Nelson DeMille - Die Kathedrale / Cathedral

  • Originalausgabe:
    Nelson DeMille
    Cathedral
    Warner Books (Softcover/1981)
    ISBN 0-446-35857-6
    575 Seiten


    Der Nordirlandkonflikt hat nun ziemlich an Aktualität verloren, aber dies bedeutet nicht, dass er nicht noch das Thema für einen Roman sein könnte. Auf Grund finanzieller Erwägungen hat die IRA und auch ihre verschiedenen radikaleren Ableger niemals Aktionen in den Vereinigten Staaten durchgeführt. In diesem Roman soll diese Tradition durch eine neue Splittergruppe mit dem Namen „Die Fenians“ gebrochen werden. Brian Flynn – der Anführer dieser Gruppe – ist dabei von keltisch-mythologischem Sendungsgeist erfüllt, aber es bewegen ihn auch noch andere, dunklere Motivationen. Motivationen, die seinen Mitkämpfern nicht im Einzelnen klar sind, die selber teilweise eher fragwürdige Gründe haben, sich an der Aktion zu beteiligen.


    Bei der Feier des St. Patrick Days in New York sollen in der St. Patrick Kathedrale, dem größten katholischen Gotteshaus in den Vereinigten Staaten wollen Maureen Malone, eine ehemalige IRA-Kämpferin und Harold Baxter, ein Vertreter der britischen Regierung einen Dialog über die irischen Gefangenen in Gefängnissen wie Long Kesh beginnen. Diese diplomatische Overture wird allerdings nicht von allen Seiten positiv gesehen und darum haben die „Fenians“ ihre Aktion speziell auf diese Gespräche gelegt. Hierbei ist ein wichtiger Moment sicherlich, dass Maureen als eine Deserteurin gesehen wird und noch dazu eine ehemalige Geliebte von Brian ist. Gegen Ende der St. Patricks-Parade erzeugen verschiedene Gruppen Unruhen in New Yorks Straßen und die „Fenians“ treiben Maureen und Harold zusammen mit einem Priester und einem Kardinal in den Dom und leeren diesen dann mit einem Feueralarm. Dann verriegeln sie die Kirche, postieren Scharfschützen auf den Türmen und verminen die Ein- und Ausgänge des kolossalen Gebäudes.


    Zunächst sind die New Yorker Sicherheitskräfte sich nicht ganz klar darüber, was eigentlich passiert ist, denn ein Störsender in einem der Kathedralentürme verhindert die Funkkommunikation und die Telefonleitungen der mobilen Einsatzzentralen wurden von unbekannten Tätern gekappt. Zunächst sieht es sehr nach einem allgemeinen Aufstand aus und der Gouverneur des Staats New York plant den Einsatz der Nationalgarde, die sich allerdings schon zu größten Teil im Guinness-Rausch befindet. Als schließlich Kontakt mit den Kämpfern in der Kathedrale aufgenommen wird erfahren die Sicherheitskräfte Folgendes:


    Die „Fenians“ haben vier Geiseln. Die Kathedrale ist vermint. In der oberen Etage des Gebäudes sind Scharfschützen mit Brandbeschleunigern und Brandsätzen, die bereit stehen um den Dachstuhl in Brand zu stecken. Im Fundament wurden mehrere Bomben mit Zeitzündern untergebracht. Wenn bis zum nächsten Morgen um 06:03 nicht alle politischen Gefangenen in Long Kesh und einigen anderen irischen Gefängnissen freigelassen sein sollten und dies durch Amnesty Internation und das Internationale Rote Kreuz bestätigt würde, würde die Kathedrale mit allen darin befindlichen Personen zu einem Schutthaufen reduziert werden. Eine lange Nacht beginnt, in der ein Verhandlungsexperte lernt, dass Soldaten nicht das Gleiche sind wie psychopathische oder kriminelle Geiselnehmer, einige Polizisten, dass Politik wirklich dazu dienen kann eine schwierige Situation zur Unmöglichkeit zu verkomplizieren und dass man eigentlich wirklich Niemanden trauen kann. Und die IRA-Kämpfer merken, dass verschiedene gegenläufige Motivationen in den eigenen Reihen nur eins ganz sicher bringen. Den Tod.


    Gegen Ende wird der Roman etwas wirr und unübersichtlich, aber im Großen und Ganzen ein sehr netter und spannender Roman, der nicht nur ein guter Thriller ist, sondern auch viel über die Motivationen und deren Hintergründe der an diesem Konflikt beteiligten Parteien zeigt. Irlandfans werden hier viel Vertrautes wieder finden und diejenigen, die wenig über Irland und den Nordirlandkonflikt wissen, können hier eine Menge über diese beiden Themen lernen.