George Orwell - 1984/ Nineteen Eighty-Four

  • Eine allgemeine Überwachung von Schulgeländen ist sicherlich interessant. :twisted:


    VORSICHT, AB HIER WIRD'S SATIRISCH:


    Wieso bei den Fahrradständern stehen bleiben? Wieso nicht auch in den Klassenräumen bei Arbeiten eine dauernde Überwachung einschalten um das Schummeln einzuschränken? Oder in den Toiletten, damit keiner mehr Drogen handeln kann. Und auf Klassenfahrten pflanzen wir allen Schülerinnen oder Schülern einen GPS-Chip ein, damit sie nicht verloren gehen und man sicher sein kann, dass sie nach Zapfenstreich in ihren Betten sind.


    Ich meine: "Wer sich an die Regeln hält, der hat ja auch nichts zu befürchten, oder?" (Hatten die Jungs von der GESTAPO und der Stasi doch auch so gesehen und die Freunde vom KGB auch). Nein, man muss "1984", "2068" oder ähnliche Titel nicht lesen um eine Meinung zu diesen Dingen zu entwickeln. Viel besser ist es, gar keine Meinung zu diesen Themen zu entwickeln. Oder nach Einzelfällen der Vorteile einer solchen Überwachung zu gehen, ohne sich Kriminalstatistiken anzuschauen. Privatsphäre wird ja auch total überbewertet. Warum also nicht eine Kamera in jedem Fernseher, der überwacht, wer gerade eventuell in seinem Wohnzimmer beim Fernsehen eine kleine Bombe baut.


    ENDE DER SATIRE (denkt bitte an Tucholsky. Ich möchte hier etwas veranschaulichen, was vielleicht daran liegt, dass ich ein Deutschlehrer bin. Ihr kennt diese Typen ja)

  • Wir haben es im Englisch Unterricht gelesen, an sich finde ich das Thema ja ganz interessant, aber durch die langweiligen Diskussionen im Unterricht wurde es mir richtig unsympathisch.
    Ich werde es aber "nochmal" lesen, wenn ich "groß" bin ;) Nur um einen anderen Blickwinkel zu ertasten :)

  • Meiner Meinung nach ist 1984 heute aktueller denn je. Nicht nur wegen der Thematik der Ueberwachung, nein. Die Behandlung derer gehoert natuerlich auch zu den grossen Leistungen Orwells.
    Fuer mich ist vielmehr die erste der drei folgenden Zeilen und die zugehoerige Erklaerung im fiktiven "Buch im Buch" der Schluesselsatz des Buches schlechthin:


    Zitat


    WAR IS PEACE
    FREEDOM IS SLAVERY
    IGNORANCE IS STRENGTH


    (Eine weitere Erklaerung waere zu ausschweifend - diejenigen, die das Buch gelesen haben, wissen wovon ich spreche. :mrgreen: )


    Gruesse, busfahrer

    zuletzt gelesen: "The Great Gatsby" von F. Scott Fitzgerald
    aktuell: "Die Brüder Karamasow" von Fjodor M. Dostojewskij

    Einmal editiert, zuletzt von busfahrer ()

  • Mein Urteil ist ziemlich Zwiespältig.
    Ich habe sehr lange daran gelesen (bzw. mit langen Pausen und zwischengeschobenen Büchern) und außerdem auf Englisch, sodass ich vorallem den ersten Teil nicht so gut verstanden habe (im 2. und 3. scheint sich mein Englisch verbessert zu haben, aber es sind sicher trotzdem noch einige Details flöten gegangen).


    Einerseits stimmt sicher das, was hier schon gesagt wurde. Dass das Buch damals revolutionierend war, besonders wegen der politischen Situation. Die Aussage des Buches finde ich deswegen wichtig und ich zweifle auch nicht an, dass 1984 berechtigterweise zu den Klassikern gehört.


