Jeffrey Eugenides: Die Selbstmordschwestern/ The Virgin Suicides

  • Hallo @all!


    Hab grad festgestellt, dass eines meiner absoluten Lieblingsbücher noch nicht vorgestellt wurde und möchte das nun schleunigst ändern.


    Inhalt laut Amazon:
    Anfang der siebziger Jahre, in einer von Ulmen gesäumten Vorstadtstraße Nordamerikas, richten sich die Blicke einer Schar junger Männer auf ein Haus. Es ist das Haus der Familie Lisbon mit ihren fünf schönen Töchtern: der gescheiten Therese, der pingeligen Mary, der asketischen Bonnie, der scharfen Lux und der blassen, lammfrommen Cecilia. Als sich die jüngste von ihnen aus dem Fenster stürzt, im Sommer, der Zeit der Schlammfliegen, beginnt das "Jahr der Selbstmorde", das die in Baumhäusern, auf Dächern und auf Kühlerhauben versammelten Beobachter für immer verändern wird.


    Das Buch handelt von den Lisbon-Schwestern, die von ihren Eltern so gut wie möglich von der Außenwelt abgeschottet leben. Als sich die jüngste umbringt, erlauben die Eltern den Kindern für kurze Zeit Kontakt mit der Außenwelt. Die Nachbarjungs, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, dringen ein bißchen in die Isolation der Mädels ein, woraufhin die Eltern, denen dies nur allzu suspekt ist, die Mädchen völlig einsperren und sogar von der Schule fernhalten. Die Katastrophe endet mit den Selbstmord aller Mädels.


    Das Buch wurde von Sophia Coppola (Regiedebut) unter dem englischen Originaltitel "The Virgin Suicides" mit Kirsten Dunst verfilmt - und auch der Film hat mich sehr beeindruckt.


    Der Autor: Jeffrey Eugenides wurde 1960 in Detroit/Michigan geboren und lebt nun mit Frau und Tochter in Berlin.


    Fazit: Für mich trotz der tragischen Thematik ein wunderschönes Buch. Jeffrey Eugenides ist ein unglaublicher Erzähler, der Stimmungen perfekt einzufangen versteht.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Hallo Azrael,


    das Buch habe ich leider noch nicht gelesen, wohl aber die Verfilmung im Fernsehen gesehen, die mir sehr gut gefallen und auch mich sehr beeindruckt hat. Mir war nicht bekannt, dass es sich um eine Bucherverfilmung handelte. Also.....ist mal wieder ein Buchkauf fällig.


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • Hallo Bonprix,


    hat der Film auch so geheißen? Mir sagt der gar nichts. Das Buch kenne ich sicher nicht.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Hallo Helga,


    ich habe den Film im niederländischen Fernsehen gesehen, also im Original. Daher nehme ich an (die Ausstrahlung ist schon eine Weile her) das der Filmtitel >The Virgin Suicides< war.
    Wie der Film in der deutschen Übersetzung heisst, weiss ich leider nicht.


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • schnakchen: Also ich hab zuerst das Buch gelesen und dann den Film gesehen. Werd das Buch aber sicher nochmals lesen - auch jetzt nach dem Film.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Den Film habe ich gesehen, aber das Buch nicht gelesen.


    Habe ich das richtig in Erinnerung, dass es sich um ein tatsächliches Geschehen handelt? Oder ist es doch ein fiktionaler Roman?


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Also das wäre mir neu, Marie. Auch am Buchcover steht Roman, ich konnte nichts dazu finden, dass das auf einer wahren Begebenheit beruhen soll. Ich glaub, das verwechselst du mit einem anderen Buch.. :scratch:

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Nein, das Buch habe ich noch nie in der Hand gehabt.


    Ich meine mich erinnern zu können, dass im Abspann des Films so etwas erwähnt worden wäre,


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • ??????????????


    Ich habe unter den ISBN Nummer -342312041X- -392902912X- und
    -3423085177- drei verschiedene Taschenbuchausgaben des Buches gefunden von dtv, Rowohlt und noch einem Verlag.


    Und jetzt noch eine?
    Haben die andern sich zu schlecht verkauft, dass sie nicht nochmal aufgelegt wurden?
    Oder gilt das Copyright jweils nur für eine bestimmte Auflagenzahl?
    Weiss börsenblatt mehr?


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • "Die Selbstmord-Schwestern" habe ich gelesen, weil mich "Middlesex" sehr beeindruckt hatte. Ich fand den Roman klasse, muss aber sagen, dass mich die Verfilmung mit Kirsten Dunst noch mehr berührt hat.


    Im Film spürte man die jugendliche Hoffnung, die räumlichen und moralischen Grenzen für die Mädels noch stärker als im Roman. Vielleicht lag es aber auch an dem tollen Soundtrack, der die Handlung perfekt untermalte und förderte.


    Empfehlenswert finde ich beide Versionen! :thumleft:


    Hier ist der Film nicht nur ein Abklatsch des Buches, sondern ein eigenständiges Werk.


    Was schnakchens Frage angeht, würde ich sagen, es ist egal, in welcher Reihenfolge man sich die mit den Versionen der "Selbstmord-Schwestern" vertraut macht.


    Und bezüglich Maries Frage:
    das Buch war letztes Jahr tatsächlich vergriffen und wurde neu aufgelegt, nachdem Rowohlt so einen Erfolg mit "Middlesex" hatte. :!:

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Habe gestern "DIe Selbstmordschwestern" zu Ende gelesen und war tief beeindruckt. Das Buch ist sehr poetisch und keinenfalls reißerisch, wie der Titel evtenuell vermuten lässt. Bei mir rangiert es auch weit vor "Middlesex" .

