Kurt Tucholsky - Unerledigte Konten

  • Kurt Tucholsky
    Unerledigte Konten
    Patmos (Audiobook/2000)
    ISBN 3-491-91043-9
    Gelesen von Dieter Mann
    Laufzeit etwa 66 Minuten


    Kurt Tucholsky (09.01.1980 bis 21.12.1935) war sicherlich einer der wichtigsten Satiriker des 20. Jahrhunderts und einer der intelligentesten Autoren deutscher Sprache überhaupt. Diese Hörbuchkollektion ist eine Zusammenstellung seiner bekanntesten Stücke aus den Jahren 1919 bis 1932 aus verschiedenen Quellen, die er unter seinen vier Pseudonymen: Peter Panther, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, Kaspar Hauser und seinem eigenen Namen veröffentlicht hat.


    Die hier abgelegten Geschichten sind durchweg hörenswert und sollen hier nur kurz vorgestellt werden:


    Der Nachtportier


    Der in seiner Dienststube im Reichstag immer wieder neue Regierende ein und ausgehen sieht und dies sehr herablassend kommentiert.


    Parteiwirtschaft


    Wie man einen solchen Begriff richtig verstehen sollte – und warum man denen misstrauen sollte, die ihn als Anklage verwenden.


    Augen in der Großstadt


    Das auch Udo Lindenberg mal vertont hat.


    Berlin! Berlin!


    Ein Hassliebeserklärung an die alte neue Hauptstadt


    Richters Namenszug


    Über den Wert offizieller Unterschriften


    Berliner Theater


    Und wie es sich immer wieder grosstut


    Berliner Herbst


    Ähnlicher Inhalt wie Berlin! Berlin! Nur mehr auf die Einwohner gemünzt


    Presseball


    Jahrmarkt der Eitelkeiten



    Glück im Unglück


    Und wie es alles noch schlimmer hätte kommen können


    Ein Ehepaar erzählt einen Witz


    Oder auch nicht. Das Musterbeispiel für misslungene Kommunikation.


    Ideal und Wirklichkeit


    Der Name ist Programm.


    Und dies ist nur die erste SeiteJ. Auch die Zweite ist randvoll mit 8 weiteren Schätzen der Satire. Die Kassettenhülle bietet außerdem im Inneren noch eine Kurzbiographie Tucholskys, was gerade den Anfänger und Erstleser sehr helfen wird. Zeitlos gut und immer erheiternd und bedenklich.

  • Gerade habe ich mir gedacht, dass in diesem Forum ein Beitrag über Kurt Tucholsky fehlt, aber glücklicherweise ist das nicht so. Ich möchte dennoch eine kurze Biographie posten, die ich bei http://www.judentum-projekt.de…iten/liter/kurttucholsky/ gefunden habe.



    Kurt Tucholsky wird am 9. Januar 1890 als Sohn einer großbürgerlichen Familie in Berlin geboren. Der Aufstieg des Vaters Alexander Tucholsky zum Direktor der Bank "Berliner Handelsgesellschaft" ist ein Zeichen des gesellschaftlichen und ökonomischen Erfolgs seiner assimilierten jüdischen Familie. Bereits mit 15 Jahren verlor Tucholsky allerdings seinen Vater - die Mutter überlebte den Sohn und starb 1943 als Opfer Hitlers im Konzentrationslager Theresienstadt.
    Der Vater hinterließ dem Sohn ein beträchtliches Erbe, welches Tucholsky den Start als Schriftsteller erleichterte. Seine Kindheit verbrachte er in Berlin und Stettin. in der Stadt am Meer erlebte er im Alter von 6 - 9 Jahren die Schönheit der Ostseelandschaft, so dass daraus sein späterer Wunsch entstand, für immer in ihrer Nähe zu leben. Die entscheidenden geistigen Impulse erhielt der heranwachsende Tucholsky letztlich doch in Berlin. Durch sein Elternhaus fand er früh Zugang zu den schönen Künsten, zur klassischen Musik, zur Oper und Operette und nicht minder auch zu Variete und Kabarett.
    1899 besuchte Kurt Tucholsky das Französische Gymnasium und machte schließlich 1909 als Externer, nachdem er das Kgl. Wilhelms Gymnasium verlassen hatte, sein Abitur. Sein anschließendes Jurastudium in Berlin ( Sommersemester in Genf 1910 ) beendete an der Friedrich Wilhelms-Universität 1912.


    Mit Erreichen der Volljährigkeit trat Tucholsky aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus. Seit 1907 veröffentlichte er Texte in den Feuilletons der deutschen Presse und wurde 1913 Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift " Die Schaubühne" ( ab 1918 "Die Weltbühne" ).


    Während des Ersten Weltkrieges wurde er als Armierungssoldat zum Kriegsdienst an die Ostfront eingezogen. Nach den Kriegserlebnissen tritt er entschieden jeder Form von Militarismus entgegen und wandelt sich zum linksorientierten politischen Schriftsteller.
    1924 ging Tucholsky mit seiner Frau Else, geborene Weil, als Korrespondent der "Weltbühne" nach Paris. Er schrieb unter verschiedenen Pseudonymen, wie Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel. Die verschiedenen Künstlernamen sollten die Suche nach der eigenen Identität in der zerrissenen Nachkriegsgesellschaft ausdrücken.

    1924 heiratet Tucholsky nach der Scheidung der ersten Ehe die große Liebe seines Lebens Mary Gerold. Nach dem Tod des Herausgebers der "Weltbühne" Siegfried Jacobsohn sah sich Tucholsky 1926 gezwungen in Berlin die ungeliebte Arbeit als Redakteur der "Weltbühne" zu übernehmen. Unter seiner Leitung entwickelt sich die reine Theaterzeitschrift zu einem Organ der linken Intellektuellen. Seine Moral ist die des Revolutionärs als Volkserzieher.


    [Blockierte Grafik: http://www.judentum-projekt.de/images/tucholsky2_200.jpg]


    Kurt Tucholsky ist für mich einer der wichtigsten Dichter/Autoren überhaupt und ich hab in seinen Werken Antworten auf viele Fragen gefunden. Das bewundernswerte an ihm ist, dass er gleichermaßen witzig, traurig, politisch, melancholisch, klug, depressiv und verliebt ist.


    Ein Werk, das ich immer wieder zur Hand nehme (eine Hardcover-Augabe würde sich wohl bezahlt machen!! :)) und in dem ich viele, viele Textstellen markiert habe, ist die Veröffentlichung der Briefe an seine geliebte Frau Mary Gerold. Von den ersten zaghaften Annäherungsversuchen bis hin zum erschütternden Abschiedsbrief.


    Außerdem sind sowohl seine Gedichte als auch die "Schnippsel" immer wieder lesenswert.