Roger Willemsen - Deutschlandreise

  • Kurzmeinung

    funny-valentine43
    Ganz nett für zwischendurch, manchmal konnte ich seinen Gedanken nicht so folgen - oder es interessierte mich nicht...
  • Der Stich ins Herz wird immer als Schmerz empfunden werden



    Ein Verkaufserfolg war es. Und ich wage zu behaupten, daß ein wesentlicher Teil im Wiedererkennungseffekt verborgen liegt. Die Präzision, mit denen Willemsen uns Gefangene des Alltages porträtiert, ist erdrückend. Fast möchte ich meinen, daß sich jeder in einer Scherbe des Spiegels erkennt, der an der Einfalt und Verwahrlosung zerbrochen ist.


    Mit anregenden Formulierung und einem Gespür für Situationskomik schafft Willemsen es, seine hervorragende Beobachtungsgabe auf punktgenau treffende Prognosen zuzuspitzen und nimmt damit dem Leser das abweisende „aber ich doch nicht“ aus seinem Antwortrepertoire.


    „Reisen bildet“ und wer Deutschland nicht in eben dieser Art bereist, tut gut daran, sich mit diesem Buch zu beschäftigen. Einige Städte werden sich übergangen fühlen, andere Ortschaften ob ihrer Größe übergebührlich berücksichtigt. Das Ergebnis ist Vielfalt.


    Einziger Wehrmutstropfen scheint mir, daß einige Zeitsprünge manchmal nicht eindeutig zu identifizieren sind und so einen leichten Schleier hinterlassen. Aber ungeachtet dessen: Dieses Buch will zum Nachdenken anregen und die Lust an der Neugierde erwecken. Nicht auszudenken, wenn sich die verdutzten Eltern eines Schülers für einige Stunden in seiner Unterrichtslektüre verlieren würden, weil die Deutschlandreise neben Faust als Lückenfüller herangenommen wurde….

    "So ist der Mensch nur auf der Suche nach der Stärke nach der Lüge - blindem Wahn und der Oberflächlichkeit" - Tilo Wolff

  • Hallo und Herzlich Willkommen silent rose!!! :cheers:
    Wenn Roger Willemsen so schreibt wie er spricht, ist mir das wohl zu langatmig. Ich sehe ihn gern als Talkmaster aber kann mir nicht vorstellen, dass er mich als Autor anspricht. Aber das ist nur ein erster Gedanke und wirklich dazu etwas sagen kann ich erst wenn ich es mal probiert habe ihn zu lesen. :wink:

  • Hallo zusammen,


    leider kenne ich Hr. Willemsen nur sehr kurz aus dem Fernsehen. Seine geschriebene Sprache ist in meinen Augen einfach "gewählt", mit einem etwas umfassenderen Wortschatz als unsere Alltagssprache. Dies kann natürlich auch schnell als langatmig bezeichnet werden (?), aber ich denke, sie ist in weiten Teilen einfach nur schön.


    Und zu der Angst um den fehlenden Einfluß von Lektoren - Das Buch ist in sehr viele Absätze gegliedert, in denen jeder einzelne eine in sich abgeschlossene Begebenheit schildert. Damit fallen die eloquenten Stellen nicht mehr so sehr ins Gewicht, weil auf der Folgeseite (oder war es mal erst die Übernächste) schon das Ende naht :-)


    Bin mal gespannt, ob es Euch auch gefällt.


    Bis dahin viele Grüße,
    silent rose

    "So ist der Mensch nur auf der Suche nach der Stärke nach der Lüge - blindem Wahn und der Oberflächlichkeit" - Tilo Wolff

  • Also ich muss sagen, dass ich von Willemsens Sätzen, seinen Formulierungen schon etwas überwältigt war. Teilweise fand ich seine trockene Art zu schreiben auch etwas deprimierend. In seinen wirklich teilweise kurzen Erzählungen, die in sich geschlossen sind, tritt auch mal etwas Komik ein, was seine Überlegungen etwas lockerer darstellt.
    Nicht nur einzelne Orte beschreibt er, sondern dazwischen findet sich auch immer mal eine Episode die im Zug stattfindet, im Bus, und Dialoge widergibt die vielleicht etwas absurd klingen, aber eben stattfinden, Tag für Tag, Stadt für Stadt. Und eben das ist der Grund, warum das Buch dennoch gut hintereinander weggelesen werden kann: Die Nähe zum Menschen erkunden, ohne Vorurteile zu behandeln.
    Beim Lesen bekam ich dann richtig etwas Fernweh..

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)