  • Nachdem ich das Buch nun auch beendet habe, wundere ich mich, dass das Urteil hier so positiv ausfällt, denn mich konnte das Buch absolut nicht begeistern. :thumbdown: Vielleicht habe ich einfach etwas anderes erwartet....


    Die Figuren der Mädchen erschienen mir viel zu oberflächlich und schwer gegeneinander abzugrenzen - aber das Problem hatten ja wohl die erzählenden Jungen auch.
    Desweiteren haben mich die häufigen Vorgriffe sehr gestört, die dem Buch das Minimum an Spannung auch noch genommen haben, so dass man bei dem Wenigen, was überhaupt passiert, schon lange zuvor weiß, dass es passiert.


    Und poetisch fand ich es nun auch keineswegs...



    Dazu wirkte auf mich die ganze Szenerie viel zu amerikanisch - und noch dazu unrealistisch.


  • Anriel : Nun, ich denke, das Ganze sollte sicher kein Krimi sein, daher passt das Vorwegnehmen von Ereignissen auch. Diese Selbstmorde stehen eigentlich weniger im Mittelpunkt, als die Atmosphäre, die diese Mädchen umgibt.
    Auch finde ich, es soll kein Tatsachenbericht sein, daher kann man das, was in dem Buch passiert auch nicht mit der Realität vergleichen.

  • SiriNYC
    Mir war schon klar, dass das kein Krimi ist. :wink: Spannend ist für mich auch ein Buch, dass mich fesselt, weil es interessant ist - einfach jedes Buch, wo man wissen möchte, wie es weiter geht. Das muß dann kein Krimi sein.
    Aber bei diesem Buch war es das nicht.
    Du schreibst, was es alles nicht ist - aber was soll dieses Buch dann sein?
    Selbst wenn es bloß eine Atmosphäre einfangen sollte, so finde ich, dass nicht mal das gelungen ist, weil für mich zur Atmosphäre immer auch die Landschaft oder die Menschen gehören - oder beides. Die Umgebung spielt in dem Buch ja eigentlich nur insofern eine Rolle, als dass die Nachbarschaft die Geschehnisse quasi ignoriert. Aber die Personen sind für mich nicht fein genug ausgestaltet, um Atmosphäre zu "transportieren". Falls damit irgendwie deutlich wird, was ich meine.
    Vielleicht war es auch einfach das falsche Buch zur falschen Zeit. Mir hat es jedenfalls nicht gefallen.
    Und dass es kein Tatsachenbericht sein soll... naja gut - aber es soll ja "nach einem wahren Fall" geschrieben worden sein und fände ich ein bißchen mehr Realismus nicht schlecht. :-?

  • "Die Selbstmord-Schwestern" hat mich sehr berührt. Nein, spannend ist dieses Buch nicht, poetisch sicher. Das Buch erzählt aus der Perspektive der Nachbarsjungen, aber da immer nur von "wir" gesprochen wird, verschwinden auch diese wie die Mädchen in einer uniformen Stimme. Sie tragen Fakten zusammen, wie auch Andenken an die Mädchen, in die sie vielleicht nur wegen der Unnahbarkeit verliebt waren. Aussagen von Nachbarn, Eltern, Lehrern, Mitschülern, Ärzten werden fast wie in einem Polizeibericht wiedergegeben, dieser Tonfall wirkt sehr amerikanisch, gefällt mir aber und passt zum Buch. Wie Anriel schon sagt, gewinnen die Mädchen dadurch keine individuellen Konturen, wie es für die Jungen auch manchmal schwer ist, die Mädchen, die sie wochenlang nicht gesehen haben, unterscheiden zu können. Für mich erzählt das Buch von verlorener erster Liebe, von der Schwierigkeit erwachsen zu werden, von der Schwierigkeit von Eltern Kinder in die Selbständigkeit zu entlassen. Es ist melancholisch, gar nicht so sehr wegen der Selbstmorde, sondern wegen dem wehmütigen Ton, indem die ganze Geschichte erzählt wird. Ich glaube, diese Selbstmorde sollen auch die verlorenen Träume der Jugend symbolisieren. :thumleft:


    Katia


    P.S. und nochmal ein Ausgabe!

  • Jetzt habe ich endlich gestern auch den Film zum Buch gesehen. Er kommt sicher inhaltlich dem Buch sehr nahe und ist interessant umgesetzt, ich würde ihn aber eher als eigenständiges Werk neben dem Buch ansehen. Im Film sind einige ironische/satirische Momente eingebaut, die ich im Buch eher "tragisch" verstanden habe. Außerdem kommt m.E. die Atmosphäre des immer mehr verfallenden Hauses und Lebens der Familie Lisbon nach Lux`"Fehltritt" mit Troy im Film nicht richtig zur Geltung. Im Film ist eher alles etwas Flower Power - Hippie - mäßig dargestellt.
    Vielleicht wollte Sofia Coppola aber auch keinen so düsteren Film machen, wie es dem Buch entsprochen hätte.

  • Sehr schönes Buch.
    Die trockene Wiedergabe des Geschehenen gepaart mit dem Erzählerempfindungen hat mich sehr fasziniert.
    Es ist nicht knallhart wie ein Tatsachenbericht geschrieben, und auch nicht gefühlsduselig übertrieben.
    Man kann einfach nicht sagen, was Menschen zu solch einer Tat treibt, und erst recht nicht, was die Mädchen dazu getrieben hat.
    Bin gespannt auf mehr von Jeffrey Eugenides.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Ich kenne bisher nur den Film, den ich durch zu Fall einmal im Laden gesehen und gleich mitgenommen habe. Da er mir auf seine Weise gut gefallen hat, ist das Buch jetzt natürlich auch gleich auf meiner Wunschliste gelandet. Demnächst werde ich wohl einmal Einkaufen gehen müssen… :loool:

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde