Régine Pernoud - Königin der Troubadoure

  • Kurzbeschreibung
    Vor dem Hintergrund der bewegten Geschichte im 12. Jahrhundert lässt die französische Historikerin das Privatbild der umstrittenen Fürstin nicht zu kurz kommen und entwickelt mit gründlicher Kenntnis der Details überzeugend die Wandlung der umschwärmten, koketten und nicht selten leichtfertigen Eleonore zur Reife der vereinsamten Frau, die als Achtzigjährige fast alle ihre Kinder überlebte. (Quelle: amazon)



    Meine Menung
    Ich bin ganz erstaunt, das es noch keine Rezension über dieses aussergewöhnliche Buch gibt.
    Regine Pernoud beschreibt ausführlich das Leben der Eleonore von Aquitanien. Eigentlich eine Biografie, liest es sich aber flüssig und durchaus spannend wie ein Roman. Das Buch beginnt mit der Hochzeit der jungen Eleonore mit dem Thronerben von Frankreich. Die Autorin versteht es sehr anschaulich, die politischen Umstände darzustellen, warum es zu dieser Hochzeit kam. Auch im weiteren erklärt sie immer sehr gut und verständlich die Hintergründe für das Handeln der einzelnen Personen.


    Eleonore hatte ein bewegtes Leben. 15 Jahre dauerte die Ehe mit Ludwig. Wir begleiten die beide auf den Kreuzzug nach Jersualem, erfahren, wie es zur Trennung kam und wie sich schließlich Eleonore und Heinrich Plantagenet fanden. Zuerst wohl eine stürmische Liebe, aus der 8 Kinder hervorgingen, wurde die Beziehung später feindlich und Eleonore paktierte zugunsten ihrer Kinder gegen Heinrich. Das brachte ihr eine längere Gefangenschaft ein. Noch zu Heinrichs Lebzeiten gab es Rangeleien um die Nachfolge. Die Autorin zeigt das Hin und Her des Taktieren und Paktierens, an dem Eleonore rege beteiligt war. Nach Richards frühem Tod versuchte sie, ihr Reich zu retten, aber hochbetagt muss sie erleben, wie alles zerfällt wofür sie gelebt hat.

    Es ist sehr interessant, zu sehen, wie das Leben des Herrscherpaares war. Mich hat vor allem das plastische Vor-Augen-Führen des ewigen Herumreisens beeindruckt.
    Es wird wirklich so ziemlich jede Lebensphase beleuchtet, und das auf so eindruckvolle und anschauliche Weise, das man wirklich glaubt, dabei zu sein. Man sieht förmlich die Personen, die man als Leser von Historischen Büchern schon aus Romanen kennt. Regine Pernoud aber schafft es, das sie mir als wirkliche Menschen, die real gelebt, gelitten, gekämpft und auch geliebt haben, erscheinen. So stark hab ich das noch in keinem Roman empfunden.


    Da es sich um eine Biografie handelt, gibt es so gut wie keine wörtliche Rede. In normalen Romanen empfinde ich es oft als Manko, weil es unlebendig wirkt, aber in diesem Fall ist es in keiner Weise langweilig oder trocken. Es passt ganz einfach. Ich habe es mit großem Genuss gelesen und z.T auch mitgefiebert, obwohl ich die Geschichte natürlich kannte.
    Man merkt auch, wie viel Bewunderung die Autorin ihrem "Objekt" Eleonore empfindet. Und auch, das sie eine gewisse Schwärmerei für ihren bekanntesten Sohn, Richard Löwenherz, empfindet. Das ist das einzige Makel, den ich anführen könnte. Richard wird ein wenig zu viel beweihräuchert und ins rechte Licht gerückt für meinen Geschmack.


    Aber das schmälert meine Meinung zu dem Buch nicht wirklich.
    Für alle, die gerne fundierte historische Romane lesen ist dieses Buch auf jeden Fall ein Muss. Es ist genau, ohne zu langweilen; bildgewaltig, ohne zu Verherrlichen. Und voller interessanter Personen, die europäische Geschichte gemacht haben.

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

  • Danke Darcy für diese umfassende Vorstellung! Ich fand diese Biografie ebenfalls sehr gelungen! :thumright:


    Zitat

    Original von Darcy
    Das ist das einzige Makel, den ich anführen könnte. Richard wird ein wenig zu viel beweihräuchert und ins rechte Licht gerückt für meinen Geschmack.


    Das hat mich auch etwas gewundert. Ihm wird in dem Buch ja sogar sein eigenes Kapitel zugestanden. Schrieb Pernoud nicht später noch eine eigene Biografie über ihn? Als ich die Kapitel las, hatte ich häufig den Eindruck, dass beide ein ehemäßiges Verhältnis zueinander hatten, weniger eine Mutter-Sohn-Beziehung.


