Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel / Il pendolo di Foucault

  • nach einem kleinen lesemarathon habe ich das buch gerade ausgelesen
    zum inhalt:

    Zitat


    Drei Mailänder Verlagslektoren, die beruflich ständig über okkulte Wissenschaften, Geheimbünde und kosmische Komplotte lesen müssen, stoßen auf ein äußerst rätselhaftes Dokument aus dem 14. Jahrhundert. Darin ist von alle 120 Jahre wiederkehrenden Zusammenkünften der »36 Unbekannten«, der Nachfahren der mysteriösen Tempelritter, die Rede. Die drei Spötter stürzen sich in das Labyrinth der Geheimlehren. Spielerisch erdenken sie eine gigantische Verschwörung ("Der große Plan"). Aber dann merken sie, daß jemand ihre Phantasien ernst nimmt. Und der schreckt offenbar auch vor Mord nicht zurück ...


    da ich mich eine zeitlang mal mit verschwörungen beschäftigt hatte, finde ich das thema auch recht interessant
    aber wirklich fesselnd war das buch eher nur zum ende hin, weil sich allein die eher unspektakuläre entstehnung "des großen planes" über viele jahre hinwegzieht (ca 2/3 des buches)


    bewunderwerts ist das wissen das der autor in diesem buch an den tag legt
    für dieses buch muss eco wirklich gut und viel recherhiert haben, denn was hier an (hauptsächlich) europäischer (mehr oder weniger verschwörerischer) geschichte behandelt wird, ist schon erstaunenswert
    das ganze wird dann so stark miteinander verstrickt dass man teilweise kaum noch durchsieht


    das buch ist auch so nicht leicht zu lesen, denn es gibt viele stellen mit ausländischen zitaten und kleineren passagen (meist französisch oder italienisch)
    die zitate sind im anhang übersetzt, aber es bleiben viele kürzere sätze übrig mit denen der leser allein gelassen wird
    also gute sprachkenntnisse können bei diesem buch nicht schaden - und ein fremdwörterbuch auch nicht
    also man merkt dieses buch bildet ;)


    alles in allem würde ich dem buch im amazon-stil 3 von 5 sternen geben


    wie fandet ihr das buch ? bin gespannt auf eure meinungen

  • Ich habs schon soooo lange auf meiner Wunschliste. Wird Zeit, dass ichs jetzt endlich mal kaufe :wink: Deine Rezi hat jedenfalls wieder mein Interesse geweckt.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Ich habe damals die deutsche Erstfassung (irgendwann 1988) gelesen und war begeistert. Eco ist ein großer Erzähler - wenn man sich die Mühe macht, sich in seine Werke einzuarbeiten. "Der Name der Rose" ist ein Musterbeispiel dafür.

  • ich habe nur das hörspiel dazu gehört. dort hat man das zitatproblem nicht. es dauert einige zeit bis man in die thematik reinkommt (zumal ich es zuerst im radio (einmal die woche eine stunde, vier teile oder so) gehört habe. musste es dann aber anschließend noch am stück hören und war begeistert.


    gruß
    vio

  • Da es schon eine Weile her ist kann ich mich nur noch vage daran erinnern - weiß aber noch, dass ich das Foucaultsche Pendel wirklich gut fand. Nicht so einfach zu lesen wie Der Name der Rose, aber auf seine eigene Art doch sehr fesselnd. Und der Clou...letzten Sommer war ich im Kopernikusturm des Doms von Frombork (Frauenburg) in Polen, und konnte dort ein (oder das?) Foucaultsche Pendel in Natura sehen!!! :P


    LG schnakchen

  • Hallo schnakchen,
    es kann nur "ein" Foucaultsches Pendel gewesen sein, denn ich habe auch mal eins bewundert (es hing riesig hoch) und war noch nie in Polen.
    Ich weiß aber gar nicht mehr, wo "mein" Pendel hing - ist schon so lange her :scratch: , tippe mal auf Deutsches Museum oder war es in Paris :?:
    Na ja, aber auf jeden Fall nicht in Polen :mrgreen:


    grüße von missmarple, die das Buch allerdings noch nicht gelesen hat

  • Ich muss zu meiner Schande gestehen dieses Werk auch "nur" als Hörbuch konsomiert zu haben, :oops:
    aber ich fand es ebenfalls sehr gut. Es ist allerdings nichts zum nebenbei hören, denn es fordert
    volle Aufmerksamkeit, da man sehr schnell den Faden verliert. Sehr spannend und auf jeden Fall
    lesens-/hörenswert.


    LG
    Babsi

  • Ja, es gibt viele Foucaultsche Pendel. Jedes größere Museum und sehr viele Kirchen haben eines.


