Caleb Carr - Die Einkreisung / Alienist

  • Klappentext:
    In New York wird im Jahre 1896 die übel zugerichtete Leiche eines Strichjungen entdeckt. Polizeipräsident Theodore Roosevelt, später Präsident der Vereinigten Staaten, möchte den Fall aufgeklärt wissen, den seine Polizisten aus Gründen falscher Moralvorstellungen am liebsten unter den Teppich kehren möchten.
    Roosevelt setzt sich mit seinem Studienfreund Kreisler in Verbindung, der in seiner wissenschaftlichen Arbeit bereits einige Theorien Sigmund Freuds vorwegnimmt.Wichtige Helfer sind auch der Polizeireporter John Moore und Roosevelts Sekretärin Sara Howard, die es sich in den Kopf gesetzt hat, die erste weibliche Kriminalpolizistin New Yorks zu werden.
    Es stellt sich heraus, dass der Mord an dem Strichjungen Teil einer ganzen Mordserie ist. Anhand der Indizien und Hinweise stellt Kreisler ein Profil des Täters zusammen. Aus den Daten aller Morde, die immer im Zusammenhang mit hohen kirchlichen Feiertagen stehen, lässt sich auch der Zeitpunkt der nächsten Verbrechen vorhersagen. Es kommt zu einem Showdown über den Dächern New Yorks.


    Für alle die gerne einen Thriller mit Anspruch lesen----ist "Die Einkreisung"eine gute Wahl.
    Mir hat an diesem Buch besonders gut gefallen......einmal nachzulesen wie das Leben einerseits und andererseits die Aufklärung von Verbrechen vor über 100 Jahren statt fand.
    Übrigens ist die Fortsetzung dieses Buches unter dem Titel "Engel der Finsternis" erhältlich.


    Grüsse von Bonprix

  • Hallo Bonprix,


    na das klingt ja vielleicht interessant. Steht schon auf meiner Liste.


    Sag, ist das ein Zweiteiler, oder gib es da noch mehrere Teile?


    Herzliche Grüße
    Helga :)

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Hallo Angel_of_sin,
    ja wenn Du mich so fragst.......anspruchsvoll? Ich würde sagen: beides... dieses Buch ist kein 08/15 Krimi.Es ist ein glänzend geschriebener, atmosphärisch dichter Psychothriller.


    Hallo Helga,
    es gibt nur die beiden bereits genannten Bücher. Es war mal die Rede davon, dass ein drittes Buch folgen sollte.........habe aber leider nichts mehr darüber gehört oder gelesen. Aber Du hast mich auf die Idee gebracht, mal nachzuforschen.



    Grüsse von Bonprix

  • @Bonprix
    Ich habe dieses Buch übrigens auch auf meine Leseliste gesetzt, ich fürchte, der Weihnachtsmann muß sich dieses Jahr ganz schön abmühen mit den ganzen Büchern, die er mir bringen soll :wink:

    Lesen ist das Trinken von Buchstaben mit den Augen.
    (Hermann Lahm)

  • Diese beiden Bücher von Caleb Carr - Die Einkreisung und Engel der Finsternis - sind einfach spitze geschrieben.
    Ich habe die TB damals verkauft, habe mir jetzt aber die gebundenen Erstausgaben bestellt.

  • Die "Einkreisung" ist wirklich ein spannendes Buch. Ich habe es zweimal gelesen und werde mir irgendwann ganz sicher den zweiten Teil zulegen. Die Einkreisung ist einmal etwas anderes als die üblichen Ermittler-Krimis. Die Analysemethoden sind über 100 Jahre alt und Forensik kannte niemand...bis "Kreisler" ins Spiel kommt.


    Guter Krimi mit Tiefgang!

  • Ich habe die Einkreisung das erste Mal vor über 15 Jahren gelesen, konnte mich nicht mehr genau an den Inhalt erinnern, nur daran wie gut mir dieses Buch gefallen hat. So habe ich es letzte Woche in die Hand genommen und ein wenig reingestöbert, was soll ich sagen, ich konnte nicht eher aufhören, bis ich auf der letzten Seite angelangt war.


    Dieses Buch ist kein schneller Thriller, sondern geht mit den Ermittlungsarbeiten ins kleinste Detail. Es ist unheimlich interessant, dem Täter anhand einiger Indizien am Tatort und vor allem den psychologischen Überlegungen auf die Spur zu kommen. Ein paar blutige Begebenheiten sind zwar vorhanden, dienen aber Gott sei Dank keinem Selbstzweck.


    Für mich ganz klar ein Alltime- Favorit im Bereich Thriller/Krimi, und eine eindeutige Leseempfehlung. :pray:

  • Und wieder einmal ein fantastisches Buch, welches viel zu lange auf meinem SUB liegen musste. Vor mind. 2 Jahren habe ich mir das Buch als ME aufgrund der positiven Rezensionen gekauft. Beim ersten Leseversuch habe ich allerdings nach ein paar Seiten aufgegeben. Warum, kann ich ich gar nicht mehr verstehen.
    Nun hatte ich Lust auf einen Krimi / Thriller und habe das Buch in kürzester Zeit "verschlungen".

