Seite 241-351 ab 26.08.04

  • Diesen Tipp wollte ich allen, die sich z.Z. mit Kafka auseinander setzen, nicht vorenthalten.


    Das Buch enthält Briefe Kafkas an seine Dauerverlobte Felice und andere Leute. Ich habe ein wenig in dem Buch geblättert, hier und da mal einen Brief gelesen.


    "Der Prozess" drückt Kafkas Angst aus. Er beschreibt nichts anderes als hunderte von Malen dasselbe Gefühl in jeweils anderen Bildern.


    Kafka hat "Der Prozess" ja schon 1914 geschrieben, aber das Buch gilt als Fragment, das er nie beendet hat. Ebenso wie seinen andern Roman "Das Schloss" (ganz ähnlich alptraumhaft).


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Dass der Roman ein Fragment ist, ist immer wieder zu merken. Es sind Brüche in der Handlung, die aber nicht sehr stören - eher das Absurde noch hervorheben.


    Beim Lesen versuchte immer wieder zu ergründen, was der "tiefere Sinn" des Romans ist. Ein wenig kam mir das Ganze wie eine Metapher für Leben oder Schicksal vor: das Ausgeliefertsein, die anscheinend freie Entscheidung, und dann doch die letzte Unabwendlichkeit: der Tod. Und immer wieder Türen: Türen, die in eigenartige Räume führen, Türen, die nur erreicht werden können, wenn man Hindernisse überwindet.


    Aber an diesen Werk haben sich schon weitaus Intelligentere versucht als ich und haben auch keine Lösung gefunden.


    Jedenfalls bin ich froh, mich "durchgebissen" zu haben.


    Vergessen werde ich dieses Buch bestimmt nicht, besonders das letzte Kapitel. Ich finde, hier zeigt sich besonders, wie perfekt Kafka mit der Sprache umgehen kann. Es scheint mir auch das Kapitel zu sein, das er am besten überarbeitet hat.

  • Hi zusammen! :wink:


    Ich sehe gerade, dass ich nicht im letzten Thread zur Prozess-Leserunde gepostet hab. Ich werde Kafkas Prozess auf alle Fälle nochmal lesen, meine Beiträge dazu: look my homepage unter Rezensionen.


    Ich hab noch eine Frage zur nächsten Leserunde: Wo wird denn das nächste Buch "ausgehandelt" bzw. wo werden die Lesevorschläge gemacht? Da am 15. ja wieder eine neue veranschlagt ist, welches Buch wird diesmal zusammen gelesen?


    Bye, Ivy

  • Hi Bonprix


    Danke für die Info. Ich werde die Leserunde mal in die Aktuelle Leserunden-Liste meiner Klassiker-Homepage aufnehmen. Zu schade, dass ich im Moment so viele Leserunden mitmache (fünf). Aber ich werde die Beiträge auf jeden Fall im Auge behalten. Und vielleicht melden sich ja noch einige durch meinen Link. Ich werd's gleich aufsetzen.


    :flower:


    Bye, Ivy

  • Hier noch was zu Kafka. Der erste Teil einer neuen Biografie.


    Durch den Prozess bin ich wieder auf meine alte Kafkasucht gestoßen, die mich erneut erwischt hat. Inzwischen habe ich eine Anzahl seiner Kurzgeschichten und Kurztexte nochmal gelesen.


    Ich würde ja gern etwas länger über den Schluss schreiben, weiss aber nicht, ob alle schon so weit sind, nicht dass ich zuviel spoilere.


    Marie

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  • Was das Ende des Buches angeht: Es ist logisch; anders hätte es nicht sein können, weil die ganze Absurdität auf die Spitze getrieben wird. Ein sympathischer Protagonist war K. für mich sowieso nie: Sein Umgang mit Frauen, seine z.T. kriecherische oder dienstbeflissene Art am Arbeitsplatz, seine ständigen Beeinflussungen, usw. Als Person, bzw. konkreter Mensch war er für mich kaum fassbar.


    Es gibt kein allgemeingültiges Verständnis von "Der Prozess", ebenso wenig wie von Kafkas andern Büchern. Ich würde mich auch scheuen, eine Behauptung aufzustellen in dem Sinne: "So und nicht anders hat Kafka dies und jenes gemeint."


    Tatsache ist, dass es ungezählte Zugangsmöglichkeit zu dem Buch gibt. Irgend etwas Faszinierendes scheint aber an Kafkas Literatur zu sein. Er hat ja zu Lebzeiten sehr wenig veröffentlicht; vieles ist nur als Fragment vorhanden. Sein Gesamtwerk umfasst lediglich drei Romane und eine Anzahl Kurzgeschichten bzw. Kurzprosatexte. Dennoch zählt er zu den Großen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Aus seinem Namen wird das inzwischen gängige Wort "kafkaresk" gebildet ("böllig" oder dürrenmattisch" gibt im Vergleich dazu nicht!). D.h. in seiner Literatur sind Aussagen verborgen, die Menschen in beinah 100 Jahren anziehen und in denen sie sich wieder finden.


    Marie

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  • Halihallo! :wink:


    Marie, ich bin völlig Deiner Meinung. Die 1% , welche sich an ihre nächtlichen Träume erinnern können, werden der Traumlogik in Kafkas Werken vielleicht noch mehr abgewinnen. Man nennt es auch Gottes vergessene Sprache.


    Noch eine Frage zu der im Oktober laufenden Leserunde: Wo finde ich den Lesevorschläge-Thread für Oktober? Und welches Buch wird als nächstes gelesen? Ich durchschaue das System hier einfach nicht so ganz. :mrgreen:


    Tschüss, Ivy