    Zum Buch: ich habe es schon vor längerer Zeit gelesen und es hat mich gefesselt und fasziniert. Auch wenn es - wie schon gesagt wurde - nicht so leicht zu lesen ist wie Der Name der Rose und ich vieles nachschlagen musste. Aber der Aufwand lohnt sich: Erzählkunst vom Feinsten.

  • Bei mir hat es länger gedauert, bis ich mit diesem Buch warmgeworden bin.


    Habe es vor Jahren das erste Mal gelesen und war zwar begeistert, konnte aber am Ende nicht mehr sagen, was ich gelesen habe :scratch: .


    Habe es später als Hörbuch bekommen und dadurch wurde ich wieder einmal mehr von Umberto Eco überzeugt. Die Thematik der Verschwörungstheorien und der Tempelritter finde ich sehr spannend.


    LG.

  • Durch Ecos Foucaultsches Pendel habe ich mich letzt auch durchgequält.
    Das ganze war mir doch etwas zu abgehoben. Viel zu viele geschichtliche Details, die ohne Vorwissen oder tieferem befassen mit der Materie einen schon ziemlich verwirrt haben.


    Diesem Buch muss man sich schon richtig widmen, um nicht ab und an mal den Faden zu verlieren. Ich habe es meist abends im Bett gelesen, da war man einfach zu müde für die ganzen Details. So gab es bei mir schon Stellen im Buch, wo ich absolut keinen Durchblick mehr hatte, worum es jetzt eigentlich geht ;)


    Mal sehen, dass Buch steht jetzt wieder im Regal. Irgendwann, wenn ich mal weniger Stress habe, werde ich es wohl mal wieder lesen. Vielleicht wird beim zweiten Lesen auch einiges klarer ;)


    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass man das Hörbuch wirklich mit dem Buch vergleichen kann. Das Hörbuch hat ja nur 3CDs, dass Buch ist ein 800 Seiten Schmöker. Beim Hörbuch wird deshalb wohl ein Großteil der verwirrenden Details der Schere zum Opfer gefallen sein.

  • Zitat

    Original von Tharos
    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass man das Hörbuch wirklich mit dem Buch vergleichen kann. Das Hörbuch hat ja nur 3CDs, dass Buch ist ein 800 Seiten Schmöker. Beim Hörbuch wird deshalb wohl ein Großteil der verwirrenden Details der Schere zum Opfer gefallen sein.


    Ich würde das Hörbuch auch nie auf die Stufe vom Buch stellen. Aber mir fiel es erstmal leichter durch das Hörbuch einen Einblick in das Buch zu bekommen, die "grobe" Rahmenhandlung zu erfassen. Dadurch konnte ich mich dann beim erneuten Leser viel besser auf die zahlreichen Details konzentrieren.


    LG,
    Casoubon.

  • Umberto Eco: Das Focaultsche Pendel; 3 CDs 217 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: WDR / BR 1990 Veröffentlichung der hörverlag 2003; Hörspielbearbeitung: Richard Hey; Regie: Otto Düben; Musik. Matthias Thurow; Regieassistenz: Thomas Werner; Ton: Herbert Kuhlmanns, Matthias Thurow; Schnitt: Elke Tratnik; Sprecher: Matthias Hasse, Karl Michael Vogler, Christian Brückner, Christoph Bautzer, Anja Niederfahrenhorst, Barbara Schmidt - Troschke und andere


    "Wie im `Namen der Rose' geht es hier um die unheilvolle Verquickung von Wissen und Macht. Casaubon, einer der drei Mailänder Verlagslektoren, die zum eigenen Vergnügen einen großen Weltverschwörungsplan entworfen hatten, ruft sich verzweifelt in Erinnerung, wie aus dem intellektuellen Spiel unheimliche, tödliche Realität wurde," berichtet die Inhaltsangabe.
    Das Hörbuch bietet gute, gepflegte Unterhaltung. Musik, verschiedene Sprecherrollen und Hintergrundgeräusche werden als Gestaltungselemente eingesetzt. Doch Vorsicht! Hier wird keine leichte geistige Kost geboten. Religion und Philosophie vermischen sich hier mit erzählerischer Qualität. Esoterisches Wissen - etwa das der Rosenkreuzer - fließt hier mit in die Handlung ein.
    Wer dieser Produktion lauscht, muß also schon konzentriert zuhören. Das Hörbuch eignet sich also sehr gut für jene langen Abende, an denen nichts Gescheites im Fernsehen läuft.
    In den Medien wurde Ecos Roman zumeist positiv rezensiert, weil er eine erstaunliche Menge an Gelehrsamkeit mit einem überaus spannenden Plot zu verbinden verstehe. Anders als die meisten Verfasser von Kriminal- oder Verschwörungsromanen benutzt er darüber hinaus das Geheimnisvolle als Hintergrund für eine psychologische Entwicklung seiner Protagonisten. Dies gilt insbesondere für Belbo, von dessen Kindheit gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ein längerer und, wie manche meinen, autobiographischer Abschnitt handelt, aber auch für Amparo, die als äußerst materialistische, ja marxistische junge Frau eingeführt wird, dann aber eine Persönlichkeitskrise durchlebt, als sie mit Geheimnissen und Verschwörungstheorien konfrontiert wird.


