Seite 1-85 vom 15.06 - 18.06.06

  • Zitat

    Original von fensterfisch
    Was soll sie denn machen, wenn Christiane nichts erzählt bzw. alles so hinstellt oder lügt, dass es gut klingt? Klar bekommt man mit, dass das Kind oftmals auswärts schäft, aber zeugt das nicht von guten sozialen Verhältnissen und vielen bzw. guten Freunden?
    Man bekommt vielleicht auch mit, wie sich das Kind äußerlich verändert, aber Anfang der Pubertät, wenn denn die Mutter davon ne Ahnung hat, können solche Schwankungen mal auftreten.
    Die Aufklärung zu dieser Zeit ist einfach in allen Bereichen noch viel zu wenig vorhanden.


    Nein, das finde ich doch ein bisschen zu einfach. Es ist absolutes Desinteresse dabei. War die gute Frau denn nie in der Schule nachfragen? Mit den Lehrern reden? Ich tölple da 2 x pro Schuljahr hin (und meine Kinder machen keine großen Probleme). Bei Christiane hat ja wohl wirklich das ganze System versagt. Hat die Schule das so hingenommen? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Sie hatte doch unzählige Fehlstunden. Auch wenn sie - wie es wohl war - die Unterschriften auf den Entschuldigungen fälscht, es muss doch bitte irgendeinem Lehrer aufgefallen sein? Diese Anonymität, diese Ignoranz, da könnte ich ..... :pukel:


    Ich betone es noch einmal. Sie war 12! In der Oberstufe, da machte man auch bei uns kein Theater mehr um Fehlstunden, da mussten die Schüler das schon selber wissen, aber mit 12???

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Zitat

    Original von Rosalita
    Auch wenn sie - wie es wohl war - die Unterschriften auf den Entschuldigungen fälscht, es muss doch bitte irgendeinem Lehrer aufgefallen sein? Diese Anonymität, diese Ignoranz, da könnte ich ..... :pukel:


    Das Problem war ja wohl, dass sie kein Einzelfall war und die Lehrer völlig überfordert waren. Christiane schreibt ja auch, dass sie teilweise vollgedröhnt zu Schule gegangen ist und im Unterricht geschlafen hat und das einige Lehrer schon gemerkt haben, was da abging. Ich denke man kann die Schuld nicht bei einzelnen Personen suchen, sondern alle sind mitverantwortlich.
    Die Eltern, die Lehrer, die Sozialarbeiter, die Behörden (den Christianes Mutter hat um Hilfe gebeten, sie aber nicht bekommen) und Christiane selbst trägt auch einen nicht unerheblichen Teil der Schuld.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Zitat

    Original von Rosalita



    Nein, das finde ich doch ein bisschen zu einfach. Es ist absolutes Desinteresse dabei. War die gute Frau denn nie in der Schule nachfragen? Mit den Lehrern reden? Ich tölple da 2 x pro Schuljahr hin (und meine Kinder machen keine großen Probleme). Bei Christiane hat ja wohl wirklich das ganze System versagt. Hat die Schule das so hingenommen?
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    Ich betone es noch einmal. Sie war 12! In der Oberstufe, da machte man auch bei uns kein Theater mehr um Fehlstunden, da mussten die Schüler das schon selber wissen, aber mit 12???


    Desinteresse? Die gute Frau war arbeiten! Arbeiten, um es sich und ihrer Tochter ein wenig angemehmer zu machen, um ihr ein besseres Leben bieten zu können, als sie es selbst hatte. Und ich nehme an, dass es so nicht wenig anderen Familien in diesem Bezirk ging, entweder man schuftet sich die Hände wund, um aus dieser Misere herauszukommen, um sich das Leben etwas schöner machen, oder man trinkt sich das Leben eben schön.
    Wenn es sovielen Familien und Kindern ähnlich ging, und davon gehe ich aus, dann war die Schule selbstverständlich auch machtlos. Die Schule kann auch nur etwas tun, wenn Mithilfe der Eltern vorhanden ist, ist diese aber nicht vorhanden, sei es aus Arbeitsüberlastung oder wirklich aus Desinteresse (dies aber nur aufgrund von zerüttelten Familienverhältnissen bzw. Trunkenheit), dann kann das System nun mal nicht funktionieren.
    Das System funktioniert nur, wenn alle am gleichen Strang ziehen, und alle dabei mithelfen.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Zitat

    Original von fensterfisch
    [
    Desinteresse? Die gute Frau war arbeiten! Arbeiten, um es sich und ihrer Tochter ein wenig angemehmer zu machen, um ihr ein besseres Leben bieten zu können, als sie es selbst hatte.


