Francis Scott Fitzgerald - Der große Gatsby/ The Great Gatsby

  • busfahrer:
    Nein, ich glaube auch, dass du ruhig bei dem Original bleiben solltest. Wenn du Hilfe brauchst, solltest du auf dict.leo.org da gibt es erstklassige Wörterbücher (auf englisch, französisch und spanisch). Die haben sogar altenglische Begriffe mit im Verzeichnis. :thumleft:

  • Ich fand das Buch weder langweilig noch besonders hervorragend. Es war in Ordnung, ein, wenn man sich erstmal eingelesen hat, interessanter Bericht eines Mannes mit seinem Traum. Wie er diesen Traum so richtig verwirklicht hat erfährt der Leser erst nach und nach, und dennoch nicht in vollem Außmaß - schade.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • In das Buch hineinzufinden fiel mir ziemlich schwer. All die nichtssagenden Dialoge, das endlose Partygequatsche, die Beschreibungen der Alkoholexzesse, die Frage, wer wann wen traf - uninteressant, hohl und oberflächlich. Es dauerte eine Zeitlang, bis mir aufging, der Autor genau dieses Gefühl beim Leser hervorrufen wollte, um seinen Blick auf die Zeit der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts in Amerika deutlich zu machen.
    Dass der Einzige, der sich seine Liebe bewahrt hat und zu Freundschaft und Zuneigung fähig ist - Gatsby - scheitert und vergessen wird, als man nicht mehr von seinem Reichtum profitieren kann, erscheint ebenso tragisch wie folgerichtig.


    Fitzgerald hat die beliebte Erzählperspektive des "besten Freundes" gewählt: So nah am Protagonisten, dass man als Leser vieles mit dessen Augen wahrnehmen kann, und dennoch weit genug entfernt, um ihn aus einer Distanz zu beobachten.


    Inzwischen denke ich, dass "Der große Gatsby" in seiner Betrachtung der gesellschaftlichen Strömungen der 1920er, wo Schein mehr als Sein zählt, und wo Spaß, Feiern und Müßiggang im Zentrum des Lebens stehen (in gewissen Schichten jedenfalls) ein aktuelles Buch ist.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Zitat

    In das Buch hineinzufinden fiel mir ziemlich schwer. All die
    nichtssagenden Dialoge, das endlose Partygequatsche, die Beschreibungen
    der Alkoholexzesse, die Frage, wer wann wen traf - uninteressant, hohl
    und oberflächlich.


    Das habe ich damals auch so empfunden und das Buch daraufhin abgebrochen. Vor einiger Zeit habe ich den Film im TV gesehen und war auch nicht sonderlich fasziniert. Irgendwie eine deprimierende Story!

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das habe ich damals auch so empfunden und das Buch daraufhin abgebrochen. Vor einiger Zeit habe ich den Film im TV gesehen und war auch nicht sonderlich fasziniert. Irgendwie eine deprimierende Story!

    Deprimierend ja, keine Frage, aber dennoch auf ihre Art und Weise (für mich) gut, weil sie (wie Marie schon treffend formulierte) die Zeit und die Begebenheiten entsprechend widerspiegelt.

  • Ich sehe gerade, dass ich zu diesem Buch, das zu meinen Lieblingen zählt, noch gar nichts geschrieben habe.


    Wie soviele andere englischsprachige Klassiker, die ich mag, lernte ich auch dieses Buch durch ein Seminar an der Uni kennen, in diesem Fall ein reines Fitzgerald-Seminar. Zunächst kam ich auch überhaupt nicht in das Buch hinein und beschwerte mich bei meiner Mutter, wie langweilig ich es fand (ähnlich wie bei Homo Faber, welches ebenfalls nach dem vollständigen Lesen zu meinen Lieblingen hinzukam), aber ich gab nicht auf und nach einer Weile war ich gefangen in Gatsbys Welt und in der Geschichte und sie ließ mich nicht mehr los. Nach Ende des Seminars schrieb ich dann auch meine Hausarbeit über dieses Buch: "The Great Gatsby oder Der amerikanische Traum eines unverbesserlichen Romantikers". :)

  • Vielleicht war ich zu jung, als ich das Buch zu lesen versuchte? Ich war damals in der 12.Klasse und es gehörte zu den ersten Büchern, die ich in englischer Sprache in Angriff nahm.
    Trotzdem habe ich auch in gesetzterem Alter keine Lust auf einen Neustart. =;

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Vielleicht war ich zu jung, als ich das Buch zu lesen versuchte? Ich war damals in der 12.Klasse und es gehörte zu den ersten Büchern, die ich in englischer Sprache in Angriff nahm.
    Trotzdem habe ich auch in gesetzterem Alter keine Lust auf einen Neustart. =;


    Ich habe es auch in der 12. im Englisch LK gelesen, "the green light on the other side of the bay" ist mir noch sehr gut in Erinnerung geblieben, das hat unsere Lehrerin 1000mal zitiert. Damals fand ich das Buch auch ziemlich langweilig, aber ich habe es dann dieses Jahr nochmal gelesen und fand es ganz gut! Es lohnt sich also durchaus, nochmal einen Versuch zu starten :).