    Für alle die gerne einen Thriller mit Anspruch lesen----ist "Die Einkreisung"eine gute Wahl.
    Mir hat an diesem Buch besonders gut gefallen......einmal nachzulesen wie das Leben einerseits und andererseits die Aufklärung von Verbrechen vor über 100 Jahren statt fand.

    Das kann ich nur bestätigen. :thumleft: Sehr interessante (und sympathische) Protagonisten, die in einer Zeit, in der sich die heute bekannten Möglichkeiten der Polizei noch in den "Kinderschuhen" befinden, einem sadistischen Mörder auf die Schliche kommen. Die Abnahme von Fingerabdrücken stellt eine ebenso skeptisch beäugte Methode dar wie das heute gebräuchliche Profiling. Gegen Widerstände aus allen Kreisen und trotz vieler (auch persönlicher) Rückschläge schaffen es Dr Kreisler und seine Mitstreiter aber dem Täter auf die Schliche zu kommen und ihn einzukreisen.
    Von mir bekommt das Buch die volle Punktzahl :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Bis zu diesem Roman war mir übrigens nicht bekannt, dass der spätere Präsident Theodore Roosevelt tatsächlich mal Polizeichef von New York war.

    Übrigens ist die Fortsetzung dieses Buches unter dem Titel "Engel der Finsternis" erhältlich.

    Das Buch habe ich dank der hier geäußerten positiven Bewertungen gleich mal auf meine Wunschliste gesetzt.

    "Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist." (Dalai Lama)


    :study: 2014: 18 Bücher mit 10.009 Seiten (2013: 63 Bücher mit 27.710 Seiten)

  • Fingerabdrücke waren als Beweismittel nicht anerkannt, Autopsien verpönt, Spurensicherung noch Science Fiction - ohne CSI-Methoden wurden böse Buben geschnappt.


    Das New York der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert ersteht vor dem Leser. Droschken und Kutschen als Fortbewegungsmittel, verrufene Stadtteile mit Kneipen, Bordellen und verfallenden Gebäuden, Korruption und Gemauschel zwischen Reichen / Einflussreichen, den Bossen der Gangs und der Polizei.
    Die Krimihandlung ist spannend und gut aufgebaut. Man könnte den Fall als Lehrbuchbeispiel für Profiling und psychologische Schlussfolgerungen heranziehen, so konsequent und logisch geht die Ermittlungsgruppe um Dr. Laszlo Kreisler (keine historische Figur) vor. Roosevelt hat nur eine Nebenrolle, nämlich die des wichtigen Mannes im Hintergrund, und in einer Szene kommt sein Privatleben zur Sprache, ansonsten scheint er nur als Garant für die Historie aufgebaut.


    Leider traut der Autor dem Leser nicht viel zu; warum sonst sollte er alles haarklein durch den Mund seines Protagonisten John Moore erklären, was man eigentlich schon längst kapiert hat? Auch die ellenlangen Dialoge, ehe die Gesprächspartner zum Wesentlichen kommen, und seitenweise detaillierte Beschreibungen von Umgebung, Straßen, Kreuzungen, Gebäuden, Brücken, ... hätte der Autor kürzen können.


    200 Seiten weniger, und das Buch wäre ein ausgezeichneter Krimi geworden; so ist es "nur" ein guter.


    Hier die amerikanische Originalversion:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich hatte dem Buch ursprünglich vier Sterne gegeben, weil ich die erste Hälfte atmosphärisch sehr gelungen fand, habe aber inzwischen wieder einen halben Stern abgezogen. Die Gründe dafür sind die selben, die auch Du anführst: Es wird zu penibel erklärt, zu ausufernd geredet, so dass der zweite Teil zunehmend an Schwung verliert und immer langweiliger wird. Schade, dass so viele Autoren nicht begreifen, dass weniger mehr ist. :(

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens















  • Auch die ellenlangen Dialoge, ehe die Gesprächspartner zum Wesentlichen kommen, und seitenweise detaillierte Beschreibungen von Umgebung, Straßen, Kreuzungen, Gebäuden, Brücken, ... hätte der Autor kürzen können.

    Es wird zu penibel erklärt, zu ausufernd geredet, so dass der zweite Teil zunehmend an Schwung verliert und immer langweiliger wird.

    Schade, eigentlich hätte dieser Krimi mich interessiert, weil ich gerne Krimis aus der Zeit lese, als es noch "altmodische" Ermittlungen ohne moderne Forensik gab. Aber die von Euch genannten Kritikpunkte könnten bei mir zur Langeweile führen... :sleep:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • @€nigma, der Krimi ist aber nicht schlecht. Weit über die Hälfte fand ich, wie gesagt, unterhaltsam und spannend, sowohl was den historischen Hintergrund als auch was die Ermittlungsarbeit betrifft. Er hat für meinen Geschmack (und dem von @Marie) einfach nur ein paar Seiten zu viel. Aber das scheinen andere Leser keineswegs so zu sehen. Den zweiten Band, "Engel der Finsternis", habe ich mir immerhin auf meiner Wunschliste vorgemerkt. Vielleicht kannst Du Dir das Buch ausleihen?

