AUS DALKYS ARCHIVEN----FLANN O'BRIEN

  • Ich möchte Euch von Flann O’Brien (alias Brian O'Nolan) „Aus Dalkys Archiven“ vorstellen. Wer die folgende Inhaltsangabe liest wird sich wahrscheinlich denken: „Was für ein Blödsinn“. Tja und wer es dann liest wird das gleiche sagen. Für mich allerdings „genialer Blödsinn“.


    „Der absonderliche Wissenschaftler de Selby erfindet eine Substanz zur Zerstörung allen organischen Lebens. De Selby ist durchaus bereit, von seiner Erfindung Gebrauch zu machen, begnügt sich allerdings vorerst damit, innerhalb einer Woche uralten Malt-Whiskey zu destillieren und, mit Hilfe eines mysteriösen Luftkompressionsverfahrens, in einer Unterwasserhöhle der Dublin-Bay bekannte biblische Gestalten oder frühchristliche Kirchenväter wie den Hl. Augustinus zu beschwören und in theologische Diskussionen zu verwickeln. Außerdem tritt in diesem Buch James Joyce auf, und zwar als ältlicher Pub-Wirt, der empört bestreitet, jemals ein Machwerk wie "Finnegans Wake" geschrieben zu haben. Vielmehr gibt sich Joyce als Verfasser jener Traktat-Heftchen zu erkennen, die gern an den Eingangspforten katholischer Kirchen ausliegen, und hat nur einen Herzenswunsch - nämlich Mitglied des Jesuitenordens zu werden.“


    Alles was in diesem Buch beschrieben wird ist so absurd, dass man sich des öfteren an den Kopf langen muss. Hauptsächlich aber deswegen, weil es einem im ersten Moment gar nicht auffällt, was man da alles aufgetischt bekommt. O’Brien beschreibt alles so klar und sachlich, dass man sehr gewillt ist alles für bare Münze zu halten.


    Ein Beispiel:


    Er behauptet, dass Fahrrad fahren in Irland höchst gefährlich ist. Denn:


    Erste Behauptung:
    Alles besteht aus Molekülen. Diese wiederum sind untereinander nicht fest verbunden, bilden quasi ein loses Gefüge. Durch starkes Schütteln bringt man Ihre Ordnung durcheinander.


    Zweite Behauptung:
    Irische Wege sind seeeeeeeehr holprig.



    Fazit:
    Fährt man auf irischen Wegen Rad so vermischen sich auf Grunde der heftigen Holperei die Moleküle des Sattels mit denen des Fahrers.


    Ergo:
    Es entstehen Fahrradmenschen! 8)


    Nicht gerade eine sehr glaubwürdige These nicht wahr, aber die sachliche Erklärung macht einen glauben, dass zumindestens der Erzähler wirklich felsenfest von ihrer Glaubwürdigkeit überzeugt ist.
    Es macht sehr viel Spaß dieses Buch zu lesen, ich hatte es kürzester Zeit verschlungen. Aber um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen. Diese Buch ist nicht oberflächlich, ich finde sogar, dass dazu anregt, über Dinge nachzudenken, über die man vielleicht nicht unbedingt einfach so nachdenken würde.
    Ich finde ein alles in allem sehr lohnenswertes Buch.


    Uli

    Ohne eigene Bücher zu sein, ist der Abgrund der Armut, verweile nicht darin.
    -Ruskin-