    Aber mit Orwells Schreibstil konnte ich mich irgendwie nicht anfreunden. Die Handlung ist mir insgesamt viel zu langsam (was sicher auch daran liegt, dass es hier mehr um die Lebensbedingungen geht, die beschrieben werden müssen). Die schon erwähnten Seiten aus Goldsteins Buch habe ich letztendlich übersprungen.
    Die politisch-rebellische Ader Orwells kommt für mich mehr durch, als die schriftstellerische.
    Was ja auch seine Berechtigng hat, aber deswegen kann ich mein Urteil eben nur teilen in Aussage und Umsetzung.


    Interessant fand ich am dritten Teil


    Aber nochmal zu den Parallelen in unserer Welt:
    Was genau meint ihr? Dass man mehr und mehr überwacht wird? Dass es immer noch eine Klassengesellschaft gibt?


    Auf die Serie Big Brother kann man sich doch eigentlich nicht beziehen, da die Leute da ja wissen, was mit ihnen passiert und vorallem machen sie es freiwillig, oder?

    "Es ist besser für das was man ist gehasst, als für das was man nicht ist geliebt zu werden."


    auf dem Nachttisch :study::
    Darren Shan - "Fürst der Schatten"

  • Na ja - aber Big Brother wird ja auch im Buch zig Mal genannt.
    Einfach, weil man andauernd beobachtet wird.


    In der Serie wissen die Leute das schon, aber ich denke, es ist unter anderem aus diesem Grund entstanden...

    Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.


    Hermann Hesse


    :study: Emma von Jane Austen

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass De Mol den Titel "Big Brother" aus Orwell's 1984 abekupfert hat. Und somit kann man sich sehr gut darauf beziehen. Um nichts anderes als die totale Überwachung ging es den Machern. (Läuft der Sch****rott eigentlich noch?)


    Natürlich greift und das Buch nicht mehr so stark an, eben weil vieles Realität geworden ist.
    Überwachungskameras findest Du schon an vielen Stellen.


    Die 40 Seiten Goldstein Buch sind etwas "daneben" geraten. Hier erklärt Orwell ziemlich komprimiert, was er eigentlich mit seinem Buch aussagen will und im Laufe der Geschichte nicht geschafft hat. Und der Teil ist eben wie ein Sachbuch über Wirtschaftswissenschaften geschrieben und nicht wie ein Roman. Ob das nun gut oder schlecht ist, weiß ich auch nicht so richtig. :-k


    Allerdings gibt es eine Sache, über die ich noch immer nachdenke (habe das Buch erst kürzlich gelesen. Den Film schonmal vor Jahren gesehen)...... Warum lässt die Partei nur seine eigenen Mitglieder überwachen und nicht die Proles? Okay, es ist erklärt..... von ihnen soll keine Gefahr ausgehen. Aber ich denke in einem solch totalitären Staat würde auch die normale Bevölkerung überwacht werden. Der Teleschirm im Versteck zählt nicht, da der vermutlich naträglich angebracht wurde.
    Warum also glaubt ihr verschont Orwell die Proles? (oder ist dieser Bereich nicht zum diskutieren über Inhalte gedacht. Bin doch noch neu hier)
    Gruß
    Alex

    Im Leben kann man auf vieles verzichten. Außer auf Katzen und Bücher!


    :study: Der Drachenbeithron von Tad Williams
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    mb-db

  • Eine Möglichkeit wäre, dass die Partei noch nicht genug Kapazitäten hat. Vielleicht sind die Mitglieder noch nicht zahlreich genug, um die Proles, die ja glaube ich den Löwenanteil der Bevölkerung ausmachen, mitzuüberwachen.


    Ist nur 'ne Theorie.

    Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht überwindet, erst dann wird es Frieden geben.
    Jimi Hendrix

  • MrCeline
    Doch, doch, diese Threads sind auf jeden Fall auch zum Diskutieren gedacht! Das ist ja der eigentliche Sinn des Forums, sich über Bücher auszutauschen. Nur mit Spoilern muss man ein bisschen aufpassen.