    Nein,aber es ist doch jetzt echt nicht Dein Ernst,daß Du die Arbeit vor das Kind stellst,oder?
    Das wäre wirklich ziemlich traurig....
    Leider ist in diesem Land,vor allem durch die Medien,immer dieses Bild geprägt,von den tollen Eltern,die ihren Kinder etwas bieten.Ich kann Dir da nur sagen,daß Arbeit und Geld wirklich total sekundär sind.Sie Dir mal an wieviele Kinder und Jugendliche drogenabhängig sind,die aus einem "reichen" Elternhaus stammen (Beispiel Babsi und Stella) und die können finanziell den Kindern einiges bieten.
    Leider ist das nicht so einfach!!! Liebe hat nichts mit Geld zu tun und das Interesse für Dein Kind auch nicht!

  • @ Schoenchen


    Da stimme ich dir absolut zu. Es gibt so viele Eltern die ihren Kindern Geld zustecken um ihr schlechtes Gewissen damit zu beruhigen das sie keine Zeit für ihre Kinder haben. Ich habe selbst so einen Fall in meiner Familie. Das Ende davon war das meine Cousine ihrer Mutter eine Schwangerschaft verschwiegen hat und sie es bis zum 6. Monat noch nicht mal gesehen hat, obwohl sie noch daheim gewohnt hat. Sie schiebt auch ihre Arbeit vor und alles andere bleibt auf der Strecke.
    Da hat auch Christianes Mutter mit Sicherheit ihre Fehler gemacht.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Christianes Mutter ist arbeiten gegangen, weil sie es sich und der Tochter schöner machen wollte. Sie sagt auch auf S.59, dass sie inzwischen weiß, dass sich sich von ihrem schlechten Gewissen freikaufen wollte. Geschenke für Aufmerksamkeit. Geld statt mütterlicher Zuwendung.
    Aber hatte sie wirklich Interesse an der Tochter? Auch wenn sie arbeiten ging, sie hatte Fürsorgepflichten. Sie war viel zu sorglos und unachtsam. Es gibt Elternabende und Lehrersprechstunden, hat sie die je besucht? Da werden Probleme wie Fehlstunden, soziales Verhalten usw. besprochen. Die andere Seite ist dabei dann natürlich die, wenn die Mutter solche Veranstaltungen nicht besucht hat, warum wurde von Seiten der Schule nicht nachgehakt. Es hat nicht nur die Mutter versagt, es ist auch ein gesellschaftliches Problem. Aber die Ursachen für Christianes Entwicklung sehe ich im direkten häuslichen Umfeld.

  • Zitat

    Original von Schoenchen
    Nein,aber es ist doch jetzt echt nicht Dein Ernst,daß Du die Arbeit vor das Kind stellst,oder?
    [..]
    Sie Dir mal an wieviele Kinder und Jugendliche drogenabhängig sind,die aus einem "reichen" Elternhaus stammen (Beispiel Babsi und Stella) und die können finanziell den Kindern einiges bieten.
    Leider ist das nicht so einfach!!! Liebe hat nichts mit Geld zu tun und das Interesse für Dein Kind auch nicht!


    Ich vertrete hier lediglich die Mutter, im Bezug auf Zeit und Umstände, in welcher sie gelebt hat.
    Natürlich stelle ICH die Arbeit nicht vor das Kind, aber ich hatte irgendwo anders zum Topic schonmal geschrieben, dass die Gesellschaft dort eindeutig eine kapitalistische war, und es da eben so zu ging. Erstrecht wenn die Familienverhältnisse so zurüttelt sind, dass man sich lieber bemüht dass es auf der Arbeit gut läuft, und sich das restliche schon zurechtbiegen wird bzw. annehmbar bleibt. Und die Mutter dachte doch, dass sie ihrer Tochter durch das Geld, welches sie verdient, ein besseres Leben bescheren kann.


    Nicht nur reiches oder armes Elternhaus spielt eine Rolle, das ist wohl jedem klar. Es spielen immer mehrere Sachen eine Rolle, also reduzier das bitte jetzt nicht nur darauf. Eltern können auch viel Geld haben und ihren Kindern viel bieten, und sie dennoch nicht genug beachten, ihnen Zuneigung entgegenbringen oder Verständnis für ihre Probleme zeigen. Die Kinder fühlen sich unverstanden, das liegt an den unterschiedlichen Wertevorstellungen und der Wahnehmung der Generationen.
    Im Bezug auf das Buch würde ich fast behaupten, dass eher die von allen Jugendlichen gehasste "Spießergesellschaft" einen Teil der Schuld hatte, und sich jeder junge Mensch davon abgrenzen bzw. nicht dazu gehören wollte.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)