    Sehr beeindruckend fand ich auch, dass Eleonore ihren Mann auf den Kreuzzug begleitete, so wie viele andere Frauen der Zeit. Ich hätte mir nicht vorgestellt, dass ein solcher Kreuzzug auch Züge einer Spazierfahrt hatte...
    wieder etwas gelernt! ;)


    Eine Frage noch:
    "Königin der Troubadoure" ist eine Biografie. Sollte sie dann nicht auch in die entsprechende Kategorie verschoben werden?

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Zitat

    Original von Fezzig
    Eine Frage noch:
    "Königin der Troubadoure" ist eine Biografie. Sollte sie dann nicht auch in die entsprechende Kategorie verschoben werden?


    Fezzig
    Du hast Recht, dort gehört die Buchvorstellung hin! :idea:
    Ich habe daher den Thread zu den >Biografien< verschoben.
    Gruss Bonprix :wink:

  • [Blockierte Grafik: http://foto.arcor-online.net/palb/alben/32/613332/400_3563633837643862.jpg]


    Alienor d´Aquitaine ist eine faszinierende Persönlichkeit. Außer der genannten Biographie von Régine Pernoud empfehle ich Interessenten auch noch die von Alison Weir : "Eleanor of Aquitaine. A Life "

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Zitat

    "Königin der Troubadoure" ist eine Biografie. Sollte sie dann nicht auch in die entsprechende Kategorie verschoben werden?


    Oops, da hab ich nicht richtig nachgedacht :uups:. Danke fürs Verschieben.



    Zitat


    Zitat:
    Original von Darcy
    Das ist das einzige Makel, den ich anführen könnte. Richard wird ein wenig zu viel beweihräuchert und ins rechte Licht gerückt für meinen Geschmack.
    Das hat mich auch etwas gewundert. Ihm wird in dem Buch ja sogar sein eigenes Kapitel zugestanden. Schrieb Pernoud nicht später noch eine eigene Biografie über ihn? Als ich die Kapitel las, hatte ich häufig den Eindruck, dass beide ein ehemäßiges Verhältnis zueinander hatten, weniger eine Mutter-Sohn-Beziehung.


    In letzter Zeit habe ich auch eher gelesen, das die Bewunderung für Richard Löwenherz etwas relativiert wird, auch ein wenig zu Gunsten seines unbeliebten Bruders John Lackland.

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

  • Ich kann mich den sehr guten Bewertungen nur bedingt anschließen, obwohl das Buch bei mir mit 3,5 :bewertung1von5: immer noch ziemlich gut abgeschnitten hat.


    Es ist ein penibel recherchiertes Werk, keine Frage. Jede Kleinigkeit ist historisch fundiert und dafür verdient die Autorin großen Respekt. Ich bin sicher, dass ich sehr viel an Wissen mitgenommen habe.


    Doch ich muss sagen, dass das Lesen oft sehr mühselig war. Ich hatte das Gefühl, dass man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen konnte, da die Fülle von Namen und (Orts-)Beschreibungen mich schier überwältigt hat. Ich muss sagen, dass ich mich mit Frankreich des 12. Jahrhunderts bisher noch gar nicht beschäftigt habe und mir deswegen fast alle Namen ein Rätsel waren. Und dann waren es auch noch so viele, dass ich irgendwann aufgegeben habe, alle auseinanderhalten zu wollen. Bezeichnend ist das Namenverzeichnis am Ende des Buchs (welches ich erst nach dem Lesen entdeckt habe), welches über mehrere Seiten geht.


    Auch hatte ich oft das Gefühl, dass die Autorin abschweift und sich mit allem Möglichen auseinandersetzt, nur nicht mit Eleonore. Vielleicht bin ich da auch zu streng, aber ich habe bei Weitem nicht das Gefühl, dass die Darstellung ihrer Person hier ausgeschöpft wurde. Dafür habe ich ein ziemlich gutes Bild von Ludwig VII., Richard I. und Heinrich II. erhalten, obwohl es primär nicht um sie geht.


    Bei aller Kritik muss ich aber sagen, dass die Autorin Konflikte gut darzustellen vermag, ich war jedoch manchmal von den Verknüpfungen - auch wieder mit den schier unendlichen Menschenmassen - etwas überfordert. Kleinere zusätzliche Recherchen haben ab und zu Abhilfe schaffen können, aber wenn ich wirklich alles verarbeiten wollen würde, wäre Dauerrecherche zu meinem besten Freund geworden.


    Ich fühle mich aber noch nicht entmutigt, mich mit der Person der Eleonore weiter zu beschäftigen, und werde sicherlich nach weiteren Biografien oder biografischen Romanen Ausschau halten.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



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