    Aber warum die Proles nicht überwacht werden, weiß ich auch nicht.. Für Orwell scheinen sie eben wirklich ungefährlich zu sein. Aber warum eigentlich? Ich habe bei den zig Seiten Theorie völlig abgeschalten und sie schließlich überblättert, deswegen habe ich es wohl nicht ganz mitbekommen.


    Das mit der Überwachung finde ich auch etwas unrealistisch in dem Buch. Mit Kameras wird es heute ja wie gesagt teilweise auch gemacht, aber wie soll man denn sehen, ob einer von etlichen Parteimitgliedern beim Frühsport nicht weit genug runter kommt?
    Und eigentlich müssten die Überwache ja auch noch überprüft werden usw...

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    Darren Shan - "Fürst der Schatten"

  • Was sind den Spoiler? Kenn das nur vom Manta #-o
    Ich vermute mal, das Ende vorab zu verraten..... :-#


    Hm, also eure beiden Theorien überdecken sich schon ein wenig. Frühsport kann nur überwacht werden, wenn genug Mitglider in der Partei sind, die an der anderen Seite sitzen und mit gucken.


    Die Teleschirme könnten doch auch einfach nur dahängen und überwachen. Und man weiß nie, ob man nun beobachtet wird oder nicht. Allerdings hätte das wohl den selben Effeckt, wie heute mit der Polizei. Kannst ruhig was anstellen. Die gucken eh nicht. :-,


    Hm... als ganz zufrieden bin ich aber noch nicht mit den Gedanken. Von 80% der Bevölkerung kann doch eine gewisse Gefahr ausgehen, der sich die Partei (seit ca. 60 Jahren an der Macht) nicht einfach so aussetzen will.....


    Weitere Vorschläge? :D

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  • Zitat

    Original von MrCeline
    Was sind den Spoiler? Kenn das nur vom Manta #-o
    Ich vermute mal, das Ende vorab zu verraten..... :-#


    Spoilern müsstest du Textpassagen die zu viel über den Inhalt den Buches verraten. Schlüsseszenen, wichtige Handlungsstränge und natürlich das Ende sowieso. :wink:
    (Das ist übrigens das graue SP Kästchen, dort kannst du dann den Text den du spoilern möchtest eintragen)

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


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  • Zur Frage der Proles: In der Geschichte ist es in der Regel nicht das Proletariat, das eine revolution durchführt, sondern meist sind es unzufriedene Vertreter der Mittelschicht, die das unterdrückte Volk vorgeblich "befreien" durch die Revolution um es hinterher häufig umso schlechter zu behandeln. Insofern ist es logisch, Parteianhänger vornehmlich zu überwachen, da von ihnen die größte Gefahr ausgeht. Die meisten Menschen sind ziemlich träge, selbst wenn es ihnen schlecht geht. Das halten sie meist so lange aus, bis es ihnen zu schlecht geht um sich zu wehren. Seht Euch nur einmal Nordkorea an. Orwell hat so etwas selbst in seiner Zeit als Kolonialpolizist in Indien erlebt.


    Heute kann Frühsport überwcht werden, wenn man CCTV mit Bewegungsmustererkennung koppelt. Auf diese Art und Weise könnte sogar ein Rechner die Überwachung - und fernmündliche Mahnung übernehmen. Das ist auch ein Verfahren, das an einigen Flughäfen und in anderen sicherheitsrelevanten Bereichen eingesetzt wird. Leute, die etwas extremes anstellen wollen scheinen bestimmte Hinweise darauf in ihrer Körpersprache zu geben und diese werden von dem Rechner dann auf dem Bildschirm hervorgehoben, so dass das Sicherheitspersonal darauf aufmerksam wird. Soll ganz gut funktionieren.


