächsten Freunden. Das Individuum ist eben nicht „abgeschafft“. Mitten in den politischen Wirren suchen sie nach dem, was man etwas pathetisch „Leben und Sinn“ nennen könnte. Tatsächlich taucht in einem Dialog des Buchanfangs diese „typisch russische“, und doch natürlich universelle, Frage auf: „Wie (kann/soll man) leben?“ Ausgedehnt könnte man Bulgakow auf die Frage hin durchlesen: Wie diese Zeiten der Konflikte und tiefsten Brüche überleben? Was wird uns „retten“? Gegen Buchende hin gibt er vielleicht einen zutiefst humanen Ansatz: Was Alexander (IHN) und somit letztlich die Familie gerettet zu haben scheint, war das mutige Tun zweier Frauen. Der Einzelne mit seinem Tun nimmt immer entscheidend Anteil an der „Geschichte“, bzw. dem Schicksal der Personen. Aber vielleicht sage ich dazu nicht mehr?!


    Vielleicht kann man bei Interesse noch in den bestehenden Thread zu "Der Meister und Margarita" schauen.


    Für Russischsprechende gibt es auch eine hervorragende Website: www.Bulgakov.ru