Rechte Ökologie:Umweltschutz zwischen Emanzipation und Fasch

  • Das Buch „Rechte Ökologie" liefert einen profunden Überblick über die ideologischen Grundlagen von rechtskonservativen und rechtsextremen Lesarten des Umweltschutzgedankens. Im Unterschied zu vielen anderen Beitragen zum Thema vermeidet der Autor, Student der Europäischen Ethnologie und selbst jahrelang in Umweltverbänden tätig, jegliche Polemik und zeichnet ein differenziertes Bild der Problematik, ohne entsprechende Phänomene zu verharmlosen.
    Das Buch gliedert sich in vier Teile. Zunächst räumt der Autor in einer historischen Rückschau mit dem weit verbreiteten Vorurteil auf, bei Ökologie und Umweltschutz handele es sich um genuin linke oder emanzipatorische Themenfelder. Er zeichnet die gesellschaftspolitischen Einflüsse in der wissenschaftlichen Ökologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach, ebenso die ideologische Ausrichtung der Naturschutzverbände sowie der Naturschutzpolitik bis in die 70er Jahre. Dabei wird deutlich, dass sich Öko-Forscher und Naturschützer häufig am jeweiligen ideologischen Mainstream orientiert haben. In der Zeitschrift des Bund Naturschutz, heute der bayerische Landesverband des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), gab etwa ein Funktionär kurz nach Ausbruch des 2. Weltkriegs der Hoffnung Ausdruck „dass durch die Gewinnung des großen Siedlungsraumes im Osten sich der Naturschutz in Zukunft leichter tun wird in seinen Forderungen".
    Nach einer kurzen Einführung in die - politisch selten diskutierten - Spielarten eines intellektuellen Rechtsextremismus, der nichts mit dem verbreiteten Bild von grölenden „Stiefelnazis" zu tun hat, und deshalb häufig unterschätzt wird, stellt der Autor sieben rechtsökologische Ideologiebausteine vor, von einem für alle Argumentationsmuster grundlegenden Biologismus bis hin zur Forderung nach einer Ökodiktatur.
    Im abschließenden, zwei Drittel des Buchumfangs einnehmenden Kapitel werden schließlich sechs Organisationen, Bewegungen und Diskussionszusammenhänge vorgestellt. Diese Falldarstellungen, u.a. über den „Weltbund zum Schutze des Lebens", die „Ökologisch-Demokratische Partei" (ÖDP), die auf Rudolf Steiner zurückgehende anthroposophische Bewegung oder den bereits erwähnten BUND, machen anschaulich, wie rechte Denkmuster in der Umweltbewegung verwendet werden - auch ohne dass dies den handelnden Akteuren in jedem Fall bewusst sein muss.
    Genau darin liegt auch die wesentliche Stärke von „Rechte Ökologie". Es ist ein Buch, dass engagierte Umweltschützer zur inhaltlichen Reflexion und Auseinandersetzung auffordert, statt - wie häufig in der sog. „Ökofaschismus"-Debatte geschehen - jeglichen Diskussionsprozess durch ungerechtfertigte Diffamierungen von vornherein zu verunmöglichen.