    Ich :study: gerade:
    Astrid Lindgren - Los Hermanos Corazón de León
    Donal O'Shea - The Poincaré Conjecture
    Mary Janice Davidson - Undead and Unwed
    Charlotte Link - Die Rosenzüchterin

  • Vielleicht lohnt es sich, aber ich schaffe es ohnehin nicht, noch sooo alt zu werden, dass ich noch alle Bücher lesen könnte, die mich wirklich reizen. 8-[

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich fand dieses Buch gemessen an den Erwartungen und an den allgemeinen Lobpreisungen erstaunlich mittelmäßig. Mir persönlich hat es ehrlich gesagt eigentlich überhaupt nicht gefallen – soweit ich das beurteilen kann nach 130 „komplett“ gelesenen und 50 nur noch stichprobenartig überflogenen Seiten 8-[


    Die in den positiven Kritiken hervorgehobenen Interpretationen und Aspekte des „American Dream“ und der „großartigen Liebesgeschichte“ sind an mir irgendwie vollständig vorübergezogen. Der aus einfachsten Verhältnissen stammende „Gatsby“ ist durch nicht näher erläuterte Umstände nach dem 1. Weltkrieg zu Reichtum gekommen (American Dream?) und verzehrt sich immernoch nach seiner großen Liebe Daisy,

    – hach nej, wat originell! :roll:


    Ich fand die Figuren alle furchtbar blass und oberflächlich. Diese Oberflächlichkeit wollte Firtzgerald wohl auch vorführen (sonst wäre sie kaum derart überzeichnet), aber es misslingt in meinen Augen, da ein gewisser Gegenpol fehlt. Den Erzähler Nick, Nachbar von Gatsby und Verwandter Daisys, habe ich zunächst als neutral empfunden, was sich aber im Verlauf des Buches als Fehlannahme herausgestellt hat. Einer so fad wie der andere! Gatsby wirkte auf mich vollkommen blass und war mir persönlich unsympathisch: Reich, aber unglücklich und stets von schillernden Individuen umgeben, mit denen er rauschende Parties feiert, eventuell um die innere Einsamkeit zu überbrücken? Ein richtiger Waschlappen irgendwie.


    Die

    ist so eingebildet wie oberflächlich und schlägt ihre Zeit mit Parties und sinnentleerten Gesprächen mit ihrer Freundin Jordan Baker tot.

    Das fand ich persönlich weder verwerflich, noch belebend, sondern schlicht strunzlangweilig. Dabei istdas Buch sprachlich/handwerklich sicherlich solide geschrieben (obwohl die deutsche Übersetzung, die ich gelesen habe, eher nicht so gelungen sein soll) und ich habe die Ausführungen Nicks anfags sogar ganz gerne gelesen. Allein: Es passiert fast gar nichts. Das muss nicht an sich schlecht sein, aber sowas muss man eben mögen – und ich mag es nicht. Handlung ist, von den amourösen Verstrickungen mal abgesehen, so gut wie keine vorhanden. Man schleppt sich von Party zu Party, wo man sich viel erzählt, aber wenig zu sagen hat. Und ich als Leser bin dabei fast im Stehen eingeschlafen.
    Warum Fitzgerald die Dekadenz des Jazz Age so überspitzt darstellt und damit implizit kritisiert, ist mir nicht ganz klar geworden im Hinblick auf seinen eigenen offenbar doch recht ausschweifenden Lebensstil.


    Summa summarum: Ich mochte das Buch nicht, ich fand es langweilig, fad, nichtssagend. Einzig die Sprache reißt noch einen Stern raus, der Schreibstil ist „gehoben“, gut verständlich, und es finden sich etliche wirklich ausgefeilte Formulierungen. Aber nur um der „Schönheit der Srache“ willen hab ich noch nie ein Buch gerne gelesen, ich betrachte Bücher meist primär unter inhaltlichen Gesichtspunkten.

  • Long Island in den "Roaring Twenties". Nick ist erst vor kurzem vom Land hergezogen, um in New York an der Börse zu arbeiten, und lebt in einem kleinen Bungalow zwischen den herrschaftlichen Häusern, die sich die Reichen auf der Insel gebaut haben. Von weitem beobachtet er die Partys, die sein Nachbar Jay Gatsby, ein erfolgreicher Emporkömmling, des öfteren gibt, trifft sich mit alten Freunden, die den Sprung in die Society geschafft haben, lernt träge Schönheiten und schürzenjagende Männer kennen, taucht ein in eine Welt aus Cocktails, Pools und hohlem, aber wohlklingendem Smalltalk.


