Mary Shelley - Frankenstein

  • Schon seltsam, wie verschieden Literatur von den Lesern betrachtet und empfunden wird.
    Ich habe Frankenstein vor ca. 20 Jahren gelesen und mochte es sehr. Was mich am meisten gepackt hatte, war die Gefühlswelt des Monsters. Somit ist für mich Frankenstein bis heute vorwiegend ein Buch über das Thema Einsamkeit bzw. Isolierheit von der Umwelt.
    Ein furchtbar trauriges Thema, das mit "Horror" gar nichts zu tun hat.
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  • Wirklich genau sagen, was ich von diesem Klassiker erwartet habe, kann ich nicht. Ich habe mich auf die Lektüre eingelassen, ohne gross etwas im Kopf zu haben. Neugierig war ich, zu erfahren, wie die ursprüngliche Geschichte, das Original, daherkommt.


    Wahrscheinlich konnte ich das Buch genau deshalb so sehr geniessen. Überraschenderweise hat mir vor allem Mary Shelleys Sprache sehr gut gefallen. Sie ist eine richtige Vertreterin der Romantik und das spiegelt sich in ihrem berühmtesten Werk durch und durch.


    Wäre das Buch in unserer Zeit geschrieben worden, wäre "Frankenstein" eher ein actionlastiges Werk mit jugendlichem Helden geworden, der alles daran setzen würde, seine Kreatur zu vernichten. Doch es wie bereits erwähnt, ein Buch aus der Romantik ist, funktioniert es völlig anders und könnte deswegen ein jüngeres Publikum auch eher langweilen.


    Denn bei Shelley geht es eher um die Darstellung des inneren Konfliktes von Viktor Frankenstein und dessen seelische Zustände. Aber ebenso lässt sie das Monster zu Worte kommen, uns erzählen, was es durchmachen musste. Hier wirft die Autorin spannende und diskussionswürdige Fragen auf. Woher kommt das Böse? Wer ist dafür verantwortlich? Kann ich andere für mein Leid verantwortlich machen?


    Der Horror des Buches lebt vor allem vom psychologischen Aspekt, nicht von Blut, Gliedmassen oder irgendwelchen Ouija-Brettern. Shelley stellt sich die Frage, wie es ist, mit solch einer Bürde zu leben und auch, wie es ist, eine solche Bürde zu sein. Was hätte nicht alles aus dem Monster werden können?


    Durch all diese Aspekte wird "Frankenstein" zu einem ruhigen, tiefen und auch erschütternden Roman. Oft hatte ich tatsächlich Mitleid mit dem Monster, auch wenn dies nicht unbedingt gerechtfertigt sein mag.


    Ein schön geschriebenes, tiefgründiges Werk, das ich aufgrund des fordernden Englisches und des gemächlichen Tempos an eher erfahrene Leser empfehlen kann.


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  • Ich hatte es nur mal als Hörbuch, aber da hat's mir auch gut gefallen.


    Die Verfilmung mit Robert de Niro als Monster ist auch gelungen. Ich finde, da kommt gut rüber, dass das Monster eigentlich eher zu bedauern als zu fürchten ist. Oder zumindest beides.

  • Oft hatte ich tatsächlich Mitleid mit dem Monster, auch wenn dies nicht unbedingt gerechtfertigt sein mag.

    Ich fand das absolut gerechtfertigt, denn im Grunde machen erst die Menschen das Monster überhaupt zum Monster.

  • Auch wenn ich mich normalerweise nicht aufgrund des Covers für ein Buch entscheide, hat mich die Aufmachung von "Frankenstein" sofort angezogen. Das schaurig-schöne Titelbild mit dem Herz, das in einer regnerischen Nacht quasi wie durch einen Blitz zum Leben erweckt wird, gefällt mir richtig gut.



    Martin Minor hat diese Schmuckausgabe ganz wunderbar illustriert. Neben kleinen Zeichnungen in Schwarz und Weiß, die in die Textseiten integriert sind oder ganzseitig mit grau-blauem Hintergrund dargestellt werden, enthält das Buch viele ganzseitige, sehr detaillierte Illustrationen des Künstlers, die sich in verschiedener Farbgebung wiederholen - neben schwarz-weiss in schwarz-rot und schwarz-sepia. Besonders die schwarz-roten Varianten gefallen mir sehr gut. Marcin Minor ist es hervorragend gelungen, die unheilvolle und schaurige Atmosphäre der Geschichte in seinen Bildern einzufangen.


