Greg Bear - Die Darwin-Kinder

  • Greg Bear
    Die Darwin-Kinder
    Elsevier/Spektrum (Hardcover/2004)
    ISBN 3-8274-1484-9
    544 Seiten


    Bei diesem Roman handelt es sich um die Fortsetzung des preisgekrönten Titels „Der Darwin-Virus“ vom gleichen Autoren. Kaye und Mitch sind mittlerweile miteinander verheiratet und immer noch mit Stella auf der Flucht vor der Regierung und auch vor ihren Mitmenschen, die die „Virus-Kinder“ am liebsten hinter Gefängnismauern sehen möchten um die Gefahr neuerlicher Ansteckungen zu vermieden. Shiver – eine Seuche, die viele Individuen umgebracht hat, hat für die Ausrufung eines medizinisch-militärischen Notstands gesorgt. Und so ist die kleine Familie sehr auf sich alleine gestellt.


    Tatsächlich stehen die drei aber bereits seit geraumer Zeit unter sehr gründlicher Beobachtung, denn die Regierung, vor der sie auf der Flucht sind, weiß längst, wo man sie finden kann. Und die Beobachter werden Zeugen einer Entführung des jungen SHEVA-Mädchens durch einen halb-professionellen Kopfgeldjäger, der SHEVA-Kinder aufliest und bei ausreichender Menge an die Behörden weitergibt. Dabei nimmt er es auch billigend in Kauf, wenn mal eines der Kinder deutliche Krankheitssymptome zeigt. Da es bis dahin so aussah, als ob SHEVA-Kinder nicht krank werden könnten, ruft dies viel Verwirrung hervor und als nach der Befreiung der Kinder die Nachricht von erkrankten SHEVA-Kindern an die Öffentlichkeit dringt, reagieren die Menschen zunächst erstaunt und dann – nachdem sie gehört haben, dass die Erkrankungs- und Sterberaten rasant ansteigen, wächst auch wieder die Angst vor der Ansteckung so genannter normaler „Menschen“. Und diese Angst ist es, auf die die Regierung schließlich zunächst reagiert – wie unangemessen und „unmenschlich“ diese Reaktion im Endeffekt dann auch sein sollte. So finden sich Kaye und Mitch bald als unfreiwillige Mitglieder von Krisenarbeitsgruppen eingesetzt, während Stella in eine Art Erziehungs- und Umerziehungslager kommt, wo sie das erste Mal mit einer sehr großen Anzahl gleichartiger Wesen zusammen kommt. Aber damit fangen für sie nur die Sorgen an, die sich mit der bald folgenden Pubertät und ersten Sexualkontakten überdeutlich zeigen.


    Die Frage, wie „human“ man die SHEVA-Kinder behandeln muss, tritt für einige der Beteiligten vor dem Hintergrund der möglichen globalen Bedrohung in den Hintergrund. Und so beginnt ein zähes Ringen in den Medien und in der Regierung um die Rechte und Chancen der „neuen Menschen“, vor denen sich die „alten Menschen“ so irrational fürchten


    Dieses Buch ist sehr lehrreich im Bezug auf die wissenschaftlich geklärten Hintergründe, was stark durch das am Ende des Buchs eingefügten Glossars der realen und fiktiven Fachbegriffe.


    Wer die Vorgeschichte nicht kennt, wird gelegentliche Schwierigkeiten der Fortsetzung haben. Dies ist auch deshalb problematisch, weil am Ende eine Art Schachmatt erreicht wird, das die Leserinnen und Leser nicht besonders gefallen wird, weil sie hier anscheinend noch ein drittes Buch werden kaufen müssen, obwohl die Geschichte so weit von der Idee sehr gut, ist ihre sprachliche Umsetzung stellenweise – zumindest in der Übersetzung – ziemlich. Aber „Darwin-Kinder“ ist rein intellektuell ein Genuss, wenn auch die Bearbeitung desselben es nicht war.