    Auch mit den zahlreichen Sachinformationen weiß Eco ein postmodernes Spiel zu treiben. Dass die Tempelritter und ihre mehr oder weniger imaginären Nachfolger auf der Suche nach dem Umbilicus Telluris, dem Nabel der Erde ausgerechnet des titelgebenden Experiments aus dem Jahr 1851 bedürfen, hat durchaus einen Sinn: Das Pendel demonstriert nämlich, wie die Erde sich unter ihm dreht. Der einzig feststehende Punkt bei diesem Experiment ist der Aufhängungspunkt des Pendels, der somit in gewisser Weise wirklich eine Art Nabel der Welt bildet. Die (im Buch auch angesprochene) Pointe dabei ist, dass man ein Pendel an jedem Ort auf der Erdoberfläche aufhängen kann, somit jeder beliebige Punkt der „einzig feststehende“ werden kann.


    Das Foucaultsche Pendel ist deshalb später mit einem Seitenhieb auf den Bestseller von Dan Brown als „Da Vinci Code für denkende Menschen“ bezeichnet worden. Im Gegensatz zu Browns Buch, in dessen Handlung sich die Verschwörungstheorien ja bestätigen, geht
    es bei Eco um die Fiktionalität von Verschwörungstheorien und die Beliebigkeit, mit der sich historische Tatsachen zu irrealen Verschwörungen zusammenimaginieren lassen. Der Roman kann somit als Satire auf oder Polemik gegen die gesamte Esoterik verstanden werden. Tja, was man nicht alles so ganz nebenbei im Internet über den Roman erfahren kann.

  • Andreas, Deine Internetrecherchen in Ehren, aber was ist denn Deine persönliche Meinung zu dem Buch (nicht zu der Hörspielaufnahme)? Die kann ich nicht so recht erkennen.


    Im Übrigen führt der Link zu einer fehlerhaften Amazonseite. Dort sind zwar Titel und Cover der von Dir vorgestellten Hörspielfassung von 2003 abgebildet. Der Auszug aus dem "Buch der 1000 Bücher" und die 99 Rezensionen beziehen sich aber auf den Roman "Der Name der Rose" (mit Ausnahme der Kurzbeschreibung, die sich wieder auf das "Foucaultsche Pendel" bezieht). Es gibt noch eine neuere Hörspielfassung von 2006, da stimmt dann alles.


    Gruß mofre

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    Einmal editiert, zuletzt von mofre ()

  • Ich bin ein absoluter Fan von "Der Name der Rose" (eins der besten Bücher überhaupt), aber "Das Foucaultsche Pendel" habe ich 2 x angefangen und abgebrochen. Irgendwie war das zu hoch für mich.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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  • Hallo,


    auch ich habe das Foucaultsche Pendel als Hörbuch. Dies ist auch bis jetzt das einzige, welches ich nicht zu Ende gehört habe. Vielleicht muss man das nicht beim Auto fahren hören, sondern konzentriert zu Hause. Hab es mir zumindest wieder vorgenommen in der nächsten Zeit zu hören.

  • Ich hab das Buch vor 5 Jahren oder so das erste mal gelesen und fand es super, wenn auch nicht alles auf Anhieb zu verstehen. Es ist schon ziemlich verschlungen aber ich war und bin begeistert von dem Buch. Umberto Eco ist für mich aber auch ein guter Autor.

    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • Der Name der Rose ist eins der wenigen Bücher die ich die letzten Jahre öfter gelesen hab und für mich neben dem Foucaultschen Pendel eins der besten Bücher von Umberto Eco.

    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • Umberto Eco ist ein Fall für sich (für mich): Der Name der Rose ist genial, Das Foucaultsche Pendel habe ich mehrfach angefangen (auch zu hören), Die Insel des vorigen Tages habe ich schnell wieder weggelegt. Ich denke, man braucht dafür viel Zeit und Muße, die ich die letzten Jahre nicht mehr aufgebracht habe. Schade finde ich es schon, und es bleibt eine Herausforderung für dieses Jahr.