Vielleicht hält ihr kleines Bewusstsein hinter den kleinen blauen Fetzen ihrer Augen Zwiesprache mit dem großen Bewusstsein hinter der großen Himmelsdecke.
Klappentext:
Max ist am Ende.
Er hat mit dem Leben abgeschlossen.
Dabei ist er erst Mitte dreissig und hatte es eigentlich geschafft: Als Karrierejurist war er ganz weit oben auf der Leiter. Doch seit dem Tod seiner Freundin Jessie ist alles anders.
Max befindet sich im freien Fall. Die abgebrühte Radiomoderatorin Clara zwingt ihn schließlich zu einer Reise nach Wien, zurück in die Vergangenheit.
Meine Meinung:
Die Geschichte ist folgendermaßen aufgebaut: Der Protagonist reist mit einer ihm nur aus dem Radio bekannten Frau nach Wien, und hält sich dort mit Koks und lediglich dem Erzählen seiner Vergangenheit am Leben, obwohl ihm dieses eigentlich nichts mehr wert ist. So wird immer abgewechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wobei sich auch diese später noch vermischen...
Amüsant fand ich den Umgang zwischen Max und seiner Freundin, ihre Art zu reden, "die alles wie Orakelsprüche klingen ließ":
Wiesen und Felder, die wie Sprungtücher straff gehalten werden mussten, und Reisen in Gebiete, wo es Sammelstellen für unbenützte Großmütter gab.
Und auch Max Art hat mich fasziniert, völlig leblos, direkt und aggressiv verhielt er sich, denn er hat ja nichts mehr zu verlieren.
Unsinn, sagte ich, du bist schon im bekleideten Zustand in der Lage, alle männliche Potenz im Umkreis von hundert Metern zu vernichten.
Der Roman besticht durch seine direkten Dialoge, und die Rücksichtslosigkeit dem eigenem sowie auch anderen Leben gegenüber.
Ich kann es riechen, wenn du eine Erektion bekommst, sagt sie, die Vorhaut schiebt sich zurück und dann stinkt es. Ich rieche es von hier aus.
Ich bin impotent, sage ich. Wunschdenken, sagt Clara.
Juli Zehs Debütroman ist wesentlich einfacher geschrieben, als das bereits von mir rezensierte Buch "Spieltrieb".
Es fehlt zwar die eindeutige Kennzeichnung von wörtlicher Rede, aber sich reinzulesen bereitet wenig Anstrengung, genauso wie der Wechsel zwischen Gegenwart und erzählter Vergangenheit.