"Mein Leben" von Marcel Reich-Ranicki

  • Ich bewundere den Herrn Reich-Ranicki sehr und bis jetzt konnte ich
    mich auf sein Urteil immer verlassen. Ich halte es nicht für
    selbstverständlich, dass man als Literaturkritiker auch schreiben
    kann, aber da die Kommntare zum größten Teil postiv ausfallen, werd ich
    mir dieses Buch schnellstens zulegen. :winken:

  • klaus,
    da kann Andreas nichts für. Über die Suchfunktion findet man den Thread nicht. Das ist ja das Blöde am "Ich lese gerade-Thread" (habe ich übrigens schon gesagt, dass ich ihn überflüssig halte :-, )
    Insofern wäre es besser, diesen Thread aus dem "Ich-lese-gerade-Bereich" wieder rauszuschieben, damit er im Rezi-Index erscheint.


    grüße von missmarple, die deine Zeit von 14 Minuten übrigens für gerade mal akzeptabel hält :loool:

  • Heute abend dürfen wir uns dann alle die Verfilmung ansehen, ich bin schon sehr gespannt! :)


    Obwohl, Ranicki selbst sagte ja, dass er einen guten Film, keine gute Buchadaption erwarte. Begeistert bin ich schon im Voraus von dem Cast - Matthias Schweighöfer und Katharina Schüttler sind zwei begnadete Schauspieler, die gemeinsam vor der Kamera wirklich eindrucksvoll wirken dürften.



    Werdet ihr den Film ebenfalls sehen?


    Liebe Grüße,
    funke

  • Dieser Film war bereits vor einigen Tagen auf ARTE zu sehen, ich fand ihn sehr sehenswert, Reich-Ranicki hatte wirklich ein sehr bewegtes Leben! Zur Umsetzung des Buches kann ich nichts sagen, weil ich es nicht gelesen habe.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Ich habe den Abend im Biergarten verbracht, das schöne Wetter darf man ja nicht ungenutzt verstreichen lassen. Bin aber sehr gespannt auf den Film, den mir mein Schatz aufgezeichnet hat. Und auch das Buch ist schon auf meine Wunschliste gewandert.

    "Was immer geschieht: Nie dürft Ihr so tief sinken,
    von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken!"
    (Erich Kästner)

  • Ich habe den Film schon gesehen, das Buch aber (noch) nicht gelesen. Der Film ist sehr schön, wenngleich mir etwas zu wenig vom späteren Leben Ranickis drin vorkommt, denn genau das hätte mich am meisten interessiert und da hoffe ich ganz klar auf das Buch. Ich möchte wissen, was danach war, wie es weiter ging mit seiner Literaturkritikerkarriere, wie es zu seinen 20 geschriebenen Büchern kam und und und. Natürlich war es sehr erschütternd, informativ und geschichtlich wichtig von der Deportation, etc. zu erfahren, aber für mich persönlich hätte der Film ruhig Überlänge haben können und bis in die aktuelle Zeit gehen können!


    Liebe Grüße von Tanni

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • „Die Literatur ist mein Lebensgefühl. Das lassen, glaube ich, alle meine Ansichten und Urteile über Schriftsteller und Bücher erkennen, vielleicht auch die abwegigen und verfehlten. Letztlich ist es ja die Liebe zur Literatur, die mitunter sogar ungeheuerliche Leidenschaft, die es dem Kritiker ermöglicht, seinen Beruf auszuüben, seines Amtes zu walten. Und bisweilen mag es diese Liebe sein, die anderen die Person des Kritikers erträglich und in Ausnahmefällen sogar sympathisch macht. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Ohne Liebe zur Literatur gib es keine Kritik.“ (S. 437 Marcel Reich-Ranicki in „Mein Leben“)


    Marcel Reich-Ranicki erzählt in seiner Autobiografie gelebte Geschichte. Sie ist spannend wie ein Roman und doch weiß man, das sind die existenten Erlebnisse eines Mannes. Als Jude in Polen geboren, kam er als 9jähriger Junge ins „Land der Kultur“ nach Berlin. Schon in jungen Jahren lernte er die Literatur und das Theater lieben. Aber nur wenige Jahre später erlebte er ein ganz anderes Berlin. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten lebte er nun in einem Land, in dem Juden zunächst schikaniert, dann verfolgt, deportiert und vergast wurden. Auch seine geliebten Bücher sah er brennen. Er selbst wurde nach Warschau ausgewiesen. Dem Warschauer Ghetto, in dem er mit seiner Frau Tosia unter unmenschlichen Bedingungen ums Überleben kämpft, entkamen beide nur mit viel Glück den deutschen Exekutionskommandos und fanden Unterschlupf bei einem polnischen Ehepaar. Nach dem Ende des Krieges blieben die Reichs zunächst in Polen, unter anderem war er für den Geheimdienst tätig, aber nie verlor er die Literatur aus den Augen. Bis er dann die sich ihm bietende Gelegenheit nutzte und mit Frau und Sohn nach Deutschland zurückkehrte. Beeindruckend ist besonders seine Art, sein Leben zu schildern, in einfachen Worten, unmissverständlich, schnörkellos, ohne Bitterkeit, selbstkritisch und – wie ich finde - sehr berührend und trotzdem unterhaltend. Die Jahre, in denen er ständig um sein und das Leben seiner Lieben bangen musste, beschreibt er mit großer Distanz, dafür sehr detailliert. Wie ein roter Faden zieht sich die Literatur durch sein Leben und letztlich gelang es ihm, auch ohne akademische Ausbildung, seinen Kindheitstraum, Literaturkritiker zu werden, verwirklichen. Er machte sich schnell einen Namen, wurde und wird von den Autoren eher gefürchtet als geliebt. Durch seine Literatursendung „Das literarische Quartett“ wurde er auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt, seine Verrisse sind teilweise legendär. Neben den historischen Ereignissen, die Reich-Ranicki in seiner Autobiografie so prägnant beschreibt, gibt er gleichzeitig auch einen Abriss über die deutsche Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts, den ich in dieser Form bisher nirgendwo fand. Habe ich MRR als Kritiker schon immer geschätzt, habe ich jetzt auch den Menschen Marcel Reich-Ranicki im Blick und sehe ihn ein wenig mit anderen Augen. Er lebt zurückgezogen, Freundschaften scheinen immer nur Nähe auf Zeit zu sein. Er ein polarisiert, hat eine eigene Meinung und vertritt diese vehement, auch wenn er andere damit gelegentlich brüskiert.
    „Mein Leben“ ist wohl eine der bemerkenswertesten Biografien, die ich bisher las. Dieses Buch bekommt meine unbedingte Leseempfehlung. Marcel Reich-Ranicki hat als einer der letzten Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts viel zu berichten. Deshalb bedaure ich die Lücke, die sich seit der Veröffentlichung seiner Autobiografie bildet.