    Jedes Kapitel beginnt mit einem großen Initial, die Seitenzahlen werden von zwei kleinen Ranken flankiert. Immer wieder werden einzelne Textseiten oder kleinere Textpassagen ganzseitig

    auf farbigem Hintergrundmuster gedruckt. Dieses erinnert an die Verästelung von Blutgefäßen im Körper und ist ebenfalls in schwarz-weiß, schwarz-rot, schwarz-sepia und schwarz-blau gehalten.


    Der Inhalt des wohl weltweit berühmtesten Schauerromans, den Mary Shelley 1818 mit gerade einmal 21 Jahren veröffentlichte, dürfte allgemein bekannt sein. Mich fasziniert daran vor allem, wir aktuell dieser bis heute ist: Er gemahnt an die Gefahren, wenn sich der Mensch in den Wissenschaft als Schöpfer aufspielt, und an die Verantwortung des Menschen für seine Handlungen, zeigt, welche Folgen soziale Isolation, Ächtung und Ausgestoßensein haben kann, und was Hybris und Größenwahn anrichten.


    Fazit: Die Schmuckausgabe aus der Reihe Biblioteca Obscura der arsEdition ist ein echter Blickfang, und sicher auch ein tolles Geschenk für Liebhaber klassischer Literatur.


    5 Sterne.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Mary Shelley - Frankenstein. Der moderne Prometheus“ zu „Mary Shelley - Frankenstein“ geändert.
  • Meine Meinung: Diesen wunderschönen Klassiker in einer Schmuckausgabe habe ich kürzlich gelesen und bin echt erstaunt, dass das Leseerlebnis so gut war. Ich hatte etwas altbackenes erwartet, aber im Prinzip kann man die Geschichte auch heute noch fast genauso erzählen und die Themen, die dort abgehandelt wurden sind auch erstaunlich aktuell. Es geht unter anderem um Verantwortungsbewusstsein, um Liebe, um Wärme und Geborgenheit, aber auch um Einsamkeit, Oberflächlichkeit, Rache, Neid und Depression. Was mir zudem auch gefallen hat ist, dass man sehr viele schöne Zitate und Aussagen im Buch findet, die wirklich wahr, gut und einprägsam sind. Der Klassiker ist zu Recht ein Klassiker und sehr lesens- und empfehlenswert.


    Fazit: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Inhalt:

    Nach seiner jahrelangen, verzweifelten Suche stößt Victor Frankenstein endlich auf das Geheimnis der Erschaffung künstlichen Lebens. Nachdem er in einer stürmischen Nacht sein Monster zum Leben erweckt, spürt er bei dessen Anblick sofort Reue. In dem hässlichen Konflikt zwischen dem Monster, das nur Anerkennung und Liebe sucht, und dem Wissenschaftler, getrieben von Schuld und Verdrängung, entsteht eine blutige Spur aus Gewalt und Mord. Eine Geschichte über Einsamkeit, die Grenzen der Wissenschaft und den Wunsch, geliebt zu werden.

    Die Schmuckausgabe von Mary Shelleys "Frankenstein" erhält durch die düster-schönen Illustrationen von Marcin Minor ein magisches neues Gewand.


    Rezension: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Wunderbare Illustrationen untermalen Klassiker

    Der im Jahr 1818 erstmals veröffentliche Roman von Mary Shelley ist hier in einer besonderen Schmuckausgabe neu aufgelegt. Die Illustrationen von Marcin Minor unterstreichen die Dualität, die Gegensätze zwischen Gut und Böse. Oft in den Farben weiß und schwarz gehalten, ziehen einzelne Seiten in rot ihren Blick auf sich. Auch finden wir immer wieder Seiten in extrem großer Schrift, die ebenfalls der Geschichte eine besondere Note geben.


    Diese Edition besticht auch durch einen schwarzen Buchschnitt, der dem ganzen noch eine Portion Düsternis, aber auch Eleganz verleiht.


    Grundsätzlich ist „Frankenstein“ ein getriebener Wissenschaftler, der an seinem eigenen Ehrgeiz zerbricht und das von ihm geschaffene Monster bleibt eigentlich im ganzen Roman über ohne Namen.


    Ich fand es spannend die Geschichte einmal wirklich zu lesen und mein eigenes Kopfkino anzuknipsen, so gibt es von mir eine volle Empfehlung. Dieses Buch ist zum Lesen und als Schmuckstück gleichermaßen interessant.




    2024 - bis Ende Februar :study: : 14

    2023 - 100 gelesene Bücher :applause:

    2022 - 84 gelesene Bücher

    2021 - 88 gelesene Bücher

    2020 - 64 gelesene Bücher

    2019 - 65 gelesene Bücher

    2018 - 61 gelesene Bücher