Ein Mandarin aus dem China des 10. Jahrhunderts versetzt sich mit Hilfe eines »Zeit-Reise-Kompasses« in die heutige Zeit. Er überspringt nicht nur tausend Jahre, sondern landet auch in einem völlig anderen Kulturkreis: in einer modernen Großstadt, deren Name in seinen Ohren wie Min-chen klingt und die in Ba Yan liegt. Verwirrt und wißbegierig stürzt sich Kao-tai in ein Abenteuer, von dem er nicht weiß, wie es ausgehen wird. In Briefen an seinen Freund im Reich der Mitte schildert er seine Erlebnisse und Eindrücke, erzählt vom seltsamen Leben der »Großnasen«, von ihren kulturellen und technischen Errungenschaften und versucht Beobachtungen und Vorgänge zu interpretieren, die ihm selbst zunächst unverständlich sind.
Ja, also: das Buch war eine deutliche und willkommene Abwechslung zu all den „normalen“ Romanen, die ich sonst meist lese, und ich werde mir auch den Fortsetzungsband „Die große Umwendung. Neue Briefe in die chinesische Vergangenheit“ mal ausleihen, steht vorerst auf meiner Wunsch-Lese-Liste. ;)
Viele Begriffe habe ich leider nicht verstanden, schade, aber die, die ich verstanden habe, waren doch durchaus zum lachen.
Interessant finde ich, dass Kao-tai es schafft, auch intimste Begebenheiten zwar deutlich auf den Punkt gebracht benennt, aber dennoch irgendwie keine anrüchigen Worte gebraucht und sich auch nicht der Beschreibungen schämt.
Ich glaube, dass gar nicht mal der Zeit-Unterschied von 1.000 Jahren entscheidend dafür war, dass Kao-tai die uns bekannte „moderne“ Welt so befremdlich erschien, sondern einfach der kulturelle Unterschied, Zeit hin oder her. Die Chinesen leben einfach ganz anders als die Deutschen, rein von der Kultur her, und das tritt evtl. heutzutage nicht mehr ganz so drastisch zutage, keine Ahnung, aber auch da gibt es sicher Riesen-Unterschiede. Der Aspekt war also für mich ausschlaggebender als die Zeit(reise).
Wie Kao-tai all die fremden Eindrücke und Dinge beschreibt, fand ich sehr amüsant, und überhaupt mag ich die Schreibart, wenn ein Buch aus Briefen oder Tagebucheinträgen besteht.
Aber diese dauernde Kritik an der Zivilisation und ihren Errungenschaften und Folgen, das ging mir aufn Keks, is ja auch nich neu, dass das ein Außenstehender kritisch betrachtet, trotzdem wird das kaum was ändern. Das war mir irgendwann zu viel, zu sehr schwarz-weiß, und bei Kao-tai ist ja alles besser und so. Nun ja... und diese ständigen Wiederholungen: seine geliebte Frau – eine von vielen ;) – sein Lieblingsgetränk und einige andere Dinge mehr, die er immer und immer und immer wieder erwähnt.
Extrem fand ich die Sache mit den Höflichkeiten (Verbeugungen der richtigen Art in der richtigen Menge vor den richtigen Leuten und Bauwerken etc., und die extrem langen Anreden, bei dem man selbst sich klein macht und den Angesprochenen in den Himmel hochlobt), das erscheint mir übertrieben, aber ich habe halt – unhöflicherweise – drüber gelacht ;)