    Jini: "Who watches the watchers" ist eine alte Frage, die weder in der UdSSR, der DDR oder in sonst einer Diktatur wirklich zufriedenstellend geklärt werden konnte. Was vielleicht auch ganz gut ist.

  • Achso, das ist technisch möglich? :shock: Du meinst also auch, wenn Winston in dieser einen Sportszene nur 10cm oder so fehlen, kann das technisch überwacht werden? Das ist ja wirklich erstaunlich.

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    Darren Shan - "Fürst der Schatten"

  • Nun, eigentlich nicht. Man muss nur die Sensorentechnik aus der Fertigungs- und Überwachungsindustrie mit entsprechenden Rechner koppeln und die richtige Software verwenden. Ähnliche Verfahren werden heute im Leistungssportbereich schon bemutzt um die Bewegungsmuster von Sportlern zu überprüfen und ideale Anpassungen der Bewegung zur optimalen Kraftausnutzung zu finden.

  • K.-G. Beck-Ewe: Hm...... :scratch: Also in dem Punkt muß ich Dir Recht geben.......
    Habe ich nicht wirklich dran gedacht.... #-o
    Aber was ist mit der französischen Revolution? :mrgreen: Da waren es doch die Bauern....
    Oder habe ich dort in Geschichte noch immer gepennt.


    Das wäre jedenfalls eine gute Erklärung, warum die Proles nicht überwacht werden..


    zur Technik: Momentan wir auf der Technikmesse in Las Vegas der Babelfish präsentiert. Er soll wirklich funktionieren. Es ist einfach eine Frage der Zeit, bis Wintson es nicht mitkriegen würde, dass er "Bewegungsüberwacht" wird.

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  • Französische Revolution? Wer waren die Anführer? Wer hat die Zeitungen geschrieben? Wer hat die Waffen organisiert und bezahlt? Wer hat die Analphabeten organisiert und in den Kampf geschickt? Leute, die normalerweise in ihrem Leben 30 bis 40 unterschiedliche Menschen sahen, nicht lesen und nicht schreiben konnten und deren Horizont in sichtweite endete? Bestimmt nicht. Anwälte, gescheiterte Medizinstudenten, Lehrer, Philosophen etc..

  • Das stimmt schon.
    Die Anführer und Treiber kamen aus den höheren Schichten.
    Aber den Großteil der Truppe stellte die Unterschicht.
    :flower:
    Nee, ich willl nicht klugscheißer. Sondern eher auf Orwell zurück kommen.


    Winston kann sich im Proles Viertel den Teleschirmen entziehen. Also könnten dort auch die Revolten geplant werden. Natürlich alles unter der Vorsicht, die Orwell beschrieben hat.
    Mitglieder der Partei trefen sich "zufällig" und planen (okay, Unsicherheitsfaktor Gedankenpolizei). Und eben die Proles als "Kämpfer" anhäuern.


    Trotz allem. Ich finde Deine Begrundung Gut! :thumright:

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    mb-db

  • Da ich das Thema "Überwachung durch den Staat" gerade mit einer Freundin diskutiere (es gibt eine interessante Doku aus Amerika namens Look, die uns darauf gebracht hat), habe ich mir überlegt, ob ich dieses Buch kaufen/lesen soll. Da ihr aber alle so komplett unterschiedliche Meinungen habt, bin ich hin- und hergerissen! :|


    Genrell ist zum Plot zu sagen, dass dieses Thema ja schon oft aufgefriffen wurde (in den Fällen, die ich kenne, aber erst nachdem dieses Bcuh erschienen ist) und dass es meist auf dieselbe Struktur bzw. dieselben Charakteristika hinausläuft. Dennoch finde ich solche Bücher interessant und wichtig.



    @K.-G.:
    :mrgreen: Dein Beitrag in Tucholsky-Manier ist echt klasse.


  • K.-G. Beck-Ewe
    ich glaube, FallenAngel meinte deshalb ;)