    Nach und nach erfährt er, wer alles mit wem eine Affäre hat - es scheint, als seien Seitensprünge an der Tagesordnung und Affären gehörten zum guten Ton. Und noch etwas erfährt er: sein Nachbar, von dem niemand so recht zu wissen scheint, womit er eigentlich zu so viel Geld gekommen ist, kann seine Jugendliebe nicht vergessen, doch die ist mittlerweile verheiratet. Dennoch unternimmt Gatsby alles, um in ihrer Nähe zu sein, und letztendlich ist es diese Leidenschaft, die zu einem großen tragischen "Knall" führt.


    Vor Jahren bin ich an diesem Buch gescheitert, was ich heute gar nicht mehr nachvollziehen kann. In einer präzisen, lichten Sprache entsteht ein wunderbares Sittengemälde der 20er Jahre. Da sitzt jedes Wort, keins zuwenig, keins zuviel. Der bewunderte Geschäftsmann, der sich alles leisten kann, kreist doch immer nur um das einzige, was man nicht kaufen kann: Zuneigung und Liebe. Eine tragische Gestalt, die nicht direkt, sondern durch die Brille des aufstrebenden jungen Mannes nebenan geschildert wird, wie auch maßgebliche Ereignisse nicht in allen Einzelheiten, sondern bruchstückhaft beschrieben sind.


    Dass der Roman schon 85 Jahre auf dem Buckel hat, ist ihm kaum anzumerken, er liest sich authentisch und frisch und eindrucksvoll. Wirklich großartig.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Eine sehr schöne Rezi, Magdalena. Bei mir liegt es noch auf dem SUB, aber nachdem ich alle Beiträge gelesen habe, weiß ich schon ungefähr, was mich erwartet und bin neugierig auf meine eigenen Eindrücke.

  • Definitiv ein gutes Buch und auch ungewöhnlich in seinem Aufbau. Ich habe es gerade durch und muss sagen, dass die gesellschaftliche Kritik von Fitzgerald durchaus gelungen ist. Wer schon mal in Amerika war bzw. mit der Lebensweise vieler dort vertraut ist, findet umso mehr gefallen an diesem Buch.

  • Definitiv ein gutes Buch und auch ungewöhnlich in seinem Aufbau.

    Bei mir ist die Lektüre schon länger her, ich muss es nochmal lesen, aber ich weiß noch, dass es mir in der 1. Hälfte stilistisch sehr gut gefallen hat. Danach war ich fast ein wenig enttäuscht von diesem berühmten Roman, weil mir die ganze Geschichte inhaltlich zu banal geworden ist. Da habe ich mir anscheinend mehr erhofft.

  • Danke Frank, du holst ein paar sehr interessante Bücher aus der Versenkung.
    Für dieses Buch brauchte ich auch eine zweiten Anlauf, in den 60er Jahren musste "man" :roll: Fitzgerald gelesen haben und so habe ich es versucht, war aber im nachhinein gesehen einfach zu jung dazu. Irgendwann in den 80ern fiel es mir beim Bücherumsortieren in die Hände und da habe ich es in einen Rutsch gelesen und gar nicht verstanden warum es mir damals nicht gfallen hat. Vielleicht sollte ich es nochmals lesen :scratch: aber leider spricht mein SUB dagegen.


    Ach ja der Originaltitel lautet: The Great Gatsby

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Fitzgerald gelesen haben und so habe ich es versucht, war aber im nachhinein gesehen einfach zu jung dazu. Irgendwann in den 80ern fiel es mir beim Bücherumsortieren in die Hände und da habe ich es in einen Rutsch gelesen und gar nicht verstanden warum es mir damals nicht gfallen hat.


    So ähnlich ging es mir damit auch.


    Ich habe den Gatsby zu meiner Schulzeit mal im Theater gesehen und sehr gemocht, konnte dann mit dem Buch aber gar nichts anfangen. Vor ein paar Jahren war ich dann auch sehr angetan.

  • Danke Frank, du holst ein paar sehr interessante Bücher aus der Versenkung.


    Es gibt einfach viele Bücher, die nicht untergehen dürfen. Es ist schade, dass die meisten zu früh mit Klassikern konfrontiert wurden und dadurch zunächst erst einmal auf Distanz gehen, aber auch schön wenn sie diese dann doch noch für sich entdecken.

  • Ich bin wirklich froh, dass wir in der Schule nicht allzu viele der sonst üblichen Schullektüre-Klassiker lesen mussten. So konnte ich viele tolle Bücher in meinem eigenen Tempo entdecken und lieben lernen. Hätte ich z.B. "Middlemarch" lesen _müssen_, ich hätte es garantiert gehasst ...