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens
















  • Unsere Bücherei hat es auf Englisch. (Alienist) :thumleft:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Auch die ellenlangen Dialoge, ehe die Gesprächspartner zum Wesentlichen kommen, und seitenweise detaillierte Beschreibungen von Umgebung, Straßen, Kreuzungen, Gebäuden, Brücken, ... hätte der Autor kürzen können.

    Ich lese seit gestern die Originalausgabe und hätte schon fast abgebrochen, da auch mich die ausschweifenden Beschreibungen des New Yorker Straßennetzes und die Abschweifungen (Rückblicke auf frühere Ereignisse, Beschreibung der Klapsmühle) nervlich ziemlich strapazieren. Generell mag ich es lieber, wenn Autoren zügig auf den Punkt kommen.
    Im 9.Kapitel wurde es allerdings jetzt interessant, sodass ich erstmal weiterlese. Thematisch spricht mich der Roman sehr an und sprachlich ist er auch ein Genuss, wenn eben nur nicht diese überflüssigen Schilderungen wären. Allein bei der ganzen Aufzählung früherer und jetziger (90er Jahre des 19.Jhdts) Gangsterclans und ihrer geographischen New Yorker Ansiedelung hätte ich beinahe aufgegeben. Ich war nie in New York, mir sagt das nichts. Ein Stadtplan von New York wäre da hilfreich gewesen...
    Der reale Hintergrund auch bei Einzelheiten gefällt mir. Ich habe gleich mal den Serienkiller Samuel Green gegoogelt, den gab es tatsächlich und er wurde 1822 gehängt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ganze zehn(!) Tage habe ich gebraucht, aber ich muss sagen, "Alienist" ist der beste Krimi, den ich seit langem gelesen habe.
    Das Buch gibt einen intensiven und äußerst authentisch wirkenden Einblick in die Verhältnisse, besonders das düstere Nachtleben im New York des ausgehenden 19.Jahrhunderts und in eine Zeit, in der sich in der Kriminalistik faszinierende neue Entwicklungen abzeichnen. Neben dem Identifikationssystem von Bertillon beginnt man, Kriminellen durch Abgleich von Fingerabdrücken auf die Spur zu kommen und sich - von traditionellen Ermittlern argwöhnisch beäugt - mit dem Profiling zu befassen.
    Auf dem Bestreben, sich in die Persönlichkeit des Serienkillers und seine Motivation für seine ungeheuerlichen Taten hineinzudenken, fußen die Ermittlungen des "Alienists" Dr. Laszlo Kreizler und seiner Mitstreiter. Dabei wird deren Vorgehensweise mit all ihren Erfolgen und Rückschlägen logisch und nachvollziehbar geschildert, wobei es auch immer wieder Spannungshöhepunkte gibt.
    Ebenso anspruchsvoll wie der komplexe inhaltliche Aufbau ist auch die geradezu literarische Sprache des englischen Originals, die sich wohltuend von der oft sehr simplen Ausdrucksweise zeitgenössischer Massenware an Thrillern mit ihren immer gleichen Stereotypen abhebt.
    Einziger Kritikpunkt: Der Autor erzählt oft zu ausschweifend, das gilt besonders für das erste Viertel des Romans, in dem er sich in ausufernden und meiner Meinung nach überflüssigen Straßenbeschreibungen und Reminiszenzen des Ich-Erzählers verliert. Das könnte ungeduldige Leser dazu verleiten, das Buch abzubrechen, was sehr schade wäre.
    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: und eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Man sollte sich etwas mehr Zeit für diesen Roman nehmen und sich durch den etwas langatmigen Beginn durchbeißen. Dann wird man mit einem Leseerlebnis von besonderer Qualität belohnt. :thumleft:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Im Großen und Ganzen teile ich Deine Meinung über diesen historischen Krimi, @€nigma, nur dass ich den ersten Teil besser fand und die Abschweifungen vor allem in der zweiten Hälfte sah.

    Ebenso anspruchsvoll wie der komplexe inhaltliche Aufbau ist auch die geradezu literarische Sprache des englischen Originals, die sich wohltuend von der oft sehr simplen Ausdrucksweise zeitgenössischer Massenware an Thrillern mit ihren immer gleichen Stereotypen abhebt.

    Das gilt auch für die deutsche Übersetzung. Nachdem ich in letzter Zeit wieder jede Menge an literarisch "unterkomplexen" (Denis Scheck) Krimis gelesen habe, ist mir erst bewusst geworden, wie gut dieser Roman doch geschrieben ist.

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens















  • nur dass ich den ersten Teil besser fand und die Abschweifungen vor allem in der zweiten Hälfte sah.

    Merkwürdigerweise war ich von der zweiten Hälfte mehr gefesselt. Ich habe ca eine Woche mit der ersten Hälfte verbracht und drei Tage mit der zweiten. Allerdings muss ich ergänzen, dass die englische Ausgabe ziemlich eng bedruckt ist, sodass die Lektüre für meine Augen anstrengend war und ich auch deshalb öter pausieren musste.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998